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Die Jeltick waren eine arachnoide Spezies mit acht Beinen  – was innerhalb der galaktischen Gemeinschaft üblicherweise mit 8ar abgekürzt wurde. Mit ihrer Besessenheit, alles zu katalogisieren, waren sie eine von zwei Spezies von selbsternannten Historikern, deren Arbeit am meisten überzeugte. zaghaft, vorsichtig, bedächtig und (aus sicherer Entfernung) ungemein neugierig, hatten sie sich sehr viel länger gehalten, als es bei ›Schnellen‹ Spezies sonst üblich war.

»Es ist kaum zu glauben, aber den Jeltick fiel etwas auf, was der Justitiarität entgangen war«, fuhr das Hologramm fort. (Jetzt war es an Colonel Somjomion, ein peinlich berührtes Gesicht aufzusetzen.) »Für diese Unfähigkeit rollten einige Köpfe«, bemerkte das Abbild und lächelte. »Und das ist nicht bildlich gemeint.«

Colonel Somjomion presste die Lippen zusammen und kontrollierte etwas an dem Gerät, für das sie zuständig war.

»Binnen weniger Monate«, nahm das Hologramm den Faden wieder auf, »schickten die Jeltick die für ihre Verhältnisse beste Schlachtflotte, die sie aufbieten konnten, ins – seit Jahrtausenden unbeachtete – Zateki-System, das etwa achtzehn Jahre vom Portal bei Rijom entfernt ist. Sie erreichten ihr Ziel in zwanzig Jahren, man kann ihnen also nicht vorwerfen, sie hätten getrödelt. Man sollte darauf hinweisen, dass sich die Jeltick normalerweise nie auf ein Abenteuer einlassen würden, das so viel Dynamik erfordert und so risikobehaftet ist.

Im Zateki-System wurden die Schiffe der Jeltick von einem unbekannten Feind einfach in Stücke gerissen. Das vermutlich einzige Schiff, das entkommen konnte, wurde später von den Voehn aufgelesen. Es befand sich auf der Flucht, alle Insassen waren tot, und sein Biobewusstsein war gestört. Es erflehte die Gnade eines unbekannten Gottes und bettelte um Vergebung für seinen Auftrag, die Suche nach den Überresten eines ›Zweiten Schiffes‹, in dem sich die Transformation zur Dweller-Liste befinden sollte.«

Aha, dachte Fassin. Die Theorie des Zweiten Schiffes. Ein kleinerer Trugschluss im Gefüge des Dweller-Listen-Wahns. Je tiefer man in den Listen-Mythos eindrang, desto komplizierter wurde er, und desto mehr Möglichkeiten taten sich auf. Nichts als Unsinn natürlich, so hatte man jedenfalls bislang gedacht.

»Irgendwie bekamen, vermutlich durch Spione, die Beyonder-Rebellen und – möglicherweise über die Beyonder – das E-5-Separat Wind von der Sache. Kaum einen Monat später griffen die Beyonder das Ulubis-Portal an. Das plötzliche Interesse des E-5-Separats an Ulubis datiert ebenfalls aus dieser Zeit. Als die Jeltick erkannten, dass ihr Geheimnis kein Geheimnis mehr war«, setzte die Projektion ihren Bericht fort, »ließen sie ihre Entdeckung weiträumig durchsickern, um sich nicht dem Vorwurf der Parteilichkeit auszusetzen und ihren Ruf als uneigennützige Makler zu bewahren.« Die Gestalt verzog das Gesicht.»Auch davon ist man bei der Hohen Kommandantur nicht sehr angetan – man darf davon ausgehen, dass die Jeltick irgendwann dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Jedenfalls verfolgten volle fünf Geschwader der Generalflotte  – mehr als dreihundert Großschiffe – die Flugroute der Jeltick nach Rijom und Zateki zurück, fanden aber nichts. Als alles offen gelegt wurde, stellte sich heraus, dass die einschlägigen Informationen ohnehin unvollständig waren; man könnte sagen, es wurde nur die halbe Spur gelegt. Die Jeltick hatten einen riskanten Zug gemacht, sie hatten selbst mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von lediglich zwölf Prozent gerechnet. Allein, dass eine so vorsichtige Spezies ihren Ruf und ihre Zukunft derart bedenkenlos aufs Spiel setzt, beweist, wie hoch der Gewinn war, den sie sich versprach.«

Das Hologramm klatschte hörbar in die behandschuhten Hände. »Nun weiß also jeder Bescheid, der sich für diese neue – wie auch immer beschaffene – Spur zu der Transformation interessiert, einschließlich des Separats des Hungerleider-Kults und – auch wenn sie sich in letzter Zeit recht ruhig verhalten haben – der Beyonder, ob sie nun mit dem E-5-Separat im Bunde sind oder nicht. So erklären sich die jüngsten Angriffe auf Ulubis und die bevorstehende Invasion.

