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Ein Mann in einem schwarzen Mantel preschte heran. Mat war sich gar nicht bewusst gewesen, dass Narishma noch immer da war und an der Seite der Grenzländer kämpfte. Der Kandori-Asha’man sprang vom Pferd und ergriff Lans anderen Arm, dann konzentrierte er sich.

Das kurze Heilen reichte aus, um Lan zurück ins Bewusstsein zu holen.

»Schafft ihn auf ein Pferd, Narishma«, sagte Mat. »Ihr könnt Euch in Ruhe um ihn kümmern, wenn wir wieder bei unserem Heer sind. Ich will nicht hinter feindlichen Linien feststecken, falls die Trollocs da unten entscheiden, sie müssten zurück auf die Anhöhe.«

Sie ritten zurück nach Nordosten und hieben dabei mit Schwertern und Lanzen auf die Rücken der Trollocs in der rechten Flanke ein, was die Bestien noch mehr verschreckte. Sobald die Grenzländer sie hinter sich gelassen hatten, wendeten sie die Pferde und ritten erneut mitten in die Horde hinein. Die Kreaturen starrten wild in alle Richtungen, sich unsicher, wo der nächste Angriff herkommen würde. Mat und Narishma ritten weiter mit Lan im Schlepptau zurück zu ihren eigenen Linien. Narishma zog den Malkieri vorsichtig vom Pferd und legte ihn hin, um mit der Heilung fortzufahren, während Mat kurz innehielt und ihre Situation überdachte.

Hinter ihnen sammelte sich Nebel. Da schoss Mat ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Er hatte eine furchtbare Möglichkeit übersehen! Das Horn von Valere wurde noch immer geblasen, ein ferner und doch unverkennbarer Laut. O Licht, dachte er, o verfluchte abgehackte Stümpfe auf einem Schlachtfeld. Wer bläst das Horn? Welche Seite?

Der Nebel wand sich Würmern gleich, die nach einem heftigen Regenfall aus dem Boden krochen. Er sammelte sich zu einer wogenden Wolke, einer Gewitterwolke am Boden, und Umrisse von Pferden galoppierten heraus. Gestalten aus der Legende. Buad von Albhain, so majestätisch wie jede Königin. Amaresu, die ihr glühendes Schwert emporgestreckt hielt. Der dunkelhäutige Hend der Schläger, einen Hammer in der einen und einen Speer in der anderen Hand.

An der Front der Helden ritt eine Gestalt durch den Nebel. Hochgewachsen und gebieterisch, mit einer Nase gekrümmt wie ein Schnabel, trug Artur Falkenflügel sein Schwert Gerechtigkeit über die Schulter gelegt. Obwohl der Rest der ungefähr hundert Helden Falkenflügel folgte, löste sich einer von Nebelschwaden umgeben von der Gruppe und galoppierte fort. Mat hatte keinen guten Blick auf ihn werfen können. Wer war das gewesen, und wo wollte er so eilig hin?

Mat richtete den Hut und trieb Pips an, dem uralten König entgegenzureiten. Ich schätze, ich weiß, welche Seite ihn gerufen hat, dachte er, wenn er versucht, mich zu töten. Er legte den Ashandarei quer über den Sattel. Konnte er gegen Artur Falkenflügel kämpfen? Licht, konnte überhaupt jemand einen der Helden des Horns schlagen?

»Hallo, Falkenflügel«, rief Mat.

»Spieler«, erwiderte Falkenflügel. »Ihr solltet besser auf die Dinge achtgeben, die man Euch überließ. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass man uns für diesen Kampf nicht ruft!«

Mat seufzte erleichtert. »Verfluchte Asche, Falkenflügel! Ihr hättet es nicht so spannend machen müssen, Ihr verfluchter Ziegenküsser. Also kämpft Ihr für uns?«

»Natürlich kämpfen wir für das Licht«, sagte Falkenflügel. »Wir würden niemals für den Schatten kämpfen.«

»Aber man sagte mir …«, setzte Mat an.

»Man hat Euch das Falsche gesagt«, erwiderte Falkenflügel.

