Выбрать главу

Falls er je zurückkehrt. Wegetore in die Schwarze Burg funktionieren nicht länger. Versucht er zurückzukehren und findet sich ausgesperrt?

»Also gut«, sagte Emarin. »Was also tun wir?«

Draußen krachte der Donner. »Lasst mich nachdenken«, sagte Androl und nahm das Stück Leder und seine Werkzeuge. »Gebt mir eine Stunde.«

»Es tut mir leid«, sagte Jesamyn leise. Sie kniete neben Talmanes. »Ich kann nichts tun. Für meine Fähigkeiten ist diese Wunde viel zu weit fortgeschritten.«

Talmanes nickte und legte den Verband wieder an. An seiner ganzen Seite war die Haut schwarz geworden, wie durch eine schreckliche Erfrierung.

Die Kusine sah ihn stirnrunzelnd an. Sie war eine noch jugendlich aussehende Frau mit blonden Haaren, allerdings konnte ihr Alter wie bei allen Machtlenkerinnen sehr täuschen. »Es erstaunt mich, dass Ihr überhaupt noch laufen könnt.«

»Ich bin mir nicht sicher, dass man es als Laufen bezeichnen kann«, erwiderte Talmanes und hinkte zu den Soldaten zurück. Noch konnte er sich aus eigenen Kräften fortbewegen, aber die Schwindelanfälle kamen jetzt immer häufiger.

Guybon debattierte mit Dennel, der auf seine Karte zeigte und gestikulierte. In der Luft lag so viel Rauch, dass sich viele Männer Taschentücher vors Gesicht geknotet hatten. Sie sahen aus wie ein Haufen verdammter Aiel.

»… selbst die Trollocs ziehen sich aus diesem Viertel zurück«, beharrte Guybon. »Das Feuer wütet zu stark.«

»Die Trollocs ziehen sich in der ganzen Stadt zurück zur Mauer«, erwiderte Dennel. »Sie werden die Stadt die ganze Nacht brennen lassen. Der einzige Teil, der nicht brennt, ist das Viertel mit dem Tor zu den Kurzen Wegen. Dort haben sie sämtliche Gebäude niedergerissen, um eine Bresche zu schlagen.«

»Sie benutzten die Eine Macht«, sagte Jesamyn hinter Talmanes. »Ich spürte es. Schwarze Schwestern. Ich würde nicht vorschlagen, in diese Richtung zu gehen.«

Jesamyn war die letzte der Kusinen; die andere war im Kampf gefallen. Sie war nicht stark genug, um ein Wegetor zu weben, aber sie war auch nicht nutzlos. Talmanes hatte gesehen, wie sie sechs Trollocs verbrannt hatte, die seine Linien durchbrochen hatten.

Er hatte das Scharmützel von der Seitenlinie verfolgt, weil ihn die Schmerzen überwältigt hatten. Glücklicherweise hatte Jesamyn ihm ein paar Kräuter gegeben, die er kauen konnte. Zwar erhöhten sie seine Benommenheit, machten die Schmerzen aber erträglich. Es fühlte sich an, als steckte sein Körper in einem Schraubstock und würde dort langsam zerquetscht, aber immerhin konnte er sich auf den Beinen halten.

»Wir nehmen die schnellste Methode«, sagte er. »Das Viertel, das nicht brennt, ist zu nahe an den Drachen. Ich werde nicht riskieren, dass das Schattengezücht Aludra und ihre Waffen entdeckt.« Vorausgesetzt, das ist nicht schon längst geschehen.

Guybon sah ihn finster an, aber das war ein Einsatz der Bande. Guybon war willkommen, aber er war kein Teil ihrer Befehlskette.

Talmanes’ Streitmacht bewegte sich weiter durch die dunkle Stadt, immer auf der Hut vor Hinterhalten. Obwohl sie den ungefähren Standort des Lagerhauses kannten, war der Weg dorthin problematisch. Viele Hauptstraßen waren durch Trümmer, Feuer oder den Feind blockiert. Die Männer mussten sich im Schneckentempo durch Nebenstraßen und Gassen bewegen, die so gewunden waren, dass selbst Guybon und die anderen aus Caemlyn Mühe hatten, die Orientierung nicht zu verlieren.

Ihr Weg führte sie an Stadtteilen vorbei, wo das Feuer so heiß war, dass es vermutlich die Pflastersteine schmolz. Talmanes starrte in die Flammen, bis sich seine Augen trocken anfühlten, dann führte er seine Männer zum nächsten Umweg.

Zoll für Zoll näherten sie sich Aludras Lagerhaus. Zweimal stießen sie auf Trollocs, die Jagd auf Flüchtlinge machten. Sie erledigten die Bestien, die verbliebenen Armbrustmänner streckten über die Hälfte jeder Gruppe nieder, bevor sie reagieren konnten.

