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»Die Ankunft des Verdächtigen abzuwarten.«

Scheschi kam allein.

Als er die Tür seiner Wirkstätte offenstehen sah, machte er sofort auf dem Absatz kehrt und versuchte zu fliehen. Er stieß jedoch auf den Nubier, der ihn in die Räumlichkeit zurücktrieb. Der Babuin knabberte währenddessen teilnahmslos Rosinen. Sein Verhalten zeigte an, daß sich kein Verbündeter des Forschers in der Nähe herumtrieb.

»Es mißfällt mir nicht, Euch wiederzusehen«, sagte Paser. »Ihr habt eine gewisse Neigung zum Ortswechsel.«

Scheschis Blick wandte sich der Kiste zu. »Wer hat Euch erlaubt …?«

»Richterliche Durchsuchung.«

Der Mann mit dem kleinen Schnurrbart hatte seine Regungen gut in der Gewalt. Er blieb ruhig, eisig kalt. »Die richterliche Durchsuchung ist eine außergewöhnliche Maßnahme«, bemerkte er gezwungen.

»Wie Eure Tätigkeit.«

»Dies ist nur ein Nebenraum zu meiner amtlichen Wirkstätte.«

»Ihr habt eine Vorliebe für Kasernen.«

»Ich schaffe die Waffen der Zukunft; deshalb auch habe ich die dementsprechenden Genehmigungen der Streitkräfte erhalten. Prüft es nach, und Ihr werdet feststellen, daß diese Räumlichkeiten genau vermerkt sind und meine Versuche gefördert werden.«

»Das bezweifele ich nicht, doch Ihr werdet nicht zum Erfolg gelangen, indem Ihr das Eisen des Himmels verwendet. Dieser Stoff ist dem Tempel vorbehalten, das gleiche gilt für den auf dem Boden dieser Kiste versteckten Dächsel.«

»Der gehört mir nicht.«

»War Euch dessen Vorhandensein nicht bekannt?«

»Man hat ihn hier ohne mein Wissen hinterlegt.«

»Falsch«, griff Sethi ein. »Ihr selbst habt dessen Verlegung angeordnet. In diesem abgelegenen Winkel glaubtet Ihr ihn sicher.«

»Bespitzelt Ihr mich?«

»Woher stammt dieses Eisen?« fragte Paser. »Ich weigere mich, auf Eure Fragen zu antworten.«

»In dem Fall seid Ihr wegen Diebstahls, Hehlerei und Behinderung des ordnungsgemäßen Gangs einer Ermittlung verhaftet.«

»Ich werde alles abstreiten, und Eure Anklage wird verworfen.«

»Entweder Ihr folgt mir, oder ich bitte meinen nubischen Ordnungshüter, Euch die Hände zu binden.«

»Ich werde nicht fliehen.«

Das Verhör zwang den Gerichtsschreiber Iarrot, Mehrarbeit zu leisten, während seine Tochter doch, als beste ihres Tanzunterrichts, eine Vorstellung auf dem großen Platz des Viertels geben sollte. Mißmutig beugte er sich und mußte sich dennoch nicht ans Werk machen, da Scheschi auf keine einzige Frage antwortete und sich hinter beharrlichem Schweigen verschanzte. Geduldig drang Paser weiter in ihn ein. »Wer sind Eure Helfershelfer? Eisen von solcher Güte zu hinterziehen ist nicht das Werk eines einzelnen Menschen.«

Scheschi blickte Paser durch seine halbgeschlossenen Lider an. Er wirkte wie eine der Mauern der Festung des Herrschers.

»Irgend jemand hat Euch dieses kostbare Metall anvertraut. In welcher Absicht? Als Eure Forschungen greifbare Ergebnisse gezeitigt haben, habt Ihr Eure Gefolgsleute fortgeschickt und dabei Qadaschs versuchten Diebstahl zum Vorwand genommen, um sie der Unfähigkeit zu bezichtigen. Somit unterlagen Eure Tätigkeiten niemandes Aufsicht mehr. Habt Ihr dieses Dächselbeil hergestellt, oder habt Ihr es gestohlen?«

Sethi hätte den Stummen mit dem schwarzen Schnurrbart liebend gern geschlagen, doch Paser wäre dazwischengetreten.

