Выбрать главу

»Also kennst du seinen Plan noch nicht?«

»Nein. Offensichtlich schließt er sämtliche Herrscher mit ein. Aber ich nehme daran teil, auch wenn ich dann vermutlich heute Nacht keinen Schlaf bekomme. In etwa einer Stunde treffe ich mich mit Birgitte und meinen anderen Befehlshabern, um die Pläne zu besprechen, wie wir die Trollocs herauslocken und dann vernichten.« Noch immer brannte ein Feuer in ihren Augen. Elayne war eine Kriegerin, so wahrhaftig, wie Aviendha noch keine begegnet war.

»Ich muss zu ihm«, sagte sie.

»Heute Nacht?«

»Heute Nacht. Bald beginnt die Letzte Schlacht.«

»Soweit es mich betrifft, fing sie in dem Augenblick an, in dem die verdammten Trollocs ihren Fuß nach Caemlyn setzten«, sagte Elayne. »Möge das Licht uns beistehen. Sie ist da.«

»Dann kommt der Tag des großen Sterbens«, sagte Aviendha. »Viele von uns werden bald aus diesem Traum erwachen. Möglicherweise gibt es keine Nacht mehr für Rand und mich. Ich habe dich auch besucht, um dich danach zu fragen.«

»Du hast meinen Segen«, erwiderte Elayne leise. »Du bist meine Erstschwester. Hast du Zeit mit Min verbracht?«

»Nicht genug, und unter anderen Umständen würde ich das sofort ungeschehen machen. Aber dazu ist keine Zeit.«

Elayne nickte.

»Ich glaube, sie fühlt sich besser, was mich betrifft«, sagte Aviendha. »Sie erwies mir eine große Ehre, indem sie mir verstehen half, wie der letzte Schritt aussieht, um eine Weise Frau zu werden. Es könnte angebracht sein, einige Bräuche etwas zu lockern. Unter diesen Umständen haben wir viel erreicht. Falls Zeit ist, würde ich gern in deiner Anwesenheit mit ihr sprechen.«

Elayne nickte. »Zwischen den Besprechungen kann ich mir einen Moment freinehmen. Ich lasse nach ihr schicken.«

3

Ein gefährlicher Ort

Lord Logain und Taim haben ihre Differenzen beigelegt«, sagte Welyn. Sie befanden sich im Gemeinschaftsraum der Großen Versammlung. Welyn trug Glöckchen in seinen schwarzen Zöpfen, und er lächelte breit. Er hatte schon immer zu viel gelächelt. »Beide waren wegen der Zwietracht besorgt, die sich unter uns verbreitete, und sie kamen zu dem Schluss, dass das der Moral schadet. Wir müssen uns auf die Letzte Schlacht konzentrieren. Jetzt ist nicht die Zeit für kleinliches Gezänk.«

Androl stand direkt neben der Tür, Pevara an seiner Seite. Es war überraschend, wie schnell sich dieses Gebäude, einst ein Lagerhaus, in eine Schenke verwandelt hatte. Lind hatte ihre Arbeit gut gemacht. Da waren ein vernünftiger Tresen und Hocker, und auch wenn die Tische und Stühle im Raum noch nicht zueinander passten, bot der Ort Platz für Dutzende. Lind besaß auch eine Bibliothek mit einer beträchtlichen Zahl Bücher, aber sie war sehr eigen, wem sie die Benutzung erlaubte. Im ersten Stock plante sie private Esszimmer und Schlafräume für Besucher der Schwarzen Burg. Vorausgesetzt, Taim ließ je wieder Besucher herein.

Der Raum war ziemlich voll, und die Menge schloss eine große Zahl frischer Rekruten ein, Männer, die sich noch für keine Seite des stetig ernster werdenden Disputs entschieden hatten – weder für Taim und seine Leute noch für diejenigen, die Logain loyal zur Seite standen.

Androl lauschte Welyns Worten und fröstelte. Welyns Aes Sedai Jenare saß neben ihm und hatte die Hand voller Zuneigung auf seinem Arm ruhen. Androl kannte sie nicht gut, aber er kannte Welyn. Und dieses Ding mit Welyns Gesicht und Stimme war nicht derselbe Mann.

»Wir haben uns mit dem Lord Drachen getroffen«, fuhr Welyn fort. »Haben uns in den Grenzlanden umgesehen und sie auf den Angriff der Menschheit auf den Schatten vorbereitet. Er hat die Heere sämtlicher Nationen zu seinem Banner gerufen. Es gibt niemanden, der ihn nicht unterstützt, natürlich ausgenommen die Seanchaner – aber sie sind zurückgetrieben worden.

