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Tam musterte den Mann, dann hielt er seinen Pfeil an eine Fackel. Der Lumpen hinter der Spitze entflammte sofort. »Erste Reihe, auf mein Signal!«, brüllte Tam und ignorierte die anderen Befehle, die die Linie weitergereicht wurden. »Beleuchten wir Lord Mandragorans Weg!«

Mit einer flüssigen Bewegung spannte Tam den Bogen, der brennende Stoff wärmte seine Finger, und er ließ die Sehne los.

Lan galoppierte auf die Trollocs zu. Seine Lanze war genau wie ihre drei Ersatzlanzen schon vor Stunden zerbrochen. An seinem Hals baumelte das kalte Medaillon, das Berelain mit einer schlichten Notiz durch das Wegetor geschickt hatte.

Ich weiß nicht, wie Galad darangekommen ist, aber ich glaube, er wollte, dass ich es Cauthon schicke.

Lan dachte nicht darüber nach, was er da tat. Das Nichts erlaubte solche Dinge nicht. Manche Männer würden das als tollkühn, närrisch, ja selbstmörderisch bezeichnen. Aber nur selten wurde die Welt von Männern verändert, die nicht bereit waren, zumindest eines davon auszuprobieren. Er sandte, was auch immer er an Trost zustande brachte, durch den Bund zu der fernen Nynaeve, dann bereitete er sich auf den Kampf vor.

Als er sich den Tiermenschen näherte, stellten die Bestien eine Speerreihe auf, um ihn aufzuhalten. Ein Pferd würde sich bei einem Durchbruchsversuch selbst aufspießen. Lan holte Luft, beruhigte sich mit dem Nichts, bereitete sich darauf vor, die Spitze des ersten Speers abzutrennen und sich dann seinen Weg durch die Reihe zu erzwingen.

Ein unmögliches Manöver. Die Trollocs würden bloß näher zusammenrücken müssen, damit er langsamer wurde. Danach konnten sie Mandarb überwältigen und ihn aus dem Sattel zerren.

Aber jemand musste Demandred vernichten. Mit dem Medaillon am Hals hob Lan das Schwert.

Ein brennender Pfeil schoss aus dem Himmel und bohrte sich in den Hals des Trollocs genau vor ihm. Ohne zu zögern, benutzte er die gestürzte Kreatur als Öffnung in der Speerreihe. Er krachte in das Schattengezücht, trampelte über den Gefallenen hinweg. Nun würde er …

Ein weiterer Pfeil raste heran und fällte einen Tiermenschen. Dann war der nächste dran, noch einer, in schneller Folge. Mandarb krachte durch die verwirrten, brennenden und sterbenden Trollocs, als ein ganzer Regen Brandpfeile vor ihm niederging.

»Malkier!«, brüllte Lan, trieb Mandarb an, zertrampelte Kadaver, behielt aber seine Geschwindigkeit bei, als sich vor ihm ein Weg öffnete. Ein Lichthagel regnete herab, jeder Pfeil traf präzise und tötete eine Bestie, die ihn aufhalten wollte.

Er donnerte durch die Reihen, stieß sterbende Ungeheuer zur Seite, und brennende Pfeile beleuchteten seinen Weg durch die Finsternis wie eine Straße. Dicht gedrängt stand das Schattengezücht zu beiden Seiten, aber vor ihm stürzten die Gegner zu Boden und stürzten auch weiterhin, bis dort keiner mehr stand.

Danke, Tam.

Lan galoppierte am Osthang des Plateaus entlang, nun ganz allein, vorbei an Soldaten, vorbei am Schattengezücht. Er war eins mit dem Wind, der durch sein Haar fuhr, eins mit dem sehnigen Tier unter ihm, das ihn vorwärtstrug, eins mit dem Mann, der sein Ziel, sein Schicksal war.

Die lauten Hufschläge ließen Demandred aufsehen, seine sharanischen Gefährten erhoben sich vor ihm.

Mit einem lauten Aufbrüllen führte Lan Mandarb in die Sharaner hinein, die seinen Weg versperrten. Der Hengst machte einen Satz, seine Vorderbeine stießen die Wächter vor ihm zu Boden. Mandarb fuhr herum, seine Flanken schickten noch mehr Feinde zu Boden, seine Vorderhufe trafen neue Ziele.

Lan sprang aus dem Sattel – Mandarb verfügte über keinen Schutz gegen Machtlenken, also würde der Kampf vom Sattel aus Demandred bloß dazu einladen, sein Pferd zu töten – und landete mit gezogener Klinge laufend am Boden.

