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»Halt!« sagte Titch scharf. »Er gehört mir!«

Ennart lachte, ein leiser, böser Laut, der ihm auch das allerletzte bißchen Göttlichkeit nahm. Auf seinem Gesicht vermischte sich Mordlust mit Verachtung, als er seine Aufmerksamkeit dem Quorrl zuwandte.

»Dir? Ich bin dein Gott, du Narr! Du wagst es, dich gegen mich zu stellen?«

Titch antwortete nicht. Er griff an.

Seine Bewegung schien selbst für den Ssirhaa zu schnell zu kommen, denn die Arme des Goldenen griffen ins Leere, als der Quorrl ihn ansprang. Ennart taumelte und prallte gegen die Wand, als Titch ihn durch die pure Wucht seines Ansturmes aus dem Gleichgewicht riß. Der Ssirhaa brüllte vor Zorn und Schmerz, riß beide Arme in die Höhe und ließ die Fäuste mit fürchterlicher Gewalt auf die Schultern des Quorrl krachen. Aber Titchs Umklammerung lockerte sich nicht; im Gegenteil. Mit aller Gewalt drückte er zu, legte die ganze, ungeheuerliche Kraft seines Quorrl-Körpers in diese eine Bewegung, bis Ennarts Rippen zu knirschen begannen und sich sein Gesicht plötzlich vor Schmerz verzerrte, nicht mehr vor Wut. Wieder ließ er seine Fäuste auf Titchs Schultern krachen, und wieder und wieder, mit Hieben, die irgend etwas in Titchs Körper zerbrechen mußten, denn Skar sah, wie sich der Quorrl jedesmal mehr vor Schmerz krümmte. Aber er ließ den Ssirhaa trotzdem nicht los.

Skar hob unsicher seine Waffe, aber er wagte es nicht, abzudrücken. Die Gefahr, auch Titch zu treffen, war zu groß. Sekundenlang stand er hilflos da und sah dem stummen Ringen der beiden ungleichen Gegner zu, dann schleuderte er den Schläfer mit einer zornigen Bewegung von sich, eilte zu einem der toten Zauberpriester und zog dessen Schwert aus dem Gürtel. Es war eine schwere, schlecht ausbalancierte Waffe, deren Schneide niemals scharf gewesen war, aber es war eine Waffe, die er kannte, und der nichts von der verderblichen Magie einer untergegangenen Wahrheit anhaftete.

Als er sich wieder umwandte, war es Ennart gelungen, einen Arm zwischen seinen Körper und den Titchs zu schieben. Das Gesicht des Ssirhaa war zu einer gequälten Grimasse geworden. Aus seinem Mundwinkel lief Blut, und Titchs Griff schnürte ihm den Atem ab. Aber wenn er schon kein Gott war, so hatte er doch dessen Körper - und dessen Kraft. Langsam, aber unaufhaltsam, schob er Titch von sich fort, bekam schließlich auch den anderen Arm frei und schmetterte dem Quorrl die geballte Faust ins Gesicht. Titch wurde zurückgeschleudert, taumelte drei, vier Schritte mit hilflos rudernden Armen rückwärts und stürzte schwer zu Boden.

Und Skar stieß Ennart das Schwert in die Seite.

Es war nicht sein Tschekal, das er führte. Die Klinge dieser Waffe bestand nicht aus Sternenstahl, sondern aus schartigem Eisen, das den Körper des Ssirhaa nicht durchbohrte, sondern an seinen Schuppen abglitt und nur ein tiefe, aber nicht tödliche Fleischwunde zurückließ. Ennart kreischte wie ein verwundeter Drache, torkelte zur Seite und schlug Skar noch in der gleichen Bewegung die Waffe aus der Hand. Das Schwert flog davon, prallte gegen die Wand und zerbrach, und auch Skar taumelte zurück. Sein rechter Arm war gelähmt, unterhalb des Ellbogens, wo ihn Ennarts Faust getroffen hatte.

Der Ssirhaa kam zugleich mit ihm wieder auf die Füße. Auch er taumelte. Die linke Hand hatte er auf die Wunde in seiner Seite gepreßt, aus der Blut in dicken, pulsierenden Strömen floß. Skar begriff, daß die Verletzung schlimmer war, als er angenommen hatte; wahrscheinlich schwer genug, Ennart zu töten. Aber nicht schnell genug.

Skar sah sich verzweifelt nach einer anderen Waffe um. Es gab keine. Sein Schwert war zerbrochen, und Ennart stand zwischen ihm und dem Leichnam des zweiten Zauberpriesters, so daß er keine Chance hatte, sich dessen Schwert zu bemächtigen. Ganz davon abgesehen, daß der Ssirhaa ihm nicht die Zeit dazu gelassen hätte. Schritt für Schritt wich er vor dem näher kommenden Ssirhaa zurück, bis sein tastender Fuß gegen den Tisch stieß. Sein Blick fixierte Ennarts geballte Faust. Ein einziger Schlag dieser Riesenhand würde ihn töten.

