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Die verflossenen Jobs des Zeugen nahmen den Rest des Vormittags in Anspruch. Junior kam ziemlich ins Stottern, als ihn Nate nach den verschiedenen Positionen fragte, die er in den Unternehmen seines Vaters innegehabt hatte. Es gab Dutzende von Zeugen, die aufgerufen werden konnten, um seine Selbsteinschätzung in Frage zu stellen. Bei jeder Tätigkeit fragte Nate nach den Namen seiner sämtlichen Mitarbeiter und Vorgesetzten. Die Falle konnte jederzeit zuschnappen. Hark sah das kommen und beantragte eine Unterbrechung. Er trat mit seinem Mandanten auf den Gang hinaus und hielt ihm einen Vortrag über die Notwendigkeit, bei der Wahrheit zu bleiben.

Die Nachmittagssitzung war besonders hart. Als Nate nach dem Verbleib der fünf Millionen Dollar fragte, die Troy Junior zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen hatte, schienen sämtliche Anwälte des Phelan-Clans zu erstarren.

»Das ist schon lange her«, sagte Troy Junior resigniert. Nach vier Stunden mit Nate O'Riley war ihm klar, dass die nächste Runde für ihn qualvoll würde.

»Nun, dann wollen wir mal versuchen, uns zu erinnern«, sagte Nate mit einem Lächeln. Ihm waren keinerlei Zeichen von Ermüdung anzumerken. Er machte eher den Eindruck, als lege er größten Wert darauf, sich die Details vorzunehmen.

Er spielte seine Rolle glänzend. Es war ihm zuwider, Menschen zu quälen, die er nie wiederzusehen hoffte. Je mehr Fragen er stellte, desto mehr wuchs seine Entschlossenheit, seinen Beruf an den Nagel zu hängen.

»In welcher Form wurde Ihnen das Geld zur Verfügung gestellt?« fragte er.

»Ursprünglich lag es auf einem Bankkonto.«

»Hatten Sie Zugang zu diesem Konto?«

»Ja.«

»Hatte sonst noch jemand Zugriff darauf?« .

»Nein, nur ich.«

»Und auf welche Weise haben Sie den Zugriff auf das Konto ausgeübt?«

»Indem ich Schecks ausgestellt habe.«

Und das hatte er fleißig getan. Als erstes hatte er sich einen fabrikneuen dunkelblauen Maserati gekauft. Allein über den verdammten Wagen redeten sie eine volle Viertelstunde.

Als Troy Junior das Geld bekommen hatte, war er nicht aufs College zurückgegangen. Er feierte schlicht und einfach, doch kam das nicht etwa in Form eines Geständnisses zutage. Nate befragte ihn eingehend nach seiner beruflichen Tätigkeit zwischen dem einundzwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr, und aus dem, was er dabei erfuhr, schälte sich allmählich heraus, dass Troy Junior in diesen neun Jahren überhaupt nicht gearbeitet hatte. Er hatte Golf und Rugby gespielt, ein Auto nach dem anderen für das jeweils nächste in Zahlung gegeben, ein Jahr

auf den Bahamas und ein Jahr im Schickeria-Ort Vail zugebracht, war mit einer erstaunlichen Anzahl von Frauen herumgezogen, bis er schließlich mit neunundzwanzig Jahren die erste Ehe eingegangen war, und hatte mit dem Geld nur so um sich geworfen, bis nichts mehr da war.

Erst dann war der verlorene Sohn zum Vater zurückgekehrt und hatte ihn um einen Job gebeten.

Während der Nachmittag verging, bekam Nate allmählich eine Vorstellung davon, was für eine Katastrophe es für diesen Zeugen und alle Menschen in seinem Umfeld bedeuten würde, wenn er das Phelan-Vermögen in seine klebrigen Finger bekäme. Er würde sich mit dem Geld umbringen.

Um vier Uhr nachmittags bat Troy Junior um eine Vertagung. Dazu war Nate nicht bereit. Die Anwälte baten um eine Pause, eine Mitteilung wurde an Richter Wycliff gesandt, und während man wartete, warf Nate zum ersten Mal einen Blick auf die Blätter mit Joshs Fragen.

Der Richter entschied, die Befragung sei fortzusetzen.

Eine Woche nach Troys Selbstmord hatte Josh eine Detektivagentur damit beauftragt, die Phelan-Kinder unter die Lupe zu nehmen. Es war ihm dabei mehr um ihre finanzielle Lage als um ihr Privatleben gegangen. Nate überflog die wichtigsten Ergebnisse, während der Zeuge auf dem Gang rauchte.

»Was für ein Auto fahren Sie zur Zeit?« fragte Nate, als die Befragung wieder aufgenommen wurde. Er schlug jetzt eine andere Richtung ein.

