Выбрать главу

»Ich glaube nicht, dass jemand uns folgt«, sagte er.

»Was glauben Sie, wie lang es dauert, bis sie meine Flucht bemerken?«

Sie spürte, wie er die Achseln zuckte. »Nicht allzu lang.«

»Und was nun?«

»Lassen Sie mich erst mal das Ding hier ausziehen« murmelte George. »In dem Anzug ist's so heiß wie in einem Backofen.«

Zuerst erschien sein Gesicht, dann der struppige Kopf. Binnen einer Minute stand er vor ihr — schwitzend und grinsend, ein rothaariger Hüne in einem zerknitterten, fleckigen Overall.

»So ist es besser«, sagte George und atmete tief durch. »Hab im Anzug kaum Luft gekriegt.«

»Wohin kann ich gehen?«, fragte Cardenas, als sie durch den Gang zu den Rolltreppen eilten. »Wo bin ich sicher? Humphries wird Selene auf den Kopf stellen, um mich zu finden.«

»Wir könnten zu Stavenger gehen und ihn bitten, Sie unter seinen Schutz zu stellen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ziehen Sie Doug nicht in diese Sache hinein. Zumal Humphries wahrscheinlich seine Leute in Selenes Beamtenapparat sitzen hat.«

»Hmm, ja vielleicht«, sagte George, als sie die Rolltreppe erreichten. »Bei Astro hat er auch seine Spitzel.«

Cardenas fühlte sich plötzlich in die Enge getrieben und bekam Angst. »Wohin kann ich dann überhaupt noch gehen?«, platzte sie heraus.

George lächelte. »Ich habe das perfekte Versteck für Sie. Das heißt, falls es Ihnen nichts ausmacht, es mit einer Leiche zu teilen.«

Bonanza

»Das ist eine Schönheit«, sagte Dan atemlos und starrte auf das Radarbild auf der Schalttafel.

»Schön hässlich«, fand Pancho.

Das Radarbild zeigte einen länglichen unregelmäßigen Klumpen von Asteroiden. Ein Ende war abgerundet und mit Kratern übersät, das andere war durch einen Abdruck geprägt, der von der Faust eines Riesen zu stammen schien.

»Er sieht eher wie eine Kartoffel aus«, sagte Amanda. »Findet ihr nicht auch?«

»Eine Eisenkartoffel«, sagte Dan.

Fuchs kam durch die Luke, und plötzlich kam Dan die Brücke überfüllt vor. Lars ist zwar nicht groß, sagte er sich, aber er füllt einen Raum aus.

»Ist er das?«, fragte Fuchs und richtete den Blick auf den Bildschirm.

»Das ist er«, sagte Pancho über die Schulter. Sie tippte auf die Tastatur zur Linken, und ein alphanumerischer Datensatz erschien auf dem kleinen Monitor darüber. »Der vierzehnte Asteroid, der dieses Jahr entdeckt wurde.«

»Was ist das für ein Gefühl, wenn ein Asteroid nach einem benannt wird, Lars?«, fragte Pancho.

»Ein sehr gutes«, sagte Fuchs.

»Du bist seit Jahren der erste Mensch, dessen Name einem neu entdeckten Asteroiden verliehen wird«, sagte Amanda. Dan hatte den Eindruck, dass sie vor Freude strahlte.

»Die meisten neuen Asteroiden werden von den Asteroiden-Warnungssonden entdeckt«, sagte Pancho. »Die Namen dieser kleinen Sonden erscheinen allerdings nicht im Katalog.«

»Asteroid 41-014 Fuchs«, sagte Amanda atemlos.

Er lächelte und zuckte die Achseln — fast wand er sich, als sei ihre Begeisterung ihm peinlich.

»Der offizielle Name ist mir gleichgültig«, sagte Dan. »Ich werde sie jedenfalls Bonanza nennen.«

»Seit wann sind Asteroiden denn weiblich?«, fragte Pancho.

Das focht Dan nicht an. »Wir sprechen doch auch von Mutter Erde, oder? Und die Venus wird als unser Schwesterplanet bezeichnet, nicht wahr?«

»Und was ist mit dem Mars?«, wandte Pancho ein.

»Oder dem Jupiter«, sagte Amanda.

