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Um seine Verteidigung und seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren, hatte Rex im Gebiet von Fort Lauderdale eine ganze Reihe Oben-ohne-Lokale und Striptease-Clubs aus dem Nachlass eines Mannes erworben, der bei einem Schusswechsel getötet worden war. Das Geschäft mit der nackten Haut war einträglich, denn Gäste kamen in großer Zahl. Da die Entnahme größerer Barbeträge keine Schwierigkeiten bereitete, konnte er aus jedem seiner sechs Etablissements Monat für Monat etwa viertausend Dollar in die eigene Tasche stecken, ohne den Bogen zu überspannen, insgesamt rund vierundzwanzigtausend Dollar, steuerfrei.

Die Lokale waren auf den Namen seiner Frau Amber Rockwell eingetragen, eine ehemalige Stripperin, die er eines Nachts an einer Bartheke kennengelernt hatte. Es verursachte ihm keine geringe Besorgnis, dass sein ganzer Besitz auf ihren Namen lief. Kaum jemand kannte Ambers Vergangenheit, und so spielte sie züchtig bekleidet, ohne Make-up und die schrägen Schuhe in den Kreisen, in denen die beiden in Washington verkehrten, glaubwürdig die Rolle der achtbaren Frau. Doch im tiefsten Inneren war sie eine Hure, und die Tatsache, dass sie alles besaß, brachte den armen Rex manche Nacht um den Schlaf.

Als sein Vater starb, stand Rex bei allen möglichen Geschäftspartnern sowie Leuten, die Einlagen in seiner Bank

besessen hatten, mit über sieben Millionen Dollar in der Kreide, und der Betrag wurde ständig höher. Teils besaßen diese Gläubiger Pfandrechte, teils hatten sie vollstreckbare Titel gegen ihn erwirkt. Doch gab es nichts zu pfänden und zu vollstrecken, da er über keinerlei verwertbares Vermögen verfügte. Nicht einmal sein Auto gehörte ihm. Er und Amber lebten in einer Mietwohnung, die Corvettes, die sie fuhren, waren geleast, und alle Papiere waren auf Ambers Namen ausgestellt. Die Clubs und Lokale gehörten einem in einer Steueroase ansässigen Unternehmen, bei dem sie die Fäden in der Hand hielt. Ihm war nicht die geringste Beziehung zu ihnen nachzuweisen. Bisher war Rex durch alle Maschen gerutscht.

Die Ehe war so fest gegründet, wie man es von zwei Menschen mit einem so unsicheren Hintergrund erwarten konnte; sie feierten wilde Feste, und ihr halbseidener Bekanntenkreis bestand aus der Art Menschen, die sich vom Namen Phelan angezogen fühlten. Trotz aller finanziellen Misslichkeiten genossen sie das Leben, aber Rex machte sich große Sorgen wegen Amber und des auf ihren Namen eingetragenen Vermögens. Ein hässlicher Streit, und sie konnte verschwinden.

Diese Sorgen hörten mit Troys Tod auf. Die Gewichte auf der Wippe hatten sich verschoben. Mit einem Mal saß Rex oben, und sein Nachname war plötzlich ein Vermögen wert. Er würde die Lokale und die Clubs abstoßen, alle Schulden auf einen Schlag begleichen und sich dann mit seinem Geld amüsieren. Eine falsche Bewegung Ambers, und sie konnte wieder auf Tischen tanzen und sich Dollarscheine in ihren String-Tanga stecken lassen. Rex verbrachte den Tag mit seinem Anwalt Hark Gettys. Er brauchte das Geld dringend und so bald wie möglich und bedrängte daher Gettys, Josh Stafford anzurufen und dafür zu sorgen, dass er einen Blick in das Testament werfen konnte. Rex hatte genaue Vorstellungen davon, was mit dem Geld geschehen sollte. Es waren gewaltige und ehrgeizige Pläne, und Hark sollte ihn bei jedem Schritt auf diesem Weg begleiten. Sein Ziel war die Herrschaft über die Phelan-Gruppe. Bestimmt würde sein Anteil am Aktienkapital, ganz gleich, wie der außehen mochte, zusammen mit dem TJs und dem der beiden Schwestern sie zu Mehrheitsaktionären machen. Aber da waren noch Fragen zu klären: Würde man ihnen die Aktien aushändigen, war das Vermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt oder auf irgendeine vertrackte Weise festgelegt? Darüber würde sich Troy in seinem Grabe bestimmt ins Fäustchen lachen.

