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Jevy stellte den Motor ab und steuerte das Boot mit einem Paddel. Die Strömung war langsam, das Wasser glatt. Vorsichtig klappte Nate die Parabolantenne des Satellitentelefons aus und stellte sie auf eine Bank. Der Himmel war klar, das Signal stark, und binnen zwei Minuten eilte Joshs Sekretärin auf der Suche nach ihrem Chef durch das Haus.

»Sag mir, dass sie das verdammte Stiftungsdokument unterschrieben hat, Nate«, waren Joshs ersten Worte. Er schrie sie ins Telefon.

»Du brauchst nicht zu schreien, Josh. Ich kann dich gut hören.«

»Tut mir leid. Sag mir, dass sie es unterschrieben hat.«

» Sie hat ein Stiftungsdokument unterschrieben, aber nicht unseres. Sie ist tot, Josh.«

»Nein!«

»Doch. Sie ist vor einigen Wochen an Malaria gestorben und hat ein eigenhändiges Testament hinterlassen, genau wie ihr Vater.«

»Hast du das?«

»Ja. Es ist in Sicherheit. Das ganze Vermögen fließt in eine Stiftung. Ich bin Treuhänder und Testamentsvollstrecker.«

»Ist das Testament gültig?«

»Ich glaube schon. Sie hat es handschriftlich abgefasst, unterschrieben und datiert. Ein Anwalt in Corumba und seine Sekretärin haben als Zeugen unterschrieben.«

»Sieht ganz so aus, als ob es gültig wäre.«

»Und was passiert jetzt?« fragte Nate. Er sah Josh vor sich, wie er am Schreibtisch stand, die Augen konzentriert geschlossen hatte, mit einer Hand den Telefonhörer hielt und sich mit der anderen Hand über das Haar strich. Er konnte ihn beinahe über das Telefon Pläne schmieden hören.

»Nichts passiert. Troys Testament ist gültig. Es wird Punkt für Punkt ausgeführt, was er festgesetzt hat.«

»Aber sie ist tot.«

»Sein Nachlass wird dem ihren zugeschlagen. So was kommt jeden Tag vor, wenn bei einem Autounfall ein Ehepartner heute und der andere einen Tag später stirbt.«

»Und die anderen Erben?«

»Der Vergleich ist bindend. Sie bekommen ihr Geld, besser gesagt, was davon übrigbleibt, nachdem sich die Anwälte ihr Stück vom Kuchen abgeschnitten haben. Sie sind die glücklichsten Menschen auf der Erde - vielleicht mit Ausnahme ihrer Anwälte. Anzufechten gibt es nichts: Beide Testamente sind gültig. Sieht ganz so aus, als hättest du jetzt einen neuen Beruf, Treuhänder.«

»Ich habe einen großen Ermessensspielraum.«

»Und eine ganze Menge mehr. Lies es mir vor.«

Tief in seiner Aktentasche fand Nate, was er suchte, und las« Josh ganz langsam vor, Wort für Wort.

»Mach schnell, dass du nach Hause kommst«, sagte Josh.

Auch Jevy bekam jedes Wort mit, obwohl er so tat, als betrachte er aufmerksam den Xeco. Als Nate das Gespräch beendete und das Telefon wieder verstaute, fragte er: » Gehört das Geld Ihnen?«

»Nein. Es fließt in eine Stiftung.«

»Was ist das?«

»Stellen Sie sich das wie ein Bankkonto mit einem hohen Haben-Saldo vor, das vor jedem Zugriff von dritter Seite sicher ist und Zinsen abwirft. Der Treuhänder entscheidet, was mit diesen Zinsen geschieht.«

Jevy war nach wie vor nicht überzeugt. Er hatte viele Fragen, und Nate spürte seine Zweifel. Es war nicht der richtige Augenblick für einen Einführungskurs in die Vorschriften des anglo-amerikanischen Rechts über Testamente, Nachlässe und Stiftungen.

»Fahren wir«, sagte Nate.

