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»Keine. Meine Weggefährten waren von Aschers Schuld überzeugt; dieser Mißerfolg entmutigt sie zutiefst. Selbst die Höhle war verwüstet worden, um jegliche Spur zu verwischen.«

»Wir hatten doch Geheimhaltung gewahrt.«

»Ascher und seine Bundesgenossen hatten ihre Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ich bin so arglos wie du, Paser; wir beide, wir werden sie allein nicht bezwingen.«

»Zum einen ist die Verhandlung noch nicht verloren; und dann verfüge ich über erhebliche Vollmachten.«

Die Sitzung wurde bereits am nächsten Tag wieder aufgenommen.

Paser rief Sethi auf.

»Berichtet bitte von Eurem Erkundungszug zum Ort des Verbrechens.«

»Im Beisein von vereidigten Zeugen habe ich das Verschwinden des Leichnams feststellen müssen. Männer der Schanztruppen haben alles umgewühlt.«

»Hanebüchen«, meinte Ascher. »Der Offizier hat eine Mär erfunden und versucht nun, sie zu stützen.«

»Bleibt Ihr bei Euren Anschuldigungen, Offizier Sethi?«

»Ich habe den Heerführer Ascher wahrhaftig einen Ägypter foltern und ermorden sehen.«

»Wo ist der Körper?« höhnte der Beklagte.

»Ihr habt ihn verschwinden lassen.«

»Ich, Heerführer der Asien-Streitmacht, ich soll wie der gemeinste aller Missetäter handeln? Wer wird das glauben? Es gibt noch eine andere Deutung der Begebenheiten: Könntet Ihr Euch nicht Eures Streitwagenführers entledigt haben, weil Ihr der Spießgeselle der Beduinen gewesen wärt? Und wenn Ihr der Verbrecher wäret, der nun Sorge trüge, andere zu belasten, um sich selbst reinzuwaschen? In Ermanglung von Beweisen wendet sich die Machenschaft nun gegen ihren Urheber. Deshalb verlange ich, daß Ihr bestraft werdet.« Sethi ballte die Fäuste.

»Ihr seid schuldig, und Ihr wißt das. Wie könnt Ihr es wagen, den Besten unserer Truppen eine Ausbildung zu erteilen, wo Ihr doch einen Eurer Männer abgeschlachtet habt und Eure eigenen Krieger in Hinterhalte fallen ließet?«

Ascher erwiderte mit gedämpfter Stimme. »Die Geschworenen werden diese zunehmend wahnwitzigeren Hirngespinste einzuschätzen wissen; bald wird man mich als Ausrotter der ägyptischen Streitkräfte bezichtigen!«

Des Heerführers spöttisches Lächeln brachte die Versammlung auf seine Seite.

»Sethi äußert sich unter Eid«, erinnerte Paser, »und Ihr habt seine Fähigkeiten als Soldat anerkannt.«

»Sein Heldentum hat ihm den Kopf verdreht.«

»Das Verschwinden des Leichnams hebt die Aussage des Offiziers nicht auf.«

»Ihr werdet eingestehen, Richter Paser, daß es deren Tragweite erheblich abschwächt! Auch ich sage hier unter Eid aus. Sollte mein Wort denn nicht soviel wie das von Sethi wiegen? Wenn er tatsächlich einem Mord beigewohnt hat, täuscht er sich in der Person des Mörders. Wenn er einwilligt, sich auf der Stelle und in aller Öffentlichkeit bei mir zu entschuldigen, bin ich geneigt, seinen vorübergehenden Wahn zu vergessen.«

Der Richter wandte sich an den Kläger. »Offizier Sethi, leistet Ihr diesem Angebot Folge?«

»Als ich mich aus dem Wespennest rettete, in dem ich fast gestorben wäre, habe ich mir geschworen, den verächtlichsten aller Männer bestrafen zu lassen. Ascher ist gewandt, er nährt den Zweifel und den Verdacht. Nun schlägt er mir vor, mich selbst zu verleugnen! Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich die Wahrheit verkünden.«

»Der blinden Unbeugsamkeit eines Soldaten gegenüber, der den Verstand verloren hat, bekräftige ich, Heerführer und Bannerträger zur Rechten des Königs, meine Unschuld.«

Sethi verspürte durchaus Lust, sich auf den Krieger zu stürzen und die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln. Ein nachdrücklicher Blick von Paser hielt ihn davon ab.

