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»Was ist das?«, fragte Fassin nach einer Weile.

Sal senkte den Blick. zuckte die Achseln: »Ein Teil vom Schiff, das ich gefunden habe.«

Taince griff ihm von hinten über die Schulter, entriss ihm das Ding und warf es in den Sand.

Dann warteten sie schweigend, bis das Suborb der Navarchie auftauchte. Als Taince ausstieg und ihm entgegenging, verließ Sal den Flieger, hinkte zu dem Stück Metall und hob es wieder auf.

ZWEI

Destruktion durch Rekonstruktion

Ich wurde in einem Wassermond geboren, der bisweilen, insbesondere von seinen Bewohnern, auch als Planet bezeichnet wurde. Aber bei einem Durchmesser von kaum mehr als zweihundert Kilometern halte ich den Begriff ›Mond‹ für zutreffender. Dieser Mond bestand ausschließlich aus Wasser, das heißt, er war eine Kugel nicht nur ohne Land, sondern auch ohne einen Felskern, eine Sphäre ohne festes Zentrum, nur flüssiges Wasser bis ganz ins Innere.

Wäre der Mond sehr viel größer gewesen, dann hätte er einen Eiskern gehabt, denn Wasser ist zwar angeblich nicht komprimierbar, aber das gilt nicht uneingeschränkt, und unter extremem Druck verwandelt es sich in Eis. (Das mag einem seltsam oder sogar widernatürlich erscheinen, wenn man auf einem Planeten lebt, wo das Eis auf dem Wasser schwimmt, dennoch verhält es sich so.) Dieser Mond war für die Entstehung eines Eiskerns etwas zu klein, und deshalb konnte man, wenn man die nötige Kühnheit besaß und ausreichend gegen den Druck des Wasser geschützt war, der mit zunehmender Tiefe immer höher wurde, bis ins Zentrum des Mondes vordringen.

Und dort passierte etwas Seltsames.

Denn im innersten Zentrum dieser Wasserkugel schien es keine Schwerkraft zu geben. Natürlich herrschte ein gewaltiger Druck von allen Seiten, aber im Grunde war man schwerelos. (Von der Oberfläche eines Planeten, eines Mondes oder eines anderen Himmelskörpers, ob Wasserwelt oder nicht, wird man immer zum Zentrum gezogen; ist man erst dort, dann wirken die Zugkräfte gleich stark nach allen Richtungen). Deshalb war auch der Druck von außen nicht ganz so hoch, wie man nach den Wassermassen, aus denen der Mond bestand, eigentlich erwartet hätte.

Das war natürlich.

Ich wurde in einem Wassermond geboren, der bisweilen, insbesondere von seinen Bewohnern, auch als Planet bezeichnet wurde. aber bei einem Durchmesser von kaum mehr als …

An dieser Stelle brach der Captain ab, ließ den Rest rasend schnell über den Bildschirm laufen, hielt mittendrin an, und las die Zeile: ›Und dort passierte etwas Seltsames.‹ Er scrollte weiter, hielt wieder an. ›Ich wurde in einem Wassermond geboren, der bisweilen, insbesondere‹

Geht das so weiter?, fragte er seine Nummer Drei.

Das ist anzunehmen. Genau die gleichen paar hundert Worte werden unentwegt wiederholt. Etwa zwölf-bis siebzehnmal. Mehr ist vom Datenspeicher nicht übrig. Sogar das Basisbetriebssystem und die Befehlslisten wurden überschrieben. Es handelt sich um ein Standardverfahren zur Datenlöschung, das als Destruktion durch Rekonstruktion bekannt ist.

Und es bleiben keine Spuren von dem, was vorher war?

Spuren sind vorhanden, aber die Rekonstruktion ergibt wieder nur einen kurzen, ständig wiederholten Text. Die Technikasse vermuten, dass es sich nur um die letzte von vielen iterativen Überschreibungen handelt. Von den ursprünglichen Datenspeichern aus der Zeit, bevor die Maschine erkannte, dass sie sich zerstören musste, wenn sie nicht gekapert werden wollte, ist nichts mehr vorhanden.

Soso.

Der Voehn-Captain drückte eine Taste, um ans Ende der Passage zu gelangen. Das Bild stockte kurz, dann zeigte es: Ich wurde in einem …

Das ist der allerletzte Abschnitt des Datenspeichers?

Jawohl.

Ein Ausdruck, den nur ein anderer Voehn als Lächeln erkannt hätte, glitt über das Gesicht des Captains, und seine Rückenflossen bewegten sich kurz.

Man hat alles überprüft, Nummer Drei? Es gibt keine anderen Inhalte, keine versteckten Botschaften?

