Выбрать главу

Während man sich um ihn bemühte, rüstete Le Tenant die Galeere zum Kampf und setzte sie in volle Fahrt. Nach allen Seiten wurde der Horizont abgesucht, um den Feind zu entdecken.

Inzwischen war Sant’ Elmo wieder zum Bewußtsein gekommen. Seine erste Frage war, ob die Feinde in Sicht seien und ob seine Waffen bereit lägen.

»Noch haben wir sie nicht entdeckt; vielleicht nahmen sie den Kurs auf Tunis! Aber wir werden sie schon finden!« tröstete Le Tenant.

»Es kommt mir alles wie ein Traum vor«, seufzte der Ritter. »So nahe dem Glück, muß mir die Braut geraubt werden! Wie hat Zuleik es nur verstanden, seine Leidenschaft zu verheimlichen, sich nie mit einem Worte zu verraten!«

»Der Tiorbaspieler hat die Korsaren gerufen?«

»Alles spricht dafür!«

»Um die Gräfin zu entführen?«

»Ja, er behauptet, Fürst zu sein, Abkömmling der Kalifen von Cordova und Granada.«

»Und ist vier Jahre lang im Schloß geblieben? Dann muß er seinen Landsleuten durch irgendeinen Renegaten Kunde gegeben haben. Ich hätte nie geglaubt, daß der Schuft in Algerien so großen Einfluß besäße!«

»Und ich hätte nie in ihm einen so tapferen und geschickten Krieger vermutet«, sagte Sant’ Elmo. »Es wird nicht leicht sein, ihm seine kostbare Beute wieder abzujagen. Aber ich unternehme es, und wenn ich mein ganzes Vermögen dafür opfern müßte!«

»Mich werdet ihr stets an eurer Seite finden, Ritter. Sollten wir die Korsaren nicht mehr auf dem Meere erreichen, so werden wir den Orden, werden Venedig und Genua anrufen und dazu bewegen, die Macht der Barbaresken, dieser Schmach Europas, endlich zu brechen!«

»Mir wäre lieber, wir träfen sie auf hoher See. In Algerien könnte die Gräfin für mich verloren sein.«

In diesem Moment rief es vom Ausguck: »Segel in Sicht!«

Mit einem Freudenschrei sprang der Baron von seinem Lager auf und griff zum Schwert.

»Kommt, Le Tenant!«

Beide eilten nach oben, wo lebhafte Bewegung herrschte. Im Südwesten zeigten sich auf dem blauen Meere einige weiße Punkte.

»Es sind die Korsaren!« schrie der Ritter. »Seht da ganz hinten die Feluke!«

»Seid ihr auch sicher? Können es nicht harmlose Handelsschiffe sein?«

»Nein, nein, ich irre mich nicht. Seht nur, sie wechseln den Kurs nach dem näheren Tunis! In wenig Stunden haben wir sie erreicht, und dann wehe dir, Zuleik! Le Tenant, wir wollen das hinterste Schiff angreifen und nehmen, ehe die anderen zu Hilfe eilen können!«

»Die Feluke soll die erste Breitseite bekommen!«

Mit allen Segeln jagte die »Sirene« jetzt hinter den Galeeren her, um ihnen den Weg nach dem stark befestigten Tunis zu verlegen.

Auch bei den Feinden bemerkte man die Vorbereitungen zum Kampf. Alles wimmelte von Bewaffneten. Offenbar wollten sie, mit ihren vielen Gefangenen an Bord, ein Gefecht vermeiden. Sie hatten früher mit der »Sirene« schon mehrfach Kämpfe zu bestehen gehabt. So setzten sie denn alle nur möglichen Segel auf.

Als die Feinde aber immer näher rückten, änderten sie plötzlich ihre Taktik. Während die eine Galeere weiter nach Süden segelte, zogen die andern nun einen Teil der Segel ein und wandten sich.

»Was soll das heißen?« rief Le Tenant. »Wollen sie uns etwa erwarten?«

»Schurken!« schrie der Baron. »Sie decken die Flucht Zuleiks und stellen sich in Schlachtordnung. Die Gräfin wird auf dem fliehenden Schiffe sein!«

»Stören wir die anderen nicht! Da wir schneller sind, wollen wir dem fliehenden Schiffe folgen!«

Der Baron ergriff das Sprachrohr. »Fertig zum Feuern!«

7. EIN HOMERISCHER KAMPF

Die Korsaren hatten sich in eine Linie geformt und segelten auf die Galeere los, um sie einzukreisen.

Aber die Malteser jener Zeit waren ihrer Seemannskunst gewachsen. Etwa 500 Meter vor dem vordersten Schiff entfernt, umsegelte die »Sirene« die feindliche Linie und verfolgte die nach Süden eilende Galeere.

