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»Es ist ja nicht so, als hätten wir gehabt die verdammte Wahl«, grollte Gregorin. Er hatte eine Handvoll illianische Adlige mitgebracht, alles Mitglieder des Rates der Neun. »Wir sein gefangen zwischen Euch und der Weißen Burg. Das Licht verbrenne uns.«

»Wie ihr mittlerweile wisst«, fuhr Rand ungerührt fort, »ist Kandor gefallen, und Caemlyn wurde vom Schatten erobert. Die Letzten der Malkieri werden am Tarwin-Pass angegriffen. Das Ende ist nah.«

»Warum stehen wir dann hier herum, Rand al’Thor?«, wollte König Paitar von Arafel wissen. Der alternde Mann hatte nur noch wenige graue Haare auf dem Kopf, war aber noch immer breitschultrig und einschüchternd. »Hören wir doch mit diesen Possen auf und kümmern uns darum, Mann! Der Kampf wartet.«

»Ich verspreche Euch, dass Ihr kämpfen könnt, Paitar«, sagte Rand leise. »So viel Ihr davon ertragt und dann noch mehr. Vor dreitausend Jahren stellte ich mich den Armeen des Dunklen Königs in der Schlacht. Uns standen die Wunder des Zeitalters der Legenden zur Verfügung, Aes Sedai, die Dinge vollbrachten, die Euch fassungslos machen würden, Ter’angreale, die Menschen fliegen lassen und gegen jeden Hieb unverwundbar machen konnten. Und trotzdem hätten wir um ein Haar verloren. Habt Ihr einmal darüber nachgedacht? Wir stehen dem Schatten gegenüber, der fast die gleiche Stärke wie damals hat, den Verlorenen, die keinen Tag gealtert sind. Aber wir sind nicht dieselben, nicht einmal annähernd.«

Stille breitete sich im Pavillon aus. Der Wind spielte mit dem Zelteingang.

»Was wollt Ihr damit sagen, Rand al’Thor?«, fragte Egwene und verschränkte die Arme. »Dass wir dem Untergang geweiht sind?«

»Ich sage, wir brauchen einen Plan«, sagte Rand, »und müssen gemeinsam angreifen. Dass wir es beim letzten Mal schlecht gemacht haben, hat uns fast die Niederlage gebracht. Jeder von uns glaubte die beste Strategie zu kennen.« Er erwiderte Egwenes Blick. »In jenen Tagen betrachtete sich jeder Mann und jede Frau auf dem Feld als Anführer. Eine Armee aus Generälen. Das ist der Grund, warum wir beinahe verloren haben. Das ist der Grund, der uns den Makel, die Zerstörung der Welt und den Wahnsinn brachte. Ich war dessen so schuldig wie jeder andere. Vielleicht trug ich sogar die Hauptschuld.

Ich lasse nicht zu, dass das wieder geschieht. Ich werde diese Welt nicht retten, nur damit sie ein zweites Mal zerstört wird! Ich werde nicht für die Nationen der Menschheit sterben, nur damit sie nach dem Tod des letzten Trollocs sofort übereinander herfallen. Das plant ihr alle. Soll mich das Licht verbrennen, ich weiß, dass ihr das tut!«

Man hätte leicht die Blicke übersehen können, die sich Gregorin und Darlin zuwarfen, oder wie begehrlich Roedran Elayne betrachtete. Welche Nationen würde dieser Kampf zerstören, und welche würden aus reinem Altruismus kommen und ihren Nachbarn helfen? Wie schnell würde sich Altruismus in Gier verwandeln, die Gelegenheit, sich einen weiteren Thron einzuverleiben?

Viele der hier anwesenden Herrscher waren anständige Menschen. Aber es brauchte mehr als einen anständigen Menschen, um so viel Macht zu haben und nicht begehrlich in andere Richtungen zu blicken. Als sich die Gelegenheit bot, hatte selbst Elayne sich ein anderes Land einverleibt. Und sie würde es wieder tun. Das war die Natur der Herrscher, die Natur der Nationen. In Elaynes Fall erschien es sogar angemessen, da es Cairhien unter ihrer Herrschaft garantiert besser gehen würde als zuvor.

Wie viele würden genauso denken? Dass sie selbstverständlich in einem anderen Land besser herrschen oder die Ordnung wiederherstellen würden?

»Niemand will Krieg«, sagte Egwene und zog die Aufmerksamkeit der Menge auf sich. »Aber ich glaube, dass das, was Ihr hier versucht, außerhalb Eurer Bestimmung liegt, Rand al’Thor. Die menschliche Natur könnt Ihr nicht verändern, und Ihr könnt die Welt auch nicht für Eure Launen zurechtbiegen. Lasst die Menschen ihr eigenes Leben leben und ihren eigenen Weg wählen.«

»Das werde ich nicht, Mutter«, sagte Rand. Leidenschaft brannte in seinen Augen, so wie damals, als sie Zeuge gewesen war, wie er die Aiel seiner Sache verschwören wollte. Ja, dieses Gefühl sah ihm sehr ähnlich – die Frustration darüber, dass andere Leute die Welt nicht so klar sahen, wie er sie zu sehen glaubte.

