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Junger Bulle! Wölfe. Die Schattenbrüder sind hier! Wir kämpfen!

Schattenhunde. Wölfe hassten sämtliches Schattengezücht; ein ganzes Rudel würde sterben, nur um einen Myrddraal zu Boden zu reißen. Aber Schattenhunde fürchteten sie.

Perrin suchte nach den Kreaturen. Normale Menschen konnten nichts gegen Schattenhunde ausrichten, deren Geifer bereits tötete. Ganz in der Nähe brach Widerstand vor einer Woge aus schwarzen Wölfen von Pferdegröße zusammen. Die Wilde Jagd.

Licht! Diese Schattenhunde waren gewaltig. Rudel aus pechschwarzen Zerrbildern von Wölfen sprengten die Verteidigungslinien und ließen Tairener und Domani wie Stoffpuppen zappeln. Wölfe griffen die Schattenhunde an, richteten aber nichts aus. Sie schrien und heulten und starben.

Perrin hob die Stimme und stieß einen abgerissenen Wutschrei aus, der ihre Todesschreie begleitete. Im Augenblick konnte er ihnen nicht helfen. Seine Instinkte und Leidenschaften trieben ihn an. Der Schlächter. Er musste den Schlächter besiegen. Hielt er den Mann nicht auf, würde er sich in die Welt der Träume versetzen und Rand töten.

Perrin bahnte sich einen Weg durch die Kämpfenden und rannte der bereits fernen Gestalt hinterher. Die kurze Ablenkung hatte ihm einen Vorsprung verschafft, aber er war etwas langsamer geworden. Er hatte noch nicht begriffen, dass Perrin die Welt der Träume verlassen konnte.

Der Schlächter blieb stehen und betrachtete das Schlachtfeld. Er warf einen Blick zurück und entdeckte Perrin – er riss die Augen auf. In dem Lärm konnte Perrin seine Worte nicht verstehen, aber er konnte sie ihm von den Lippen ablesen. »Nein. Nein, das ist unmöglich.«

Ja, dachte Perrin. Jetzt kann ich dir überallhin folgen, wo auch immer du hinwillst. Das ist eine Jagd. Und endlich bist du die Beute.

Der Schlächter verschwand, und Perrin versetzte sich hinter ihm in den Wolfstraum. Die um ihn herum kämpfenden Menschen verwandelten sich in Muster im Staub, explodierten und nahmen erneut Gestalt an. Als der Schlächter ihn erblickte, schrie er vor Angst, dann versetzte er sich zurück in die wache Welt.

Perrin folgte ihm. Er konnte die Spur des Schlächters riechen. Ganz glitschig vor Schweiß und Panik. In den Traum, dann wieder zurück in die wache Welt. Im Traum rannte Perrin auf vier Beinen als Junger Bulle. In der wachen Welt war er Perrin, der den Hammer hielt.

Er versetzte sich so häufig zwischen beiden Welten, wie er blinzelte, und er jagte den Schlächter. Wenn ihm eine Gruppe Kämpfer im Weg stand, sprang er zurück in den Wolfstraum und rannte einfach durch die Gestalten aus Sand und Staub durch, dann versetzte er sich zurück in die wache Welt, um die Spur nicht zu verlieren. Das Versetzen erfolgte nun so schnell, dass er mit jedem Herzschlag zwischen den Welten wechselte.

Bumm. Perrin hob den Hammer und sprang der fliehenden Gestalt von einer kleinen Anhöhe hinterher.

Bumm. Junger Bulle heulte und rief das Rudel.

Bumm. Perrin war jetzt ganz nahe. Nur noch ein paar Schritte Abstand. Der Gestank des Schlächters war durchdringend.

Bumm. Die Geister der Wölfe erschienen um Junger Bulle und heulten ihr Verlangen nach der Jagd heraus. Keine Beute hatte sie jemals mehr verdient. Noch nie zuvor hatte eine Beute mehr Schaden bei ihren Rudeln angerichtet. Noch nie zuvor war ein Mann so gefürchtet gewesen.

Bumm. Der Schlächter stolperte. Er drehte sich im Sturz, schickte sich reflexartig in den Wolfstraum zurück.

Bumm. Perrin schwang Mah’alleinir, in den der springende Wolf eingeprägt war. Er, der sich erhebt.

Bumm. Junger Bulle sprang dem Mörder seiner Brüder an die Kehle. Der Schlächter floh.

Der Hammer traf.

Etwas an diesem Ort und diesem Augenblick schickte Perrin und den Schlächter in ein ununterbrochenes Flackern zwischen den Welten. Hin und her, hin und her, aufblitzende Momente und Gedanken. Flacker. Flacker. Flacker.

