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Masuri sackte zusammen, setzte sich schwer auf das Bett. Perrin ballte die Hand zur Faust, sah sie an. Er hatte das Gefühl, jeden herausfordern zu können, selbst den Dunklen König. »Das fühlt sich wunderbar an.«

»Man hat mir gesagt, dass ich mit diesem besonderen Gewebe ausgezeichnet bin«, sagte Masuri. »Aber seid vorsichtig, es …«

»Ja«, erwiderte Perrin. »Ich weiß. Der Körper ist noch immer erschöpft. Ich nehme es bloß nicht wahr.« Und als er darüber nachdachte, stimmte das Letztere nicht ganz. Er konnte seine Erschöpfung sehr wohl spüren, sie war wie eine Schlange tief in ihrem Loch, die dort lauerte und abwartete. Sie würde ihn erneut verschlingen.

Das bedeutete, dass er vorher seine Aufgabe zu Ende bringen musste. Er atmete tief ein, dann befahl er seinen Hammer zu sich. Das Werkzeug rührte sich kein Stück.

Stimmt ja, dachte er. Das ist die reale Welt und nicht der Wolfstraum. Er ging zu dem Tisch und schob den Hammer in die Schlaufen an seinem Gürtel, die neuen, die er für den größeren Hammer gemacht hatte. Er wandte sich Chiad zu, die an der Tür stand; Bain konnte er auch auf dem Korridor riechen, wohin sie sich zurückgezogen hatte. »Ich finde ihn«, sagte Perrin. »Falls er verwundet ist, bringe ich ihn her.«

»Tut das«, sagte Chiad, »aber Ihr werdet uns hier nicht finden.«

»Ihr geht nach Merrilor?«, fragte er überrascht.

»Einige von uns werden dazu gebraucht, die Verwundeten zu bringen, damit sie Geheilt werden können«, sagte Chiad. »Das ist etwas, das Gai’shain in der Vergangenheit nie taten, aber vielleicht können wir es dieses Mal tun.«

Perrin nickte, dann schloss er die Augen. Er stellte sich vor, wie er an der Schwelle zum Schlaf stand und dahintrieb. Die Zeit, die er im Wolfstraum verbracht hatte, hatte seinen Verstand gut ausgebildet. Mit Konzentration konnte er sich selbst täuschen. Das veränderte zwar die Welt hier nicht, aber es veränderte seine Wahrnehmung.

Ja … nahe an den Schlaf herantreiben … und da war der Weg. Er nahm die Abzweigung zum Wolfstraum im Fleisch und bekam noch gerade die Andeutung eines Keuchens von Masuri mit, als er zwischen den Welten versetzt wurde.

Er öffnete die Augen und fand sich von Windstößen getroffen. Er erschuf eine Blase ruhiger Luft, dann landete er mit starken Beinen auf dem Boden. Auf dieser Seite existierten von Berelains Palast nur noch ein paar schwankende Mauern. Eine davon löste sich in ihre Bestandteile auf, die Steine zerbrachen und wurden vom Wind in den Himmel gerissen. Die Stadt dahinter war so gut wie weg, hier und dort deuteten Trümmerhaufen auf die Gebäude hin, die sich einst dort erhoben hatten. Der Himmel stöhnte wie Metall, das man zurechtbog.

Perrin befahl den Hammer in seine Hand, dann begab er sich ein letztes Mal auf die Jagd.

Thom Merrilin saß auf einem großen, rußverschmierten Felsen, rauchte seine Pfeife und sah dem Ende der Welt zu.

Er verstand etwas davon, den besten Platz zu finden, um eine Vorstellung zu verfolgen. Seiner Einschätzung nach war das der prächtigste Sitz auf der ganzen Welt. Sein Felsen stand direkt neben dem Eingang in den Krater des Verderbens, nahe genug, dass er, wenn er sich zurücklehnte und die Augen zusammenkniff, hineinspähen und ein paar der dort flackernden Lichter und Schatten ausmachen konnte. Er warf wieder einen Blick hinein. Nichts hatte sich verändert.

Pass dort drinnen auf, dass dir nichts geschieht, Moiraine, dachte er. Bitte.

Er saß auch nahe genug am Rand des Pfades, von dem aus man das gesamte Tal überblicken konnte. Er paffte seine Pfeife und strich mit dem Knöchel über seinen Schnurrbart.

Jemand musste das aufzeichnen. Er konnte nicht die ganze Zeit damit verbringen, sich Sorgen zu machen. Also suchte er nach den richtigen Worten, um das zu beschreiben, was er dort sah. Worte wie »episch« und »bedeutsam« legte er zur Seite. Übertriebene Benutzung hatte sie so gut wie jeden Inhalts beraubt.

