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Ich werde stärker als jeder andere sein, dachte er. Das war der einzige Ausweg, oder? Man wird mich fürchten.

Licht! Er hatte ihren Anstrengungen widerstanden, ihn zu verderben, ihn dem Schatten zuzuführen … aber unwillkürlich musste er sich fragen, ob sie nicht stattdessen etwas anderes in seinem Inneren zerbrochen hatten. Etwas Tiefliegendes. Er blickte über das Kristallfeld.

Darunter grollte es erneut. Ein paar Kristalle zersplitterten. Dieses ganze Gebiet würde bald zusammenbrechen. Und mit ihm das Zepter …

Macht.

»Ich warne Euch, Festländer«, sagte da eine ruhige Stimme in der Nähe. »Ich habe eine Botschaft zu überbringen. Falls ich dazu Euren Arm brechen muss, dann werde ich das tun.«

Das ist ein seanchanischer Akzent, dachte Logain und drehte sich stirnrunzelnd um. Eine Seanchanerin, die von einem großen Illianer begleitet wurde, stritt sich mit einem seiner Wächter. Diese Frau wusste, wie man seine Stimme weit tragen ließ, ohne brüllen zu müssen. Sie verfügte über eine Selbstbeherrschung, die Logain neugierig machte.

Er ging zu ihr hinüber, und die Seanchanerin sah zu ihm hoch. »Ihr seht nach jemandem mit Autorität aus«, rief sie ihm zu. »Ihr seid der, den man Logain nennt?«

Er nickte.

»Die Amyrlin schickt Euch ihre letzten Worte. Ihr müsst die Siegel zur Weißen Burg bringen, damit sie gebrochen werden. Das Zeichen ist das kommende Licht! Sie sagt, man wird es erkennen, wenn es kommt.«

Logain hob die Brauen. Er nickte der Frau zu, hauptsächlich um sie loszuwerden, dann ging er wieder zurück.

»Du hast nicht vor, es zu tun«, sagte Gabrelle. »Narr. Diese Siegel gehören …«

»Mir«, erwiderte Logain.

»Logain«, sagte Gabrelle leise. »Ich weiß, dass man dich verletzt hat. Aber das ist nicht der Augenblick für Spiele.«

»Warum nicht? So wie die Weiße Burg mit mir umgegangen ist, war das etwas anderes als ein großes Spiel?«

»Logain.« Sie berührte seinen Arm.

Das Licht sollte diesen Bund verbrennen! Er wünschte, er hätte ihn ihr niemals aufgezwungen. Mit ihr verbunden konnte er ihre Ehrlichkeit spüren. Wie sehr würde es doch sein Leben erleichtern, wenn er alle Aes Sedai weiterhin mit Misstrauen betrachten könnte.

Ehrlichkeit. Würde sie noch sein Untergang sein?

»Lord Logain!«, rief Desautel. Der Geweihte war so breit wie ein Schmied. »Lord Logain, ich glaube, ich habe es gefunden!«

Logain brach den Blickkontakt mit Gabrelle, sah zu Desautel hinüber. Der Asha’man stand neben einem großen Kristall. »Es ist hier«, sagte er und wischte über den Kristall, als Logain auf ihn zuging. »Seht Ihr?«

Logain kniete sich hin, webte eine Lichtkugel. Ja … dort, im Inneren des Kristalls. Es sah wie eine Hand aus, die aus einer etwas anderen Kristallart bestand und im Lichtschein funkelte. Diese Hand hielt ein goldenes Zepter, dessen Oberseite ähnlich wie ein Pokal geformt war.

Mit einem breiten Grinsen sammelte Logain die Eine Macht. Er ließ Saidin in den Kristall strömen, benutzte ein Gewebe, um ihn wie einen Stein zu zerschmettern.

Der Boden bebte. Der Kristall, was auch immer er war, widerstand. Je härter er zudrückte, umso heftiger wurde das Beben.

»Logain …«, sagte Gabrelle.

»Tretet zurück«, sagte er. »Ich glaube, ich muss es mit Baalsfeuer versuchen.«

Panik schoss durch den Bund. Glücklicherweise sparte sich Gabrelle die Mühe, ihm zu sagen, was verboten war und was nicht. Asha’man brauchten dem Gesetz der Weißen Burg nicht zu gehorchen.

»Logain!«

Eine andere Stimme. Warum konnten sie ihn nicht in Ruhe lassen? Er bereitete das Gewebe vor.

»Logain!« Androl keuchte, als er eintraf. Er fiel auf die Knie, sein Gesicht wies Verbrennungen auf. Er sah schlimmer als der Tod aus. »Logain … die Flüchtlinge aus Caemlyn … Der Schatten hat Trollocs geschickt, um sie bei den Ruinen zu töten. Licht! Sie werden hingeschlachtet!«

Logain webte Baalsfeuer, hielt das fast fertige Gewebe, während er den Kristall und seine goldene Beute betrachtete.

