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Herzklopfend. Sie lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite. In einem beigefarbenen Nachthemd mit einem Muster aus kleinen grünen Tulpen.

Flora, flüsterte Darius Kopp. Flora. Ich habe schlecht geträumt.

Sie rührte sich nicht. Ohropax. Du musst sie rütteln. Stattdessen schaltete er den Fernseher ein. Ein dümmliches Mädchen machte die Lippen spitz, während sie auf einem Tennisplatz strippte. Was ist das für ein Wahnsinn. Er zappte durch, bis er bei den Bezahlpornokanälen landete. Er gab auf und sah eine Minute zu, und als die freie Zeit abgelaufen war, schaltete er einen Kanal weiter und schaute dort eine Minute zu. Als das Bild wegging, fühlte er sich allein. Er weckte Flora.

Flora. Entschuldige. Ich muss dich wecken. Flora.

Was ist los?

Flora. Ich habe schlecht geträumt. Flora.

Warum sagst du ständig Flora?

Weil ich schlecht geträumt habe. Flora.

Sie drehte sich auf ihre andere Seite und legte einen Arm auf seine Brust. Nicht wie aus Kunststoff, ein echter Arm, tröstlich, und Darius Kopp schöpfte neue Hoffnung.

Er begann erst, sich irgendwie unter sie zu schieben, immer tiefer unter ihren Arm, unter ihren Körper, sich schiebend und sie ziehend, und als er sie ganz auf sich gezogen hatte, drehte er sich doch mit ihr um, so dass nun sie unten lag. Sie ließ es zu. Nichts war dem Traum ähnlich, keine Hitze, keine Schärfe, keine Härte, nirgends Widerstand, Kopp musste sich an die Gratis-Pornobilder aus der Konserve erinnern, trotzdem konnte er nicht fertig werden. Irgendwann gab er auf, rollte sich wieder von ihr herunter, zu seiner Seite. Sie rollte auf ihre und schlief weiter.

In der dritten Nacht war sie wacher als er, ihre Augen standen offen, ihre Arme lagen neben ihrem Körper auf der Matratze. Er nahm die Arme und legte sie sich um. Eine Weile blieben sie liegen, dann rutschten sie ab. Er tat so, als merkte er es nicht, er hatte die Vorhänge zugezogen, es war stockfinster im Zimmer, er schloss seine Augen darauf und arbeitete entschlossen vor sich hin. Hatten wir je guten Sex? Ich kann mich nicht erinnern. Nicht konkret. Nur, dass es eine Zeit der Selbstverständlichkeit gegeben hat. So einfach, so leicht zu bekommen, so köstlich wie ein Butterbrot. Und übrig geblieben ist nur der Schweiß. Ein dicker Tropfen fiel von seiner Stirn auf ihre. Er hörte ihn aufkommen, obwohl sein Atem schon wie ein Sturm in seinem Ohr war, es dauert nicht mehr lange und die Bronchien fangen auch an zu rasseln. Er wurde schneller, um sich selbst zuvorzukommen, das half nicht viel, du musst dir was vorstellen, den rosa Traum, hol den rosa Traum her, dass er auch zu etwas gut ist, ist es das, was du willst, ist es das, was du willst? auf einem Altar vergewaltigt werden? ich kann das, ich kann das, wenn es das ist, was du willst. Es half, es erregte ihn, aber dass es so war, fand er beschämend, und dass er es beschämend fand, machte ihn wütend. Mach das Beste daraus, setze auch das in Bewegung um, aber wohin kannst du dich noch bewegen, du bist doch schon auf Anschlag, da begann er seitwärts zu schlingern, um die Reibung zu verändern, und im nächsten Moment flog er unter himmelschreiendem Gebrüll auf den Boden.

Er schaffte es, rechtzeitig in die Klamotten zu kommen, er schaffte es, sie einzuholen. Er schaffte es nicht, sie zum Bleiben zu überreden. Dann fahre ich dich. Mitten in der Nacht, in der Kälte, bitte, ich fahre dich, wohin du willst, was willst du sonst tun, erfrieren?

Sie hatte ihr Bündel dabei, seine Sachen waren im Hotel geblieben. Egal jetzt. Es wird schon irgendwie. Eine Weile gibt es sowieso keine andere Möglichkeit, als nach Süden zu fahren. Er fuhr langsam, möglichst gleichmäßig. Vielleicht schläft sie ein.

f

The horror.

Lieber bin ich brav.

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[Datei: örült_analitikus]

Märchen von der verrückten Analytikerin

Ich bin dann doch hin. Dr. G. sagt, soviel sie wisse, habe die Therapeutin mit dem Decknamen Dr. F. einen interessanten Stil, zum Beispiel arbeite sie mit Tieren, vielleicht ein wenig außergewöhnlich, aber sie sei die Einzige, die bereit sei, Krisenintervention zu machen.

