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Mit dieser neuen Form der Macht zog Rand den Riss zusammen, der einst vor so langer Zeit von dummen Menschen verursacht worden war.

Endlich hatte er begriffen, dass der Dunkle König nicht der Feind war.

Er war es nie gewesen.

Moiraine ergriff Nynaeve, bewegte sich allein durch ihren Tastsinn, denn das Licht blendete sie.

Sie zog Nynaeve auf die Füße. Zusammen liefen sie los. Weg von dem brennenden Licht hinter ihnen. Den Korridor hinaus, Hals über Kopf. Moiraine schoss aus der Höhle an die frische Luft; ohne es zu bemerken, wäre sie beinahe über den Rand des Pfades hinausgelaufen, was sie den steilen Hang hätte hinunterstürzen lassen. Jemand fing sie auf.

»Ich habe dich«, sagte Thoms Stimme, als sie völlig erschöpft in seinen Armen zusammenbrach. In der Nähe stürzte Nynaeve keuchend zu Boden.

Thom drehte Moiraine von dem Felskorridor weg, aber sie weigerte sich, den Blick abzuwenden. Sie öffnete die Augen, obwohl sie wusste, dass das Licht zu grell war, und sie sah etwas. Rand und Moridin, die mitten im Licht standen, während es sich ausbreitete, um den ganzen Berg mit seinem Schein zu verschlingen.

Die Finsternis vor Rand hing wie ein Loch da, das alles in sich hineinsaugte. Dann schrumpfte dieses Loch Stück für Stück, bis es nur noch die Größe einer Nadelspitze aufwies.

Es verschwand.

EPILOG

Die Antwort verstehen

Rand glitt auf seinem Blut aus.

Er konnte nichts sehen. Er trug etwas. Etwas Schweres. Einen Körper. Er stolperte den Tunnel hinauf.

Er schließt sich, dachte er. Er schließt sich. Die Decke senkte sich wie ein zuschnappender Rachen, Stein knirschte auf Stein. Keuchend erreichte er die Freiheit, während der Felsen hinter ihm wie aufeinanderschlagende Zähne zusammenkrachte.

Rand stolperte. Der Körper auf seinen Armen war so schwer. Er brach zusammen.

Er konnte … etwas sehen, ganz schwach. Eine Gestalt kniete neben ihm nieder. »Ja«, flüsterte eine Frau. Er erkannte ihre Stimme nicht. »Ja, das ist gut. Genau das musst du tun.«

Er blinzelte, seine Sicht war so schrecklich verschwommen. War das Aiel-Kleidung? Eine alte Frau mit grauem Haar? Ihre Umrisse zogen sich zurück, und Rand streckte die Hand nach ihr aus, denn er wollte nicht allein sein. Wollte sich erklären. »Ich verstehe die Antwort jetzt«, flüsterte er. »Den Aelfinn stellte ich die falsche Frage. Es ist unser Schicksal, sich entscheiden zu können. Hat man keine Wahl, dann ist man kein Mensch mehr. Dann ist man bloß eine Marionette …«

Rufe.

Rand fühlte sich schwer. Er verlor das Bewusstsein.

Mat stand auf, als der Nebel Mashadar von ihm weggebrannt wurde und verschwand. Das Feld war übersät mit den Kadavern dieser unheimlichen Trollocs mit den Löchern im Gesicht. Er schaute nach oben durch die sich auflösenden Schwaden und entdeckte genau über sich die Sonne.

»Nun, du bist ja ein Anblick«, sagte er zu ihr. »Du solltest öfters rauskommen. Du hast ein hübsches Gesicht.« Er lächelte, dann schaute er auf den Toten zu seinen Füßen. Padan Fain sah wie ein Bündel Stöcke und Moos aus, das Fleisch rutschte von seinen Knochen. Die Finsternis des Dolches hatte sich über seine verfaulende Haut ausgebreitet. Es stank.

Beinahe hätte Mat nach diesem Dolch gegriffen. Dann spuckte er aus. »Das ist einmal ein Spiel, mit dem ich nichts zu tun haben will.« Er wandte ihm den Rücken zu und ging los. Drei Schritte weiter fand er seinen Hut. Er grinste, hob ihn auf und setzte ihn sich auf den Kopf, dann fing er an zu pfeifen, als er den Ashandarei schulterte und losspazierte. Die Würfel rollten nicht länger in seinem Kopf.

Hinter ihm schmolz der Dolch mit seinem Rubin und allem anderen, inmitten der Masse, die einst Padan Fain gewesen war.