»Davon abgesehen, hätte die andere Seite uns rufen können«, sagte Hend und lachte, »dann wärt Ihr jetzt tot!«

»Ich bin gestorben.« Mat rieb sich die Narbe am Hals. »Anscheinend hat mich dieser Baum für sich beansprucht.«

»Nicht der Baum, Spieler«, sagte Falkenflügel. »Ein anderer Augenblick, an den Ihr Euch nicht erinnern könnt. Er passt aber, da Lews Therin Euch beide Male das Leben rettete.«

»Vergesst ihn nicht«, fauchte Amaresu. »Ich habe Euch murmeln gesehen, dass Ihr seinen Wahnsinn fürchtet, aber die ganze Zeit vergesst Ihr, dass Ihr jeden Eurer Atemzüge, jeden Eurer Schritte seiner Langmut zu verdanken habt. Euer Leben ist ein Geschenk des Wiedergeborenen Drachen, Spieler. Und das zweimal.«

Blut und verdammte Asche, selbst tote Frauen behandelten ihn wie Nynaeve. Wo lernten sie das? Gab es da geheimen Unterricht?

Falkenflügel deutete auf etwas in der Nähe. Rands Banner; Dannil hielt es noch immer in die Höhe. »Wir sind hier eingetroffen, um uns um dieses Banner zu versammeln. Seinetwegen können wir für Euch kämpfen, Spieler, und weil der Drache euch alle führt – auch wenn er es aus der Ferne tut. Aber es reicht.«

Mat warf einen Blick auf das Banner. »Nun, wenn ihr nun alle hier seid, könnt ihr jetzt auch kämpfen. Ich werde meine Männer zurückziehen.«

Falkenflügel lachte herzlich. »Glaubt Ihr, wir hundert können diese ganze Schlacht schlagen?«

»Ihr seid die verdammten Helden des Horns«, erwiderte Mat. »Das ist doch das, was ihr tut, oder nicht?«

»Man kann uns besiegen«, sagte die hübsche Blaes von Matuchin und ließ ihr Pferd an die Seite von Falkenflügel tänzeln. Tuon konnte doch unmöglich sauer sein, wenn er eine Heldin ein bisschen ansah, oder? Schließlich wurde von Normalsterblichen erwartet, sie anzustarren. »Wenn wir schwer verletzt werden, müssen wir uns zurückziehen und in der Welt der Träume erholen.«

»Der Schatten weiß, wie er uns kampfunfähig machen kann«, fügte Hend hinzu. »Bindet uns an Händen und Füßen, und wir können nichts tun, um bei der Schlacht zu helfen. Es spielt keine Rolle, ob man unsterblich ist, wenn man sich nicht bewegen kann.«

»Wir können gut kämpfen«, sagte Falkenflügel zu Mat. »Und wir werden Euch unsere Kraft leihen. Das ist nicht unser Krieg allein. Wir sind nur ein Teil davon.«

»Na großartig«, sagte Mat. Das Horn ertönte noch immer. »Dann verratet mir doch eines. Wenn ich nicht in dieses Ding blies, und der Schatten auch nicht … wer ist es dann?«

Trolloc-Krallen zerkratzten Olvers Arm. Durch seine Tränen hindurch blies er mit zusammengekniffenen Augen in der kleinen Felsspalte in das Horn.

Es tut mir leid, Mat, dachte er, als eine schwarz behaarte Hand das Horn erreichte. Eine andere packte ihn an der Schulter, grub die Krallen tief in sie hinein und ließ Blut seinen Arm hinunterströmen.

Man riss ihm das Horn aus den Händen.

Es tut mir leid!

Der Trolloc riss Olver in die Höhe.

Und ließ ihn fallen.

Olver krachte benommen zu Boden und zuckte dann zusammen, als ihm das Horn in den Schoß fiel. Zitternd packte er es und blinzelte die Tränen fort.

Über ihm bewegten sich Schatten. Grunzten. Was passierte da? Vorsichtig hob er den Kopf und entdeckte jemanden, der über ihm stand, die Füße rechts und links von ihm auf dem Boden. Die Gestalt kämpfte so schnell, dass ihre Bewegungen wie ein Schemen erschienen, stellte sich einem Dutzend Trollocs auf einmal, und ihr Stab wirbelte in alle Richtungen, während sie den Jungen verteidigte.

Olver erkannte das Gesicht des Mannes, und ihm stockte der Atem. »Noal?«

Noal brach den Arm einer Bestie und zwang sie zurück, dann warf er Olver einen Blick zu und lächelte. Obwohl er noch immer gealtert erschien, war die Müdigkeit aus seinen Augen verschwunden – als wäre eine große Last von ihm genommen worden. In der Nähe stand ein weißes Pferd mit einem goldenen Sattel und Zaumzeug, das prächtigste Tier, das Olver je gesehen hatte.

»Noal, sie sagten, du seist gestorben!«, rief Olver.

»Bin ich auch«, erwiderte Noal und lachte. »Das Muster war noch nicht mit mir fertig, mein Sohn. Stoß in dieses Horn! Spiele es voller Stolz, Hornbläser!«