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Auf Mrs. Crales Verlangen eilte Miss Williams zum Haus zurück, um einen Arzt anzurufen. Unterwegs begegnete ihr Mr. Meredith Blake, dem sie ihren Auftrag übergab, so daß sie zu Mrs. Crale zurückkehren konnte, um ihr beizustehen. Eine Viertelstunde später erschien Dr. Faussett. Er sah sofort, daß Mr. Crale schon seit einiger Zeit tot war - er schätzte, daß der Tod zwischen ein und zwei Uhr eingetreten sei. Die Todesursache war nicht erkennbar; man sah keine Spuren einer Gewalttat. Da aber Dr. Faussett wußte, daß Mr. Crale sich einer guten Gesundheit erfreute, schöpfte er Verdacht. Und in diesem Moment kam Mr. Philip Blake und machte Dr. Faussett eine gewisse Mitteilung.»

Hale hielt inne, schöpfte tief Atem und fuhr gleich darauf fort: «Später wiederholte Mr. Blake diese Erklärung vor Inspektor Conway. Am Morgen hatte ihn sein Bruder, Mr. Meredith Blake, der in Handcross Manor, etwa zweieinhalb Kilometer entfernt, wohnte, angerufen. Mr. Meredith Blake war ein Amateur-Chemiker, oder, richtiger gesagt, ein Heilkräutersammler. Als er am Morgen sein Laboratorium betrat, stellte er bestürzt fest, daß eine Flasche mit Schierlingssaft, die noch am Tag zuvor voll gewesen, fast leer war. Beunruhigt rief er seinen Bruder an und fragte ihn um Rat. Mr. Philip Blake empfahl ihm, sofort nach Alderbury zu kommen, um die Angelegenheit zu besprechen. Er war dann seinem Bruder entgegengegangen, und gemeinsam waren sie zum Haus gekommen. Sie waren aber zu keinem Resultat gelangt und schoben die weitere Besprechung bis nach dem Mittagessen auf.

Inspektor Conway stellte dann folgende Tatsachen fest: Am Nachmittag des vorhergehenden Tages waren fünf Personen aus Alderbury zum Tee in Handcross Manor gewesen, und zwar Mr. und Mrs. Crale, Miss Angela Warren, Miss Elsa Greer und Mr. Philip Blake. Mr. Meredith Blake hatte seinen Gästen einen Vortrag über sein Steckenpferd gehalten und ihnen sein kleines Laboratorium gezeigt. Dabei hatte er die Eigenart einiger Säfte erklärt, darunter auch von Koniin, einem Schierlingsextrakt. Er sagte, daß dieser Saft, in kleinen Dosen verabreicht, ein wirksames Mittel gegen Keuchhusten und Asthma sei, fügte aber hinzu, daß er in größeren Mengen von tödlicher Wirkung sei. Zur Illustrierung seiner Ausführung las er eine entsprechende Stelle aus einem griechischen Klassiker vor.» Wieder hielt Hale inne, stopfte seine Pfeife neu und las dann im selben Ton weiter:

«Oberst Frere, der Polizeidirektor des Bezirks, übertrug dann den Fall mir. Auf Grund der Autopsie wurde einwandfrei festgestellt, daß cfer Tod durch Gift, und zwar durch Koniin, eingetreten war. Die Ärzte waren der Ansicht, daß das Gift dem Opfer zwei oder drei Stunden vor Eintritt des Todes verabfolgt worden sei. Auf dem Tisch vor Mr. Crale hatten ein leeres Glas und eine leere Bierflasche gestanden. Die Überreste wurden analysiert, und im Glas wurden Spuren von Koniin gefunden, nicht aber in der Flasche. Ich stellte dann fest, daß in einem kleinen Schuppen neben der Schanze stets eine Kiste mit Bier sowie ein paar Gläser für den Fall vorhanden waren, daß Mr. Crale bei seiner Arbeit Durst bekäme. Doch an jenem Morgen hatte Mrs. Crale eine eisgekühlte Flasche Bier aus dem Haus zur Schanze gebracht, wo sie Mr. Crale eifrig arbeitend vorgefunden hatte; Miss Greer, die auf der Brustwehr saß, diente ihm als Modell.

Mrs. Crale öffnete die Flasche, schenkte das Bier ein und reichte das Glas ihrem Mann, der vor der Staffelei stand. Er trank es in einem Zug aus - wie ich hörte, war das eine Gewohnheit von ihm. Dann schnitt er eine Grimasse, stellte das Glas auf den Tisch und sagte: <Mir schmeckt heute alles miserabel!> Woraufhin Miss Greer ihn auslachte und Mr. Crale sagte: <Aber wenigstens war es kalt!>»

Wieder hielt Hale inne, und Poirot fragte: «Um welche Zeit war das?»