Perrin kam erschöpft in das Lager, das man nach dem Ende der Kämpfe am Fuß des Shayol Ghul aufgeschlagen hatte. Er zog das Hemd aus. Die Luft fühlte sich gut auf seiner nackten Brust an. Er steckte Mah’alleinir an seinen Platz am Gürtel. Ein guter Schmied vernachlässigte niemals sein Werkzeug, auch wenn es sich manchmal anfühlte, als würde es ihn durch seine Last noch ins Grab bringen.

Er glaubte, hundert Tage durchschlafen zu können. Aber noch nicht. Noch nicht.

Faile.

Nein. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er sich wegen ihr einer schrecklichen Wahrheit stellen musste. Aber noch nicht. Für den Augenblick stieß er diese Sorge – diesen Schrecken – zur Seite.

Die letzten Wolfsgeister verblichen zurück in den Wolfstraum.

Lebe wohl, Junger Bulle.

Finde, was du suchst, Junger Bulle.

Die Jagd endet, aber wir jagen wieder gemeinsam, Junger Bulle.

Mit schleppenden Schritten ging Perrin an den Reihen der Verwundeten und Aiel vorbei, die den Sieg über das Schattengezücht feierten. Einige Zelte waren nur mit Stöhnen gefüllt, andere mit Jubel. Alle möglichen Leute liefen durch das jetzt blühende Tal von Thakan’dar; einige suchten nach Verletzten, andere juchzten ihre Freude heraus, wenn sie auf Freunde stießen, die diese letzten, dunklen Augenblicke überlebt hatten.

Aiel riefen Perrin zu: »Ho, Schmied, geselle dich zu uns!« Aber er mied ihre Feier. Er suchte nach den Wächtern. Irgendjemand musste hier doch so vernünftig sein, um sich wegen einzelner Myrddraal oder Draghkar Sorgen zu machen, die die Gelegenheit nutzten, um Rache zu üben. Und tatsächlich fand er einen Kreis aus Verteidigern in der Lagermitte, die ein großes Zelt bewachten. Was war mit Rand?

Keine Farben wirbelten durch sein Blickfeld. Kein Bild von Rand. Er verspürte auch kein Ziehen mehr, das ihn in diese oder jene Richtung lockte.

Das schien ein schlechtes Zeichen zu sein.

Er drängte sich an den Wächtern vorbei und betrat das Zelt. Wo hatten sie auf diesem Schlachtfeld nur ein so großes Zelt gefunden? Alles war zertrampelt, weggeweht oder verbrannt worden.

Das Innere roch nach Kräutern und war mit aufgehängten Planen in mehrere Räume unterteilt worden.

»Ich habe alles versucht«, flüsterte eine Stimme. Das war Damer Flinn. »Nichts wirkt. Er …«

Perrin betrat einen Raum, in dem Nynaeve und Flinn an einer Pritsche standen. Dort lag Rand gewaschen und angezogen mit geschlossenen Augen. Moiraine kniete neben ihm, die Hand auf seinem Gesicht, flüsterte so leise, dass allein Perrin es verstehen konnte. »Das hast du gut gemacht, Rand. Das hast du gut gemacht.«

»Lebt er?«, fragte Perrin und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

»Perrin!«, sagte Nynaeve. »O beim Licht! Du siehst schrecklich aus. Setz dich, du Ochse! Du wirst noch umkippen. Ich will mich nicht um zwei von euch kümmern müssen.« Ihre Augen waren gerötet.

»Er stirbt trotzdem, nicht wahr?«, fragte Perrin. »Ihr habt ihn dort lebend rausgeschafft, aber er wird trotzdem sterben.«

»Setz dich da hin«, befahl Nynaeve und zeigte auf einen Hocker.

»Hunde gehorchen diesem Befehl«, sagte Perrin zu ihr, »aber Wölfe nicht.« Er kniete sich hin und legte Rand eine Hand auf die Schulter.

Ich konnte deinen Lockruf nicht mehr fühlen und auch die Bilder nicht mehr sehen, dachte Perrin. Du bist kein Ta’veren mehr. Und ich vermutlich auch nicht. »Habt ihr nach den dreien geschickt?«, wollte er wissen. »Min, Elayne, Aviendha. Sie müssen ihn ein letztes Mal sehen.«

»Mehr fällt dir dazu nicht ein?«, fauchte Nynaeve.

Er blickte zu ihr hoch. Die Weise, wie sie die Arme verschränkt hatte, ließ sie aussehen, als würde sie sich selbst zusammenhalten. Die Arme fest zu verschränken hielt sie vom Weinen ab.