Выбрать главу

«Das werde ich nicht nötig haben», antwortete Elsa.

«Was wollen Sie damit sagen?» Nun klang Carolines Stimme nicht mehr sanft.

Lachend erwiderte Elsa: «Wir brauchen uns doch nichts vorzumachen. Sie wissen doch ebenso gut wie ich, was ich meine, Caroline.»

«Ich habe keine Ahnung.»

«Treiben Sie doch keine Vogel-Strauß-Politik», erwiderte Elsa. «Sie wissen doch Bescheid; Amyas und ich lieben uns, und das Haus gehört ja nicht Ihnen, sondern ihm. Und wenn wir verheiratet sind, werde ich hier wohnen.»

«Ich glaube, Sie sind verrückt.»

«O nein, meine Liebe, und Sie wissen es sehr gut. Es wäre doch viel einfacher, offen miteinander zu sein. Sie wissen ganz genau, daß Amyas und ich uns lieben. Und wenn Sie anständig wären, würden Sie ihn freigeben.»

«Ich glaube nicht ein Wort von dem, was Sie sagen.» Aber ihre Stimme klang nicht so überzeugt.

In dem Augenblick kam Amyas herein, und Elsa sagte lachend: «Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie doch ihn.»

«Amyas, Elsa sagt, du werdest sie heiraten. Stimmt das?» Der arme Amyas. Er tat mir so leid. Es ist das Peinlichste für einen Mann, wenn ihm eine Szene aufgezwungen wird. Er wurde blutrot, begann zu stammeln und sagte dann wütend zu Elsa, sie hätte ihren Mund halten sollen. «Es ist also wahr?» fragte Caroline.

Er antwortete nicht, sondern stand einfach da und griff sich mit dem Zeigefinger zwischen Kragen und Hals. Das hatte er schon als Kind getan, wenn er verlegen war. Schließlich sagte er bemüht würdevoll, was ihm aber nicht ganz gelang: «Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.»

«Wir werden jetzt darüber sprechen», sagte Caroline. Elsa mischte sich ein und erklärte: «Es ist nur anständig, es Caroline zu sagen.»

Caroline fragte wieder, ganz ruhig: «Ist es wahr, Amyas?» Er blickte beschämt drein, wie es Männer tun, wenn Frauen sie in die Enge treiben. «Antworte, bitte. Ich muß es wissen!»

Er warf den Kopf zurück, wie ein Stier in der Arena, und stieß hervor: «Es stimmt, aber ich will jetzt nicht darüber sprechen!»

Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Ich ging ihm nach, ich wollte mit den Frauen nicht allein bleiben. Amyas stand fluchend auf der Terrasse - ich habe noch nie einen Menschen so herzhaft fluchen hören wie ihn. «Warum konnte sie nicht das Maul halten? Jetzt haben wir den Salat. Aber ich werde das Bild fertigmachen, Phil, es ist mein bestes Bild, das beste, das ich je in meinem Leben gemacht habe. Und ich lasse es mir nicht durch zwei alberne Weiber verderben.» Dann beruhigte er sich ein bißchen und sagte, Frauen begriffen nie, worauf es wirklich ankäme. Lächelnd erwiderte ich: «Das hast du dir selbst eingebrockt, alter Knabe.»

«Das weiß ich», stöhnte er. «Aber du mußt zugeben, Phil, daß man um Elsas willen den Kopf verlieren kann. Selbst Caroline sollte das verstehen.»

Ich fragte ihn dann, was geschehen würde, wenn Caroline nicht in die Scheidung einwilligte.

Wie geistesabwesend antwortete er: «Caroline ist nicht rachsüchtig. Doch das verstehst du nicht, mein Lieber.»

«Und das Kind?» fragte ich weiter.

Er nahm mich am Arm. «Mein Lieber, du meinst es gut, aber krächze nicht wie ein alter Rabe. Ich werde mit meinen Angelegenheiten schon fertig, es wird schon alles gut werden, das wirst du sehen.»

Das war typisch für Amyas, er war ein unverbesserlicher Optimist. Er fügte noch, schon wieder fröhlich, hinzu: «Zum Teufel mit dem ganzen Pack!»

Ich weiß nicht, ob er noch weitersprechen wollte, aber Caroline kam gerade auf die Terrasse. Sie hatte einen Hut auf, einen sehr hübschen dunkelbraunen Sporthut, der ihr ausgezeichnet stand. Gelassen sagte sie: «Zieh die schmutzige Jacke aus, Amyas. Wir gehen doch zu Meredith zum Tee. Hast du es vergessen?»

Er blickte sie erstaunt an und stotterte: «Ja... natürlich.. ja ja, wir gehen.»

«Also dann zieh dich doch noch um, damit du nicht wie ein Vagabund aussiehst.»