Talmanes sah zu, traute sich aber einen Kampf nicht mehr zu. Die Wunde hatte ihn zu sehr geschwächt. Beim Licht, warum nur hatte er sein Pferd zurückgelassen? Eine dumme Idee. Nun, die Trollocs hätten es eh verjagt.

Ich fange an, immer das Gleiche zu denken. Er zeigte mit dem Schwert auf eine abzweigende Gasse. Die Kundschafter eilten voraus und kontrollierten beide Richtungen, bevor sie freien Weg signalisierten. Ich kann kaum noch denken. Es dauert nicht mehr lange, bevor mich die Dunkelheit überfällt.

Aber zuerst würde er dafür sorgen, dass die Drachen in Sicherheit waren. Das musste er.

Talmanes stolperte aus der Gasse auf eine vertraute Straße. Sie waren ganz in der Nähe. Die Gebäude auf der einen Straßenseite brannten. Die dort stehenden Statuen sahen aus wie arme Seelen, die in den Flammen gefangen waren. Um sie herum wütete das Feuer, aber noch standen sie, während sich ihr weißer Marmor langsam schwärzte.

Auf der anderen Straßenseite herrschte Stille, dort brannte nichts. Von den Statuen geworfene Schatten tanzten wie ausgelassene Feiernde, die zusahen, wie ihre Feinde verbrannten. Die Luft stank unerträglich nach Rauch. Diese Schatten und die brennenden Statuen schienen sich in Talmanes’ benommenem Sichtfeld zu bewegen. Tanzende Schattenkreaturen. Sterbende Schönheiten, die von einer Krankheit verzehrt wurden. Sie überzog die Haut, schwärzte sie, fraß sie und tötete die Seele …

»Wir sind ganz nahe!«, sagte Talmanes und zwang sich zu einem stolpernden Lauf. Er durfte die anderen nicht bremsen. Wenn das Feuer das Lagerhaus erreicht …

Sie kamen zu einer ausgebrannten Stelle; das Feuer war hier gewesen und anscheinend bereits wieder verschwunden. Einst hatte hier ein großes Lagerhaus aus Holz gestanden, aber davon war nicht mehr viel übrig. Hier gab es nur noch qualmende Balken, Trümmer und halb verbrannte Trollocs.

Stumm versammelten sich die Männer um Talmanes. Die einzigen Laute kamen von den prasselnden Flammen. Kalter Schweiß tropfte von Talmanes’ Gesicht.

»Wir waren zu spät«, flüsterte Melten. »Sie haben sie, richtig? Die Drachen wären laut explodiert, hätten sie Feuer gefangen. Das Schattengezücht kam, nahm die Drachen und brannte das Haus nieder.«

Um Talmanes sanken erschöpfte Mitglieder der Bande auf die Knie. Mat, es tut mir leid, dachte er. Wir haben es versucht. Wir haben …

Plötzlich hallte ein Laut wie ein Donnerschlag durch die Stadt. Er erschütterte Talmanes bis in die Knochen, und die Männer schauten auf.

»Beim Licht«, stieß Guybon hervor. »Das Schattengezücht benutzt die Drachen?«

»Nicht unbedingt«, sagte Talmanes. Neue Kraft flackerte in ihm auf, und er lief wieder los. Seine Männer umringten ihn.

Jeder neue Schritt schickte einen stechenden Schmerz durch seine Seite. Er passierte die Statuen, die zu seiner Rechten von Flammen eingehüllt wurden, während zu seiner Linken kalte Stille herrschte.

BUMM!

Die Explosionen klangen nicht laut genug, um von Drachen stammen zu können. Konnten sie auf eine Aes Sedai hoffen? Der Lärm schien Jesamyn aufgemuntert zu haben, und sie lief mit geschürzten Röcken an der Seite der Männer. Die Gruppe stürmte zwei Straßen vom Lagerhaus entfernt um eine Ecke und sah sich mit Reihen fauchenden Schattengezüchts konfrontiert, das ihnen den Rücken zuwandte.

Talmanes stieß einen überraschten lauten Schrei aus und hob mit beiden Händen das Schwert. Das Feuer aus seiner Verletzung hatte sich in seinem ganzen Körper ausgebreitet; selbst seine Finger brannten. Er kam sich vor wie eine der Statuen, dazu verdammt, zusammen mit der Stadt zu brennen.

Er enthauptete einen Trolloc, bevor der überhaupt von seiner Existenz ahnte, dann warf er sich auf die nächste Kreatur. Sie wich mit einer beinahe flüssigen Anmut aus und wandte ihm ein Gesicht zu, das keine Augen hatte; ihr Umhang bewegte sich nicht im Wind. Bleiche Lippen zogen sich zu einem Knurren zurück.