Выбрать главу

»Wir halten hier die Stellung«, sagte Perrin zu seinen Aiel, »und hoffen, dass uns andere zu Hilfe kommen.«

»Wir halten stand«, sagte einer der Aiel, ein großer Mann mit einem dieser Stirnbänder, die Rands Symbol zeigten.

»Und falls nicht«, sagte ein anderer, »und wir stattdessen aufwachen, dann werden wir zumindest die Erde mit unserem Blut tränken und unsere Körper die Pflanzen nähren lassen, die jetzt hier wachsen werden.« Perrin waren die sprießenden Pflanzen noch gar nicht aufgefallen, die hier völlig fehl am Platz grün und lebendig im Tal wucherten. Klein, aber zäh. Eine Manifestation der Tatsache, dass Rand noch immer kämpfte.

Die Schattenhunde schlichen mit gesenktem Schwanz und zurückgelegten Ohren auf sie zu, ihre entblößten Reißzähne funkelten wie blutbesudeltes Metall. Was hatte er da trotz des Windes gehört? Etwas sehr Leises, aus großer Ferne. Es erschien sogar so leise, dass er es eigentlich gar nicht hätte hören dürfen. Aber es durchdrang den Kriegslärm. War ihm irgendwie bekannt …

»Ich kenne diesen Laut«, sagte Perrin.

»Laut?«, fragte die Aiel-Tochter. »Welchen Laut? Den Ruf der Wölfe?«

»Nein«, sagte Perrin, als die Schattenhunde den Pfad hinaufhetzten. »Das Horn von Valere.«

Die Helden würden kommen. Aber auf welchem Schlachtfeld würden sie kämpfen? Perrin konnte hier keinen Entsatz erwarten. Außer …

Führe uns an, Junger Bulle.

Warum mussten die Helden alle Menschen sein?

Ein Heulen im gleichen Tonfall wie das geblasene Horn stieg auf. Er schaute auf eine Stelle, die plötzlich mit einer riesigen Zahl glühender Wölfe gefüllt war. Es waren große, bleiche Bestien von der Größe der Schattenhunde. Die Geister der Wölfe, die gestorben waren und sich dann hier versammelt hatten, um auf das Zeichen zu warten, auf die Gelegenheit zum Kampf.

Das Horn hatte sie gerufen.

Perrin stieß selbst ein Heulen aus, ein Heulen der Freude, dann stürmte er den Schattenhunden entgegen.

Die Letzte Jagd war endlich da.

Mat ließ Olver bei den Helden zurück. Der Junge sah wie ein Prinz aus, als er vor Noal auf dem Sattel ritt. Sie griffen die Trollocs an und hinderten jeden daran, diesen Pfad zu erklimmen, um Rand zu töten.

Mat borgte sich ein Pferd von einem Verteidiger des Steins, der noch eins hatte, dann galoppierte er los, um Perrin zu finden. Sein Freund würde natürlich unter diesen Wölfen sein. Er hatte nicht die geringste Ahnung, woher diese Hunderte von riesigen glühenden Wölfen auf das Schlachtfeld gekommen waren, aber er würde sich nicht darüber beschweren. Sie stürzten sich der Wilden Jagd entgegen und verbissen sich in die Schattenhunde. Das Heulen von beiden Seiten dröhnte in Mats Ohren.

Er kam an ein paar Aiel vorbei, die gegen einen Schattenhund kämpften, aber die Leute hatten nicht die geringste Chance. Sie brachten die Bestie zu Fall, hackten darauf ein, aber sie setzte sich wieder zusammen, als bestünde sie aus Dunkelheit und nicht aus Fleisch – dann warf sie sich auf sie. Blut und verdammte Asche! Die Waffen der Aiel schienen ihr nicht einmal einen Kratzer zufügen zu können. Er galoppierte weiter und mied die Schwaden aus silbrigem Nebel, die sich ihren Weg durch das ganze Tal bahnten.

Licht! Dieser Nebel näherte sich dem Pfad zu Rand. Er nahm an Geschwindigkeit zu und rollte über Aiel, Trollocs und Schattenhunde hinweg.

Da, dachte Mat und erblickte einen Mann, der dumm genug war, gegen die Schattenhunde zu kämpfen. Perrin schmetterte seinen Hammer auf den Kopf einer der Bestien, zersplitterte ihn und warf sie zu Boden. Als er den Hammer wieder hob, zog er eine Rauchwolke hinter sich her. Erstaunlicherweise blieb der Schattenhund tot.

Perrin drehte sich um, dann starrte er ihn an. »Mat!«, rief er. »Was tust du denn hier?«

»Ich komme zu Hilfe«, erwiderte Mat. »Obwohl ich es verdammt noch mal besser weiß!«

»Du kannst keine Schattenhunde bekämpfen«, sagte Perrin, als Mat an seine Seite ritt. »Ich schon, genau wie die Letzte Jagd.« Er legte den Kopf schief, dann blickte er in die Richtung, in der das Horn ertönte.

