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– Zu Diensten, antwortete die Eiligste der beiden.

– Ich bin der Haushofmeister der Mistreß Migglesy Bullen, und Mistreß Migglesy Bullen würde sich glücklich schätzen, wenn Miß Lissy Wag und Miß Jovita Foley das Anerbieten annähmen, sich des Zuges meiner Herrin bis Indianopolis zu bedienen…

– Komm, komm!« sagte Jovita Foley, ohne Lissy Wag Zeit zum Ueberlegen zu lassen.

Der Haushofmeister führte sie nach einem Nebenstrange, auf dem ein Zug wartete, der aus einer glitzernden und glänzenden Locomotive, einem Salon-, einem Speise-, einem Schlaf-, und am Schlusse – wie auch am Anfange – aus einem Gepäck-und Küchenwagen bestand, und der innerlich und äußerlich – ein wahrer Königs-, Kaiser-oder Präsidentenzug – mit allem nur denkbaren Luxus ausgestattet war.

In dieser Weise reiste Mistreß Migglesy Bullen, eine der steinreichen Amerikanerinnen der Union. Rivalin eines Whitman, Stevens, Gerry, Bradley, Sloane, eines Belmont u. a. m., die nur in ihren eigenen Yachten dahindampfen, nur in ihren eigenen Bahnzügen fahren, in Erwartung, daß sie dereinst auch nur noch ihre eigenen Eisenbahnen benutzen, war Mistreß Migglesy Bullen eine liebenswürdige Witwe von fünfzig Jahren und Besitzerin unerschöpflicher Petroleumquellen, d. h. so viel wie überquellender Dollarschächte.

Lissy Wag und Jovita Foley kamen an einem zahlreichen, auf dem Perron aufgestellten Dienstpersonal vorüber und wurden von zwei Gesellschaftsdamen empfangen, die sie nach dem Salonwagen führten, worin sich die Milliardärin aufhielt.

»Meine Damen, begann diese sehr freundlichen Tones, ich danke Ihnen verbindlichst, mein Angebot angenommen zu haben und mich auf dieser Reise begleiten zu wollen. Sie werden das wenigstens unter etwas angenehmeren Verhältnissen thun, als mit dem öffentlichen Zuge, und ich fühle mich glücklich, Ihnen das Interesse bezeugen zu können, das ich der fünften Partnerin entgegenbringe, obgleich ich in keiner Weise an der Partie betheiligt bin…

– Wir fühlen uns unendlich geschmeichelt… durch die Ehre, die Mistreß Migglesy Bullen uns anthut, antwortete Javita Foley.

– Und sprechen ihr dafür den innigsten Dank aus, setzte Lissy Wag hinzu.

– O, keine Ursache, erwiderte die vortreffliche Dame, ich hoffe nur, Miß Wag, daß meine Gesellschaft Ihnen Glück bringen werde.«

Die Fahrt verlief in angenehmster Weise, denn trotz ihrer Millionen war Mistreß Migglesy Bullen die beste der Frauen, und so flogen die Stunden nur zu schnell dahin, wo sich die zufälligen Reisegefährten im Salon, im Speisewagen aufhielten oder den ganzen, mit beispiellosem Luxus ausgestatteten und geschmackvoll verzierten Zug auf-und abwandelten.

»Und wenn man sich dann vorstellt, äußerte Jovita Foley gegen Lissy Wag, als beide einen Augenblick allein waren, daß wir bald auch in gleicher Weise fahren können… im eigenen Salonwagen…

– Sei doch vernünftig, Jovita!

– Du wirst es ja sehen!«

Auch die an der Partie völlig unbetheiligte Mistreß Migglesy Bullen glaubte fest daran, daß Lissy Wag das Ziel als erste unter den »Sieben« erreichen werde.

Gegen Abend hielt der Zug in Indianopolis, und da er nach Chicago weitergehen sollte, mußten die beiden Freundinnen nun aussteigen. Als Andenken an die Fahrt bat Mistreß Migglesy Bullen sie noch, einen hübschen Ring, ein von Diamanten umkränztes Nichts anzunehmen, und nachdem sie dafür herzlich gedankt hatten, verabschiedeten sie sich von der Dame, die ihnen eine so fürstliche Gastfreundschaft erwiesen hatte.

Darauf begaben sie sich im strengsten Incognito nach dem ihnen empfohlenen Sherman Hotel. Das verhinderte aber nicht, daß die Zeitungen bereits am nächsten Tage ihre Anwesenheit in dem genannten Hôtel meldeten.

Indianopolis liegt, wie in der Union die meisten Städte, die Sitze der Regierung sind, ziemlich in der Mitte des Staatsgebietes, von dem dann Bahnlinien nach allen Seiten ausstrahlen. Betrachtet man die Karte von Indiana, so glaubt man ein Spinnennetz vor sich zu sehen, dessen Fäden, in Gestalt von Schienenwegen, zwischen den geodätischen Linien ausgespannt sind, die an drei Seiten. mit Ohio im Osten, Illinois im Westen und Kentucky im Süden – abgesehen von der Spitze des Michigansees im Norden – seine Grenzen bilden.