»Wir müssen das verdammte Testament sehen!« schrie er Hark den ganzen Tag immer wieder an. Hark beruhigte ihn mit einem sich lang hinziehenden Mittagessen und gutem Wein, dann gingen sie am frühen Nachmittag zu Scotch über. Amber kam vorbei, war aber nicht verärgert, weil beide betrunken waren. Jetzt konnte Rex sie nicht mehr ärgern. Sie liebte ihn mehr denn je.

SECHS

Der Ausflug in den Westen sollte Stafford eine willkommene Atempause in dem Chaos verschaffen, das Mr. Phelan durch seinen Sprung hervorgerufen hatte. Die Ranch befand sich in der Nähe von Jackson Hole in den Tetons, wo der Schnee bereits dreißig Zentimeter hoch lag und man mit noch mehr rechnete. Was sagten die Benimmregeln über das Verstreuen von sterblichen Überresten auf verschneitem Land? Sollte man warten, bis Tauwetter einsetzte, oder sie trotzdem verstreuen? Josh war es egal. Ihn würde keine Naturkatastrophe daran hindern, Phelans Auftrag auszuführen.

Die Anwälte der Phelan-Erben saßen ihm im Nacken. Seine Hark Gettys gegenüber gemachten zurückhaltenden Äußerungen zur Testierfähigkeit des Alten hatten Schockwellen durch die Familien gesandt, und die Erben reagierten mit voraußagbarer Hysterie und Drohungen. Der Ausflug würde nur einen kurzen Aufschub bedeuten. Er und Durban konnten die ersten Ergebnisse ihrer Nachforschungen sichten und ihre Pläne dementsprechend abstimmen.

Sie flogen in Mr. Phelans Gulfstream IV vom National Airport ab. Erst einmal zuvor hatte Josh das Privileg genossen, mit dieser Maschine zu fliegen, die fünfunddreißig Millionen gekostet hatte. Es war die neueste in Mr. Phelans Privatflotte und sein Lieblingsspielzeug gewesen. Im Sommer des Vorjahres waren sie damit nach Nizza geflogen, wo der Alte nackt am Strand herumspaziert war und junge Französinnen angestarrt hatte. Josh und seine Frau waren lieber nicht seinem Beispiel gefolgt und hatten sich mit den übrigen Amerikanern am Schwimmbad in die Sonne gelegt.

Eine Stewardeß brachte ihnen Frühstück und verschwand in der Bordküche im Heck, als sie ihre Papiere auf einem runden Tisch ausbreiteten. Der Flug würde vier Stunden dauern.

Die von den drei Psychiatern Dr. Flowe, Dr. Zadel und Dr. Theishen unterzeichneten eidesstattlichen Erklärungen waren langatmig und wortreich, voller persönlicher Meinungen und Wiederholungen, die sich über ganze Absätze erstreckten und nicht den Funken eines Zweifels daran ließen, dass Troy nicht nur im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war, sondern geradezu in Hochform. Es hieß darin, er habe genau gewusst, was er in den Augenblicken vor seinem Tod tat.

Stafford und Durban lasen die Erklärungen und waren amüsiert. Sobald das neue Testament eröffnet wurde, würde man diese drei Fachleute natürlich an die frische Luft setzen und ein halbes Dutzend andere herbeischaffen, die allerlei finstere und gräßliche Mutmaßungen über den wirren Geisteszustand des armen Troy vorbringen würden.

Dann wandten sie sich Rachel Lane zu. Viel hatte man über die reichste Missionarin der Welt nicht in Erfahrung zu bringen vermocht. Die von der Kanzlei angestellten Detektive suchten fieberhaft nach ihr.

Den im Internet gefundenen Angaben zufolge befand sich die Zentrale der Organisation World Tribes Missions in Houston, Texas. Sie war 1920 gegründet worden und beschäftigte auf der ganzen Welt viertausend Missionare, die ausschließlich bei Eingeborenenstämmen tätig waren. Ihr einziges Ziel war es, jedem noch so fern von der Zivilisation lebenden Stamm auf der Welt die Frohe Botschaft zu verkünden. Es war offensichtlich, dass Rachel ihre religiösen Vorstellungen nicht von ihrem Vater geerbt hatte.

Gegenwärtig kümmerten sich Missionare von World Tribes um nicht weniger als achtundzwanzig Indianerstämme in Brasilien, mindestens zehn in Bolivien und weitere dreihundert Eingeborenenvölker auf der übrigen Welt. Da diese Stämme von der modernen Zivilisation abgeschnitten waren, wurden die Missionare gründlich in Überlebenstechniken, Sprachen und Medizin ausgebildet.