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Der Kopf in der Kapuze neigte sich wieder zu ihr herab. »Und ich gehe nun ebenfalls. Nach mir werden keine Druiden mehr kommen. Doch die Hoffnung, die sie verkörperten, ruht nun in dir.«

»Allanon...«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf.

»Hör mich an, Talmädchen. Das Blut, das ich auf deine Stirn tupfte, und die dabei gesprochenen Worte haben das bewirkt. Du verkörperst die Hoffnung, die ich und zuvor mein Vater verkörperten. Hab keine Angst vor dem, was das bedeutet. Dir wird deshalb kein Leid geschehen. Die letzten Reste der Magie leben nun in dir und deinem Bruder, im Blut deiner Familie fort. Dort wird sie sicher und behütet ruhen. Im kommenden Zeitalter wird sie nicht benötigt werden. Die Magie wird in dieser Epoche keinen sinnvollen Platz haben. Andere Erfahrungen werden die Völker besser und wahrhaftiger anleiten.

Aber Vorsicht! Eine Zeit wird kommen, in ferner Zukunft und nach dem Leben vieler noch ungeborener Ohmsford-Generationen, da der Zauber wieder gebraucht werden wird. Wie stets wird das Rad der Zeit weiterlaufen. Und dann wird die Hoffnung, die ich auf dich übertragen habe, vonnöten sein, und die Kinder des Hauses Shannara werden gefordert sein, sie bereitzustellen. Bewahre diese Hoffnung gut auf für diese zukünftige Welt.«

»Nein, Allanon, ich will das nicht...«

Doch seine Hand fuhr energisch empor und gebot ihr, zu schweigen. »Es ist geschehen, Brin Ohmsford. Ich habe dich erwählt wie mein Vater einst mich — Kind meines Lebens.«

Schweigend und verzweifelt starrte sie zu ihm empor.

»Hab keine Angst«, flüsterte er.

Sie nickte ratlos. »Ich will es versuchen.«

Er begann, von ihr zurückzugleiten, und seine dunkle Gestalt verblaßte langsam, als das Sonnenlicht heller durch sie hindurchstrahlte. »Leg die Magie ab. Benutze sie nicht mehr, es besteht keine Notwendigkeit mehr dafür. Finde deinen Frieden.«

»Allanon!« rief sie.

Er schwebte zurück über den Mangold-Strom, und die Wasser strudelten sanft unter ihm. »Vergiß mich nicht«, bat er leise.

Er versank in den Fluß, durch die silbrigen Wasser hindurch, und war verschwunden. Der Mangold-Strom rauschte sogleich weiter.

Brin stand reglos am Ufer und starrte aufs Wasser hinaus. Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich werde Euch niemals vergessen«, flüsterte sie.

Dann drehte sie sich um und ging davon.

48

So kam es, daß die Magie aus den Vier Ländern verschwand und die Geschichten von den Druiden und Paranor zu Legenden wurden. Eine Zeitlang würden noch viele behaupten, die Druiden wären als Sterbliche von Fleisch und Blut und als Beschützer der Rassen durch die Lande gezogen; eine kurze Zeit lang sollten viele beharrlich erklären, Zauberei hätte es wirklich gegeben, und sie hätte zu schrecklichen Kämpfen zwischen guter und böser Hexenkunst geführt. Doch mit den Jahren würde die Zahl derjenigen, die davon überzeugt waren, schwinden. Und irgendwann wären fast alle tot.

Am selben Morgen, da Allanon endgültig aus der Welt der Menschen geschieden war, nahm die kleine Gruppe Abschied voneinander. Inmitten von Herbstgerüchen und -färben umarmten sie sich, sagten sich Lebewohl und brachen in ihre Heimatländer auf.

»Du wirst mir fehlen, Brin Ohmsford«, gestand ihr Kimber und gab sich alle Mühe, die resolute Miene auf ihrem Koboldgesicht zu wahren. »Großvater wirst du auch fehlen, nicht wahr, Großvater?«

Cogline scharrte verlegen mit den Füßen in den Sandalen und nickte, ohne das Talmädchen anzuschauen. »Wahrscheinlich schon ein bißchen«, gab er widerwillig zu. »Allerdings nicht das ganze Geflenne und Gejammer. Das werde ich nicht vermissen. Klar, wir haben ein paar tolle Abenteuer zusammen bestanden — in der Hinsicht wirst du mir schon fehlen, Mädchen. Die Spinnengnomen, die schwarzen Wandler und das alles. Fast wie in alten Zeiten...«

Er verstummte und Brin lächelte. »Ihr werdet mir auch beide fehlen. Und Wisper. Wisper verdanke ich mein Leben ebenso sehr wie euch anderen. Wäre er nicht in den Maelmord gekommen, um mich zu suchen...«

»Er fühlte, daß er gebraucht wurde«, erklärte Kimber unumstößlich. »Er hätte deine Warnung nicht in den Wind geschlagen, wenn er das nicht gespürt hätte. Ich glaube, zwischen euch besteht ein besonderes Band — welches über das hinausgeht, was durch das Wünschlied geschaffen wurde.«

»Trotzdem will ich nicht, daß ihr in Zukunft hereinplatzt, ohne euch vorher anzukündigen«, fiel Cogline ihr plötzlich ins Wort. »Oder bevor ich euch eingeladen habe. Man stapft nicht unaufgefordert ins Haus von anderen Leuten!«

»Großvater.« Kimber seufzte.

