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Fassin überlegte. »Es könnte sein, dass meine Verlobte Jaal Tonderon und ich …«

»Die Antwort, die Sie suchen, lautet ›Ja‹, Seher Taak«, sagte Verpych.

Fassin sah stirnrunzelnd auf den alten Mann hinab. »Warum fragen Sie dann überhaupt …?«

»Ich wollte nur höflich sein.«

»Ach ja, natürlich. Das fällt Ihnen sicher nicht ganz leicht.«

»Ganz im Gegenteil. Aber mit der Unterwürfigkeit hat man bisweilen zu kämpfen.«

»Ihre Anstrengungen finden jedenfalls die gebührende Anerkennung.«

»Nur dafür lebe ich, junger Herr.« Verpych lächelte schmal.

Fassin sah ihm fest in die Augen. »Verpych, könnte es sein, dass ich in Schwierigkeiten stecke?«

Der Diener wandte den Blick ab. »Ich habe keine Ahnung.« Der Fahrstuhl wurde langsamer. »Diese Abgesandten-Projektion ist in der Geschichte des Sept Bantrabal ohne Beispiel. Ich habe mit etlichen anderen Haushofmeistern gesprochen, und niemand kann sich an etwas Vergleichbares erinnern. wir dachten alle, solche Phänomene gäbe es nur im Umkreis des Hierchon und seiner engsten Freunde in der Hauptstadt des Systems. Ich habe mich auch mit einem Kontaktmann im Palast in Verbindung gesetzt und ihn um Rat-schläge oder sachdienliche Hinweise gebeten. Aber bisher warte ich noch auf eine Antwort.«

Die Fahrstuhltüren öffneten sich, die beiden stiegen aus. Wieder lag ein Korridor vor ihnen, aus dem blanken Fels gehauen und mit vielen Kurven. Hier war es ziemlich warm. Der Haushofmeister sah Fassin an. aus seinem Blick sprach Besorgnis, sogar Mitgefühl. »Ein Ereignis ohne Beispiel kann dennoch ein positives Ereignis sein, Seher Taak.«

Fassin hoffte, dass seine Miene die Skepsis ausdrückte, die er empfand. »Was habe ich denn nun zu tun?«

»Sie begeben sich um neunzehn Uhr oder besser noch etwas früher in den Audienzsaal im obersten Stockwerk.« Sie kamen an eine Y-Kreuzung und bogen in einen breiteren Korridor ein. Rot uniformierte Mechaniker rollten eine Palette mit verwirrend komplizierten Geräten auf eine offene Doppeltür zu.

»Es wäre mir lieb, wenn Olmey dabei sein könnte«, sagte Fassin. Tchayan Olmey war in seiner Kindheit seine Lehrerin und mütterliche Freundin gewesen und hätte Slovius’ Nachfolge als Familienoberhaupt und Oberste Seherin antreten können – aber sie hatte sich lieber in die Hausbibliothek zurückgezogen, um sich ausschließlich der Forschung und der Ausbildung von Sehern zu widmen, ohne eigene Trips zu unternehmen.

»Das wird sich wohl nicht einrichten lassen«, sagte Verpych und schob Fassin durch die Doppeltür in einen Saal, der halbrund war wie ein kleines Theater. Hier war es heiß, und es wimmelte von Mechanikern in roten Uniformen. Dutzende von Schränken standen offen und gaben den Blick auf komplexe Apparaturen frei, von der hohen Decke hingen Kabel herab, schlängelten sich über den Boden und verschwanden in Rohren in der Wand. Es roch nach Öl, verschmortem Plastik und Schweiß. Verpych postierte sich ganz hinten am höchsten Punkt des Raumes und beobachtete das Treiben. Als zwei Mechaniker zusammenstießen und ihre Kabel fallen ließen, schüttelte er den Kopf.

»Wieso denn nicht?«, fragte Fassin. »Olmey ist im Haus. Eigentlich wollte ich Onkel Slovius ebenfalls zu dem Gespräch dazubitten.«

»Auch das wird nicht möglich sein«, sagte Verpych. »Nur Sie und ich allein werden mit diesem Ding sprechen.«

»Und mir bleibt keine andere Wahl?«, fragte Fassin.

»Ganz recht«, sagte der Haushofmeister. »Keine.« Er wandte sich wieder den Mechanikern zu. Einer von den ranghöheren war bis auf ein paar Meter herangekommen und wartete darauf, mit ihm zu sprechen.

»Aber wieso denn nicht?«, wiederholte Fassin und merkte sofort, dass er quengelte wie ein kleines Kind.

