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«Meinen Sie Elsa Greer?» fragte Poirot.

«Richtig!» stieß Miss Williams hervor und verkniff die Lippen. «Was hielten Sie von Elsa Greer?»

«Nichts; sie war ein hemmungsloses junges Ding.»

«Sie war noch sehr jung.»

«Alt genug, um sich besser zu benehmen. Ich kann keine Entschuldigung für sie finden.»

«Sie hatte sich in Mr. Crale verliebt, ich vermute...» Miss Williams unterbrach ihn brüsk: «Sie hatte sich in ihn verliebt, das kann man wohl sagen. Aber ich bin der Ansicht, Monsieur Poirot, daß wir unsere Gefühle, so heftig sie auch sein mögen, in den Grenzen des Anstands halten müssen. Und ganz bestimmt müssen wir Herr unserer Taten sein. Dieses Mädchen hatte überhaupt keine Moral. Es spielte für sie keine Rolle, daß Mr. Crale ein verheirateter Mann war. Sie war völlig schamlos, kühl und entschlossen. Wahrscheinlich war sie schlecht erzogen worden - das ist auch die einzige Entschuldigung, die ich für sie habe.»

«Mr. Crales Tod muß entsetzlich für sie gewesen sein.»

«Jawohl, aber es war voll und ganz ihre Schuld. Ich werde nie einen Mord entschuldigen, aber wenn je eine Frau dazu getrieben wurde, so war es Caroline Crale. Ich sage Ihnen ganz offen, daß es Momente gab, da ich am liebsten die beiden, ihn und das Mädchen, umgebracht hätte. Vor den Augen seiner Frau um das Mädchen zu scharwenzeln, die Unverschämtheiten des Mädchens zu dulden - und diese Elsa Greer war unverschämt, Monsieur Poirot. Amyas Crale hat sein Los verdient. Kein Mann darf eine Frau so behandeln, wie er es tat, ohne dafür bestraft zu werden. Sein Tod war die gerechte Strafe für sein Benehmen.»

«Sie sind sehr streng...»

Ihn durchdringend anblickend, erwiderte sie: «Ich habe sehr strenge Ansichten über die Ehe. Wenn die Ehe nicht geachtet und geschützt wird, so verkommt ein Land. Mrs. Crale war eine liebevolle und treue Frau. Ihr Mann beleidigte sie bewußt, indem er seine Mätresse in das Haus brachte. Wie ich schon sagte, hat er seine Strafe verdient. Er quälte sie über alle Maßen, und ich kann ihr das, was sie tat, nicht übelnehmen.»

«Ich gebe zu, daß er sich sehr schlecht benommen hat», sagte Poirot langsam, «aber Sie müssen bedenken, daß er ein großer Künstler war.»

Sie schnaubte wütend. «O ja, das Lied kenne ich! Das gilt heutzutage als Entschuldigung. Ein Künstler! Das ist die Entschuldigung für zügelloses Leben, für Trunkenheit, für Prahlerei, für Untreue. Und was für ein Künstler war Mr. Crale schon? Es mag Mode sein, seine Bilder noch ein paar Jahre zu bewundern, aber das wird nicht dauern. Er konnte ja nicht einmal zeichnen! Er hatte keinen Sinn für Perspektive. Er hatte keine Ahnung von Anatomie. Ich weiß, wovon ich spreche, Monsieur Poirot. Als junges Mädchen habe ich eine Zeitlang in Florenz Malunterricht genommen, und einem Menschen, der die großen Meister kennt und schätzt, kommt diese Schmiererei von Mr. Crale lächerlich vor. Ein paar Farben auf eine Leinwand klecksen.. keine richtige Zeichnung... keine Komposition.» Sie schüttelte den Kopf. «Nein, Sie können von mir nicht verlangen, daß ich Mr. Crales Kunst bewundere.»

Poirot begriff, daß Miss Williams in dieser Angelegenheit das letzte Wort gesprochen hatte, und ging von der Kunst auf ein anderes Thema über. «Sie waren dabei, als Mrs. Crale die Leiche fand, nicht wahr?»

«Ja. Nach dem Mittagessen gingen wir zusammen zur Schanze. Ich wollte zum Strand, da Angela ihren Pullover hatte liegenlassen - sie war immer sehr nachlässig. Ich trennte mich von Mrs. Crale an der Tür bei der Schanze, aber ich hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als sie mich zurückrief. Ich glaube, daß Mr. Crale schon über eine Stunde tot war. Er lag ausgestreckt auf der Bank vor seiner Staffelei.»

«War sie sehr aufgeregt bei der Entdeckung?»

«Was wollen Sie damit sagen, Monsieur Poirot?»

«Ich möchte wissen, was für einen Eindruck Sie hatten.»

«Ach so. Ja, sie war wie betäubt. Sie schickte mich fort, um den Arzt anzurufen. Wir waren nicht ganz sicher, daß er tot war, es hätte ja auch ein Krampf sein können.»

«Sprach sie von einer solchen Möglichkeit?»

«Ich kann mich nicht erinnern.»

«Und Sie gingen zum Haus, um anzurufen?»

«Auf halbem Weg traf ich Mr. Meredith Blake, dem ich den Auftrag übertrug, und kehrte zu Mrs. Crale zurück. Ich fürchtete, sie wäre zusammengebrochen, und Männer sind in einem solchen Fall keine Hilfe.»

«War sie zusammengebrochen?»

«Mrs. Crale hatte sich völlig in der Gewalt», antwortete sie trocken. «Sie benahm sich nicht wie Miss Greer, die eine hysterische und höchst peinliche Szene machte.»

«Was für eine Szene?»

«Sie versuchte, Mrs. Crale anzugreifen.»

«Sie sind der Ansicht, daß sie Mrs. Crale für den Tod ihres Mannes verantwortlich machte?»

Miss Williams überlegte einige Sekunden. «Nein, das konnte sie kaum. Dieser schreckliche Verdacht war noch nicht aufgetaucht. Sie schrie nur: <Das ist Ihre Schuld, Caroline! Sie haben ihn umgebracht, es ist Ihre Schuld!) Sie schrie nicht <Sie haben ihn vergiftet! >, aber ich glaube, daß sie das meinte.»

«Und Mrs. Crale?»

«Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, was Mrs. Crale in dem Moment empfand oder dachte. Ob sie entsetzt war- über ihre Tat... »