Um sie herum starben Männer. Manche aus Staub, manche aus Fleisch. Ihre Welt an der Seite von Schatten anderer Welten. Männer in seltsamer Kleidung und Rüstung, die gegen Bestien in allen möglichen Formen und Größen kämpften. Augenblicke, in denen aus Aiel Seanchaner wurden, die wiederum ein Mittelding aus beiden wurden, mit Speeren und hellen Augen, aber Helmen geformt wie monströse Insekten.

In allen diesen Augenblicken und an allen diesen Orten schlug Perrins Hammer zu, und Junger Bulles Reißzähne verbissen sich im Hals des Schlächters. Er schmeckte die salzige Wärme seines Blutes. Er fühlte den Hammer vibrieren, wenn er traf, er hörte Knochen brechen. Die Welten flackerten wie Lichtblitze.

Alles brach zusammen, schüttelte sich, dann zog es sich wieder zusammen.

Perrin stand auf den Felsen im Tal von Thakan’dar, und der Schlächter lag verkrümmt zu seinen Füßen. Sein Schädel war eingeschlagen. Perrin keuchte, im Bann der Aufregung der Jagd. Es war vorbei.

Er drehte sich um und sah überrascht, dass er von Aiel umringt war. Er runzelte die Stirn. »Was macht ihr?«

Eine der Töchter lachte. »Ihr saht so aus, als würdet Ihr zu einem großen Tanz laufen, Perrin Aybara. Man lernt, auf dem Schlachtfeld nach Kriegern wie Euch Ausschau zu halten und ihnen zu folgen. Oft haben sie den meisten Spaß.«

Er lächelte grimmig und betrachtete das Schlachtfeld. Es lief nicht gut für seine Seite. Die Schattenhunde rissen die Verteidiger in grausamer Wut auseinander. Der Weg zu Rand hinauf lag völlig frei.

»Wer führt diese Schlacht?«, fragte er.

»Jetzt keiner mehr«, sagte die Tochter. Er kannte ihren Namen nicht. »Zuerst tat es Rodel Ituralde. Dann führte Darlin Sisnera. Aber sein Kommandoposten fiel Draghkar zum Opfer. Schon seit Stunden habe ich keine Aes Sedai oder Clanhäuptlinge mehr gesehen.«

Ihre Stimme klang grimmig. Selbst die unverwüstlichen Aiel schwankten. Ein schneller Blick über das Schlachtfeld verriet Perrin, dass die noch verbliebenen Aiel oft in kleinen Gruppen kämpften und so viel Schaden wie möglich anrichteten, bevor sie niedergemacht wurden. Die Wölfe, die hier in Rudeln gekämpft hatten, waren gebrochen, ihre Gedanken voller Schmerz und Furcht. Und Perrin hatte keine Ahnung, was dieses Schattengezücht mit den Löchern im Gesicht zu bedeuten hatte.

Die Schlacht war zu Ende, und die Seite des Lichts hatte verloren.

Die Schattenhunde durchbrachen die Linie der Drachenverschworenen in der Nähe, die letzte Gruppe, die durchgehalten hatte, fiel vor ihnen. Ein paar versuchten zu fliehen, aber ein Schattenhund sprang auf sie, stieß mehrere zu Boden und verbiss sich in einen. Sprühender Geifer traf die anderen, und sie stürzten zuckend zu Boden.

Perrin senkte den Hammer, kniete nieder, nahm sich den Umhang des Schlächters und wickelte sich den Stoff um die Hände, bevor er den Hammer wieder ergriff. »Lasst euch nicht von ihrem Geifer treffen. Er ist tödlich.«

Die Aiel nickten, die unter ihnen, die bloße Hände hatten, umwickelten sie. Sie rochen entschlossen, aber auch resigniert. Aiel würden auf den Tod zurennen, wenn es die einzige Möglichkeit war, und sie würden es lachend tun. Feuchtländer hielten sie für verrückt, aber Perrin konnte die Wahrheit an ihnen riechen. Sie waren nicht verrückt. Sie fürchteten bloß den Tod nicht, aber sie hießen ihn auch nicht willkommen.

»Berührt mich, ihr alle«, befahl er.

Die Aiel gehorchten. Er versetzte sie in den Wolfstraum – so viele von ihnen zu transportieren war schrecklich anstrengend, als würde man eine Stahlstange verbiegen –, aber er schaffte es. Er versetzte sie sofort an den Fuß des Pfades zum Krater des Verderbens. Dort hatten sich die Geister der Wölfe versammelt und saßen stumm da. Hunderte von ihnen.

Perrin brachte die Aiel zurück in die wache Welt, seine Versetzung stellte ihn und seine kleine Streitmacht zwischen Rand und den Schattenhunden auf. Die Wilde Jagd schaute auf, verzerrte Augen funkelten wie Silber, als sie sich auf Perrin richteten.