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«Ungefähr», antwortete Meredith Blake. «Sie haben das doch auch gehört?» fragte Poirot Philip Blake. Stirnrunzelnd entgegnete Philip: «Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, aber jetzt erinnere ich mich; es wurde vom Packen gesprochen.»

«War es Mr. Crale, der davon sprach?»

«Jawohl. Ich hörte Caroline darauf nur sagen, daß es sehr bitter für das Mädchen sei. Aber was soll das eigentlich? Wir wissen doch alle, daß Angela ins Internat gehen sollte.»

«Sie können meinen Gedanken nicht folgen», erwiderte Poirot. «Warum sollte Amyas Crale für das Mädchen packen? Das ist absurd. Da war doch Mrs. Crale, Miss Williams oder ein Dienstmädchen, die das hätten tun können. Schließlich ist es die Aufgabe einer Frau, zu packen, nicht die eines Mannes.» Ärgerlich warf Philip ein: «Wozu dies alles erwähnen? Das hat doch nichts mit dem Mord zu tun.»

«Das meinen Sie! Aber das war das erste, was mir verdächtig vorkam. Dann fand ich es merkwürdig, daß Mrs. Crale, eine verzweifelte Frau mit gebrochenem Herzen, die ihren Mann noch kurz vorher bedroht, die Selbstmord oder Mord im Sinne hat, nun höchst freundlich ihrem Mann eisgekühltes Bier bringt.»

Hier schaltete sich Meredith Blake ein und sagte langsam: «Das ist doch gar nicht so merkwürdig, wenn sie einen Mord plante. Das sollte doch als Täuschung dienen.»

«Glauben Sie? Sie hat also beschlossen, ihren Mann zu vergiften, sie hat sich bereits das Gift verschafft. Ihr Mann hat im Schuppen der Schanze einen größeren Biervorrat. Da müßte sie doch eigentlich darauf gekommen sein, das Gift in einem unbeobachteten Augenblick in eine dieser Flaschen zu schütten.»

«Das konnte sie nicht tun», widersprach Meredith, «jemand anderes hätte davon trinken können.»

«Ja, Elsa Greer. Aber Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Caroline Crale, wenn sie sich entschlossen hatte, ihren Mann zu ermorden, Bedenken gehabt hätte, das Mädchen ebenfalls umzubringen? Aber darüber wollen wir nicht streiten; halten wir uns an die Tatsachen. Caroline Crale sagt, sie werde ihrem Mann eisgekühltes Bier hinunterschicken. Sie geht ins Haus, holt aus dem Eisschrank im Treibhaus eine Flasche und bringt sie ihm hinunter. Sie schenkt ihm das Bier ein, reicht ihm das Glas, er trinkt es aus und sagt: <Heute schmeckt alles miserabel.>

Mrs. Crale geht ins Haus zurück. Beim Mittagessen benimmt sie sich ganz normal. Es wurde zwar gesagt, sie habe ein bißchen bekümmert und nachdenklich ausgesehen, aber das will nichts heißen, das wäre kein Beweis, daß sie einen Mord begangen hatte. Es gibt ruhige Mörder und aufgeregte Mörder. Nach dem Essen geht sie wieder hinunter zur Schanze. Sie entdeckt die Leiche ihres Mannes und verhält sich so, wie man es erwarten kann: sie ist im Moment von Schmerz überwältigt, und sie schickt die Gouvernante fort, damit sie telefonisch einen Arzt ruft. Und nun kommen wir zu einer Tatsache, die bisher unbekannt war.» Er blickte Miss Williams an. «Haben Sie etwas dagegen?»

Miss Williams, die erblaßt war, antwortete: «Ich habe Sie nicht zum Schweigen verpflichtet.» Ruhig berichtete Poirot, was die Gouvernante gesehen hatte.

Elsa Dittisham richtete sich auf, starrte die schmächtige Frau in dem großen Sessel an und fragte ungläubig: «Das haben Sie tatsächlich gesehen?»

Philip Blake sprang auf und rief: «Das ist doch der endgültige Beweis!»

Poirot blickte ihn an und entgegnete sanft: «Nicht unbedingt.» Angela Warren sagte scharf: «Das glaube ich nicht!» und bedachte ihre ehemalige Gouvernante mit einem feindseligen Blick.

Meredith Blake zupfte bestürzt an seinem Schnurrbart. Miss Williams zeigte sich von dem allem völlig unbeeindruckt.

Kerzengerade saß sie da und erklärte : «Das habe ich gesehen.»

«Natürlich haben wir nur Ihr Wort dafür...» sagte Poirot langsam.