Wenn der Staat früher seinen Namen »Indianerland« rechtfertigte, ist er doch heute durchweg amerikanisch, obwohl seine ersten Ansiedler ausgewanderte Franzosen gewesen waren.

Malerische Landschaften hätte Max Real hier freilich nicht gefunden. Das meist flache Land zeigt nur vereinzelte Bodenwellen. Sehr geeignet zur Anlage von Eisenbahnen, hat sich durch diese ein recht lebhafter Handelsverkehr entwickelt. Der tiefgründige Boden liefert viele Erzeugnisse des Ackerbaues, ist aber auch reich an Steinkohlenlagern, Petroleum-und Naturgasquellen.

Der Oberfläche nach nimmt Indiana mit seinen zwei Millionen Einwohnern unter den. Unionsstaaten nur die siebenunddreißigste Stelle ein; neben Indianopolis hat es aber mehrere bedeutende, verkehrsreiche und blühende Städte, wie Jeffersonville und New Albany, die allerdings das zu Kentucky gehörige Louisville am linken Ohiouser als seine Vororte in Anspruch nimmt; ferner Evansville, die zweitgrößte des Staates, am Eingange zu dem herrlichen Green Riverthale, die mit dem Eriesee durch einen fünfhundert Meilen (800 Kilometer) langen Canal verbunden ist; weiter noch Fort Wayne an der Bahn von Pittsburg nach Chicago, Terre-Haute, den Hauptpunkt des Getreidehandels, und Vincennes, eine Zeit lang die officielle Hauptstadt von Indiana.

Immerhin verdient Indianopolis, als eine der Großstädte der amerikanischen Republik, die Beachtung der Touristen, wenn man auch besondere Merkwürdigkeiten und malerische Schönheit hier vergeblich suchen dürfte. Die beiden Freundinnen kannten die Stadt übrigens schon von der Zeit her, wo sie sich nach Kentucky begaben..

In der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit von vierzehn Tagen konnten sie wohl bequem die wichtigsten Gegenden der Umgebung besuchen und auch einen Ausflug nach den Grotten von Wandyott, zwischen Evansville und New Albany, machen, die sich sogar neben den Mammoth Caves noch sehen lassen können. Jovita Foley zog es aber vor, sich die unvergeßliche Erinnerung an die Wunder von Kentucky nicht zu verwischen. Dort hatte sie ja den Grad eines Oberstlieutenants der Miliz von Illinois erhalten. Zuweilen, doch immer mit heimlichem Lachen, dachte sie daran und an die beiden Freundinnen obliegende Verpflichtung, nach der Rückkehr nach Chicago sich nach Soldatenart beim Gouverneur des Staates zu melden.

Ihre Gefährtin schien jetzt, wenn auch nicht gerade traurig, doch oft recht nachdenklich zu sein.

»Lissy, sagte sie da, ich begreife Dich nicht oder ich begreife Dich vielmehr recht wohl… Es ist ein braver junger Mann… einnehmenden Wesens… liebenswürdig… mit allen guten Eigenschaften und vor allem mit der, daß er Dir wohlgefällt. Was hilfts aber?… Er ist ja doch nicht hier, sondern wird jetzt in Philadelphia die Stelle des unglücklichen Crabbe einnehmen, der nicht wie die Krabbe, die Krustacee dieses Namens, seitwärts gehen kann; da heißt es doch, Vernunft annehmen, meine Liebe, und wenn Du Max Real das Beste wünschest, solltest Du doch auch uns selbst nicht ganz vergessen…

– Du übertreibst, Jovita…

– Ich bitte Dich, Lissy, sei doch offen… gestehe, daß Du ihn liebst!…«

Das junge Mädchen erwiderte gar nichts… und das war ja auch eine Antwort.

Am 22. verkündeten die Zeitungen den neuen Wurf für den Commodore Urrican.

Der Leser wird sich erinnern, daß die orangefarbene Flagge nach Besetzung des Death Valley die Partie von vorn anfangen mußte, und ein glücklicher Wurf deren Träger nach dem sechsundzwanzigsten Felde, dem Staate Wisconsin, gewiesen hatte. Das lieferte den Beweis, daß – wie die Tage – die Würfe einander zwar folgen, doch nicht einander gleichen. Nachher hatte Meister Tornbrock offenbar eine unglückliche Hand gehabt, denn der Wurf von fünf, durch eins und vier Augen, brachte Hodge Urrican nach dem einunddreißigsten Felde, dem Staate Nevada. Hierher hatte William I. Hypperbone aber den Schacht verlegt, worin der unglückliche Commodore nun wieder ausharren mußte, bis ein anderer Partner ihn daraus befreite.