Aber vergessen Sie nicht …« in der grimmigen Stimme schwang Jubel mit, »so schrecklich die Gefahr auch sein mag, der Lohn ist unermesslich. wenn wir herausfänden, wo die verborgenen Portale liegen – immer vorausgesetzt, sie sind überhaupt vorhanden – könnten wir vielleicht im Ulubis-System intervenieren, bevor die Invasionstruppen des Hungerleider-Kults hier eintreffen. Das allein würde den vollen Einsatz, die größten Opfer rechtfertigen. Noch wichtiger ist freilich, dass uns diese Portale vielleicht – nur vielleicht –, denn es gibt keine Gewissheit, die Galaxis öffnen und für die Merkatoria und für uns alle eine neue Epoche des Wohlstands und der Sicherheit einläuten könnten.« Wieder hielt die Projektion inne. »Allerdings liegen selbst nach den positivsten Schätzungen unserer Strategen die Erfolgschancen bei den Aktionen, zu denen wir Sie auffordern werden, unter fünfzig Prozent.« Die Projektion holte tief Luft. »Aber das tut nichts zur Sache. Die kleinste Chance, den großen Preis zu erringen, um den sich nur so wenige bewerben dürfen, macht den Kampf zur Pflicht. Uns bietet sich hier eine ganz und gar außergewöhnliche, womöglich einmalige Gelegenheit, und nur das zählt. Wir müssten uns alle schwerer, ja krimineller Versäumnisse zeihen, wenn wir nicht alles einsetzten, um diese Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen, nicht nur in unserem eigenen Interesse, sondern zum Wohle aller unserer Mitkreaturen und der noch ungeborenen Generationen.«

Das Abbild hatte wieder sein kaltes Lächeln aufgesetzt. »Im Auftrag des Komplektor-Rats habe ich folgende Befehle zu übermitteln: Seher – jetzt Major – Taak …« (Die Projektion hatte Fassin schon seit längerem unverwandt angesehen. Nun folgten viele der Anwesenden im Saal ihrem Beispiel.) »… Sie kehren nach Nasqueron zurück, suchen den betagten Dweller auf, von dem Sie jene erste Information bekommen hatten, und bringen möglichst viel über die Dweller-Liste, das Zweite Schiff, seinen derzeitigen Standort und die Transformation in Erfahrung.« (Das Abbild sah sich im Saal um). »Für alle anderen hier Anwesenden gilt: Erstens: Sie unterstützen Major Taak nach Kräften bei seiner Mission und unterlassen alles, was diese Mission verzögern, behindern oder gefährden könnte. Zweitens: Das Ulubis-System wird unverzüglich wieder in einen Zustand versetzt, in dem es sich auf eine unmittelbar bevorstehende Invasion und einen totalen Krieg mit allen Konsequenzen einstellen und alle Kräfte mobilisieren kann, um sich den Angreifern zu widersetzen. Ihr Ziel sollte – und das ist keine Übertreibung – der Kampf bis zur allerletzten Kreatur, zum allerletzten Sterblichen, zum allerletzten Atemzug sein.«

Das Hologramm wich ein wenig zurück, wie um alle ins Auge zu fassen. »Lassen Sie mich eines ganz deutlich machen: Sie selbst haben Ihr Schicksal in der Hand, daran kann kein Zweifel bestehen. Und, was noch wichtiger ist, dies könnte auch für das Schicksal der Merkatoria und der gesamten zivilisierten Galaxis gelten. Haben Sie Erfolg, dann winkt Ihnen ein Lohn, der in seiner Größe und seinem Glanz ohne Beispiel ist. Scheitern Sie, so warten nicht nur Schmach und Schande auf Sie, Sie stürzen in bisher unbekannte Tiefen des Grauens. Ein Letztes noch. Sie wissen, dass das Technikschiff Est-taun Zhiffir, das dieses Signal ausschickte, und die Kampfflotte, von der es eskortiert wird, das Ulubis-System erst in siebzehn Jahren erreichen werden. Ich kann Ihnen mitteilen, dass große Teile der Generalflotte von mehr als Geschwaderstärke bereits vor dem Start des T-Schiffs von Zenerre hierher in Marsch gesetzt wurden. Diese Kampfverbände halten seither mit weit höherer Geschwindigkeit als das T-Schiff direkt auf Ulubis zu und werden etliche Jahre vor ihm und seiner Eskorte hier eintreffen. Die Schiffe werden sich ohne Rücksicht auf Verluste – allen Gegnern der Merkatoria entgegenwerfen und – verlassen Sie sich darauf – sie werden siegen.«