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Ich tue es, ich sage es, und dabei fangen meine Tränen an zu fließen wie ein Wasserfall. Am Ende lobt sie mich. Das war eine tiefgehende psychologische Operation. Du hast sehr schön mitgemacht. Du hast ein Gespür dafür.

Auf Wiedersehen, du schönes Wesen! rief sie mir hinterher, als ich hinausging.

*

Möchtest du das Gefühl haben, die einzig normale Person in deiner Stadt zu sein: suche den nächstbesten Therapeuten auf. Ich glaube, ich lese lieber.

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Aber sie schlief nicht ein. Was machst du?

Du hättest da abbiegen müssen.

Ich will nicht nach Berlin.

Hörst du mich? Ich will nicht nach Berlin, ich will zurück auf den Hof.

Hörst du mich?! Er fuhr schneller.

Und sie: schnallte sich ab und öffnete bei voller Fahrt die Tür.

Er machte eine Vollbremsung: Bist du verrückt?!?!

Denkt dabei an die Tür. Dass der Tür etwas hätte passieren können. Ja, tut mir leid, so bin ich eben. Ja, das Auto ist mir wertvoll, warum auch nicht. Es ist mir treu und ergeben und.

Sie sagte kein Wort, stieg aus, warf die Tür zu. Ihre Sachen waren im Kofferraum, sie kam nicht ran, versuchte es gar nicht, ging einfach los. Stapfte durch den matschigen Schnee am Straßenrand. Kopp wendete, fuhr ihr nach. Steig bitte wieder ein.

Es ist mitten in der Nacht!

Du wirst erfrieren.

Aber du weißt, wie weit sie gehen kann. Gut, dann fahre ich eben im Schritttempo neben ihr her. So lange es eben sein muss. Beleuchte ihr den Weg. Mit dem Standlicht, um sie nicht zu blenden. Sie ließ es zu. Sie lief nicht querfeldein, um ihn loszuwerden. Die Lösung fiel ihr nicht ein, oder sie wollte sie nicht. Sie will wirklich nicht umkommen, sie will es schaffen. Aber ob sie wirklich weiß, was sie tut, ist zu bezweifeln. Aber was weißt du schon. Ob sie sich nicht auch ohne Hilfsmittel über weite Strecken orientieren kann.

Sie kamen durch ein Dorf, dort gab es einen Abzweig, ein Schild nannte Ortsnamen, unbekannt, zumindest mir, sie ging einfach Richtung Osten, weil der Hof im Osten lag.

Anderthalb Stunden ging das so, dann wurden sie von der Polizei eingeholt. Was sie hier machen?

Meiner Frau geht es nicht so gut, sie muss sich ein wenig an der Luft bewegen. Ich fahre neben ihr her, um sie zu beschützen. Das ist doch nicht verboten?

Das nicht, aber mit Standlicht zu fahren, schon.

Sonst blendet es zu stark.

Mag sein, es ist trotzdem verboten, sagen die Polizisten, ohne Kopp groß anzuschauen. Sie wollen die Frau hören, diese soll auch etwas sagen, es bestätigen oder dementieren: Sagt dieser Mann die Wahrheit? Sie gehen hier, weil Ihnen übel ist? (Oder zwingt er sie dazu? Ist das Ihre Strafe? Irgendein perverses Spiel?) Ihr Gesicht ist schon ganz rot gefroren. Sie kann die Lippen kaum bewegen.

Ja.

Brauchen Sie einen Arzt?

Nein.

Es ist sehr kalt, sagt der ältere Polizist. Sein Name ist OM Schenk. Wenn es Ihnen besser geht, sollten Sie wieder einsteigen. Wir haben schon erfrorene Zehen gesehen. Das Licht müssen Sie auf jeden Fall anmachen.

Danke, sagt Darius Kopp.

Das Polizeiauto wendete und fuhr zurück in die Richtung, aus der es gekommen war. Sehr langsam. Sie schauen durch den Rückspiegel, was wir machen. Wir stehen noch da.

Bitte, sagte Kopp. Steig ein. Ich fahre dich, wohin du willst.

Tut mir leid, sagte Kopp, als sie vor dem Hoftor stehen. Früher haben wir oft lange im Auto gesessen und geredet. Es ist gut, vor seiner eigenen Wohnung auf der Straße zu parken und noch lange zu reden, weil wir gerade etwas erlebt haben, das man besprechen muss, und der Ortswechsel würde es kaputt machen. Einmal hast du dich sehr aufgeregt über Juri, der kichernd bis johlend einer Juliette-Lesung beiwohnte, während im Text zur Luststeigerung ein zweijähriges Kind geköpft wurde.

