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»Wir könnten ein freies Wochenende vertragen«, sagte sie. »Oder wenigstens Ausgang bis zum Wecken.«

Die Sonne war hinter den Bergen des Festlands versunken, und sie sahen, wie die Lichter an der Küste gegenüber angingen.

»Tut mir Leid, Mädchen«, sagte Randolph und stapfte an der Barriere entlang. »Bevor Sie den Auftrag annahmen, sagte ich Ihnen doch, dass Sie das Gelände nicht verlassen dürfen.«

»Ja, ich weiß — aus Sicherheitsgründen«, sagte Pancho und folgte ihm.

»Auch zu Ihrer eigenen Sicherheit«, sagte Randolph. »Nicht nur wegen der Belange der Firma. Sie sind nun ein wertvoller Aktivposten. Von Ihnen und Amanda hängt der Erfolg der ganzen Mission ab. Ich will nicht, dass Sie irgendwelche Risiken eingehen.«

Pancho ließ sich das durch den Kopf gehen. Schon richtig, er betraut uns mit dieser ganzen Operation. Da kann man es ihm nicht verdenken, wenn er vorsichtig ist. Aber trotzdem…

Sie schaute über die Meerenge auf die Lichter der Stadt.

Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Ob er weiß, dass ich als Spion auf ihn angesetzt bin? Hält er uns hier unter Verschluss, damit ich keinen Kontakt mit Humphries aufzunehmen vermag?

»Darf ich Sie was fragen?«

Randolph lächelte sie im Dämmerlicht müde an. »Sicher. Nur zu.«

»Ich habe Gerüchte gehört, wonach Sie — nun, dass Astro in finanziellen Schwierigkeiten steckt.«

Randolph hielt für einen Moment inne. »Unternehmen stecken immer in finanziellen Schwierigkeiten«, sagte er dann.

»Ich meine, dicht vor dem Bankrott.«

»Dicht davor«, gestand er ein.

»Wieso stecken Sie dann solche Unsummen in das Fusions-Raumschiff?«

Es wurde schnell dunkel. Pancho sah kaum noch sein Gesicht. Aber sie hörte die Entschlossenheit in seiner Stimme.

»Aus zwei Gründen, Mädchen«, sagte er. »Zum einen: Wenn es funktioniert, nimmt Astro den Gürtel in Besitz. Der Kurs unser Aktien und die Gewinne werden kometenhaft in die Höhe schießen, und dann werde ich nur noch ein einziges Problem haben — wie ich das im Überfluss sprudelnde Geld ausgeben soll.«

Pancho sagte nichts und wartete auf den zweiten Grund.

»Außerdem hängt das Überleben der menschlichen Rasse von der Erschließung des Gürtels ab«, sagte Randolph.

»Glauben Sie das wirklich?«

Er unterbrach die Wanderung und drehte sich zu ihr um. »Eine weitere Klimaerwärmung verkraften wir nicht, Pancho. Es sind schon Millionen Menschen gestorben, viele Millionen. Und das Schlimmste kommt erst noch. Wenn Grönland abschmilzt…«

»Und die Antarktis«, fiel sie ihm ins Wort.

»Und die Antarktis«, pflichtete er ihr bei. »Wenn diese Eismassen schmelzen, säuft die Zivilisation ab. Milliarden Menschen werden sterben — nicht nur durch Überflutungen, sondern auch durch Hungersnöte und Seuchen. Wir sind jetzt schon nicht mehr in der Lage, die Erdbevölkerung zu ernähren, um Gottes willen! Die halbe Welt ist von einer Hungersnot betroffen, und es wird eher noch schlimmer statt besser.«

»Und Sie versprechen sich Hilfe durch die Asteroiden?«

»Wir brauchen die Rohstoffe. Wir müssen unsere industrielle Basis und den Wohlstand wieder aufbauen.«

»Im Weltraum.«

»Ja. Womit wir schon vor einem halben Jahrhundert hätten anfangen sollen.«

Pancho stieß einen leisen Pfiff aus. »Da haben Sie sich aber viel vorgenommen, Boss.«

»Da haben Sie verdammt Recht. Und wenn wir das nicht schaffen, bedeutet das das Ende der Menschheit. Es werden nur eine Hand voll Menschen überleben, und die werden in ein primitives Stadium zurückfallen. Subsistenz-Landwirtschaft. Keine Elektrizität. Keine Maschinen. Keine medizinische Versorgung.«

»Ein Rückfall ins Mittelalter.«

»Eher in die Steinzeit«, grummelte Randolph.