»Wünscht eine der hier anwesenden Personen etwas zu sagen?«

Die Versammlung blieb stumm. »Wenn dem nicht so ist, entlasse ich die Geschworenen zur Beratung.«

Die Geschworenen tagten in einem Saal des Palastes, der Richter führte den Vorsitz über die Aussprache; in dem einen oder anderen Sinne einzugreifen, hatte er nicht das Recht. Seine Aufgabe bestand darin, das Wort zu erteilen, Streitigkeiten zu vermeiden und die Würde des Gerichts zu bewahren. Monthmose sprach sich als erster aus, mit Unvoreingenommenheit und Maß. Einige Verdeutlichungen wurden seiner Rede hinzugefügt, deren Schlußfolgerungen dann ohne große Änderungen angenommen wurden. Weniger als zwei Stunden später verlas Paser den Spruch, den Iarrot aufzeichnete. »Der Zahnheilkundige Qadasch ist der Falschaussage für schuldig befunden worden. In Anbetracht der geringen Schwere der vorgebrachten Lüge, seiner glänzenden Vergangenheit als Praktiker und seines Alters wird Qadasch dazu verurteilt, dem Tempel einen Mastochsen und der Kaserne der Altgedienten, die er mit seiner unangebrachten Anwesenheit in Unruhe versetzt hat, einhundert Sack Korn zu entrichten.«

Qadasch schlug sich erleichtert auf die Knie. »Wünscht der Zahnheilkundige Qadasch Berufung einzulegen, und weist er dieses Urteil zurück?« Der Angesprochene erhob sich. »Ich nehme es an, Richter Paser.«

»Gegen den Metallkundigen ist kein Anklagepunkt aufrechterhalten worden.«

Der Mann mit dem kleinen, schwarzen Schnurrbart zeigte nicht die geringste Regung. Sein Gesicht schmückte sich nicht einmal mit einem Lächeln. »Der Heerführer Ascher ist zweier amtlicher Verfehlungen für schuldig befunden worden, die ohne Folgen für die geordnete Tätigkeit der Asien-Streitmacht blieben. Zudem sind die geltend gemachten Entschuldigungsgründe als triftig angesehen worden. Eine einfache Verwarnung wird daher gegen ihn ausgesprochen, auf daß sich derartige Unzulänglichkeiten nicht wiederholen mögen. Die Geschworenen haben befunden, daß der Mord nicht in ausdrücklicher und entscheidender Weise bewiesen werden konnte. An diesem Tage also wird der Heerführer nicht als Verräter und Missetäter angesehen, wenngleich die Aussage des Offiziers Sethi nicht einfach als verleumderisch bezeichnet werden kann. Da die Geschworenen wegen der Unklarheiten, die mehrere wesentliche Sachverhalte umgeben, sich nicht entschieden haben aussprechen können, ersucht das Gericht um eine Verlängerung der Untersuchung, damit die Wahrheit schnellstmöglich gefunden werde.«

39. Kapitel

Der Älteste der Vorhalle goß ein Beet Schwertlilien, die zwischen den Hibisken wuchsen. Seit fünf Jahren war er Witwer und lebte allein in dem Herrenhaus im Südviertel.

»Seid Ihr stolz auf Euch, Richter Paser? Ihr habt das Ansehen eines von allen geschätzten Heerführers beschmutzt, Verwirrung in den Gemütern gestiftet, ohne auch nur den Sieg Eures Freundes Sethi zu erwirken.«

»Dieser war nicht mein Ziel.«

»Wonach trachtetet Ihr?«

»Nach der Wahrheit.«

»Ach, die Wahrheit! Wißt Ihr denn nicht, daß sie flüchtiger als ein Aal ist?«

»Habe ich denn nicht die Umstände einer Verschwörung wider das Reich ans Licht gebracht?«

»Hört auf, Albernheiten daherzureden. Helft mir lieber, mich wieder zu erheben, und gießt behutsam etwas Wasser an die Füßchen der Narzissen. Das wird Euch eine Abwechslung zu Eurer gewohnten Forschheit sein.«

Paser gehorchte.

»Habt Ihr unseren Helden besänftigt?« Sethis Zorn wollte nicht verrauchen. »Was hat er denn gehofft? Heerführer Ascher mit einem kopflosen Streich zu Fall zu bringen?«

»Ihr glaubt wie ich, daß dieser schuldig ist.«