»Nein«, sagte Mat. »Ich blies es nicht. Diese verfluchte Last ist an jemanden weitergegangen, dem das anscheinend sogar Freude macht.«

»Das ist es nicht, Mat.« Perrin trat zu ihm, ergriff seinen Arm. »Meine Frau. Bitte. Sie hatte das Horn.«

Mat schaute zu Boden und fühlte sich schlecht. »Der Junge sagte … Licht, Perrin. Faile war in Merrilor und führte die Trollocs von Olver weg, damit er mit dem Horn entkommen konnte.«

»Dann könnte sie noch immer am Leben sein!«

»Ja. Natürlich könnte sie das.« Was hätte Mat sonst auch sagen sollen? »Perrin, du musst etwas wissen. Fain ist hier auf diesem Schlachtfeld.«

»Fain?«, knurrte Perrin. »Wo?«

»Er steckt in diesem Nebel! Irgendwie hat er Mashadar mitgebracht. Lass dich nicht davon berühren.«

»Mat, auch ich war in Shadar Logoth«, sagte Perrin. »Mit Fain habe ich eine Rechnung zu begleichen.«

»Ich etwa nicht?«, erwiderte Mat. »Ich …«

Perrin riss die Augen auf. Er starrte Mats Brust an.

Ein kleiner silbriger Nebelstreifen – Mashadars Nebel – hatte sich von hinten durch Mats Brust gebohrt. Mat betrachtete ihn, zuckte einmal und kippte vom Pferd.

47

Ein Strom der Macht erbebt

Aviendha kämpfte auf dem Hang des Tals von Thakan’dar und wehrte sich gegen die Abschirmung aus Geist, die Graendal an Ort und Stelle rammen wollte. Das Gewebe, das an ein Stück Spitzenstoff erinnerte, sollte verhindern, dass sie die Eine Macht hielt. Ihre zerschmetterten Füße ließen sie nicht stehen. Von Schmerzen gepeinigt, war sie kaum zu einer Bewegung fähig.

Sie konnte es gerade noch abwehren.

Die Verlorene lehnte sich gegen die Felswand, murmelte etwas vor sich hin; das tat sie jetzt schon eine Weile. Aus ihrer Seite quoll hellrotes Blut. Im Tal unter ihnen tobte die Schlacht. Ein silbrig weißer Nebel wogte über die Toten und einige Lebende.

Aviendha versuchte, auf ihr Wegetor zuzukriechen. Das stand noch immer geöffnet; auf der anderen Seite erblickte sie den Talboden. Etwas musste Cadsuane und die anderen weggeholt haben – entweder das, oder sie hatte das Tor an der falschen Stelle geöffnet.

Wieder hüllte Saidars Glühen Graendal ein. Neue Gewebe. Aviendha zerstörte sie, aber es hinderte sie daran, weiter auf das Tor zuzukriechen.

Graendal stöhnte, dann richtete sie sich auf. Sie stolperte in Aviendhas Richtung, obwohl sie durch die Verletzung benommen war.

Aviendha konnte kaum etwas zu ihrer Verteidigung tun, so sehr schwächte sie der Blutverlust. Sie war hilflos.

Es sei denn …

Das Gewebe ihres Tores, das sie verknotet hatte. Es hing noch immer da, hielt das Portal geöffnet. Spitzenschleifen.

Ganz vorsichtig und zögernd, aber von Verzweiflung getrieben, griff Aviendha mit den Gedanken zu und zupfte einen der Fäden im Wegetor heraus. Sie schaffte es. Sein Strom der Macht erbebte und verschwand.

Aiel taten so etwas, Aes Sedai hielten es für ungeheuer gefährlich. Das Resultat konnte unberechenbar sein. Eine Explosion, ein kleiner Funkenregen … Unter Umständen dämpfte sie sich selbst. Vielleicht geschah aber auch gar nichts. Elayne hatte bei ihrem Versuch eine verheerende Explosion ausgelöst.

Das würde sie nicht stören. Falls sie damit eine der Verlorenen zur Strecke brachte, würde es ein wunderbarer Tod sein.

Sie musste es versuchen.

Graendal blieb vor Aviendha stehen und murmelte etwas mit geschlossenen Augen. Dann öffnete sie sie und webte erneut. Zwang.

Aviendha arbeitete energischer, zog zwei, drei, ein halbes Dutzend Fäden aus dem Wegetor. Fast geschafft …

»Was tust du da?«, wollte Graendal wissen.

Aviendha arbeitete noch schneller, und in ihrer Hast erwischte sie den falschen Faden. Erstarrt verfolgte sie, wie ein Strom aus Macht erbebte und die anderen Fäden in seiner Umgebung auflöste.