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„Halt!“ rief er. „Nur etwas müßt Ihr mir noch aus meinem Ränzchen zu nehmen erlauben, gnädige Frau, das übrige ist dann ganz und völlig Euer.“

„Schaltet nach Belieben“, sprach sie; „obgleich ich gerne alles zu Eurem Gedächtnis behalten hätte, so nehmet nur, was ihr etwa davon nicht entbehren wollet. Doch, wenn man fragen darf, was liegt Euch denn so sehr am Herzen, daß Ihr es mir nicht überlassen möget?“

Der Jüngling hatte während dieser Worte sein Ränzchen geöffnet und ein Kästchen von rotem Saffian herausgenommen. „Was mein ist, könnet Ihr alles haben“, erwiderte er lächelnd, „doch dies gehört meiner lieben Frau Patin; ich habe es selbst gefertigt und muß es ihr bringen. Es ist ein Schmuck, gnädige Frau“, fuhr er fort, indem er das Kästchen öffnete und ihr hinbot: „ein Schmuck, an welchem ich mich selbst versucht habe.“

Sie nahm das Kästchen; aber nachdem sie kaum einen Blick darauf geworfen, fuhr sie betroffen zurück.

„Wie! Diese Steine!“ rief sei. „Und für Eure Patin sind sie bestimmt, sagtet Ihr?“

„Jawohl“, antwortete Felix, „meine Frau Patin hat mir die Steine geschickt, ich habe sie gefaßt und bin auf dem Wege, sie selbst zu überbringen.“

Gerührt sah ihn die Gräfin an; Tränen drangen aus ihren Augen. „So bist du Felix Perner aus Nürnberg?“ rief sie.

„Jawohl! Aber woher wißt Ihr so schnell meinen Namen?“ fragte der Jüngling und sah sie bestürzt an.

„O wundervolle Fügung des Himmels!“ sprach sie gerührt zu ihrem erstaunten Gemahl. „Das ist ja Felix, unser Patchen, der Sohn unserer Kammerfrau Sabine! Felix! Ich bin es ja, zu der du kommen wolltest; so hast du deine Patin gerettet, ohne es zu wissen.“

„Wie? Seid denn Ihr die Gräfin Sandau, die so viel an mir und meiner Mutter getan? Und dies ist das Schloß Maienburg, wohin ich wandern wollte? Wie danke ich dem gütigen Geschick, das mich so wunderbar mit Euch zusammentreffen ließ; so habe ich Euch doch durch die Tat, wenn auch in geringem Maß, meine große Dankbarkeit bezeugen können!“

„Du hast mehr an mir getan“, erwiderte sie, „als ich je an dir hätte tun können; doch solange ich lebe, will ich dir zu zeigen suchen, wie unendlich viel alle dir schuldig sind. Mein Gatte soll dien Vater, meine Kinder deine Geschwister, ich selbst will deine treue Mutter sein, und dieser Schmuck, der dich zu mir führte in der Stunde der höchsten Not, soll meine beste Zierde werden, denn er wird mich immer an dich und deinen Edelmut erinnern.“

So sprach die Gräfin und hielt Wort. Sie unterstütze den glücklichen Felix auf seinen Wanderungen reichlich. Als er zurückkam, als ein geschickter Arbeiter in seiner Kunst, kaufte sie ih m in Nürnberg ein Haus, richtete es vollständig ein, und ein nicht geringer Schmuck in seinem besten Zimmer waren schön gemalte Bilder, welche die Szenen in der Waldschenke und Felix’ Leben unter den Räubern vorstellten.

Dort lebte Felix als ein geschickter Goldarbeiter, der Ruhm seiner Kunst verband sich mit der wunderbaren Sage von seinem Heldenmut und verschaffte ihm Kunden im ganzen Reich. Viele Fremde, wenn sie durch die schöne Stadt Nürnberg kamen, ließen sich in die Werkstatt des berühmten Meisters Felix führen um ihn zu sehen, zu bewundern, wohl auch ein schönes Geschmeide bei ihm zu bestellen. Die angenehmsten Besuche waren ihm aber der Jäger, der Zirkelschmied, der Student und der Fuhrmann. Sooft der letztere von Würzburg nach Fürth fuhr, sprach er bei Felix ein; der Jäger brachte ihm beinahe alle Jahre Geschenke von der Gräfin, der Zirkelschmied aber ließ sich, nachdem er in allen Ländern umhergewandert war, bei Meister Felix nieder. Eines Tages besuchte sie auch der Student. Er war indessen ein bedeutender Mann im Staat geworden, schämte sich aber nicht, bei Meister Felix und dem Zirkelschmied ein Abendessen zu verzehren. Sie erinnerten sich an alle Szenen der Waldschenke, und der ehemalige Student erzählte, er habe den Räuberhauptmann in Italien wiedergesehen: er habe sich gänzlich gebessert und diene als braver Soldat dem König von Neapel.

Felix freute sich, als er dies hörte. Ohne diesen Mann wäre er zwar vielleicht nicht in jene gefährliche Lage gekommen, aber ohne ihn hätte er sich auch nicht aus Räuberhand befreien können. Und so geschah es, daß der wackere Meister Goldschmied nur friedliche und freundliche Erinnerungen hatte, wenn er zurückdachte an das Wirtshaus im Spessart.