Aber es wird doch nicht wirklich geköpft, lachte Juri. Es wird doch nicht wirklich geköpft, was regst du dich so auf? Da war sie auch ganz rot im Gesicht.

Dein Freund ist ein Arsch, sagte sie im Auto vor dem Haus sitzend. Aber er hatte recht, mich auszulachen. Er hat nicht dich… Sie winkte ab.

Da hast du Literatur studiert und kannst nicht lesen. Eine Schande, wirklich. Zum einen. Zum anderen hat er sich Melancholie der Engel angeschaut und nach eigenem Bekunden ebenfalls gelacht. Was ist nur los mit ihm?

Es tut mir leid, sagte Kopp vor dem Hoftor stehend. Ich mache es nicht absichtlich falsch.

Ich weiß. Tut mir leid, dass ich es nicht würdigen konnte.

Willst du nie mehr Sex haben?

Da fing sie wieder an zu lodern: Ist das deine größte Sorge?

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[Datei: jatek]

Das Spiel heißt: jeden Tag von vorne beginnen.

Natürlich kann kein erwachsener Mensch wie ein erwachsener

Mensch agieren, wenn er nicht mehr weiß, was man an einem Tag

lernen kann. Aber… etc.

Handeln.

Neu anfangen und dabei so tun, als gäbe es die Krankheit nicht. Von nun an bist du Luft für mich.

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[Datei: egypillanatig]

Für einen Moment war es gelungen: ich ging auf der Straße, die übliche Hölle, sah mich verzweifelt um, was könnte helfen, und erblickte den knorrigen, kahlen Baum im Kirchgarten, und wie ich in seine Krone hineinsah, in diese vollkommene, wunderschöne Schwärze, spürte ich, wie das Glück in meinem Körper anwuchs, ich spürte, jetzt bin ich glücklich. Ich sah sie mir an, die kahle Baumkrone, der Stamm war zerfetzt, überall beschnitten, ein hässlich malträtierter Stamm, aber die Krone, die Krone im Winterregen war perfekt. Sie machte mich glücklich für etwa 5 Sekunden. Danach wirkte es nicht mehr. Ich ging weiter in der Hölle, und es sind ständig noch 2 Ecken zu laufen.

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Von null auf hundert wurde auch Darius Kopp wieder wütend. Seine Stimme zitterte: Nein, nicht das, sondern das hier.

Er stieß mit dem Kinn Richtung Hoftor. Was soll das darstellen?

… Hä?!

Ich hab's dir schon einmal erklärt. Dann erklär es mir nochmal! Aber sie erklärt nichts.

Ich würde mich jetzt ganz gern schlafen legen. Vögelst du mit einem von denen? Da stieg sie aus.

Hat ihr Lumpenbündel schon wieder im Kofferraum gelassen. Es ihr hinterhertragen? Aber er hatte zu lange gezögert, sie kamen ihr schon entgegen. 04:30 in der Nacht/am Morgen, aber sie haben sie erwartet. Diesmal ist es der Mann, der Neubauer. Meine scheinheiligen Freunde. Bittet ihr mich ebenfalls einzutreten? Nein. Hebt einen Arm, als würde er ihn ihr um die Schulter legen wollen, um ihr beim Eintreten zu helfen. Ob er sie wirklich berührt hat oder nicht, konnte Darius Kopp von seiner Position aus nicht mehr sehen. Zwischen zwei Bewegungen des Scheibenwischers sind sie verschwunden. Scham und Wut in jeder Zelle.

Life is too short, too short, too short… Am roten Weinkühlschrank hängt ein Vorhängeschloss, aber wir haben den Schlüssel. Das Leben ist zu kurz, um billigen Wein zu trinken, wo er recht hatte, hatte er recht. Es ist nicht mehr viel da, ein knappes Dutzend Flaschen. Seitdem der Mann tot ist, vermieten sie die Mansarde an Touristen. Bedienen Sie sich gerne und legen Sie soviel Geld in das Körbchen daneben, wie Sie möchten. Wenn es so weitergeht, werde ich der Letzte sein, der das je getan haben wird. Eine Flasche pro Tag ist nicht viel für einen, der gesellig ist oder ungesellig. Als Christina zwei Tage später an der Tür klopfte, waren Kopps Lippen von Rotwein gefärbt, aber das sah er erst später. Sie: sofort.