«Etwa viertel nach elf. Mr. Crale malte weiter. Gemäß Aussage von Miss Greer klagte er später über Steifheit in den Gliedern und erklärte brummend, daß es wahrscheinlich Rheumatismus sei. Er gehörte zu jenen Männern, die es hassen, Krankheit einzugestehen, und er versuchte zweifellos zu verbergen, daß ihm übel war. Es ist charakteristisch für ihn, daß er später ärgerlich verlangte, allein gelassen zu werden, und die anderen zum Essen schickte. Vermutlich legte er sich sofort hin, um sich auszuruhen. Dann setzte wohl die Muskellähmung ein, und da keine Hilfe zur Hand war, erfolgte der Tod. Ich ergriff die üblichen Maßnahmen. Die Feststellung der Tatsachen bot keine Schwierigkeiten. Am Tag zuvor hatte es eine Auseinandersetzung zwischen Mrs. Crale und Miss Greer gegeben. Letztere hatte ziemlich unverschämt davon gesprochen, was für Änderungen sie in der Einrichtung vornehmen wolle, und hinzugefügt: <Wenn ich erst hier wohne.> Worauf Mrs. Crale fragte: <Was meinen Sie denn damit, wenn Sie erst hier wohnen?> Miss Greer antwortete: <Tun Sie doch nicht so, als wüßten Sie nicht, was ich meine, Caroline. Treiben Sie doch keine Vogel-Strauß-Politik. Sie wissen genau, daß Amyas und ich uns lieben und daß wir heiraten werden. > Mrs. Crale antwortete: <Das habe ich bisher nicht gewußt>, woraufhin Miss Greer sagte: <Also, dann wissen Sie es jetzt.> In dem Augenblick trat Mr. Crale ins Zimmer, und Mrs. Crale fragte ihn: <Stimmt es, Amyas, daß du Elsa heiraten willst?> Mr. Crale wandte sich zu Miss Greer und brüllte sie an: <Warum, zum Teufel, kannst du den Mund nicht halten?> Miss Greer antwortete: <Ich finde, Caroline sollte die Wahrheit erfahren. > Wieder fragte Mrs. Crale ihren Mann: <Stimmt es, Amyas?> Daraufhin wandte er sich ab und murmelte etwas Unverständliches. Sie beharrte : <Sag es, ich muß es wissen.> Er erwiderte: <Es stimmt schon, aber ich will jetzt nicht darüber sprechen.> Dann stürzte er aus dem Zimmer, und Miss Greer sagte: <Sehen Sie!> und fügte hinzu, Mrs. Crale solle sich doch nicht benehmen wie ein Hund, der dem anderen seinen Knochen nicht gönne. Sie seien doch vernünftige Menschen, und sie hoffe, daß Caroline und Amyas auch weiterhin gute Freunde bleiben würden.»

«Und was sagte Mrs. Crale dazu?» fragte Poirot gespannt. «Gemäß den Zeugenaussagen lachte sie und sagte: <Nur über meine Leiche, Elsa. > Dann ging sie zur Tür, und Miss Greer rief ihr nach: <Was soll das heißen?> Mrs. Crale wandte sich um und antwortete: <Eher bringe ich Amyas um, als ihn Ihnen zu überlassen. >» Hale machte eine eindrucksvolle Pause und fragte dann: «Ziemlich belastend, nicht wahr?»

«Ja», antwortete Poirot nachdenklich. «Wer hat denn das alles gehört?»

«Miss Williams und Philip Blake waren im Zimmer; es war sehr peinlich für sie.»

«Ihre Aussagen stimmen überein?»

«Fast. Es gibt ja nie zwei völlig übereinstimmende Zeugenaussagen, das wissen Sie genau so gut wie ich, Monsieur Poirot.» Poirot nickte, und Hale fuhr fort: «Ich ließ das Haus durchsuchen. In Mrs. Crales Schlafzimmer fand ich in einer Kommodenschublade in Wollstrümpfe eingewickelt ein Parfumfläschchen, auf dessen Etikett <Jasmin> stand. Es war leer und wies nur Fingerabdrücke von Mrs. Crale auf. Bei der Analyse wurde festgestellt, daß es schwache Spuren von Jasmin und eine starke Lösung von Koniin-Hydrobromid enthielt. Ich zeigte Mrs. Crale das Fläschchen und wies darauf hin, daß sie keine sie selbst belastenden Aussagen zu machen brauche. Sie erwiderte jedoch bereitwillig, sie habe sich sehr unglücklich gefühlt und sei nach Mr. Meredith Blakes Beschreibung des Saftes im Laboratorium zurückgeblieben, habe ein Fläschchen mit Jasmin-Parfüm, das sie in ihrer Tasche trug, ausgeschüttet und es mit der Koniin-Lösung gefüllt. Als ich sie fragte, wozu sie das getan habe, antwortete sie: <Ich möchte über gewisse Dinge nicht reden, aber ich hatte einen großen Schock erlitten, denn mein Mann hatte mir erklärt, er würde mich wegen einer anderen Frau verlassen. Wenn das tatsächlich der Fall gewesen wäre, hätte ich nicht länger leben wollen. Darum habe ich das Koniin genommen. >»