»Noch einer?«, brüllte Demandred. »Lews Therin, du fängst an, mich …«

Er unterbrach sich, als Lan ihn erreichte und sich in ›Daunenfedern im Sturmwind‹ warf, eine wilde, offensive Schwertfigur. Demandred riss die Klinge hoch, fing den Hieb ab und stolperte durch seine Gewalt einen Schritt zurück. Drei blitzschnelle Schläge tauschten sie aus, Lan blieb in Bewegung, bis der letzte Hieb Demandred an der Wange traf. Lan verspürte einen leichten Widerstand, dann sprühte Blut durch die Luft.

Demandred tastete nach der Verletzung an der Wange, seine Augen öffneten sich weit. »Wer bist du?«, fragte der Verlorene.

»Ich bin der Mann, der dich töten wird.«

Min schaute vom Rücken ihres Torm auf, als er durch das Wegetor zurück auf das Schlachtfeld von Merrilor sprang. Sie hoffte, dass er dem Schlachtengetöse widerstehen würde, sobald sie da waren. In der Ferne brannten große Feuer und Fackeln, wie Glühwürmchen, die Bilder der Tapferkeit und Entschlossenheit beleuchteten. Sie betrachtete die flackernden Lichter, die letzten Scheite eines Feuers, das bald gelöscht werden würde.

Weit im Norden erbebte Rand.

Das Muster wirbelte um Rand und zwang ihn zuzusehen. Er blickte durch Augen, aus denen Tränen strömten. Er sah Menschen kämpfen. Er sah sie sterben. Er sah Elayne, gefangen und allein, während sich ein Schattenlord darauf vorbereitete, ihr die ungeborenen Kinder aus dem Schoß zu schneiden. Er sah Rhuarc, der seinen Geist eingebüßt hatte und nun die Marionette einer der Verlorenen war.

Er sah Mat, der verzweifelt einer schrecklich ungleichen Wette gegenüberstand.

Er sah Lan in seinen Tod reiten.

Demandreds Worte trafen ihn. Die Kraft des Dunklen Königs riss weiter an ihm.

Er hatte versagt.

Aber irgendwo in seinem Hinterkopf erklang eine Stimme. Kaum hörbar, fast in Vergessenheit geraten.

Lass los.

Lan hielt nichts zurück.

Er kämpfte nicht, wie er Rand das Kämpfen beigebracht hatte. Kein vorsichtiges Austesten, keine Erkundung des Terrains, keine sorgfältige Einschätzung. Demandred konnte die Macht lenken, und trotz des Medaillons durfte er seinem Feind keine Zeit zum Nachdenken geben. Oder um Gewebe zu weben und ihm Steine entgegenzuschleudern oder den Boden unter seinen Füßen zu öffnen.

Lan begrub sich tief im Nichts und erlaubte seinem Instinkt, ihn zu leiten. Er ging weit über die fehlenden Empfindungen hinaus, brannte alles weg. Er musste die Gegend nicht einschätzen, denn er hatte das Gefühl, dass das Land ein Teil von ihm war. Er musste nicht Demandreds Kraft ergründen. Einer der Verlorenen mit seinen vielen Jahrzehnten Erfahrung würde der geschickteste Schwertkämpfer sein, dem er je gegenübergestanden hatte.

Lan war sich vage bewusst, dass die Sharaner zurückwichen, um einen großen Kreis um die beiden Kämpfer zu bilden. Anscheinend vertraute Demandred so sehr auf sein Geschick, dass er von anderen keine Einmischung duldete.

Lan führte eine Reihe Angriffe durch. ›Wasser fließt bergab‹ ging über in ›Wirbelwind vom Berg‹ und dann in ›Der Falke taucht ins Gebüsch‹. Seine Figuren waren wie Ströme, die sich zu einem immer größeren Fluss vereinigten. Demandred kämpfte so gut, wie er befürchtet hatte. Auch wenn sich seine Fechtfiguren etwas von denen unterschieden, die er kannte, hatten die Jahre die Grundzüge eines Schwertkampfes nicht verändern können.

»Du bist … gut …«, grunzte Demandred und wich vor ›Wind und Regen‹ zurück; Blut tropfte von seinem Kinn. Lans Klinge blitzte durch die Luft und spiegelte das rote Licht eines Feuers in der Nähe wider.

Demandred griff mit ›Den Funken schlagen‹ an, womit Lan gerechnet hatte und dementsprechend parierte. Er trug einen Kratzer an der Seite davon, den er ignorierte. Der Schlagabtausch hatte ihn einen Schritt zurückgeworfen, was Demandred Gelegenheit gab, mit der Einen Macht nach einem Stein zu greifen und ihn ihm entgegenzuschleudern.

Tief ins Nichts versunken fühlte Lan den Stein kommen. Er begriff den Kampf – es war eine Art von Verstehen, die tief in sein Inneres reichte, bis zum Kern seiner Seele. Wie Demandred seine Schritte setzte, in welche Richtung sein Blick flackerte, das alles verriet Lan genau, was nun passieren würde.