»Deshalb setzen Sie für diesen Flug zum Gürtel alles auf eine Karte.«

Zwar sah sie in der Dunkelheit nicht sein Gesicht, aber sie spürte, wie er nickte.

»Alles, was ich habe«, sagte er.

Alles, was er hat. Die Dimension dieses Plans überrollte Pancho wie eine Lawine. Er riskiert wirklich alles für diesen Flug, seine Firma, sein ganzes Leben. Er ist bereit, alles für diese eine Mission in die Waagschale zu werfen, wofür er sein Leben lang gearbeitet und was er aufgebaut hat. Und er vertraut mir die Durchführung der Mission an. Mir.

Die Verantwortung wog so schwer, als würde die ganze Welt auf ihren Schultern lasten.

»Ich hätte da noch eine Frage«, sagte Pancho mit leicht zitternder Stimme. »Wieso haben Sie ausgerechnet mich für diesen Flug ausgesucht? Sie haben doch viele Piloten mit größerer Erfahrung.«

»Das stimmt wohl«, sagte Randolph mit einem leisen Lachen. »Aber sie haben Familie. Frau und Kind.«

Und ich habe eine Schwester, sagte Pancho sich. Aber sie sprach es nicht aus.

»Zumal keiner von ihnen Ihre Fähigkeiten besitzt«, fuhr Randolph fort.

»Meine Fähigkeiten?«

»Hören Sie, Mädchen, ich habe die Lebensläufe aller Piloten unter die Lupe genommen, die für Astro arbeiten und die ein paar anderer, die nicht auf der Gehaltsliste des Unternehmens stehen. Sie haben den ersten Platz belegt. Sie sind die Beste, die wir haben.«

Pancho stockte der Atem. Teufel, ich weiß, dass ich gut bin, aber bin ich wirklich so gut?

»Bevor Sie eine Gehaltserhöhung fordern«, sagte Randolph, »muss ich Ihnen noch sagen, dass die Personalabteilung meine Einschätzung nicht teilt. Man hält Sie für flatterhaft.«

»Was soll'n das heißen, ›flatterhaft‹?«, echauffierte Pancho sich.

»Mädchen, das Problem mit Ihnen ist, dass es Ihnen an der nötigen Reife fehlt. Sie neigen dazu, Risiken einzugehen und Mätzchen zu machen.«

»Aber nicht, wenn ich fliege.«

»Ach nein? Wie war das gleich noch mal, als Sie sich mit Wally Stinson ein Rennen zum Stützpunkt auf der Rückseite des Monds lieferten?«

»Ach, kommen Sie, ich hatte doch nur Spaß gemacht«, sagte Pancho. »Wally hatte eine hormonelle Aufwallung, bei der der Verstand ausgesetzt hat.«

»Und diese Wette vor ein paar Monaten, die Sache mit dem Vakuum-Atmen?«

»Das war nur ein Gag.«

Sein Lachen drang aus der Dunkelheit, doch dann sagte er: »Sie sind eine Spielernatur, Pancho. Das gefällt den Personalsachbearbeitern überhaupt nicht.«

»Das Fusionsraumschiff würde ich bestimmt nicht aufs Spiel setzen«, sagte sie entschieden.

Randolph schwieg für eine Weile. »Ich weiß, dass Sie das nicht tun würden, Pancho«, sagte er dann. »Deshalb habe ich Sie auch als Pilot ausgewählt.«

»Was ist mit Amanda?«, fragte sie. »Sie ist doch nicht besser als ich, oder?«

»Sie hat eine bessere Ausbildung und ist vorsichtiger. Aber sie ist nicht besser als Sie. Fast so gut, aber auf keinen Fall besser. Falls Sie fliegen, möchte ich aber, dass Sie von einem weiblichen Piloten begleitet werden. Männer kommen schon mal auf komische Gedanken, wenn sie wochenlang in einer Aludose eingesperrt sind.«

Der Plan sah vor, ein Team aus einem Ingenieur und einem Techniker sowie mindestens einen Geologen oder planetaren Astronomen auf die Reise zu schicken. Die Mission sollte über einen bloßen Test des Fusionsantriebs hinausgehen; sie sollte Resultate erbringen. Das war ein Muss.

»Ich würde mit den Männern schon zurechtkommen«, sagte Pancho.

»Ja, da bin ich mir sicher. Aber wieso sollte man dieses Problem überhaupt erst heraufbeschwören?«

»Dass Mandy zum Problem werden könnte, glauben Sie nicht?«

Randolph lachte leise in der Dunkelheit. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie versetzt die Gemüter in Wallung, wenn sie es darauf anlegt.«

»Auch wenn sie es nicht darauf anlegt.«