Er versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen, innerlich wieder zum Satai zu werden, nicht mehr Mensch, sondern nur noch Krieger zu sein, der Angst und Schmerz in Kraft und Überlegenheit zu verwandeln wußte, aber es gelang ihm nicht völlig. Trotz allem lähmte ihn Ennarts Nähe noch immer. Es war, als ginge von dem Ssirhaa etwas aus, das seine Konzentration unterbrach, der uralten Satai-Disziplin, nach der er erzogen war, entgegenwirkte wie ein geistiges Gift. Es war... verwirrend. Verwirrend und erschreckend. Und er hatte etwas Ähnliches schon einmal erlebt. Er wußte nur nicht mehr, wann.

Der Ssirhaa schlug zu. Skar sah den Hieb kommen, wich zum Schein zur Seite aus und warf sich blitzschnell nach hinten. Sein gekrümmter Rücken rollte über den Tisch ab, seine Füße kamen hoch und trafen Ennarts Gesicht mit fürchterlicher Wucht, dann stürzte er auf der anderen Seite des Tisches zu Boden, während der Fausthieb des Ssirhaa die zollstarke Tischplatte zermalmte wie dünnes Papier. Blitzschnell war Skar wieder auf den Beinen, griff noch im Aufspringen nach einem Tischbein und schmetterte es dem Ssirhaa gegen die Kehle. Ennart wankte. Sein Gesicht war voller Blut, und seine rechte Seite hatte sich rot gefärbt. Er hinkte, und er schien Mühe zu haben, den rechten Arm zu heben. Aber er war auch mit nur einer Hand ein mörderischer Gegner. Seine Faust verfehlte Skars Gesicht, aber er packte ihn an der Schulter, riß ihn herum und versetzte ihm einen Stoß, der ihn zu Boden schleuderte und hilflos quer durch den gesamten Raum schlittern ließ, ehe er mit einem betäubenden Schlag gegen die Wand prallte. Ennart knurrte wie ein gereizter Tiger, war mit zwei, drei gewaltigen Schritten über ihm und riß ihn brutal in die Höhe.

Skar wehrte sich ganz instinktiv. Mit einem blitzartigen Hochreißen des Armes versuchte er Ennarts Faust beiseite zu fegen, aber es war, als schlüge er gegen Stahl. Der Ssirhaa wankte nicht einmal, stieß ihn aber gleichzeitig noch einmal und so heftig gegen die Wand, daß er fast das Bewußtsein verlor.

Ein gellender Schrei erklang. Ennart taumelte, von einem golden und grün gefleckten Schatten getroffen und zur Seite gerissen, und plötzlich war Skar frei. Er sank an der Wand entlang in die Knie, kämpfte sich mit verzweifelter Kraft wieder in die Höhe und blinzelte den Schleier aus Schmerz und Blut weg, der vor seinen Augen wogte.

Es war nur eine winzige Atempause, die Titch ihm verschafft hatte. Ennart hatte den Quorrl abermals zu Boden geschleudert. Titch versuchte wieder aufzuspringen, aber Ennart war blitzschnell hinter ihm, ballte die gesunde Hand zur Faust und schlug sie ihm mit entsetzlicher Kraft in den Nacken. Titch stöhnte. Er verlor nicht das Bewußtsein, aber seine Arme knickten plötzlich unter dem Gewicht seines eigenen Körpers ein. Er stürzte abermals, schlug schwer mit dem Gesicht auf dem Metallboden auf und blieb stöhnend liegen. Eine Sekunde lang blieb der Ssirhaa breitbeinig und mit erhobener Faust über ihm stehen, aber der tödliche Hieb, mit dem Skar rechnete, kam nicht.

Statt dessen richtete sich der Ssirhaa wieder auf, drehte sich herum und kam mit langsamen, wiegenden Schritten auf Skar zu. Die Wunde in seiner Seite blutete noch immer. Der Strom aus pulsierendem Rot war sogar heftiger geworden; der Ssirhaa zog eine breite, unterbrochene Blutspur hinter sich her. Er würde sterben, dachte Skar. Aber nicht, bevor er ihn und Titch getötet hatte.

Langsam, den Rücken fest gegen die Wand gepreßt, wich er vor dem näher kommenden Ssirhaa zurück. Wenn er sich nur konzentrieren könnte! Wenn da nur dieses ... Etwas nicht wäre, das ihn daran hinderte, zu kämpfen wie ein Satai, jene fast unerschöpflichen Quellen verborgener Kraft anzuzapfen, die tief in jedem Menschen schlummerten, und die das Geheimnis der Unbesiegbarkeit der Satai waren. Aber er konnte es nicht, so sehr er es auch versuchte. Etwas ging selbst jetzt noch von Ennart aus, das ihn lähmte, ihn zu einem ganz normalen Menschen machte, der hilflos war gegen diesen goldenen Koloß.