»Einen Porsche.«

»Wann haben Sie den gekauft?«

»Den habe ich schon eine Weile.«

»Versuchen Sie bitte die Frage zu beantworten. Wann haben Sie ihn gekauft?«

»Vor ein paar Monaten.«

»Vor oder nach dem Tod Ihres Vaters?«

»Das weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, vorher.«

Nate hob einen Bogen Papier. »An welchem Tag ist Ihr Vater gestorben?«

»Mal sehen. Es war ein Montag, äh, der neunte Dezember, glaube ich.«

»Haben Sie den Porsche vor oder nach dem neunten Dezember gekauft?«

»Wie schon gesagt, ich glaube, vorher.«

»Wieder falsch. Haben Sie nicht am Dienstag, dem zehnten Dezember, die Firma Irving Motors in Arlington aufgesucht und dort zum Preis von rund neunzigtausend Dollar einen schwarzen Porsche Carrera Turbo 911 erworben?« Während Nate die Frage formulierte, hielt er den Blick auf das Blatt in seiner Hand gerichtet.

Troy Junior wand sich erkennbar und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er sah hilfesuchend zu Hark hinüber, der die Achseln zuckte, als wolle er sagen: »Beantworten Sie die Frage. Er hat es schriftlich.«

»Ja.«

»Haben Sie an dem Tag noch weitere Autos gekauft?«

»Ja.«

»Wie viele?«

»Insgesamt zwei.«

»Zwei Porsches?«

»Ja.«

»Zum Gesamtbetrag von rund hundertachtzigtausend Dollar?«

»So etwa.«

»Wie haben Sie die Autos bezahlt?«

»Überhaupt nicht.«

»Heißt das, dass Irving Motors Ihnen die Autos geschenkt hat?«

»Nicht genau. Ich habe sie auf Kredit gekauft.«

»Waren Sie denn kreditwürdig?«

»Auf jeden Fall bei Irving Motors.«

»Und will die Firma ihr Geld?«

»Das denke ich schon.«

Nate nahm weitere Blätter zur Hand. »Sie hat sogar auf Herausgabe des Fahrzeugs geklagt, falls Sie nicht bezahlen, nicht wahr?«

»Ja.«

»Haben Sie den Porsche heute auf dem Weg hierher gefahren?«

»Ja. Er steht auf dem Parkplatz.«

»Wir wollen das mal festhalten. Am zehnten Dezember, einen Tag nach dem Tod Ihres Vaters, haben Sie die Firma Irving Motors aufgesucht und zwei teure Autos auf Kredit gekauft, und jetzt, zwei Monate später, haben Sie noch nichts bezahlt und werden auf Zahlung oder Herausgabe verklagt. Stimmt das so?«

Der Zeuge nickte.

»Das ist aber nicht der einzige Prozess, in den Sie verwickelt sind, nicht wahr?«

»Nein«, sagte Troy Junior frustriert. Er tat Nate fast leid.

Eine Firma verlangte ihr Geld für gelieferte und nicht bezahlte Möbel, bei American Express stand er mit über fünfzehntausend Dollar in der Kreide. Eine Woche nach der Eröffnung von Troy Phelans Testament hatte eine

Bank Troy Junior verklagt, der sie dazu überredet hatte, ihm fünfundzwanzigtausend Dollar auf keine andere Sicherheit als seinen Namen hin zu leihen. Nate besaß Kopien der entsprechenden Dokumente, und so gingen sie die Einzelheiten aller Verfahren gründlich durch.

Um fünf Uhr wurde erneut eine Vertagung beantragt. Wieder wurde dem Richter eine Mitteilung geschickt. Diesmal erschien er selbst und fragte, wieweit die Sache gediehen sei. »Wann werden Sie Ihrer Ansicht nach mit diesem Zeugen fertig sein?« fragte er Nate.

»Ein Ende ist nicht in Sicht«, sagte Nate, den Blick auf Junior gerichtet, der wie benommen schien und sich vermutlich nach einem ordentlichen Schluck Alkohol sehnte.

»Dann machen Sie bis sechs weiter«, sagte Wycliff.

»Können wir morgen um acht anfangen?« fragte Nate, als ginge es um einen Strandausflug.

»Halb neun«, entschied der Richter und ging.

Während der letzten Stunde bombardierte Nate seinen Zeugen mit beliebigen Fragen zu vielen Themen. Junior hatte nicht die geringste Vorstellung, was Nate damit beabsichtigte, der sich als Meister seines Fachs erwies. Wenn sich der Befragte gerade ein wenig sicher fühlte, schlug Nate einen anderen Kurs ein und konfrontierte ihn mit einem neuen Thema.