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Der Pope erhob sich, schlug das Kreuz über dem Kopf Jankowskis und ging zur Leiter zurück.

«Es war eine lehrreiche Stunde«, sagte er dabei.»Man kann nie genug Erkenntnisse sammeln. Wann, sagtest du, willst du dein Fotobuch über die Schönheit zusammenstellen?«

«Im Winter. Wenn Grabungen unmöglich werden.«

«Bis dahin wirst du sicherlich vieles fotografiert haben?«

«Ich rechne mit einer Auswahl aus ungefähr zweitausend Fotos.«

Väterchen Mamedow blieb die Luft weg. Wie oft wird er Stella Gawrilowna dann noch vor der Linse haben, dachte er mit stok-kendem Puls. Wieviel Qual wird noch über uns kommen? Ist das zu ertragen?

Es wird sich doch nicht vermeiden lassen, ihn bei einer günstigen Gelegenheit unschädlich zu machen. Das könnte möglich sein, wenn er das alte, vergessene Bergwerk gefunden hat.

So schnell es ihm sein Moped erlaubte, fuhr Mamedow nach Nowo Korsaki zurück und fiel bei Dr. Lallikow ein. Der Arzt hatte gerade die Nachricht bekommen, daß dem dicken Zwetkow ein anonymer Anrufer von einer Enthaarungscreme erzählt hatte, und daß Ras-sul Alexejewitsch daraufhin außer Rand und Band geraten war. Er hatte Kasutin angeblafft und war nun bei Apotheker Dudorow vorstellig geworden, um ihn anzuschreien, das Apothekergeheimnis sei bei ihm wohl einem löcherreichen Käse gleichzusetzen. Dudorow war dem Weinen nahe gewesen und hatte gerade Dr. Lallikow angerufen.

«Er schreibt ein Buch!«schrie nun auch Väterchen Akif in höchster Erregung und ließ sich auf einen der Stühle fallen.»Einen Erlebnisbericht über Nowo Korsaki! Und er bringt ein Fotobuch heraus! Unbemerkte Schönheit! Dafür will er weiter fotografieren! Zweitausend Bilder!«

«Ich sage es ja«, konstatierte Dr. Lallikow.»Ein Hyper-Sexualismus! Dieser Mensch wird nur vom Genital regiert!«

«Es muß etwas geschehen«, stöhnte Mamedow.»Wir können da nicht ruhig oder nur mit wissenschaftlichem Interesse zusehen. Die Verseuchung darf nicht wachsen. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, die armen Opfer zu verbannen; wir müssen das Übel an der Wurzel ausrotten.«

«An der Wurzel! Sie sprechen es aus, AkifVictorowitsch!«Dr. Lal-likow holte Wodka und zwei Gläser und setzte sich dem Popen gegenüber.»Berichten Sie von Ihrem Gespräch mit diesem Super-Faun. Wie trafen Sie ihn an?«

«Rimma Ifanowna war bei ihm.«

«Was?«Lallikow zuckte hoch.»Die rote Göttin?«

«Sie hat ihm etwas gezeigt.«

«Spannen Sie mich nicht auf die Folter!«sagte Lallikow hitzig und goß Wodka ein.»Berichten Sie alles der Reihe nach! Legen Sie Wert auf Detailschilderungen, Väterchen.«

Am Abend empfing Zwetkow mit umwölkter Stirn seinen Gast. Jankowski war zum Essen eingeladen, präsentierte der Dame des Hauses, der schönen Antonina Pawlowna, einen bunten Blumenstrauß, den Stella Gawrilowna ausgesucht und gebunden hatte (was Akif Mamedow eine Viertelstunde später wußte, allerdings nur: Jankowski war bei Stella!), und brachte Klavierauszüge von drei Opern mit. Antonina und Jankowski wollten an diesem Abend wieder einige Duette singen und die Möglichkeit besprechen, ob man nicht zur Feier der Oktoberrevolution im Parteihaus von Nowo Korsaki ein Konzert geben könne. Der bereits befragte Lehrer der 3. Klasse, ein Genosse Pluntikow, hatte begeistert zugesagt, die Zwetkowa und Jankowski auf dem Klavier zu begleiten. Hatte man genug Zeit zum Üben, konnte sogar das Komsomolzen-Orchester die Begleitung übernehmen. Dann klang es wirklich wie im Opernhaus.

