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Seine Worte trafen die um den Konferenztisch Versammelten wie eine kleine Bombe. Yancy strich sich den schütteren Bart und überlegte, mit Hilfe welcher Druckmittel es dem Kollegen gelungen sein mochte, die Frau aus Grits Fängen zu lösen. Er selbst fühlte sich recht sicher. Zwar hatte Rambles Mutter alles getan, was sie konnte, um ihren Sohn zu veranlassen, dass er seinen Anwalt wechselte, aber der Junge konnte seine Mutter nicht außtehen.

Auch Ms. Eanghorne war überrascht, zumal da Hark gerade erst Troy Junior als Mandanten gewonnen hatte.

Ihre Mandantin, Geena Phelan Strong, verabscheute ihre älteren Halbgeschwister und würde sich bestimmt nicht vom selben Anwalt vertreten lassen. Trotzdem war eine Krisensitzung mit Geena und Cody erforderlich. Sie würde die beiden gleich nach Ende der Besprechung zum Mittagessen ins Promenade in der Nähe des Capitols einladen. Mit etwas Glück konnten sie einen flüchtigen Blick auf einen der mächtigen Männer erhaschen, die den Lauf der Räder der politischen Maschinerie aus der zweiten Reihe heraus bestimmen.

Wally Brights Nacken verfärbte sich bei Harks Mitteilung rot. Offensichtlich betrieb der Kollege Mandantenraub. Als einziges der Kinder aus Troys erster Ehe befand sich Libbigail noch außerhalb seines Einflussbereichs, und Wally Bright war entschlossen, Hark umzubringen, falls er versuchen sollte, sie ihm abspenstig zu machen. »Hände weg von meiner Mandantin, verstanden?« sagte er laut und verbittert, und alle Anwesenden erstarrten. »Immer mit der Ruhe.«

»Das könnte Ihnen so passen! Wie soll man ruhig bleiben, wenn Sie Ihren Kollegen die Mandanten abjagen?« »Ich habe Mrs. Jackman niemandem abgejagt. Sie hat mich angerufen, nicht ich sie.«

»Wir wissen, welches Spiel Sie spielen, Hark. Wir sind nicht dumm.« Während Wally das sagte, sah er seine Kollegen an. Bestimmt hielt sich keiner von ihnen für dumm, aber sie waren sich nicht so sicher, was Wally betraf. Doch eines war klar: Niemand konnte dem anderen trauen. Wo so viel Geld auf dem Spiel stand, musste man mit allem rechnen, auch damit, dass einem ein Kollege das Messer an den Hals setzte.

Dann wurde Snead hereingeführt, und die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf einen anderen Gegenstand.

Hark stellte ihn den Versammelten vor. Der arme Snead, der am Ende des Tisches vor zwei Videokameras Platz nahm, sah aus, als stünde er einem Erschießungskommando gegenüber. »Kein Grund zur Sorge«, versuchte Hark ihn zu beruhigen. »Das ist nur eine Probe.« Die Anwälte zogen Schreibblocks mit vorbereiteten Fragen hervor

und schoben sich näher an Snead heran.

Hark trat hinter den Mann, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte: »Sehen Sie, Mr. Snead, wenn Sie Ihre Außage machen, haben die Anwälte der Gegenseite das Recht, Sie als erste zu befragen. Tun Sie also während der nächsten Stunde mal so, als wären wir der Feind. Einverstanden?«

Zwar war deutlich zu sehen, dass Snead damit nicht einverstanden war, aber er hatte das Geld genommen und musste mitspielen.

Hark nahm seine Notizen zur Hand und machte sich daran, Fragen zu stellen. Es ging um einfache Dinge wie sein Geburtsdatum, seine Familienverhältnisse, seine Schulausbildung und dergleichen, und Snead kam gut damit zurecht. Dann ging es um

die ersten Jahre in Mr. Phelans Dienst, worauf tausend Fragen folgten, die mit der Sache nicht das geringste zu tun zu haben schienen.

Nach einer kurzen Pause übernahm Ms. Langhorne die Befragung und wollte von Snead allerlei Einzelheiten zu den verschiedenen Familien Phelan wissen, angefangen von den Ehefrauen und den Kindern bis hin zu den Scheidungen und den diversen Geliebten. Sneads Ansicht nach war all das völlig überflüssige Schmutzwäsche, doch den Anwälten schien es Spaß zu machen.

»Wussten Sie von der Existenz Rachel Lanes?« fragte Eanghorne.

Snead überlegte einen Augenblick und sagte dann: »Daran habe ich nicht gedacht.« Das hieß im Klartext, dass man ihm bei der Antwort helfen musste. »Was meinen Sie?« fragte er Mr. Gettys.