Es ist nicht weit, ich gehe hin.

Man muss warten, kein Problem, ich spüre die Zeit sowieso nicht. Ich erinnere mich dort an keinen, dabei waren es nicht wenige, die ein und aus gingen, während ich wartete. Ich habe sie mir nicht angeschaut, ich habe mich nicht mit ihnen verglichen, nicht zu erraten versucht, was ihnen fehlt. Ich kann sie sowieso schon seit einer Weile nicht mehr auseinanderhalten. Lauter Puppen ohne Gesicht. Zwei Arme, zwei Beine, ein Rumpf und ein Teigklumpen obendrauf. Bei manchen auch Holz, Stein oder Styropor. Wenn einer seinen Stuhl aufgab, setzte ich mich um. Mit der Zeit sämtliche Stühle im Wartezimmer ausprobiert. Ob es einen gab, der geeigneter wäre als die, auf denen ich bis dahin gesessen hatte. Es gab keinen.

Von Zeit zu Zeit taucht die Analytikerin auf, wenn sie den Nächsten hereinruft. Nach dem xten Mal, ich sitze auf meinem xten Stuhl, schaut sie mich an:

Ah, eine Verwandlerin! sagt sie und verschwindet. Die Nächste bin dann schon ich.

Als ich mich in den für die Patienten bereitstehenden Stuhl setzen will, knurrt mich der Hund, der zu ihren Füßen liegt, an. Na, sowas, sagt die Frau fröhlich, so was ist ja noch nie vorgekommen.

Der Hund der Analytikerin mag mich nicht, erträgt mich gerade mal so.

Wir sitzen neben einem Aquarium. Zwei Fische wohnen darin, ein größerer und ein kleinerer. Der kleinere hockt in einem Gegenstand wie in einer Höhle. Jedesmal, wenn er herausschwimmen will, kommt der größere und scheucht ihn zurück. Wie kann eine Analytikerin solche Fische in ihrem Behandlungsraum dulden? Er hat seine Mutter getötet, sagt Dr. F. Dass ihn der Vater deswegen gefangen halte.

Mich interessiert nicht die Perspektive des Fisches, sondern wie man es aushalten kann, sich das Tag für Tag anzusehen? Ob ich die ganze Zeit über die Fische texten möchte, oder ob ich vielleicht einen Rorschach-Test machen wollen würde? Auch dort ist alles voll mit Hörnern, Händen, Auswüchsen, Fühlern, Tentakeln. Beckenknochen, Masken, Teufel. Frauen mit hohen Frisuren.

Nein, es gab alles Mögliche in meiner Kindheit, aber sexuell belästigt wurde ich nicht.

Du hattest noch Windeln an, sagt die verrückte Frau.

(Ich stech dich ab!)

Musst du pinkeln? fragt sie.

Ja, sage ich, denn plötzlich muss ich wirklich.

Dann geh!

Ich gehe. Auf dem Klo, mit Blau auf eine weiße Fliese gemalt: ein Porträt des Hundes. Wenn ich sitze, schaut er mir genau ins Gesicht. Das sind doch alles Verrückte.

Diese Dinge sind nicht menschlich, sagt Dr. F., als ich wieder bei ihr sitze.

Was soll das heißen, nicht menschlich? Ist der Wind etwa menschlich?

Sie sagt, psychische Probleme werden von psychischen Bakterien verursacht. Diese kommen nicht aus uns, sie gehören nicht zu uns, sie kommen von außen und nisten sich parasitär in unsere Seelen ein. Warum? Weil wir ihnen schmecken. Je schlechter es uns geht, umso besser geht es ihnen. Sie sind es auch, die Süßigkeitenhunger in uns auslösen.

Ich spüre, wie ein unwiderstehlicher Süßigkeitenhunger in mir aufwallt. Fliehe! Kauf dir irgendwo eine Tafel Schokolade und iss sie auf. Pass auf, sagt Dr. F. Leg deine rechte Hand an deine linke Schulter, deine linke Hand auf deine rechte Schulter. So, als würdest du dich umarmen. Mach einen schönen Trichter. Und jetzt sage: Ich bin bei dir. Ich bin bei dir. Jetzt sage: Zerschlage diese Gefühlsinstallation. Geh dorthin, wo du am kleinsten bist, und sage: Zerschlage den Spiegel der Selbstbetrachtung. Und noch einmaclass="underline" Zerschlage diese Gefühlsinstallation. Ich bin bei dir. Du bist nicht allein. Zerschlage den Spiegel der Selbstbetrachtung.