Zwetkow begrüßte Jankowski wie immer mit innigen Wangenküssen, auch Antonina Pawlowna bekam von Jankowski ihre Schmätzchen mit, aber dann, bei der Suppe, einer Orkoschka mit Hühnerschnitzeln, wurde es ernst. Zwetkow sagte muffig:

«Einen Rat, bitte, mein liebster Victor Semjonowitsch: Was kann man gegen Indiskretionen tun?«

Jankowski, wie immer völlig außerhalb des Geschehens und deshalb mit einer Aura aus Naivität umgeben, antwortete:»Man muß den Übeltäter zur Rede stellen.«

«Das habe ich. Er leugnet.«

«Ein Feigling.«

«Ein verfilzter Hofhund.«

«Haben Sie Beweise?«

«Nein.«

Jankowski wurde etwas unruhig.»Das ist schlecht, Rassul Alexe-jewitsch. Ohne Beweise keine Möglichkeit des Vorgehens.«

«Es kann nur vom Übeltäter selbst kommen. «Zwetkow atmete pfeifend. Das war ganz normal — Herz, Lunge, Luftröhre, Hals, alles war verfettet.»Es ist eine medizinische Indiskretion.«

«Doktor Lallikow? Unmöglich! Er würde nie.«

«Dudorow«, sagte Zwetkow wie aus dem Grab.

«Unser Apotheker?«Jankowski sah zu Antonina Pawlowna hinüber. Sie nickte und hatte verhangene Augen vor Kummer.»Akbar Nikolajewitsch ist ein untadeliger Mann.«

«Das dachte ich auch. Ein anonymer Anrufer in der Nacht aber säte erste Zweifel, und dann erschien auch noch Kasutin und machte Andeutungen. Ich bin in einem Zustand, den kann ich Ihnen gar nicht beschreiben. Ich fühle mich von allen angestarrt. Sie haben noch nichts gehört, teurer Freund?«

«Absolut nichts. Dabei kenne ich viele Bürger.«

«Es ist furchtbar. «Zwetkow wischte sich mit der Serviette über das feiste Gesicht, wartete, bis nach der Suppe die Pastetchen mit Hasenfleisch aufgetragen wurden, und stocherte verdrossen in dem herrlichen Essen herum.»Victor Semjonowitsch, Sie als unser bester Freund sollen es wissen, Ihnen vertraue ich es an, als einzigem außer meiner Frau, bei Ihnen wird es im Herzen vergraben sein: Ich beziehe eine Enthaarungscreme.«

Zwetkow wartete auf eine Reaktion, starrte Jankowski forschend an, aber Jankowski zerteilte seine Hasenpastete und aß genießerisch eine Gabel voll. Erst dann sagte er leichthin:»Mit solchen chemischen Mitteln sollte man vorsichtig sein. Die können der Epidermis schaden.«

«Ist das alles?«antwortete Zwetkow, über den Tisch stierend.

«Das ist genug, wenn überall Pickel entstehen.«

«Ich meine, ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben? Es verwundert Sie nicht?«

«Nein. Warum?«

«Rasieren ist normal. Aber Creme?«

«Sie werden Ihre Gründe haben, Rassul Alexejewitsch.«

«Die habe ich. Seit vier Jahren leide ich unter einem abnormen Haarwuchs unter den Achseln. Dr. Lallikow hatte dafür viele lateinische Erklärungen, aber darauf pfeife ich. Ich weiß nur: Wenn ich mich nicht enthaare, kann ich mir zweimal pro Jahr Zöpfe unter den Achseln flechten. Ich war schon bei allen Spezialisten. Was sagen sie? Eine hormonelle Störung. Aber was habe ich davon, wenn ich weiß, wie das heißt? Die Haare wachsen und sind nicht zu bändigen. Selbst mit der Creme ist das immer nur eine gewonnene Schlacht, kein gewonnener Krieg. Auf der Packung steht: >Vernichtet in die Tiefe bis zu den Haarwurzeln.«- Welche falschen Töne! Bei mir jedenfalls. Bei mir lachen die Haarwurzeln über die Creme. Sie geben zwar jeweils die Wolle her, lassen sie jedoch wieder nachwachsen.«

Zwetkow lehnte sich zurück. Seine Erschütterung war deutlich, und sie war ihm nachfühlbar. Wer hat schon gerne Zöpfe in den Achselhöhlen?» Stellen Sie sich meine Situation vor«, fuhr er kurzatmig fort.»Mein bester Victor Semjonowitsch. Ich leide unter dem teuflischen Haarwuchs, und da ruft ein Anonymer an und schleudert mir mein Geheimnis ins Gesicht. Und Kasutin grinst mich an wie ein Faun. Urteilen Sie, mein Freund: Bin ich nicht entehrt?«

«Jetzt sieht die Sache schon anders aus«, sagte Jankowski und setzte vorsichtig hinzu:»Aber man sollte einen klaren Kopf behalten.«

«Der Anrufer hat auch noch etwas anderes gesagt, Rassulenka«, warf Antonina Pawlowna ein.»Vergiß es nicht.«

«O nein!«Zwetkow ballte die Fäuste.»Der Kerl sagte dann auch noch: >Unterziehen Sie sich der interessanten Pflicht, und beäugen Sie Ihre Frau.< Das nahm mir glatt den Atem. Das war der Beweis, daß er genau über mein Leiden Bescheid weiß. Er forderte mich zum Vergleich heraus. Sehen Sie nur Antoninas langes, schönes Haar… und dieser Schuft vergleicht es mit meinem Leid.«