Der Augenblick ist gekommen, und bald wird man uns rufen, damit wir zuschlagen. Wir müssen uns ein letztes Mal auf unsere Fertigkeiten besinnen. In den nächsten beiden Wochen werden Schwert und Drache großzügig verliehen. Arbeitet hart, und wir werden die Waffen sein, die den Würgegriff des Dunklen Königs um dieses Land sprengen.«

»Ihr habt angekündigt, dass Logain kommt«, rief eine Stimme. »Warum ist er noch nicht zurück?«

Androl drehte sich um. Jonneth Dowtry stand in der Nähe von Welyns Tisch. Mit verschränkten Armen und Welyn finster anblickend, bot Jonneth einen einschüchternden Anblick. Der Mann von den Zwei Flüssen war oft sehr umgänglich, und man vergaß schnell, dass er einen Kopf größer als man selbst war und die Arme eines Bären hatte. Er trug den schwarzen Mantel der Asha’man, hatte allerdings keine Anstecknadeln an dem hohen Kragen – und das trotz der Tatsache, dass er genauso stark in der Einen Macht wie jeder andere Geweihte war.

»Warum ist er nicht hier?«, wollte Jonneth wissen. »Ihr sagtet, Ihr wärt mit ihm zurückgekommen, dass er und Taim miteinander gesprochen hätten. Nun, wo ist er?«

Bedränge ihn nicht, Junge, dachte Androl. Lass ihn glauben, dass wir seine Lügen geschluckt haben.

»Er hat den M’Hael zu einem Besuch beim Lord Drachen mitgenommen«, sagte Welyn. »Beide müssten morgen zurück sein, spätestens übermorgen.«

»Warum brauchte Taim Logain, um ihm den Weg zu zeigen?«, sagte Jonneth stur. »Er hätte auch allein gehen können.«

»Der Junge ist ein Narr«, zischte Pevara.

»Er ist ehrlich«, erwiderte Androl leise, »und er will ehrliche Antworten.« Diese Jungs aus den Zwei Flüssen waren ein braver Haufen – geradeheraus und loyal. Aber sie waren nicht besonders in Ränken bewandert.

Pevara schwieg, aber Androl konnte fühlen, dass sie darüber nachdachte, die Macht zu lenken und Jonneth mit einem Strang Luft zum Schweigen zu bringen. Sie erwog es nicht ernsthaft, es war einfach nur so ein Gedanke, aber Androl konnte es fühlen. Beim Licht! Was hatten sie sich nur angetan?

Sie ist in meinem Kopf, dachte er. In meinem Kopf ist eine Aes Sedai.

Pevara erstarrte, dann sah sie ihn an.

Androl suchte das Nichts, diesen alten Soldatentrick, um vor einer Schlacht Klarheit zu erlangen. Natürlich war da auch Saidin. Er griff nicht danach.

»Was habt Ihr getan?«, flüsterte Pevara. »Ich kann Euch fühlen, aber Eure Gedanken zu ertasten ist schwerer.«

Nun, das war doch etwas.

»Jonneth«, rief Lind durch den Raum und unterbrach die nächste Frage des Jungen an Welyn. »Habt Ihr nicht gehört, wie weit der Mann gereist ist? Er ist erschöpft. Lasst ihn sein Ale trinken und sich eine Weile ausruhen, bevor Ihr ihm seine Geschichten entringt.«

Jonneth schaute in ihre Richtung und erschien verletzt. Welyn lächelte breit, als sich der Junge zurückzog und seinen Weg durch die Menge bahnte. Er fuhr damit fort, welche Fortschritte der Lord Drache doch machte und wie sehr jeder Einzelne von ihnen gebraucht werden würde.

Androl ließ das Nichts los und fühlte sich entspannter. Er blickte sich um und versuchte zu schätzen, auf wen er sich hier verlassen konnte. Viele dieser Männer mochte er, und viele standen auch nicht vollkommen auf Taims Seite, trotzdem konnte er ihnen nicht vertrauen. Taim hatte jetzt die völlige Kontrolle über die Burg, und sein Privatunterricht mit ihm und seinen Auserwählten war bei den Neuankömmlingen äußerst begehrt. Nur bei den Jungs von den Zwei Flüssen konnte man sich darauf verlassen, dass sie Androls Anliegen unterstützen würden – und abgesehen von Jonneth hatten die meisten von ihnen zu wenig Übung, um von Nutzen zu sein.

Auf der anderen Seite des Raums hatte sich Evin zu Nalaam gesellt, und Androl nickte ihm zu und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, Jonneth hinaus in den Sturm zu folgen. Niemand sollte allein sein. Danach lauschte er Welyns Prahlereien und bemerkte, dass sich Lind einen Weg zu ihm suchte.