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O beim Licht. Egwenes Name kam auf die Liste der Toten. Diese Liste wuchs unaufhörlich und toste durch seine Gedanken. Sein Versagen. So oft hatte er versagt.

Er hätte sie retten müssen.

Die Angriffe des Dunklen Königs gingen weiter, versuchten Rand in Stücke zu reißen und ihn zu zermalmen.

O beim Licht. Nicht Egwene.

Rand schloss die Augen und brach zusammen, konnte dem nächsten Angriff kaum standhalten.

Finsternis hüllte ihn ein.

Leane hob den Arm und beschattete die Augen gegen den prächtigen Lichtschwall. Er spülte die Dunkelheit vom Hang und hinterließ einen Augenblick lang nur strahlende Helligkeit. Sharaner erstarrten auf der Stelle und warfen Schatten, als sie sich in Kristall verwandelten.

Die Säule aus Macht stieg wie ein Leuchtfeuer hoch in den Himmel und erlosch.

Leane ließ sich auf die Knie fallen und stützte sich mit einer Hand ab. Eine Kristallschicht überzog den Boden, wuchs über dem zerstörten Stein, bedeckte die vernarbte Landschaft. Wo auch immer sich Spalten geöffnet hatten, waren sie nun mit Kristall gefüllt und sahen wie kleine Flüsse aus.

Leane kämpfte sich auf die Füße und schlich nach vorn, passierte in Kristall eingefrorene Sharaner. In der Zeit erstarrt und tot.

Im Zentrum der Explosion entdeckte Leane eine Kristallsäule von der Größe und Breite eines uralten Zwerglorbeerbaumes, die sich ungefähr fünfzig Fuß in den Himmel erhob. In ihrer Mitte hing ein mit Rillen versehener Stab, Voras Sa’angreal. Von der Amyrlin selbst war nichts zu sehen, aber Leane kannte die Wahrheit.

»Der Amyrlin-Sitz ist gefallen«, rief eine Aes Sedai in der Nähe zwischen den kristallisierten Sharanern. »Der Amyrlin-Sitz ist gefallen!«

Donner grollte. Berelain schaute von der Bettkante auf, dann erhob sie sich. Galads Hand entglitt ihr, als sie zu dem Fenster in der Steinmauer ging.

Das Meer brandete gegen die Felsen, als wäre es zornig. Vielleicht auch voller Schmerz. Weiße Gischt sprühte entfesselt in Richtung der Wolken, in denen Blitze ein zerbrochenes Licht warfen. Während sie zusah, wurden die Wolken dichter in der Nacht, falls das überhaupt noch möglich war. Dunkler.

Die Morgendämmerung war noch eine Stunde entfernt. Aber die Wolken waren so schwarz, dass sie sie nicht sehen würde, wenn sie aufging. Das war ihr klar. Sie ging zurück an Galads Seite, setzte sich und nahm seine Hand. Wann würde eine Aes Sedai kommen, um ihn zu Heilen? Er war noch immer bewusstlos, aber Albträume flüsterten ihm etwas zu. Er wand sich, und etwas an seinem Hals funkelte.

Berelain griff unter sein Hemd und zog ein Medaillon hervor. Es trug die Form eines Fuchskopfes. Sie rieb den Finger darüber.

»… zurück zu Cauthon …«, flüsterte Galad mit geschlossenen Augen. »… Hoffnung …«

Berelain dachte einen Augenblick lang nach, und es kam ihr so vor, als gehörte die Dunkelheit draußen dem Dunklen König, und sie erstickte das Land und kroch durch Fenster und unter Türen herein. Sie stand auf, verließ Galad und ging schnell, trug das Medaillon fort.

»Die Amyrlin ist tot«, berichtete Arganda.

Blut und verdammte Asche, dachte Mat. Egwene. Egwene auch? Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.

»Außerdem berichten die Aes Sedai«, fuhr Arganda fort, »dass sie die Hälfte ihrer Zahl verloren haben. Die übrig gebliebenen behaupten, und das ist ein Zitat, dass sie ›nicht einmal genug Macht lenken könnten, um eine Feder zu heben‹. Sie sind aus der Schlacht raus.«

Mat grunzte. »Wie viele von den sharanischen Machtlenkern haben sie erledigt?«, fragte er und machte sich auf alles gefasst.

»Alle.«

Mat sah Arganda stirnrunzelnd an. »Was?«

»Alle Machtlenker«, sagte Arganda. »Alle, die gegen die Aes Sedai kämpften.«

»Immerhin etwas«, sagte Mat. Aber Egwene …

Nein. Daran durfte er im Augenblick nicht denken. Sie und ihre Gefährten hatten die sharanischen Machtlenker aufgehalten.

