Выбрать главу

»Welch frohe Überraschung! Mein Herz hat mich nicht getäuscht!«

»Hast du mich denn erwartet?« fragte der Baron, indem er die ihm entgegengestreckte, kleine Hand aufs zärtlichste küßte.

»Nicht gerade heute abend, aber seit einigen Tagen schon spähte ich nach deiner Galeere aus. Wir Frauen fühlen von ferne die Nähe derer, die wir lieben!«

»Leider bin ich ohne meine Galeere gekommen. Der Sturm hatte ihr Steuer beschädigt, und darum mußte sie in einem Nothafen landen. Ohne diesen Unfall wäre ich schon gestern angelangt, und die Mauren hätte sich nicht in deine Nähe gewagt!«

»Die Mauren?« rief Donna Ida entsetzt.

»Dürften bald hier erscheinen!«

»Dann war also die Feluke, die ich seit drei Tagen sah ... «

»Der Vorläufer einer Flotte.«

»Woher stammt dir diese Kunde, Carlo?«

»Von einem Fischer, der sie mir selber brachte.«

»Und ihr seid sofort hierher geeilt?«

»Um meine Braut zu verteidigen oder mit ihr zu sterben.«

»Also steht wieder ein Sturm auf das Schloß bevor! O Himmel!«

»Sicher. Doch fürchte nichts, Ida! Ich habe zwar nicht viel Leute bei mir, aber es sind die tapfersten meiner Schiffe. Wieviel Mann sind hier zur Stelle?«

»Etwa 20, darunter 12 Krieger.«

»Dann sind wir zusammen nur 34 Mann? Allerdings recht wenig gegen die zahlreichen Feinde, die mit starker Artillerie kommen!«

»Erlaubt ihr mir einen Rat?« fragte der in diesem Augenblick hervortretende Maure.

»Ach, du bist es, Zuleik«, rief Sant’ Elmo. »Ich hatte dich nicht bemerkt!«

»Auf der Insel leben mehr als 200 Fischer, starke Männer, alle kampfgewöhnt, welche die Besatzung verstärken könnten!«

Der Ritter sah ihn erstaunt an. »Du gibst diesen Rat, der du dich freuen müßtest, deine Landsleute wiederzusehn?«

»Ich ersehne die Freiheit nicht!«

»Aber vor kurzem hast du dich erst über deine Gefangenschaft beklagt«, warf die Gräfin ein.

»Ja, brächte mir die Freiheit zugleich den Besitz der Auserwählten! ... Wenn der Ritter mit mir ins Dorf ginge, während die anderen sich zur Verteidigung rüsten, könnten wir in einer halben Stunde die Kämpfer zusammenbekommen!«

»Erst wollen wir nachsehen, ob die Korsaren wirklich schon in Sicht sind!« antwortete der Malteser.

Alle drei traten auf die Terrasse hinaus. Unter ihnen wurden zwei langrohrige Geschütze fertiggemacht.

Auch auf dem Turme war man in gleicher Weise beschäftigt.

Der Baron überschaute rasch das Meer. Er sah die Feluke etwa 300 Meter von der Küste dem Südende der Insel zueilen. Plötzlich erbleichte er, denn er hatte die Segel bemerkt, die von der Ferne sich näherten. »Die Barbaresken!« rief er.

»Sind es viele?« fragte die Gräfin, ängstlich sich an ihn klammernd.

»Noch kann ich sie nicht zählen! Sie segeln dicht zusammen und sind zu fern!«

Es entging aber Donna Ida nicht, daß seine Augen tiefe Besorgnis widerspiegelten. »Ich glaubte, an deiner Seite Tage süßen Glückes zu verleben, Geliebter, und jetzt ... Werden uns die Feinde überwältigen, mein Carlo?«

»Die Türme und Mauern dieser Burg sind fest und unsere Panzer nicht minder. Wir haben die Piraten schon früher zurückgeschlagen, wir werden es auch diesmal tun!«

»Aber damals waren die Malteserritter dabei!«

»Unser Mut wird die Zahl ersetzen. Überdies ist meine Galeere nah’, und der Kanonendonner wird den Eifer meiner Leute auf der Galeere beflügeln ... Komm, Zuleik, wir wollen die Fischer rufen. Ihre Familien sollen sich sofort nach Sardinien einschiffen. Noch ist es Zeit zur Rettung!«

»Wenn aber die Besatzung der Feluke inzwischen landet?« fragte die Gräfin.

»Sie werden vor Ankunft ihrer Galeeren nicht an Land gehen«, bemerkte Zuleik, während ein boshaftes Lächeln seinen Mund umspielte.

