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Humphries wedelte mit der Hand, als ob er ein lästiges Insekt verscheuchen wolle. »Für einen Demonstrationsflug bräuchte man nicht so viel.«

»Ein bloßer Demo-Flug würde aber auch schon ein paar Milliarden kosten«, sagte Dan.

»Wahrscheinlich.«

»Und wo wollen Sie diese Summen überhaupt hernehmen? Heute will doch niemand mehr in die Raumfahrt investieren.«

»Es gibt aber Leute, die bereit wären, so viel Geld in die Erschließung des Asteroiden-Markts zu investieren.«

Dan verspürte einen Anflug von Hoffnung. Es könnte funktionieren! Den Asteroidengürtel erschließen. Die Ressourcen zu den bedürftigen Menschen der Erde bringen. Doch dann schossen ihm wieder die Zahlen durch den Kopf, mit der unerbittlichen Stringenz von Newtons Bewegungsgesetzen.

»Wissen Sie«, sagte er müde, »wenn wir wenigstens imstande wären, die Kosten zu decken, dann würde ich es versuchen.«

Humphries wirkte enttäuscht. »Würden Sie sich wirklich mit Kostendeckung zufrieden geben?«

»Verdammt richtig. Die Menschen brauchen diese Ressourcen. Wenn es uns gelänge, sie ihnen zu beschaffen, ohne uns damit in den Bankrott zu treiben, würde ich sogar zum verdammten Pluto fliegen, wenn es sein müsste.«

Humphries entspannte sich sichtlich und sagte: »Ich weiß, wie wir das schaffen und trotzdem einen ordentlichen Gewinn einstreichen.«

»Und wie?«, fragte Dan mit widerstrebender Neugier.

»Fusionsraketen.«

Bei den Sieben Städten von Cibola, dieser Mann ist ein Fanatiker, sagte Dan sich. Noch schlimmer: Er ist ein Enthusiast.

»Eine Fusionsrakete wäre ein Novum«, sagte er zu Humphries. »Fusionsenergie-Generatoren sind zu groß und schwer für Fluganwendungen. Das weiß doch jeder.«

Mit dem Grinsen einer Katze, die soeben einen Kanarienvogel verputzt hat, erwiderte Humphries: »Die irren sich alle.«

Dan gab sich eine halbe Sekunde Bedenkzeit. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch ab und sagte: »Beweisen Sie es mir.«

Wortlos fischte Humphries einen Datenchip aus der Tasche seines Jackets und überreichte ihn Dan.

Raumstation Galileo

Während Panchos fünf Astronauten-Kameraden hinter der Luftschleuse des Wartungsmoduls belämmert schauten, flog sie in der Schwerelosigkeit zum Metallausleger des robotischen Lastkrans, der aus der Raumstation ragte. Er war im Moment untätig und bog sich ohne eine stabilisierende Nutzlast-Masse durch, als Pancho ihn mit beiden Händen packte und sich wie ein Akrobat zu den Handgriffen hinaufschwang, die in die Außenhaut des Moduls eingelassen waren.

Pancho fragte sich, ob die anderen inzwischen gemerkt hatten, was für ein Spiel sie spielte. Sie zog sich an den Handgriffen über die Hülle wie ein Affe, der sich von Ast zu Ast hangelte. Für einen Beobachter außerhalb der Raumstation hätte es ausgesehen, als ob sie sich kopfüber bewegte, doch aus Panchos Perspektive hing die Raumstation über ihrem Kopf, und sie pendelte wie ein Kind in einem schwerelosen Dschungel-Abenteuerspielplatz.

Sie lachte im Helm, als sie das Ende des Wartungsmoduls erreichte und mit Leichtigkeit das Kopplungsstück zum Wohnmodul überbrückte.

»He, Pancho, was, zum Teufel, tust du da draußen?«

Sie hatten sich nun doch ein Funkgerät besorgt, sagte sie sich. Aber solang sie noch nicht durchblickten, brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.

»Ich mache einen Spaziergang«, sagte sie. Durch die Anstrengung war sie etwas außer Atem.

»Was ist mit unserer Wette?«, fragte einer der Männer.

»Ich bin in ein paar Minuten zurück«, log sie. »Wartet auf mich.«

»Was hast du vor, Pancho?«, fragte Amanda. In ihrer Stimme schwang Argwohn mit.