Die Prüfung läuft noch. Die Speicherkapazität unseres Schiffes ist mit der Gesamtmenge der Daten überfordert, deshalb werden sie blockweise verarbeitet. Was Sie hier sehen, ist streng genommen nur eine Zusammenfassung.

Zeit bis zum Abschluss der Arbeiten?

Noch zwanzig Minuten.

Andere Medien, die imstande sein könnten, größere Informationsmengen zu speichern?

Keine. Das Konstrukt war im Wesentlichen das, was es schien: ein Kometenkörper. Der künstliche Teil war vor allem das Monstrum im Kern. Die Sensoreinheiten und der Antrieb sind davon getrennt und befinden sich kunterbunt durcheinander auf der Oberfläche. Die Technik teilt mit, dass die Untersuchung abgeschlossen wurde.

Ursprüngliche Sprache des wiederholten Texts?

Wie gesehen: Altes Standard.

Herkunft des zitierten Textes?

Unbekannt. Eine vorläufige Analyse der Technik/Soziologie geht mit einer Wahrscheinlichkeit von neunzehn Prozent davon aus, dass er von den Quaup stammen könnte.

Die Quaup, die zum überwiegenden Teil der Merkatoria angeschlossen waren – der Captain hatte mit einem Quaup-Offizier auf einem Kriegsschiff gedient –, gehörten zu jener MetaSpezies, die man gewöhnlich die Blimps nannte, kleine bis mittelgroße ballonförmige Wesen, lufttaugliche Sauerstoffatmer. Der ständig wiederholte Text im Speicher der erbeuteten Maschine wurde ganz offensichtlich aus der Sicht eines unterwassertauglichen Wasserweltbewohners erzählt. Allerdings, dachte der Captain, kam es immer wieder vor, dass ein Verfasser aus der Sicht eines anderen Wesens schrieb. Er selbst hatte als Student Gedichte geschrieben, in denen er so tat, als gehörte er zur Culmina, bevor ihm klar wurde, dass er sich damit der Beleidigung der Obrigkeit schuldig machte. Nachdem er ein Geständnis abgelegt und die gerechte Strafe erhalten hatte, war ihm die Lust am Dichten gründlich vergangen.

Der einzige schwarze Fleck in der ansonsten makellosen Militärakte des Captains war eine Fördermaßnahme, die notwendig geworden war, um seinen Realisierbaren Empathie-Quotienten auf den vorgeschriebenen Stand zu bringen. Seine Schwäche in diesem Bereich ließ sich, laut einer späteren Diagnose, auf jene unbeabsichtigte Obrigkeitsbeleidigung und die spätere Disziplinierung zurückführen. Seither hatte er alle derartigen Gefühle unterdrückt. Immerhin hatte er es bis zum Captain gebracht, und in dieser Position war ein gewisses empathisches Fingerspitzengefühl unerlässlich, um die Haltung der Besatzung wie der Gegner einschätzen zu können.

Er schaute hinaus auf die zusammengeschmolzenen Überreste des erbeuteten Konstrukts. Das als Komet getarnte Schiff mit dem schwarzem Rumpf und den vielen Narben hatte ursprünglich einen Durchmesser von fast achthundert Metern gehabt, aber jetzt war fast ein Viertel herausgerissen. Es lag zwei Kilometer entfernt und strahlte nach seiner Teilzerstörung noch Restwärme ab. Ein kleiner Ring aus dunklen Splittern und Scherben umkreiste den verwüsteten Körper.

Im Schein der abgeschwächten Cr-Strahlen des eigenen Schiffs war die Szene so klar zu erkennen, wie man es sich nur wünschen konnte; kein Bildschirm, nicht einmal eine durchsichtige Rumpfwand und auch keine Atmosphäre oder ein anderes Medium trübten den Blick. Der Captain schaute vom Außensteuerstand – einem offenen Käfig aus massiven, aber elegant gedrechselten Rohren an der Außenseite seines Raumschiffs – geradewegs ins All. Auf dem Schiff befand sich keine andere Spezies, die Besatzung bestand zum Glück ausschließlich aus Voehn, und so waren auch die übrigen Bereiche zum Vakuum hin offen. Für die Dauer des Einsatzes hatten sie sich natürlich tief ins Schiffsinnere zurückgezogen, in den sicheren Kontrollraum, wo sie selbst von dicken Schilden und Rumpfschichten und ihre Sinne von Schirmen geschützt waren. Aber sobald das Wrack als ungefährlich eingestuft worden war, hatte sich der Captain mit seiner Nummer Drei und zwei seiner Lieblingsmatrosen nach draußen begeben, wo er den Blick auf den besiegten Feind besser genießen konnte.