Ohne weiter auf ihn zu achten, trat sie zu einem Dahlienbeet und pflückte einige verwelkte Blumen. Amyas drehte sich langsam um und ging ins Haus. Völlig unbefangen plauderte sie mit mir über das Wetter und schlug vor, ich solle doch an einem dieser schönen Tage mit Amyas und Angela angeln gehen. Sie war erstaunlich, das muß ich zugeben, aber es war charakteristisch für sie. Sie hatte einen enormen Willen und konnte sich ausgezeichnet beherrschen. Ich weiß nicht, ob sie schon in dem Moment den Entschluß gefaßt hatte, ihn umzubringen, aber es würde mich nicht überraschen. Sie war fähig, ihre Pläne sorgfältig und kalt zu schmieden. Sie war eine gefährliche Frau, und ich hätte mir sagen müssen, daß sie diese Herausforderung nicht ruhig hinnehmen würde. Aber dumm, wie ich war, glaubte ich, sie würde sich in das Unvermeidliche schicken oder hoffen, daß Amyas, wenn sie sich benähme wie immer, bei ihr bleiben würde.

Dann traten die andern herzu. Elsa sah herausfordernd und triumphierend aus. Caroline kümmerte sich nicht um sie. Angela rettete die Situation, indem sie sich mit Miss Williams stritt und erklärte, sie denke nicht daran, einen anderen Rock anzuziehen, dieser sei für den lieben alten Meredith gut genug. Schließlich brachen wir auf. Caroline ging mit Angela, ich mit Amyas, und Elsa kam lächelnd hinterher.

Mir gefiel sie an sich nicht, sie war mir zu auffallend, aber ich muß zugeben, daß sie an dem Nachmittag unwahrscheinlich schön aussah - wie alle Frauen, wenn sie das bekommen haben, was sie wollen.

Ich kann mich nicht mehr klar an die Ereignisse des Nachmittags erinnern. Ich glaube, daß uns Meredith zuerst im Garten herumführte und daß ich mit Angela ausführlich über die Abrichtung von Terriers für die Rattenjagd sprach. Sie verzehrte unglaubliche Mengen von Äpfeln und versuchte, auch mich dazu zu bewegen.

Dann tranken wir unter der großen Zeder Tee. Meredith sah verstört aus, ich vermute, daß Caroline oder Amyas ihm etwas erzählt hatten. Caroline hatte Meredith immer fest an der Kandare gehalten, er war der ergebene, platonische Freund, der nie zu weit gehen würde. Frauen wie sie verstehen das sehr gut. Nach dem Tee nahm mich Meredith beiseite und sagte: «Amyas darf das nicht tun!»

«Aber er wird es tun, verlaß dich drauf.»

«Er kann doch nicht Frau und Kind im Stich lassen und mit dem Mädchen losziehen. Und er ist doch viel zu alt für sie, sie ist doch höchstens achtzehn.»

Ich erwiderte, daß Miss Greer volle zwanzig Jahre alt sei. «Also jedenfalls ist sie noch blutjung, und sie weiß nicht, was sie tut.»

«Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, sie weiß ganz genau, was sie will, und es macht ihr Spaß.» Merkwürdigerweise erinnere ich mich nur noch flüchtig an unseren Besuch von Merediths Stinkbude. Es machte ihm von jeher Freude, den Leuten sein Steckenpferd vorzuführen, aber mich hat es immer gelangweilt. Ich glaube, ich war mit den andern drinnen, als er seinen Vortrag über die Wirkung des Koniins hielt, weiß es aber nicht mehr genau. Natürlich habe ich auch nicht gesehen, wie Caroline das Gift nahm, sie war ja eine geschickte, gerissene Frau. Nachher las uns Meredith aus Plato eine Beschreibung von Sokrates' Tod vor. Auch sehr langweilig. Klassiker haben mich immer gelangweilt. Ich erinnere mich, daß später, nach dem Abendessen, Amyas und Angela einen Riesenkrach miteinander hatten, was uns andern angenehm war, da es die gespannte Stimmung etwas lockerte. Bevor Angela zu Bett ging, beschimpfte sie Amyas fürchterlich und schrie, sie würde ihm erstens alles heimzahlen, zweitens wünschte sie, er wäre tot, und drittens hoffte sie, er würde an der Lepra sterben, was ihm nur recht geschähe; viertens, sie wünschte, es würde ihm wie im Märchen eine Bratwurst an der Nase baumeln, die er nie wieder loswürde. Wir lachten alle über die komische Mischung ihrer frommen Wünsche.

Caroline ging bald danach zu Bett, und Miss Williams zog sich ebenfalls zurück. Amyas und Elsa gingen in den Garten. Da ich merkte, daß ich überflüssig war, machte ich allein einen kleinen Spaziergang. Es war eine herrliche Nacht. Am nächsten Morgen kam ich spät zum Frühstück herunter. Niemand war im Eßzimmer. Später ging ich in den Garten und rauchte eine Zigarette, sah aber auch da niemand. Als ich in die Halle zurückging, hörte ich, daß sich Amyas und Caroline in der Bibliothek laut zankten. Ich hörte Caroline sagen: «Du mit deinen Weibern! Am liebsten möchte ich dich umbringen. Eines Tages werde ich es auch tun.»