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»Mein Lord Drache«, sagte Kert. »Sind wir … Ich meine …« Er schluckte und schaute zum Himmel und den Wolken, die trotz Rands Gegenwart immer näher zu kommen schienen. »Die Dinge sehen schlimm aus, oder?«

»Stürme sind oft schlimm, Kert«, sagte Rand. »Aber die Zwei Flüsse haben sie immer überlebt. Und so wird es auch wieder sein.«

»Aber …«, wiederholte Kert. »Es sieht schlimm aus. Soll das Licht mich verbrennen, aber das tut es.«

»Es wird geschehen, wie es das Rad will«, erwiderte Rand und blickte nach Norden. »Friede, Kert, Reed«, sagte er dann leise. »Fast alle Prophezeiungen haben sich erfüllt. Dieser Tag wurde vorausgesehen, und unsere Prüfungen sind bekannt. Wir begegnen ihnen nicht unvorbereitet.«

Er hatte ihnen nicht versprochen, dass sie siegen oder überleben würden, aber beide Männer hielten sich plötzlich aufrechter und nickten lächelnd. Die Menschen hörten gern, dass es einen Plan gab. Das Wissen, dass da jemand war, der die Kontrolle hatte, mochte vielleicht der stärkste Trost sein, den Rand ihnen geben konnte.

»Damit habt ihr den Lord Drachen genug mit euren Fragen gelöchert«, sagte Perrin. »Sorgt dafür, dass ihr diesen Posten gut bewacht – es wird weder ein Nickerchen gemacht, Kert, noch gewürfelt.«

Beide Männer salutierten erneut, als Perrin und Rand das Lager betraten. Es erschien fröhlicher als die anderen Lager auf dem Feld. Die Feuer schienen heller zu brennen, das Lachen war etwas lauter. Als hätten die Leute aus den Zwei Flüssen es irgendwie geschafft, die Heimat mitzubringen.

»Du führst sie gut«, sagte Rand leise, während Perrin anderen in der Nacht zunickte.

»Sie sollten mich nicht brauchen, um ihnen zu sagen, was getan werden muss, und so ist es auch.« Als aber ein Bote ins Lager gestürmt kam, war Perrin sofort der Befehlshaber. Er rief den dürren Jungen mit Namen an, und als er das gerötete Gesicht und die zitternden Beine des Burschen sah – offensichtlich fürchtete er sich vor Rand –, nahm er ihn zur Seite und sprach leise, aber energisch mit ihm.

Er schickte den Jungen los, um Lady Faile zu suchen, dann kam er zurück. »Ich muss wieder mit Rand sprechen.«

»Aber du sprichst doch mit …«

»Ich brauche den echten Rand, nicht den Mann, der gelernt hat, wie eine Aes Sedai zu sprechen.«

Rand seufzte. »Ich bin es wirklich, Perrin«, protestierte er. »Ich bin mehr ich selbst als seit langer Zeit.«

»Ja, in Ordnung. Ich rede nicht gern mit dir, wenn du deine Gefühle verbirgst.«

Eine Gruppe Männer von den Zwei Flüssen ging vorbei und salutierte. Als Rand diese Männer sah und sich bewusst wurde, dass er nie wieder einer von ihnen sein würde, durchzuckte ihn plötzlich Einsamkeit. Bei den Männern von den Zwei Flüssen war das immer am schlimmsten. Aber er entspannte sich für Perrin.

»Also, was ist? Was hatte der Bote zu berichten?«

»Deine Sorge war berechtigt«, sagte Perrin. »Rand, Caemlyn ist gefallen. Es wurde von Trollocs überrannt.«

Rand fühlte, wie seine Miene erstarrte.

»Du bist nicht überrascht«, stellte Perrin fest. »Du bist besorgt, aber nicht überrascht.«

»Nein, das bin ich nicht«, gab Rand zu. »Ich glaubte, sie würden im Süden zuschlagen – ich hatte von Trolloc-Sichtungen dort gehört, und ich bin mir zur Hälfte sicher, dass Demandred da die Hand im Spiel hat. Er hat sich noch nie ohne Heer wohlgefühlt. Aber Caemlyn … ja, das ist ein schlauer Zug. Ich habe dir ja gesagt, dass sie versuchen werden, uns abzulenken. Wenn sie Andor angreifen und sie weglocken können, dann wird meine Allianz bedeutend wackliger.«

Perrin blickte hinüber zu Elaynes Lager, das sich direkt neben Egwenes befand. »Aber wäre es denn nicht von Vorteil für dich, wenn Elayne ginge? Bei dieser Konfrontation befindet sie sich auf der anderen Seite.«

»Es gibt keine andere Seite. Es gibt nur diese eine Seite, die sich nicht einig ist, wie sie vorgehen soll. Wenn Elayne nicht an der Zusammenkunft teilnimmt, wird das alles untergraben, was ich zu erreichen versuche. Sie ist vermutlich die mächtigste Regentin von allen.«