Sharaner und Trollocs zogen sich von den Frontlinien zurück, um sich neu zu gruppieren. Mat nutzte die Gelegenheit, um das Gleiche zu tun.

Seine Streitkräfte – zumindest das, was davon noch übrig war – waren über das ganze Plateau verteilt. Er hatte alles aufgeboten, was er noch hatte. Die Grenzländer, die Drachenverschworenen, Loial und die Ogier, Tams Truppen, die Weißmäntel, Soldaten der Bande der Roten Hand. Sie hatten hart gekämpft, aber ihr Gegner war ihnen zahlenmäßig weit überlegen. Es war schlimm genug gewesen, als sie es bloß mit den Sharanern zu tun gehabt hatten, aber sobald die Trollocs am Osthang durchgebrochen waren, waren sie gezwungen gewesen, sich an zwei Fronten zu verteidigen. Im Verlauf der letzten Stunde waren sie mehr als tausend Schritte zurückgedrängt worden, und zwar nach Norden, und ihre hinteren Reihen hatten beinahe den Rand der Anhöhe erreicht.

Das würde der letzte Sturm sein. Das Ende der Schlacht. Ohne die sharanischen Machtlenker würde man ihn nicht sofort auslöschen, aber Licht … es waren noch immer so viel verfluchte Trollocs übrig. Er hatte diesen Tanz gut getanzt. Das wusste er. Aber ein Mann konnte allein nur so viel erreichen. Möglicherweise würde nicht einmal Tuons Rückkehr ausreichen. Falls sie kam.

Arganda überreichte Berichte von anderen Abschnitten des Schlachtfeldes – der Mann war so schlimm verwundet, dass er nicht kämpfen konnte, und niemand konnte mehr genug Machtlenken, um zu Heilen. Er erledigte seine Aufgabe gut. Ein guter Mann. Mat hätte ihn bei der Bande brauchen können.

Die Trollocs sammelten sich für ihren Vorstoß, schleppten Leichen aus dem Weg und formierten sich zu Fäusten, die die Myrddraal anführen würden. Das ließ Mat fünf oder zehn Minuten, um sich vorzubereiten. Dann würden sie kommen.

Lan kam mit grimmiger Miene heran. »Was sollen meine Männer tun, Cauthon?«

»Macht euch bereit, diese Trollocs zu bekämpfen«, sagte Mat. »Hatte jemand in letzter Zeit Kontakt mit Mayene? Jetzt wäre der richtige Augenblick, um ein paar Reihen Geheilte Männer zurückzubekommen.«

»Ich erkundige mich für Euch«, sagte Lan. »Und dann bereite ich meine Männer vor.«

Als er ging, griff Mat tief in die Satteltasche. Er zog Rands Banner hervor, das Banner der alten Aes Sedai. Er hatte es sich zuvor besorgt, weil er gedacht hatte, es vielleicht brauchen zu können. »Jemand soll dieses Ding aufziehen. Wir kämpfen in Rands verdammtem Namen. Zeigen wir dem Schatten, dass wir stolz darauf sind.«

Dannil nahm das Banner und suchte sich einen Speer als Stab. Mat holte tief Luft. So wie die Grenzländer redeten, glaubten sie, dass das in einem ruhmreichen, heroischen, selbstmörderischen Sturmangriff enden würde. So hatten auch Thoms Lieder immer geendet … die Art Lieder, von denen er gehofft hatte, sich niemals in ihnen wiederzufinden. Andererseits spielte diese Hoffnung keine große Rolle mehr.

Denk nach, denk. In der Ferne stießen die Trollocs in ihre Hörner. Tuon hatte sich verspätet. Würde sie kommen? Insgeheim hoffte er, dass sie es nicht tun würde. Da die Schlacht so schlecht verlief, würden vermutlich nicht einmal die Seanchaner mehr einen Unterschied machen.

Er brauchte dringend einen Vorteil. Komm schon, Glück! Ein weiteres Wegetor öffnete sich, und Arganda ging, um den Bericht des Boten entgegenzunehmen. Mat brauchte die Neuigkeit gar nicht zu hören, denn Argandas Miene bei seiner Rückkehr war finster.

»Also gut«, sagte Mat seufzend. »Her damit.«

»Die Königin von Andor ist tot«, sagte Arganda.

Verfluchte Asche! Nicht Elayne! Etwas in Mat zog sich zusammen. Rand … Es tut mir so leid. »Wer führt sie jetzt an? Bashere?«

»Tot«, sagte Arganda. »Seine Frau auch. Alle fielen bei einem Angriff auf andoranische Pikenträger. Wir haben auch sechs Clanhäuptlinge der Aiel verloren. Niemand führt die Andoraner oder die Aiel am Flussufer. Sie weichen schnell zurück.«