»Ich wüsste nicht, was Ihr da tun könntet«, erwiderte Egwene kühl. »Wollt Ihr einen Kaiser ernennen, jemanden, der über uns alle herrscht? Wollt Ihr zum Tyrannen werden, Rand al’Thor?«

Er sparte sich die Antwort. Er streckte die Hand aus, und einer seiner Asha’man drückte ihm ein zusammengerolltes Papier hinein. Rand nahm es und legte es auf den Tisch. Mit der Macht entrollte er es und hielt es flach.

Das große Dokument war eng beschrieben. »Ich nenne es den Drachenfrieden«, verkündete Rand leise. »Und das ist eines der drei Dinge, die ich von Euch allen verlange. Eure Bezahlung für mein Leben.«

»Lasst mich sehen.« Elayne griff danach, und offensichtlich ließ Rand es los, denn sie konnte es vor jedem anderen der überraschten Herrscher nehmen.

»Es legt die Grenzen Eurer Nationen auf ihren derzeitigen Verlauf fest«, sagte Rand und nahm wieder die Arme auf den Rücken. »Es verbietet Ländern, andere Länder anzugreifen, und es verlangt die Eröffnung einer großen Schule in jeder Hauptstadt – vom Staat bezahlt und mit offenen Türen für jeden, der lernen will.«

»Es tut aber mehr als das«, sagte Elayne und las. »Greift ein Land an oder beginnt einen Grenzdisput, haben die anderen Nationen der Welt die Verpflichtung, das angegriffene Land zu verteidigen. Beim Licht! Zollbeschränkungen, um die Zerstörung anderer Wirtschaften zu verhindern, Eheverbote zwischen Herrschern verschiedener Nationen, es sei denn, die beiden Herrschaftshäuser stammen eindeutig nicht aus derselben Linie. Vorkehrungen, einen Lord, der einen Konflikt vom Zaun bricht, zu enteignen … Lord Drache, erwartet Ihr ernsthaft von uns, das zu unterschreiben?«

»Ja.«

Die Empörung der Herrscher ließ nicht auf sich warten, aber Egwene stand ganz ruhig da und warf den anderen Aes Sedai ein paar Blicke zu. Sie erschienen besorgt. Was auch richtig so war – schließlich handelte es sich hier nur um einen Teil von Rands »Preis«.

Die Herrscher murmelten, jeder von ihnen wollte sich das Dokument ansehen, aber keiner wollte den anderen zur Seite stoßen und über Elaynes Schulter blicken. Glücklicherweise hatte Rand vorausgedacht, und Abschriften des Dokuments wurden verteilt.

»Aber manchmal gibt es sehr gute Gründe für einen Konflikt!«, sagte Darlin und überflog sein Blatt. »Wenn man zum Beispiel eine Pufferzone zwischen sich und einem aggressiven Nachbarn schaffen will.«

»Oder was sein, wenn Menschen aus deinem Land auf der anderen Grenzseite leben?«, fügte Gregorin hinzu. »Haben wir nicht das Mandat, einzugreifen und sie zu beschützen, wenn man sie unterdrückt? Oder wenn jemand wie die Seanchaner Land beanspruchen, das uns gehören? Den Krieg zu verbieten erscheinen lächerlich!«

»Ich stimme zu«, sagte Darlin. »Lord Drache, wir sollten das Mandat haben, Land zu verteidigen, das uns rechtmäßig gehört!«

»Ich bin viel mehr daran interessiert«, übertönte Egwene die Beschwerden, »seine anderen beiden Forderungen zu hören.«

»Eine davon kennt Ihr, Mutter«, sagte Rand.

»Die Siegel.«

»Dieses Dokument zu unterzeichnen hätte für die Weiße Burg keine Bedeutung«, sagte Rand und ignorierte die Bemerkung anscheinend. »Ich kann euch schlecht verbieten, andere zu beeinflussen; das wäre Irrsinn.«

»Das hier ist bereits Irrsinn«, fauchte Elayne.

Jetzt ist sie nicht mehr so stolz auf ihn. Den Gedanken konnte sich Egwene nicht verkneifen.

»Und solange politische Spielchen gespielt werden können«, führte Rand an Egwene gerichtet fort, »werden die Aes Sedai sie meistern. Tatsächlich kommt Euch der Vertrag zupass. Die Weiße Burg war schon immer der Ansicht, dass Krieg kurzsichtig ist. Stattdessen verlange ich etwas anderes von Euch. Die Siegel.«