Natürlich konnte Rand sie durch den Bund fühlen. Ihre plötzliche Aufregung ließ ihn wissen, dass sie die Nachricht erhalten hatte. Sollte er zu ihr gehen? Vielleicht konnte er ja Min schicken. Sie war aufgestanden und entfernte sich von dem Zelt, in dem er sie zurückgelassen hatte. Und …

Er blinzelte. Aviendha. Sie war hier in Merrilor. Aber vor wenigen Augenblicken noch nicht, oder? Perrin sah ihn an, und er machte sich nicht die Mühe, die Überraschung aus seinem Gesicht zu verbannen.

»Wir können Elayne nicht gehen lassen!«

»Nicht einmal, um ihre Heimat zu verteidigen?«, fragte Perrin ungläubig.

»Wenn die Trollocs Caemlyn bereits erobert haben, dann ist es für Elayne zu spät. Dann kann sie nichts mehr ausrichten. Ihre Streitkräfte werden sich auf die Evakuierung konzentrieren. Dazu braucht sie nicht vor Ort zu sein, aber sie muss hier sein. Morgen früh.«

Wie konnte er dafür sorgen, dass sie blieb? Elayne reagierte schlecht darauf, wenn man ihr vorschrieb, was sie zu tun hatte, so wie alle Frauen, aber wenn er andeutete …

»Und wenn wir die Asha’man schicken?«, schlug Perrin vor. »Sie alle? Wir könnten den Kampf in Caemlyn führen.«

»Nein«, sagte Rand, obwohl das Wort schmerzte. »Perrin, wenn die Stadt wirklich überrannt wurde – und ich werde Männer durch Wegetore losschicken, um das zu bestätigen –, dann ist sie verloren. Diese Mauern zurückzuerobern würde viel zu viel Mühe kosten, zumindest in diesem Augenblick. Wir können diese Koalition nicht auseinanderbrechen lassen, bevor ich überhaupt Gelegenheit hatte, sie zu schmieden. Einigkeit wird uns retten. Wenn jeder von uns losläuft, um in seiner Heimat irgendwelche Brände zu löschen, dann verlieren wir. Darum geht es bei diesem Angriff.«

»Ich schätze, das ist möglich …« Perrin fingerte an seinem Hammer herum.

»Der Angriff könnte Elayne nervös machen, sie schneller zum Handeln treiben«, sagte Rand und zog ein Dutzend verschiedener Möglichkeiten in Betracht. »Vielleicht macht es sie ja verletzlicher, damit sie meinem Plan zustimmt. Das wäre eine gute Sache.«

Perrin sah ihn stirnrunzelnd an.

Wie schnell ich doch gelernt habe, andere zu benutzen. Er hatte wieder zu lachen gelernt. Er hatte gelernt, sein Schicksal zu akzeptieren und ihm mit einem Lächeln entgegenzustürmen. Er hatte gelernt, mit dem Mann, der er gewesen war, und dessen Taten seinen Frieden zu schließen.

Dieses Verständnis würde ihn jedoch nicht davon abhalten, die Werkzeuge zu benutzen, die sich ihm boten. Er brauchte sie, brauchte sie alle. Der Unterschied bestand nun darin, dass er sie als die Menschen betrachten würde, die sie waren, und nicht als seine Werkzeuge. Das versprach er sich.

»Ich finde noch immer, wir sollten etwas tun, um Andor zu helfen«, meinte Perrin und kratzte sich am Bart. »Wie haben sie sich hereingeschlichen, was glaubst du?«

»Durch die Kurzen Wege«, sagte Rand gedankenverloren.

Perrin grunzte. »Nun, du hast ja behauptet, dass Trollocs nicht durch Wegetore Reisen können; könnten sie gelernt haben, das zu ändern?«

»Beten wir zum Licht, dass das nicht passiert ist«, sagte Rand. »Das einzige Schattengezücht, das sie dazu bringen konnte, Wegetore zu benutzen, waren Gholam, und Aginor war nicht so dumm, mehr als nur ein paar davon zu machen. Nein, ich würde gegen Mat selbst wetten, dass das der Eingang zu den Kurzen Wegen in Caemlyn war. Ich war überzeugt, sie hätte dieses Ding streng bewacht!«

»Wenn es der Eingang zu den Kurzen Wegen war, dann können wir etwas unternehmen«, sagte Perrin. »Wir können nicht zulassen, dass Trollocs in Andor wüten; wenn sie Caemlyn verlassen, haben wir sie im Rücken, und das wäre eine Katastrophe. Wenn sie aber durch eine bestimmte Stelle reinkommen, könnten wir das mit einem Angriff auf diese Stelle unterbinden.«