»Wirst du mich besuchen kommen?« fragte Brin sie.

Das Mädchen lächelte und warf einen Blick zu ihrem Großvater.

»Vielleicht irgendwann. Eine Weile werde ich jetzt wohl erst einmal bei Großvater und Wisper am Kamin bleiben. Ich war nun lange genug fort. Ich sehne mich nach meinem Zuhause.«

Brin trat auf sie zu und drückte sie an sich. »Ich mich auch, Kimber. Aber irgendwann werden wir uns wiedersehen.«

»Du wirst stets meine Freundin bleiben, Brin.« Tränen standen Kimber in den Augen, als sie ihren Kopf an der Schulter des Talmädchens vergrub.

»Und du die meine«, flüsterte Brin. »Auf Wiedersehen, Kimber. Ich danke dir.«

Rone verabschiedete sich ebenfalls und trat dann vor Wisper. Die riesige Moorkatze saß auf den Hinterläufen und blinzelte den Hochländer neugierig aus blauen Kulleraugen an.

»Ich habe mich in dir getäuscht, Kater«, gestand er widerwillig. Er zögerte. »Dir ist das wahrscheinlich ziemlich gleichgültig, aber mir ist es wichtig. Du hast auch mir das Leben gerettet.« Er blieb stehen, betrachtete die Moorkatze einen Augenblick lang und schaute dann verlegen zu den anderen zurück. »Ich hatte mir geschworen, ihm das zu sagen, wenn er Brin unversehrt aus der Grube brächte. Trotzdem komme ich mir wie ein Idiot vor, so vor ihm zu stehen und mit ihm zu reden wie... um der Katze... willen!«

Er verstummte. Wisper gähnte schläfrig und zeigte allen seine Zähne.

Zehn Meter entfernt kam Jair sich ebenfalls wie ein Idiot vor, wo er vor Spinkser stand und nach Worten für die aufgewühlten Gefühle suchte, die ihn überwältigten.

»Schau mal, Junge.« Der Gnom war barsch und ungeduldig. »Mach doch keinen solchen Wirbel darum. Sag es einfach. Auf Wiedersehen. Sag es nur.«

Aber Jair schüttelte widerspenstig den Kopf. »Ich kann nicht, Spinkser. Das reicht nicht aus. Du und ich waren irgendwie von Anfang an zusammen — von dem Augenblick an, da ich dich mit den Schlangen übertölpelt und in die Holzkiste gesperrt habe.«

»Erinnere mich bloß nicht daran!« knurrte der Gnom.

»Wir sind als letzte übrig, Spinkser«, versuchte Jair zu erklären und verschränkte wie zum Schutz die Arme vor der Brust. »Wir sind den ganzen weiten Weg zusammen gezogen, du und ich und die anderen — aber sie sind tot, und nur wir sind noch übrig.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist so viel geschehen, und das kann ich nicht einfach mit einem einfachen ›Auf Wiedersehen‹ abtun.«

Spinkser seufzte. »Es ist ja nicht so, als ob wir uns niemals wiedersähen, Junge. Was ist denn — denkst du, ich beiße schließlich auch noch ins Gras? Dann überleg doch mal! Ich kann gut auf mich aufpassen — das hast du selbst einmal geäußert, weißt du noch? Mir wird nichts passieren. Und ich wette dreißig Nächte in diesem Höllenschlund, daß dir auch niemals etwas zustoßen wird! Dazu bist du viel zu clever!«

Jair mußte unwillkürlich grinsen. »Das ist vermutlich ein ziemliches Kompliment aus deinem Mund.« Er atmete tief ein. »Komm mit mir zurück, Spinkser. Komm mit nach Culhaven und erzähl ihnen, was geschehen ist. Sie sollen es von dir hören.«

»Nein, Junge.« Der Gnom ließ das derbe Gesicht sinken und schüttelte langsam den Kopf. »Dort gehe ich nicht wieder hin. Im unteren Anar werden Gnomen aus welchen Gründen auch immer viele Jahre lang nicht gerne gesehen werden. Nein, ich schlage wieder den Weg zum Grenzland ein — zumindest fürs erste.«