Leider büßte sie dabei einen Teil des früher gewonnenen Vorteils ein. Die Feinde wendeten sich sofort. Aber noch konnten die Malteser ihnen ausweichen.

»Wenn sie uns nicht die Takelage zerschießen«, meinte Le Tenant, »könnten wir Zuleik erreichen, ehe die andern zu Hilfe kommen!«

»Es ist allerdings ein verzweifeltes Spiel«, sagte Sant’ Elmo.

»Aber wir dürfen nicht zögern! Schwört mir, daß ihr, wenn ich falle, den Kampf fortsetzt und meine Braut befreit. Mein Vermögen steht euch dabei zur Verfügung!«

»Baron«, antwortete Le Tenant bewegt, »ich schwöre es euch aufs Kreuz! Nichts werde ich unversucht lassen, die Gräfin zu retten!«

»Dank, Kapitän! Nun kann ich ruhig dem Tode ins Auge schauen!«

Die Galeere war jetzt, gefolgt von den Feinden, kaum einen Kilometer hinter der Zuleiks.

»Feuer!« kommandierte der Baron. Und vierzehn Geschütze entsandten ihre Geschosse mit voller Wucht auf die Korsaren, ehe diese Zeit fanden, ihre Breitseiten der »Sirene« zuzuwenden. Der Erfolg war gewaltig.

Die voransegelnde Feluke verlor mit einem Schlage Masten und Segel. Die anderen hatten so viele Schüsse erhalten, daß sie einen Augenblick stillstanden.

Aber das Triumphgeschrei der »Sirene« verstummte bald, als die Kugeln der Seeräuber in die Reihen ihrer Besatzung schlugen. Ihre Schüsse hatten nicht weniger gut getroffen als die der Malteser. Ein Zehntel der Christen war tot oder verwundet.

Immerhin war es der »Sirene« gelungen, ohne ernsten Schaden am Takelwerk zu erleiden, sich zwischen die fliehende Galeere und ihre Begleiter zu legen.

»Wenn der Teufel nicht sein Spiel treibt«, rief Le Tenant, »erreichen wir Zuleik, ehe die anderen herankommen!«

Des Barons Galeere näherte sich immer mehr dem Schiffe Zuleiks.

Inzwischen feuerten die anderen Korsarenschiffe ohne Pause, aber mit wenig Erfolg. Auch auf Zuleiks Galeere sah man eifrige Vorbereitungen zum Kampfe treffen. Auf 400 Meter zielten seine zwei hinteren Kanonen auf die »Sirene«. Jedoch die Kugeln flogen durch die Segel, ohne Schaden anzurichten.

»Die Schützen in die Front!« kommandierte Le Tenant.

Fünfzig Mann eröffneten ein lebhaftes Feuer auf die Räuber, die ihrerseits das Vorderkastell des feindlichen Schiffes mit Kugeln beschütteten. Doch getrieben von einer frischen Brise, drang die »Sirene« auf den Gegner ein und durchbohrte mit ihrem Bugspriet sein großes Rutensegel.

Mit einem furchtbaren Ruck, der die Kämpfer zu Boden warf, stießen beide Schiffe zusammen. Die Malteser hatten den Korsaren mit ihrem Enterhaken festgelegt. Nun stürzten sie sich unter wildem Geschrei auf die Galeere, an ihrer Spitze der Baron und Le Tenant.

Wie Panther sprangen ihnen die Mauren entgegen. Aber die Malteser drängten sie zurück. »Vorwärts«, schrie der Ritter, »ehe die anderen uns erreichen!«

Die Wut verzehnfachte seine Kraft. Energisch bahnte er sich den Weg durch die Feinde zu dem am Hauptmast errichteten Verhau. Auf dem Fuße folgten ihm seine Getreuen. Die Mauren wehrten sich aber verzweifelt. Mit donnerndem Krach fielen Schwerter und Keulen auf Helme und Panzer. Überall fielen blutend die Getroffenen nieder.

Die Barrikade wurde mit äußerster Anstrengung verteidigt. Der Baron, der schon die Schüsse der nahenden Galeeren hörte, sammelte einige zwanzig Mann, um die Barrikade zu erstürmen.

Da trat ihm ein ganz in Eisen gehüllter Mann entschlossen entgegen.

»Zuleik!« schrie Sant’ Elmo, »Schurke, endlich habe ich dich! Gib mir meine Braut wieder!«

»Hol’ sie dir, aber erst versuche es, mich zu töten!« war die Antwort.

Kämpfende Paare trennten in diesem Augenblick die beiden Nebenbuhler.

Die Korsaren wichen zurück. Der Sieg der Malteser schien sicher und die Wegnahme des Schiffes nur noch die Frage von Minuten, als plötzlich ein furchtbarer Kugelhagel über das Verdeck jagte. Die Galeeren hatten, ohne Rücksicht darauf, wen sie trafen, eine Salve abgegeben.