«Ich bin nicht daran gewöhnt, Monsieur Poirot, daß an meinen Worten gezweifelt wird.»

Poirot machte eine leichte Verbeugung und entgegnete: «Ich zweifle nicht an Ihren Worten, Miss Williams. Was Sie sahen, wird sich genau so zugetragen haben, wie Sie es schilderten, und gerade das war der endgültige Beweis für mich, daß Caroline Crale nicht schuldig ist, nicht schuldig sein kann.» Zum erstenmal ergriff nun der junge John Rattery das Wort und fragte: «Ich möchte gerne wissen, wieso das ein Beweis für Sie ist, Monsieur Poirot.»

«Das will ich Ihnen sagen. Miss Williams sah, daß Caroline Crale sorgfältig und ängstlich Fingerabdrücke abwischte und dann die Hand ihres toten Mannes auf die Bierflasche preßte... auf die Bierflasche, wohlgemerkt. Aber die Giftspuren waren im Glas, nicht in der Flasche. Die Polizei hat keine Giftspuren in der Flasche gefunden - in der Flasche war also nie Koniin gewesen. Doch Caroline Crale wußte das nicht. Sie, die ihren Mann vergiftet haben sollte, wußte nicht, wie er vergiftet worden war. Sie dachte, das Gift wäre in der Flasche.» Meredith Blake wandte ein: «Aber warum...» Poirot unterbrach ihn sofort: «Ja, warum? Warum versuchte Caroline Crale so verzweifelt, diese Selbstmordtheorie aufzustellen? Weil sie wußte, wer ihren Mann vergiftet hatte, und weil sie alles tun wollte, alles erdulden wollte, damit dieser Mensch nicht verdächtigt würde. Wir brauchen nicht weit zu suchen. Wer konnte dieser Mensch sein? Hätte sie Philip Blake schützen wollen? Oder Meredith? Oder Elsa Greer? Oder Cecilia Williams? Nein. Es gibt nur einen Menschen, den sie um jeden Preis schützen wollte.» Er hielt inne und sagte dann: «Miss Warren, ich möchte gern den Brief Ihrer Schwester vorlesen.»

Angela Warren erwiderte: «Nein!»

«Aber Miss Warren..»

Angela stand auf und sagte mit eiskalter Stimme: «Ich weiß genau, was Sie behaupten wollen. Sie meinen doch, daß ich Amyas Crale umgebracht habe und daß meine Schwester es gewußt hat. Ich weise diese Behauptung energisch zurück.» Poirot erwiderte: «Der Brief..»

«Der Brief war nur für mich bestimmt.»

Poirot blickte zu den zwei jungen Menschen hinüber, die nebeneinander standen. Carla Lemarchant sagte: «Bitte, Tante Angela, tu das, worum Monsieur Poirot dich bittet.» Angela entgegnete bitter: «Aber Carla! Hast du überhaupt kein Gefühl für Anstand? Sie ist deine Mutter... du...» Mit fester Stimme rief Carla: «Jawohl, sie ist meine Mutter! Darum habe ich das Recht, es von dir zu verlangen. Ich spreche für sie. Ich verlange, daß der Brief vorgelesen wird!» Langsam zog Angela den Brief aus der Tasche, reichte ihn Poirot und sagte scharf: «Ich wünschte, ich hätte ihn Ihnen nie gezeigt.» Dann wandte sie sich ab und trat ans Fenster. Während Poirot den Brief vorlas, senkten sich die Schatten der Dämmerung auf den Raum. Carla hatte plötzlich das Gefühl, als nehme eine Gestalt Form an, als lausche die Gestalt, atme, warte. Sie dachte: Sie ist hier... meine Mutter ist hier... hier in diesem Raum!

Poirot bemerkte abschließend: «Sie werden zugeben, meine Herrschaften, daß das ein schöner Brief und gleichzeitig ein sehr bemerkenswerter Brief ist. Etwas geht deutlich daraus hervor: Caroline Crale beteuert darin nicht ihre Unschuld.» Angela sagte, ohne den Kopf zu wenden: «Das war überflüssig.»

«Jawohl, Miss Warren, es war überflüssig. Caroline Crale brauchte ihrer Schwester nicht zu sagen, daß sie unschuldig sei, denn sie glaubte, ihre Schwester wüßte das aus einem guten Grund. Caroline Crale ging es nur darum, Angela zu trösten und sie daran zu hindern, ein Geständnis abzulegen. Sie wiederholte wieder und wieder: <Es ist alles gut, Liebling, es ist alles gut.>»

«Begreifen Sie denn nicht», unterbrach ihn Angela, «daß sie mich trösten wollte, daß sie um mein Glück besorgt war?»