Pancho verlegte sich auf die Antwort aus Kindertagen. »Nix.«

Die Funkverbindung brach ab. Pancho erreichte die Luftschleuse am Ende des Wohnmoduls und gab den Standardcode ein. Die Außenluke glitt auf. Sie schlüpfte hindurch und verriegelte die Luke, ohne jedoch abzuwarten, bis die Schleuse sich mit Luft gefüllt hatte. Sie stieß einfach die Innenluke auf und schloss sie gleich wieder. Es wurde ein automatischer Sicherheitsalarm ausgelöst, der aber abbrach, nachdem der Druckausgleich im Modul stattgefunden hatte. Dann entledigte Pancho sich der unförmigen Anzugshandschuhe, klappte das Visier hoch und ging zum Telefon, das neben dem Luftschleusen-Schott an der Wand hing.

Die mit einem feinen Gehör und geradezu fotografischem Gedächtnis gesegnete Pancho gab die Bankdaten der fünf Astronauten ein, gefolgt von den jeweiligen Geheimzahlen. Mutter hatte immer schon gesagt, ich solle Musiker werden, sagte Pancho sich, als sie das gesamte Guthaben aller Konten auf ihr Bankkonto überwies. Sie ließ aber jeweils einen Internationalen Dollar stehen, damit die Bankcomputer nicht den komplexen Vorgang der Kontenauflösung einleiteten.

Als sie damit fertig war, schwang das Schott am anderen Ende des Wohnmoduls auf, und die fünf Astronauten schoben sich der Reihe nach durch.

»Was geht hier vor?«, fragte der erste, der durchgekommen war.

»Nix«, beteuerte Pancho erneut. Dann tauchte sie durch die Luke an ihrem Ende des langen schmalen Wohnmoduls.

Sie schwebte ins japanische Labormodul und stieß sich mit den Händen an den Ausrüstungsgestellen ab, die den Durchgang auf beiden Seiten säumten. Damit schreckte sie die Techniker auf, die hier arbeiteten. Sie lachte innerlich und fragte sich, wie lang es wohl dauern würde, bis die Raketen-Jockeys spitzkriegten, dass sie ihre Konten geplündert hatte.

Es dauerte nicht allzu lang. Als Pancho wieder in der Bordküche eintraf, schleuderten die Männer ihr wüste Flüche hinterher.

»Wenn ich dich in die Hände kriege, breche ich dir jeden einzelnen Knochen in deinem Gerippe!«, war noch eine der milderen Drohungen.

Selbst Amanda war so erzürnt, dass wieder ihr angestammter Arbeiterklasse-Akzent durchbrach: »Wir hängen dich an den Daumen auf, ich schwör's!«

Solang ich den Vorsprung vor ihnen halte, wird mir nichts passieren, sagte Pancho sich, während sie durchs europäische Labormodul in die Beobachtungsstation flog, wo sie unter und hinter den klobigen Teleskopen und Schalttafeln Deckung suchte. Sie hörte zwar noch ihr Gebrüll, wusste aber nicht, ob sie immer noch hinter ihr her waren. In der Zwischenzeit hätten einer oder mehrere einen Raumanzug anzulegen, die Station zu verlassen und sich draußen auf die Lauer zu legen vermocht.

Und wirklich: Als sie ins russische Wohnmodul platzte, standen zwei Männer in Raumanzügen und mit hochgeklappten Visieren am entgegengesetzten Ende und erwarteten sie wie zwei Polizisten in Schutzausrüstung.

Pancho bremste ab. Eine der Trennwände, die Intimsphäre schaffen sollten, glitt zurück, und ein stoppelbärtiges, verschlafenes Männergesicht schaute heraus. Dann verschwand es schnell wieder und schob die Wand mit gemurmelten slawischen Worten zu, die wie Flüche klangen.

Die anderen drei — Amanda und zwei Männer — kamen durch die Luke hinter ihr. Pancho saß in der Falle.

»Was, zum Teufel, versuchst du hier abzuziehen, Pancho?«

»Du hast unsere Bankkonten abgeräumt!«

»Wir sollten dich aufknüpfen, du Arsch!«

Sie lächelte und breitete besänftigend die Arme aus. »Kommt schon, Leute, ihr könnt in der Schwerelosigkeit keinen aufknüpfen. Das wisst ihr doch.«

»Das ist nicht lustig«, blaffte Amanda, wobei sie sich wieder auf den aufgesetzten Oxford-Akzent verlegte.

»Ich werde euch das Geld zurückerstatten, in Ordnung?«, sagte Pancho.

»Du tätest verdammt gut daran!«

»Und die Wette hast du auch verloren. Also bekommt jeder von uns ein Monatsgehalt von dir.«

»Nein«, widersprach Pancho. »Das Vakuum-Atmen hat gar nicht erst stattgefunden, also ist die Wette hinfällig.«

»Dann wollen wir wenigstens unser Geld zurück!«

»Sicher. Kein Problem.«