»Ist das Arsenal gut gefüllt, Ida?«

»Es dürften für 200 Mann Waffen da sein!«

»Dann eilen wir, Zuleik! Ehe die Schiffe der Feinde hier sind, kann noch eine Stunde vergehen!«

3. DER VERRAT DES MAUREN

Einige Minuten später verließ der Baron mit dem Mauren zu Pferd die Burg. Die Gräfin auf der Terrasse folgte ihnen mit den Blicken, nicht ohne die Besorgnis, daß doch eine Korsarenschar unbemerkt landen und sich in der Nähe versteckt halten könnte.

Doch der Ritter war ruhig, solange er die Feluke noch ihren Kurs nach dem Süden der Insel richten sah. Er lockerte nur das Schwert in der Scheide und rückte den Dolch zurück.

Auch der Maure hatte, ehe er die Burg verließ, einen Stahlpanzer angelegt und sich mit Schwert und Dolch gewappnet.

Vom Ufer aus sahen sie, wie die Galeeren den Signalen der Feluke folgten, die mit Hilfe des Mondlichts durch einen Metallspiegel gegeben wurden. Aber sie waren noch fern, da die Brise sehr schwach wehte.

»Wir haben Zeit«, sagte der Baron.

»Ja, Herr, mehr als nötig«, antwortete der Maure. Sie ritten nebeneinander den Weg zum Dorf entlang.

Es waren nur ein paar Kilometer, die sich zu Pferd in zehn Minuten zurücklegen ließen.

»Galopp«, rief der Baron, sein Pferd anspornend.

Das Schloß verschwand hinter einem dichten Eichenwäldchen. Die beiden Pferde flogen nur so über den Sand.

Sie hatten den halben Weg zurückgelegt, als das Roß des Algeriers einen unerwarteten Sprung machte.

»Was tust du?« fragte der Ritter.

»Ich versperre euch den Weg«, antwortete der Maure, während Sant’ Elmo sein Pferd parierte.

»Bist du wahnsinnig geworden? Was heißt das?«

»Daß einer von uns weichen muß!« rief der Afrikaner düster. »Die Dame, die ihr liebt und die mir die Ruhe meiner Nächte raubt, kann nur einem Manne gehören. Die Gräfin Santafiora!«

»Elender Sklave, du wagst es ... «

»Der Sklave ist vom Blute der Kalifen, ein Fürstensohn. Mein Adel wiegt euren auf!«

»Hund«, schrie der Ritter. »So hast du also der Feluke die Signale gegeben und die Barbaresken angelockt?«

»Ich war es.«

»Verräter, stirb!« Mit einem Satze war er dicht bei dem Mauren und führte einen Schwertstoß nach seinem Halse. Aber er fand einen ebenbürtigen Gegner. Zuleik, stark und gelenkig, parierte den Stoß, der nur den Hals seines Rosses traf und versuchte nun seinerseits, den Feind tödlich zu treffen. Jedoch prallte seine Klinge an dessen Panzer ab.

»Weg frei!« schrie Sant’ Elmo.

»Niemals!« war die Antwort.

»Die Galeeren nahen!«

»Nur ihr habt sie zu fürchten, nicht ich!«

»Gib den Weg frei, um der Gräfin willen!«

»Um ihretwillen will ich euch töten!« entgegnete Zuleik.

Der Baron entschloß sich zum Angriff, das Schwert in der einen, den Dolch in der anderen Hand. Aber der Maure wich ihm aus. Im Galopp begann er den Ritter zu umkreisen, nach Art der Wüstensöhne, und so geschickt anzufallen, daß Sant’ Elmo alle Aufmerksamkeit nötig hatte, um den Hieben des Gegners auszuweichen. Ein Streich des Algeriers zerfetzte seinen grünseidenen Ärmel.

»Ein guter Hieb«, rief der Ritter. »Es soll dein letzter sein!« Geschickt zwang er sein Pferd fast zur Erde, löste die Füße aus den Bügeln, sprang auf den Feind los und suchte ihn vom Pferde zu reißen.

Auch letzterer wußte sich vom Sattel frei zu machen. Im selben Augenblick rief er: »Zu Hilfe, zu Hilfe im Namen Allahs und Mohammeds!«

»Ah, Elender, du rufst die Leute der Feluke!« Er hieb auf ihn ein, konnte aber nicht seiner Herr werden. Die Panzer dröhnten von den Schwertstreichen.

Zuleik wich im Kampfe nach den Dünen zu. Hier ließ er plötzlich seinen Dolch fallen, ergriff eine Handvoll Sand und warf sie dem Gegner ins Gesicht. Aber dieser konnte dem Wurf ausweichen und streckte den Mauren durch einen wuchtigen Hieb auf den Helm zu Boden. Schon wollte er ihm den Dolch in den Nacken bohren, als 10 bis 12 Bewaffnete unter wildem Geschrei auf der Düne erschienen. Es mußte die Bemannung der Feluke sein. Ihre braunen, mageren Gesichter, die bunten, um die Helme gewickelten Tücher und die Gewänder bewiesen es.