Erneut wurde der Motor angeworfen, und das Boot flog über das Wasser, umrundete Biegungen und ließ eine schäumende Heckwelle hinter sich.

Am späten Nachmittag erreichten sie die chalana. Welly angelte. Die Hubschrauberpiloten spielten auf dem Achterdeck Karten. Nate rief Josh noch einmal an und bat ihn, das Düsenflugzeug von Corumba zurückzubeordern. Er würde es nicht brauchen, da er sich mit der Rückkehr Zeit lassen wollte.

Josh machte Einwände, konnte aber weiter nichts sagen. Die verworrene Angelegenheit des Phelan-Nachlasses war geregelt. Es gab keinen Grund zur Eile.

Nate sagte den Piloten, dass sie zurückfliegen könnten, und bat sie, sich in Corumba mit Valdir in Verbindung zu setzen.

Die Besatzung der chalana sah zu, wie der Hubschrauber insektengleich verschwand, dann warf sie die Leinen los. Jevy stand am Steuerruder, Welly saß ganz vorn am Bug und ließ seine Fußspitzen wenige Zentimeter über dem Wasser baumeln. Nate legte sich in eine Koje und versuchte ein wenig zu dösen. Aber das gleichmäßige Stampfen des Diesels gleich hinter der Wand der Kajüte hinderte ihn, einzuschlafen.

Das Boot war nur ein Drittel so groß wie die Santa Loura, und sogar die Kojen waren kürzer. Nate rollte sich auf die Seite und sah zu, wie die Flussufer vorüberzogen.

Irgendwie hatte sie gemerkt, dass er kein Trinker mehr war, dass er von seiner Sucht geheilt war und die Dämonen, die sein Leben beherrscht hatten, auf alle Zeiten eingesperrt hinter Schloß und Riegel saßen. Sie hatte etwas Gutes in ihm erkannt, hatte irgendwie gewusst, dass er auf der Suche war. Sie hatte seine Berufung für ihn gefunden. Gott hatte sie ihr gezeigt.

Jevy weckte ihn nach Einbruch der Dunkelheit. »Wir haben Vollmond«, sagte er. Sie setzten sich an den Bug. Welly, der dicht hinter ihnen am Steuerruder stand, folgte dem Licht des Mondes, während sich der Xeco dem Paraguay entgegenschlängelte.

»Es ist ein langsames Boot«, sagte Jevy. »Damit brauchen wir zwei Tage bis Corumba.«

Nate lächelte. Von ihm aus konnte es einen Monat dauern.

ANMERKUNGEN DES AUTORS

Das in den brasilianischen Staaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul gelegene Schwemmlandgebiet, das den Namen Pantanal trägt, ist von großer natürlicher Schönheit und fasziniert den Besucher. Ich hoffe, dass ich es nicht als einen großen Sumpf voller Gefahren beschrieben habe, denn das ist es nicht. Es ist im Gegenteil ein ökologisches Wunder, das viele Touristen anlockt, von denen die meisten lebend nach Hause kommen. Ich war selbst zweimal dort und freue mich auf meinen nächsten Besuch.

Mein Freund Carl King, Baptistenmissionar in Campo Grande, hat mich tief ins Pantanal mitgenommen. Ich bin nicht sicher, wie viele seiner Angaben stimmen, aber wir haben vier herrliche Tage damit verbracht, Kaimane zu zählen, freilebende Tiere zu fotografieren, Ausschau nach Anakondas zu halten, schwarze Bohnen mit Reis zu essen, uns Geschichten zu erzählen, und all das von einem Boot aus, das irgendwie immer kleiner zu werden schien. Ich danke Carl sehr herzlich für das Abenteuer.

Mein Dank gilt auch Rick Carter, Gene McDade, Penny Pyn-kala, Jonathan Hamilton, Fernande Catta-Preta,

Bruce Sanford, Marc Smirnoff und Estelle Laurence. Außerdem danke ich, wie jedes Mal, David Gernert dafür, dass er das Manuskript gründlich durchgearbeitet und das Buch damit besser gemacht hat.