»Logain …«, sagte Androl gequält. »Die anderen aus meiner Gruppe sind geblieben, um zu kämpfen, aber sie sind zu erschöpft. Ich kann Cauthon nirgends finden, und die Soldaten, an die ich mich wandte, sind zu sehr mit ihrem eigenen Kampf beschäftigt, um helfen zu können. Ich glaube nicht einmal, dass die Kommandanten wissen, dass die Trollocs dort oben sind. Beim Licht.«

Logain hielt sein Gewebe fest, fühlte die Eine Macht in sich pulsieren. Macht. Furcht.

»Bitte«, flüsterte Androl leise. »Kinder, Logain. Sie schlachten die Kinder …«

Logain schloss die Augen.

Mat ritt mit den Helden des Horns. Anscheinend räumte ihm seine einstige Stellung als Hornbläser einen besonderen Platz unter ihnen ein. Sie schlossen sich ihm an, grüßten ihn, sprachen mit ihm, als würden sie ihn kennen. Sie sahen so, nun, heroisch aus, wie sie aufrecht in ihren Sätteln saßen, umgeben von dem Nebel, den das Licht der hereinbrechenden Morgendämmerung glühen ließ.

Mitten im Kampfgetümmel stellte er schließlich die Frage, die ihn nun schon so lange verfolgt hatte. »Ich bin doch wohl nicht … einer von Euch, oder?«, frage er Hend den Schläger. »Ihr wisst schon … da Helden manchmal geboren werden und dann sterben und … tun, was auch immer Ihr da tut.«

Der große Mann lachte. Er ritt einen Kastanienbraunen, der fast die Schulterhöhe eines seanchanischen Eberpferdes hatte. »Ich wusste, dass Ihr das fragt, Spieler!«

»Nun, dann solltet Ihr verflucht noch mal eine Antwort parat haben.« Mat fühlte, wie sich seine Wangen röteten, während er die Antwort erwartete.

»Nein, Ihr seid keiner von uns«, sagte Hend. »Entspannt Euch. Auch wenn Ihr mehr als genug getan habt, um Euch einen Platz zu verdienen, seid Ihr nicht auserwählt worden. Den Grund dafür kenne ich nicht.«

»Vielleicht weil mir die Vorstellung nicht behagt, jedes Mal zu springen, wenn jemand dieses verdammte Horn bläst.«

»Vielleicht!« Hend grinste und galoppierte auf eine Reihe sharanischer Speere zu.

Mat dirigierte nicht länger Truppenbewegungen auf dem Schlachtfeld. Wenn es das Licht wollte, hatte er die Dinge gut genug in Bewegung gesetzt, dass keine unmittelbare Kontrolle nötig war. Er hatte sich den Helden angeschlossen und ritt kämpfend und Schlachtrufe brüllend über das Plateau.

Elayne war wieder da, und sie hatte ihre Truppen um sich geschart. Mat sah ihr von der Einen Macht erschaffenes Banner über ihnen am Himmel schweben und erhaschte einen Blick auf jemanden, der wie sie aussah und zwischen den Soldaten ritt; ihr Haar glänzte, als würde es hinter ihr angestrahlt. Sie erschien selbst wie eine verdammte Heldin des Horns.

Mat stieß einen Freudenschrei aus, als er die seanchanische Armee nach Norden marschieren sah, wo sie sich gleich mit Elaynes Armee vereinigen würde, und er ritt weiter am Osthang der Anhöhe entlang. Kurz darauf wurde er langsamer, Pips hatte gerade einen Trolloc zertrampelt. Dieses laute Rauschen … Mat spähte in die Tiefe, als der Fluss in einer dahinrasenden Woge aus schlammigem Wasser zurückkehrte. Er brach die Trolloc-Horde entzwei, riss viele von ihnen mit sich, als er wieder das Flussbett füllte.

Der schneehaarige Rogosh sah dem schäumenden Wasser zu, dann nickte er Mat respektvoll zu. »Gut gemacht, Spieler«, sagte er. Die Rückkehr des Flusses hatte die Streitmacht des Schattens geteilt.

Mat begab sich wieder in den Kampf. Als er über das Plateau galoppierte, bemerkte er, dass die Sharaner – oder das, was von ihnen noch übrig war – durch Wegetore flohen. Er ließ sie ziehen.

Als die Trollocs die fliehenden Sharaner sahen, stockte ihr Widerstand, und sie gerieten in Panik. Eingekreist und von Mats Heeren gejagt, blieb ihnen keine andere Wahl, als zu dem langen Hang im Südwesten zu fliehen.

Jenseits der Anhöhe war das Chaos ausgebrochen. Die Seanchaner hatten sich mit Elaynes Soldaten vereint, und beide Gruppen stürzten sich mit glühendem Zorn auf das Schattengezücht. Sie bildeten einen Kordon um die Bestien und rückten schnell vor, erlaubten keine Flucht. Schnell verwandelte sich der Boden in roten Matsch, als die Trollocs zu Tausenden starben.