»Qadasch und Ihr seid Freunde seit langem, ist es nicht so? Er wußte um das Vorhandensein Eures Schatzes und hat danach getrachtet, ihn zu entwenden. Es sei denn, Ihr hättet allen etwas vorgespielt, um als Opfer dazustehen und jeden hinderlichen Zeugen aus Eurer Wirkstätte zu vertreiben.« Auf einer Matte sitzend, die Beine unter sich angezogen, blieb Scheschi bei seinem Verhalten. Er wußte, daß der Richter nicht das Recht besaß, irgendeine Form von Gewalt anzuwenden. »Trotz Eurer Stummheit, Scheschi, werde ich die Wahrheit aufdecken.«

Der Metallkundler schien nicht im geringsten erschüttert. Paser bat Sethi, ihm die Hände zu fesseln und ihn an einen Ring an der Wand zu binden. »Tut mir leid, Iarrot, doch ich muß Euch auffordern, auf diesen Verdächtigen achtzugeben.«

»Wird es lange dauern?«

»Wir werden vor Einbruch der Nacht zurück sein.«

Der Palast von Memphis war ein Verwaltungssitz, der aus Dutzenden von Ämtern bestand, in denen eine Vielzahl an Schreibern arbeitete. Die Forscher unterstanden dem Aufseher der Königlichen Wirk-Stätten, einem großen und hageren Mann von ungefähr fünfzig Jahren, den des Richters Besuch erstaunte.

»Ich werde vom Offizier der Streitwagentruppe, Sethi, einem Zeugen für meine Beschuldigungen, begleitet.«

»Beschuldigungen?«

»Einer Eurer untergeordneten Beamten, ein gewisser Scheschi, befindet sich in Haft.«

»Scheschi? Unmöglich! Es muß sich um eine Verwechslung handeln.«

»Benutzen Eure Metallforscher himmlisches Eisen?«

»Selbstverständlich nicht. Seine äußerste Seltenheit bestimmt es für den Tempel und einzig zu rituellen Zwecken.«

»Wie erklärt Ihr Euch dann, daß Scheschi eine bedeutende Menge davon besitzt?«

»Das muß ein Irrtum sein.«

»Ist er irgendeiner besonderen Aufgabe zugeteilt?«

»Er steht in unmittelbarer Verbindung mit den Verantwortlichen der Bewaffnung und muß die Güte des Kupfers prüfen. Erlaubt mir, mich für Scheschis Redlichkeit, seine strenge Sorgfalt als Forscher und seine menschlichen Werte zu verbürgen.«

»Wußtet Ihr, daß er in einer geheimen Wirkstätte arbeitet, die in einer Kaserne untergebracht ist?«

»Das beruht auf einem Befehl des Heeres.«

»Von wem unterzeichnet?«

»Von einer Schar höherer Offiziere, die solche besonders befähigten Fachleute mit der Herstellung neuer Waffen beauftragen. Scheschi gehört dazu.«

»Die Verwendung himmlischen Eisens war indes nicht vorgesehen.«

»Dafür muß es eine einfache Erklärung geben.«

»Der Verdächtigte weigert sich zu reden.«

»Scheschi ist niemals gesprächig gewesen; er ist von eher verschlossener Wesensart.«

»Wißt Ihr um seine Herkunft?«

»Er ist in der Memphiter Gegend geboren, soweit ich weiß.«

»Könntet Ihr es überprüfen?«

»Ist das denn so wichtig?«

»Es könnte sein.«

»Dazu muß ich in der Schriftenverwahrung nachsehen.«

Die Suche datierte länger als eine Stunde. »Wie ich gesagt habe: Scheschi stammt aus einem kleinen Dorf nördlich von Memphis.«

»In Anbetracht seiner Stellung habt Ihr Euch dessen doch vergewissert?«

»Die Streitkräfte haben dies übernommen und nichts Ungewöhnliches entdeckt. Der Prüfer hat sein Siegel den Vorschriften entsprechend aufgedrückt, und Scheschi ist ohne jede Einwände in Dienst genommen worden. Ich baue auf Euch, ihn umgehend wieder freizulassen.«

»Die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen häufen sich. Zum Diebstahl kommt noch die Lüge.«

»Richter Paser! Übertreibt Ihr jetzt nicht maßlos? Wenn Ihr Scheschi besser kennen würdet, wüßtet Ihr, daß er nicht fähig ist, eine Unehrenhaftigkeit zu begehen.«

»Wenn er unschuldig ist, wird das Gerichtsverfahren dies beweisen.«

Iarrot saß schluchzend auf der Türschwelle. Der Esel betrachtete ihn ungerührt.

Sethi schüttelte den Gerichtsschreiber, während Paser Scheschis Verschwinden feststellte. »Was ist geschehen?«

»Er ist hergekommen, hat meine Niederschrift der Anzeige verlangt, hat zwei verstümmelte Abschnitte darin gefunden, die sie ungesetzlich machen, hat mich mit Strafmaßnahmen bedroht, hat den Beklagten freigelassen … Da er, was die Form anbelangt, recht hatte, habe ich mich ihm beugen müssen.«