Ein starker Wind strich durch das Tal, riss am Cadin’sor der Aiel, die gegen rot verschleierte Gegner kämpften. Blitze prasselten auf die Drachenverschworenen nieder, deren Linie den Pfad hinauf zum Höhleneingang hielt. Die Einschläge schleuderten Männer in die Luft. Aber die nächsten hieben auf die Trollocs ein. Die Wolken rasten hin und her, die Windsucherinnen erkämpften sich die Kontrolle über das Wetter, der Schatten gewann sie zurück. Keine Seite hatte lange einen klaren Vorteil.

Riesige dunkle Bestien durchstreiften das Tal und töteten mühelos. Trotz gemeinsamer Anstrengungen Dutzender Kämpfer wollten die Schattenhunde einfach nicht sterben. Über der rechten Talseite hing dichter Nebel, den die Sturmwinde aus irgendeinem Grund nicht durcheinanderwirbeln konnten.

Höhepunkt?, dachte Thom und kaute auf dem Pfeifenstiel herum. Nein. Zu vorhersehbar. Nahm man die Worte, die das Publikum erwartete, langweilte es sich. Eine große Ballade musste überraschend sein.

Niemals das Erwartete tun. Wenn die Leute anfingen, einen für berechenbar zu halten – wenn sie anfingen, die Gesten vorherzusehen, nach dem Ball zu suchen, den man durch ein geschicktes Fingerspiel zu verbergen suchte, oder zu lächeln, bevor man die letzte Zeile seiner Geschichte erreicht hatte –, dann war der Augenblick gekommen, den Umhang einzupacken, sich ein letztes Mal aus Anstand zu verbeugen und zu gehen. Denn das erwarteten sie am wenigsten von einem, wenn alles gut lief.

Er lehnte sich wieder zurück, spähte in den Tunnel. Natürlich konnte er sie nicht sehen. Sie war zu weit drin. Aber dank des Behüterbundes konnte er sie in seinem Geist fühlen.

Mit Entschlossenheit und Mut starrte sie auf das Ende der Welt. Unwillkürlich musste er lächeln.

Unten mahlte die Schlacht wie ein Fleischwolf, riss Menschen und Trollocs in Fetzen toten Fleisches. Die Aiel kämpften am Rand des Kampfes mit ihren vom Schatten übernommenen Vettern. Beide Parteien schienen etwa gleich stark zu sein, oder zumindest war es vor der Ankunft der Schattenhunde so gewesen.

Allerdings waren diese Aiel unnachgiebig. Sie schienen überhaupt nicht müde zu werden, obwohl es nun schon … Thom vermochte einfach nicht genau zu bestimmen, wie viel Zeit verstrichen war. Seit ihrer Ankunft am Shayol Ghul hatte er vielleicht fünf- oder sechsmal geschlafen, aber er wusste nicht, ob das die Tage markierte. Er überprüfte den Himmel. Kein Zeichen von der Sonne zu sehen, obwohl das Machtlenken der Windsucherinnen – und die Schale der Winde – eine große Linie weißer Wolken herbeigeholt hatte, die sich in die schwarzen hineindrängten. Die Wolken schienen eine eigene Schlacht auszufechten, das umgedrehte Bild der Kämpfe am Boden. Schwarz gegen Weiß.

Gefahrvoll? Nein, das war nicht das richtige Wort. Er würde mit Sicherheit eine Ballade daraus machen. Rand verdiente es. Moiraine auch. Das würde genauso sehr ihr Sieg sein wie der seine. Er brauchte Worte. Die richtigen Worte.

Er suchte danach, während er hörte, wie die Aiel die Speere gegen die Schilde schlugen, als sie sich erneut in den Kampf stürzten. Während er den heulenden Wind im Tunnel hörte und sie an seinem Ende stehen fühlte.

Unten spannten die Domani-Armbrustmänner entschlossen ihre Waffen. Einst hatten Tausende von ihnen geschossen. Jetzt war nur noch ein Bruchteil von ihnen übrig.

Vielleicht … »Furcht einflößend«.

Das war ein richtiges Wort, aber nicht das richtige Wort. Es mochte nicht unerwartet sein, aber es traf es so genau. Er fühlte es bis auf die Knochen. Seine Gemahlin kämpfte um ihr Leben. Die Truppen des Lichts bis fast an den Rand des Todes gedrängt … Beim Licht, er hatte Angst. Um sie. Um sie alle.

Aber das Wort war so prosaisch. Er brauchte etwas Besseres, etwas Perfektes.

Unten stachen die Tairener mit ihren Stangenwaffen auf die Trollocs ein. Die Drachenverschworenen kämpften mit allen möglichen zusammengesuchten Waffen. In der Nähe lag ein letzter kaputter Dampfwagen, der Pfeile und Armbrustbolzen aus dem letzten Wegetor aus Baerlon gebracht hatte. Schon seit Stunden erhielten sie keinen Nachschub mehr. Die verzerrte Zeit und der Sturm stellten irgendetwas mit der Einen Macht an.