Verpych schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aus technischer Sicht spräche meines Wissens nichts dagegen. Aber vielleicht ist der Inhalt der Unterredung nicht für andere Ohren bestimmt.« Er wandte sich an den Mann in der roten Uniform, der immer noch vor ihm stand. »Meister Imming«, sagte er freundlich. »Ich halte nach dem Grundsatz, dass alles schief gehen wird, was schief gehen kann, folgende Katastrophen für möglich: die Hausautomatik ist entweder zu einem einzigen Klumpen zusammengerostet, der nicht mehr zu gebrauchen ist, sie ist zu feinem Staub zerfallen oder sie hat sich unerwartet für intelligent erklärt und nun müssen die Gebäude, der ganze Sept und womöglich sogar der Planet mit Atomwaffen zerstört werden. was davon trifft zu?«

Der Blick des Mechanikers huschte von Fassin zu Verpych. »Wir sind auf mehrere Probleme gestoßen«, sagte er langsam.

»Ich hoffe doch sehr, das nächste Wort lautet ›Aber‹ oder ›Jedoch‹«, sagte Verpych, an Fassin gewandt. »Ein ›Zum Glück‹ wäre natürlich zu viel des Guten.«

Der Meister fuhr fort. »Mit beträchtlichem Aufwand ist es uns wahrscheinlich gelungen, der Schwierigkeiten Herr zu werden. Wir sind guter Hoffnung, die Arbeiten termingerecht abschließen zu können.«

»Die Kapazitäten reichen aus, um alles aufzuzeichnen, was übertragen wird?«

»Knapp.« Meister Imming deutete auf die Palette mit Geräten, die soeben durch die Doppeltür gerollt wurde. »Wir ziehen Ersatzkapazitäten von den Wartungssystemen ab.«

»Gibt es Hinweise auf die Art des in dem Signal enthaltenen Subjekts?«

»Nein. Es bleibt bis zur Aktivierung codiert.«

»Könnten wir es entschlüsseln?«

Imming machte ein gequältes Gesicht. »Eigentlich nicht.«

»Könnten wir es nicht wenigstens versuchen?«

»In der verfügbaren Zeit wäre das so gut wie ausgeschlossen, Haushofmeister. Und illegal. womöglich gefährlich.«

»Seher Taak wüsste gerne, was ihm bevorsteht. Sie können ihm keinen Anhaltspunkt geben?«

Meister Imming verneigte sich vor Fassin. »Leider nein. So sehr ich es bedauere.«

Verpych wandte sich an Fassin. »Wir sind offenbar nicht in der Lage, Ihnen behilflich zu sein, Seher Taak. Es tut mir Leid.«

»Was ist das überhaupt für ein Schiff?«, fragte Ilen mit gedämpfter Stimme und schaute hinauf in die Schatten. »Wem hat es gehört?«

Sie waren durch einen langen, gezackten Spalt in der linken Flanke geflogen und zwischen zwei massiven, stark gekrümmten Streben nach oben geschwebt. Hinter den verbogenen oder geknickten Rippen war der Himmel zu sehen. Die Rumpfabschnitte dazwischen waren schon vor siebentausend Jahren in ihre Atome und Moleküle zerlegt worden. Sal hatte die Maschine etwa vierhundert Meter weit in den Schatten unter der heil gebliebenen vorderen Rumpfpartie gesteuert und sich langsam, so dicht wie möglich an den verbeulten, zusammengedrückten Zwischendecks und eingebrochenen Schotts entlang, nach oben getastet. Erst als sie über sich nur noch einen schmalen Splitter des violetten Sternenhimmels sahen, fühlten sie sich halbwegs sicher vor dem Raumschiff – wahrscheinlich eine von den Kisten der Beyonder – das bis vor kurzem alles angegriffen hatte, was sich auf der Oberfläche bewegte.

Dann hatte er das kleine Flugzeug in einer kleinen Vertiefung auf einer rußgeschwärzten, einigermaßen ebenen, leicht geriffelten Bodenfläche hinter den Resten eines eingedrückten Schotts aufgesetzt. Nach vorne versperrten schon nach fünfzig Metern zerschlissene Bahnen eines exotisch schillernden, wie steif gefrorenen Materials den Weg in den vorderen Bereich des Schiffes. Saluus hatte lauthals erwogen, den Flieger durch diese Vorhänge zu manövrieren, aber davon hatten ihn die anderen abgebracht. Aus dem Funkgerät kam nichts mehr. Sogar das gestörte, verstümmelte Signal, das sie draußen noch aufgefangen hatten, war nach dem Einflug in das Wrack verstummt. Für ein Gerät, das darauf ausgelegt war, auch noch durch massiven zwanzig oder dreißig Kilometer dicken Fels Empfang zu bekommen, war das sehr ungewöhnlich. Die Luft im Innern des zerstörten Rumpfes war so kalt wie in einer riesigen Höhle und völlig geruchlos. wenn man wusste, dass man sich in einem Raum befand, war es verwirrend, dass die Stimmen kein Echo erzeugten. Jeder Laut klang seltsam hohl. Die Innen-und Außenscheinwerfer umgaben den Flieger mit einer winzigen Lichtblase und machten damit noch deutlicher, wie klein er neben dem uralten Schiffswrack doch war.