Hark fiel sofort etwas ein. »Meiner Ansicht nach wissen Sie alles über Mr. Phelan, insbesondere was seine Weibergeschichten und seine Nachkommen angeht. Nichts ist Ihnen entgangen. Der Alte hat Ihnen alles anvertraut, auch, dass er eine uneheliche Tochter hatte. Sie war zehn oder elf, als Sie bei Mr. Phelan angefangen haben. Er hat sich im Laufe der Jahre darum bemüht, in Kontakt mit ihr zu treten, aber sie wollte nichts von ihm wissen.

Ich könnte mir vorstellen, dass ihn das tief getroffen hat. Da er ein Mensch war, der immer bekam, was er haben wollte, hat sich sein Schmerz in Wut verwandelt, als ihn Rachel links liegen ließ. Ich könnte mir vorstellen, dass er sie regelrecht gehasst hat. Aus diesem Grunde liefert die Tatsache, dass er sie als Universalerbin eingesetzt hat, einen unübersehbaren Hinweis darauf, dass er völlig verrückt war.«

Wieder einmal hatte Snead Grund zu bewundern, wie flink Hark eine Geschichte aus dem Nichts herbeizaubern konnte. Sogar seine Kollegen waren beeindruckt. »Was glauben Sie?« fragte Hark in die Runde.

Die anderen Anwälte nickten zustimmend. »Er sollte alles in Erfahrung bringen, was sich über Rachel ermitteln lässt«, sagte Bright.

Dann wiederholte Snead für die Kameras, was ihm Hark gerade souffliert hatte, wobei er eine beachtliche Fähigkeit an den Tag legte, ein vorgegebenes Thema auszuschmücken. Als er fertig war, konnten die Anwälte ihre Zufriedenheit nicht verbergen. Der Kerl würde sagen, was man von ihm erwartete - und es gab niemanden, der ihm widersprechen könnte.

Immer, wenn Snead eine Frage gestellt wurde, bei der er Hilfe brauchte, sagte er: »Daran habe ich nicht gedacht«, und die Anwälte sprangen ihm bei. Hark, der die schwachen Stellen vorauszuahnen schien, hatte gewöhnlich sogleich etwas Passendes zur Hand. Doch immer wieder gab es auch für die anderen Anwälte Gelegenheiten, Lücken mit erfundenen Details zu füllen, und jeder war bestrebt zu zeigen, wie gut er lügen konnte.

So wurde Schicht um Schicht aufgetragen, poliert und sorgfältig überarbeitet, um ohne jeden Zweifel zu beweisen, dass Mr. Phelan an dem Vormittag, da er sein letztes Testament verfasst hatte, nicht bei Verstand gewesen war. Die Anwälte trainierten Snead, und er erwies sich als gelehriger Schüler. Unter Umständen war er zu gelehrig, fürchteten sie und machten sich Sorgen, dass er zuviel sagen könnte. Seine Glaubwürdigkeit war unbestreitbar. In seiner Außage durfte es keine Unstimmigkeiten geben.

Drei Stunden lang arbeiteten sie an seiner Außage und bemühten sich dann zwei weitere Stunden hindurch, sie mit einem erbarmungslosen Kreuzverhör in Stücke zu fetzen. Snead bekam kein Mittagessen. Er wurde verhöhnt und als Lügner hingestellt. Einmal hätte ihn Ms. Langhorne fast zum Weinen gebracht. Als er erschöpft war und kurz vor dem Zusammenbruch stand, schickte man ihn mit einem Stapel Videokassetten und der Aufforderung nach Hause, sie immer wieder gründlich durchzugehen.

Man teilte ihm mit, dass man im gegenwärtigen Stadium noch nichts mit ihm anfangen könne, da seine Aussagen noch nicht hieb- und stichfest seien. Müde und verwirrt fuhr der arme Snead in seinem neuen Range Rover nach Hause, entschlossen, seine Lügen so lange zu proben, bis ihm die Anwälte Beifall zollten.

Richter Wycliff genoss es, mit Josh im Richterzimmer zu Mittag zu essen. Wie beim vorigen Mal hatte Josh Sandwiches aus einer von einem Griechen betriebenen Imbissstube in der Nähe des Dupont Circle mitgebracht. Er packte sie aus und stellte auch Eistee und Gewürzgürkchen auf den kleinen Ecktisch. Während sie aßen, redeten sie zuerst über ihre berufliche Überlastung, kamen dann aber rasch auf den Phelan-Nachlaß zu sprechen. Irgend etwas musste geschehen sein, sonst wäre Josh nicht gekommen.

»Wir haben Rachel Lane gefunden«, sagte er schließlich.