»Bonanza wird uns alle reich machen«, sagte Dan und wies auf den Brocken, der auf dem Radarschirm abgebildet wurde. »Und glücklich und zufrieden. Sie und ihre Schwestern werden nämlich die Welt retten. Sie ist auf jeden Fall eine Frau.«

»Natürlich ist sie eine Frau«, sagte Pancho lakonisch. »Du willst sie doch schließlich anbaggern, nicht wahr?«

Fuchs prustete, und Amanda sagte: »Aber wirklich, Pancho!«

»Was hast du nur für eine schmutzige Phantasie«, sagte Dan scheinbar ungerührt. »Aber das mag ich gerade an einer Frau.«

Nach drei Stunden hatten sie sich Bonanza so weit genähert, um sie mit eigenen Augen zu sehen: ein dunkler deformierter Klumpen, der im trüben Licht der fernen Sonne dunkel funkelte. Der Asteroid blendete die Sterne aus, während er um seine Querachse träge durch die kalte, stumme Leere des Alls taumelte.

»…achtzehnhundertvierzig Meter an der Längsachse«, gab Amanda die Radarmessung bekannt. »An der breitesten Stelle misst er siebenhundertzweiundsechzig Meter.«

»Fast zwei Kilometer lang«, sagte Dan nachdenklich. Er hatte die Brücke während der gesamten Annäherung an den metallischen Asteroiden nicht verlassen.

»Nehmen Restschub weg«, sagte Pancho, deren Aufmerksamkeit den Anzeigen der Steuerung galt.

»Schub runter auf Null«, bestätigte Amanda.

Der Asteroid wanderte aus dem Blickfeld, als die Piloten in eine Parkbahn um ihn einschwenkten. Dan spürte, wie das bisschen Gewicht verflog. Er hob vom Deck ab und bremste sich mit der Hand an der Decke ab.

Er spürte, wie Fuchs durch die Luke hinter ihm kam.

»Lars, wir werden für eine Weile in der Schwerelosigkeit driften«, sagte Dan.

»Ich weiß. Ich glaube, allmählich gewöhne ich mich daran.«

»Gut. Wenn du abrupte Kopfbewegungen vermeidest, wird es dir auch nicht schlecht.«

»Ja. Danke — mein Gott! Da ist er!«

Die dunkle unregelmäßige Form von Bonanza schob sich wie ein pockennarbiges Ungeheuer vor die Brückenfenster — Ehrfurcht gebietend und bedrohlich. Trotz seiner Freude verspürte Dan einen Anflug von Unbehagen. Das ist wie die Konfrontation mit einem Monster, sagte er sich, mit einer riesigen Bestie aus einem Märchen.

»Schaut euch diese Maserung an!«, sagte Fuchs mit vor Erregung vibrierender Stimme. »Dieser Asteroid muss von einem viel größeren Himmelskörper abgebrochen sein. Vielleicht von einem Kleinplaneten aus der Frühzeit des Sonnensystems! Wir müssen aussteigen, Proben nehmen und Kernbohrungen durchführen!«

Dan stieß ein Lachen aus. Fuchs drehte sich zu ihm um und schaute ihn verwirrt an. Sogar Pancho warf einen Blick über die Schulter.

»Was ist denn so lustig, Boss?«

»Nichts«, sagte Dan und versuchte sich wieder zu beruhigen. »Gar nichts«. Dennoch wunderte er sich darüber, dass derselbe Anblick, der in ihm Angstvorstellungen aus der Kindheit wachrief, bei Fuchs einen Anfall wissenschaftlicher Neugier auslöste.

»Kommt schon«, sagte Fuchs und schlüpfte durch die Luke. »Wir müssen die Anzüge anlegen und nach draußen gehen.«

Dan nickte zustimmend und folgte dem Wissenschaftler. Er hat die Schwerelosigkeit ganz vergessen, sagte er sich. Er hat keine Angst mehr, sich zu übergeben — dafür ist er jetzt viel zu beschäftigt.

Amanda blieb auf der Brücke, während Pancho Dan nach unten zur Luftschleuse folgte.

»Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken einer EVA, oder?«, fragte sie Dan.

»Ich hatte mich schon zum Astronauten qualifiziert, als du noch nicht einmal geboren warst, Pancho.«

»Du hast einen roten Reiter. Du darfst nicht mehr nach draußen.«

»Und nachts ist es kälter als draußen.«

»Ich meine es ernst, Dan«, sagte Pancho. »Dein Immunsystem verkraftet keine weitere Strahlendosis mehr.«

»Fuchs kann aber doch nicht allein aussteigen«, gab er zu bedenken.

»Ich werde das übernehmen. Ich gehe mit ihm nach draußen.«

»Nichts da. Du bleibst hier. Ich werde auf ihn aufpassen.«

»Ich bin der Kapitän dieses Schiffs«, sagte Pancho dezidiert. »Ich könnte dir befehlen, drin zu bleiben.«

Er schaute sie mit einem schiefen Grinsen an. »Und ich bin der Eigner. Ich könnte dich feuern.«