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»Habe ich schlechte Augen, oder ist die Oberfläche wirklich verschwommen?«, fragte er ins Helmmikrofon.

»Staub«, sagte Fuchs. »Sonnenwind-Teilchen laden den Staub elektromagnetisch auf. Dadurch schwebt der Staub.«

»Auf dem Mond passiert das aber nicht«, wandte Dan ein.

»Der Mond ist auch ein großer Körper«, sagte Fuchs. »Die Gravitation dieses Asteroiden ist zu gering, um den Staub an der Oberfläche zu halten.«

Und dann landete Dan auf Zuflucht. Es war, als ob er in Talkumpuder getreten wäre. Die Stiefel sanken fast bis zu den Knöcheln ein, obwohl er leicht wie eine Feder aufgekommen war. Wahnsinn, sagte er sich, das ist wie einer dieser schwarzen Sandstrände auf Tahiti.

Dan drehte sich um und sah Pancho über die staubige Oberfläche des Asteroiden auf sich zu gleiten. Selbst im Raumanzug wirkte sie noch hoch gewachsen und schlank.

»Mandy, bring die Sauerstoffflaschen mit«, sagte Pancho.

Amanda flog schwerelos zur Luftschleuse der Starpower I und erschien dann wieder mit sechs großen grauen Zylindern im Schlepptau. Im glänzenden weißen Raumanzug sah sie aus wie eine Roboter-Mama, der ein halbes Dutzend unfertiger Sprösslinge am Schürzenzipfel hing.

»Wir sollten besser mit den Grabungen anfangen, Boss«, sagte Pancho.

Dan nickte und sagte sich dann, dass sie die Geste wohl gar nicht gesehen hatte. Die Lichtverhältnisse hier draußen waren schlecht, und sie ließen die Helmlampen ausgeschaltet, um die Anzugsakkus zu schonen.

»Wir bilden Zweier-Teams«, sagte Dan und löste die Schaufel vom Gürtel, die er improvisiert hatte. »Du und ich, Pancho. Amanda, du bleibst bei Lars.«

»Ja, natürlich«, erwiderte Amanda.

Es hatte doch nur wenig Ähnlichkeit mit einer Grabung am Strand — eher mit der Arbeit auf einem riesigen Stück schwarzen Schweizer Käse, sagte Dan sich. Es gab Löcher in der Oberfläche und Tunnels, offensichtlich von vagabundierenden Felsbrocken gebohrt, die den Asteroiden getroffen hatten. Es gab kein Grundgestein, nur eine Geröllschicht aus schwarzen runden Körnern, von denen die größten die Abmessungen von Kieselsteinen hatten. Ein Wunder, dass sie überhaupt zusammenhalten, sagte Dan sich.

»Hier ist ein Tunnel, durch den zwei Leute passen«, rief Pancho ihm zu. Er sah sie in der Tunnelöffnung verschwinden.

Der Tunnel war zwar breit genug für sie beide, aber es war doch ziemlich eng.

»Wie weit führt er nach unten?«, fragte Dan und ließ sich vorsichtig über den Kraterrand hinunter, wobei er darauf achtete, nicht mit dem Rückentornister irgendwo hängen zu bleiben.

»Weiß ich nicht«, antwortete Pancho. »Aber tief genug, um den Sturm abzureiten. Wir sollten lieber damit anfangen, das Loch aufzufüllen.«

Er nickte und packte die Schaufel fester, die er aus der Abdeckung eines Schaltpults improvisiert hatte. Sie mussten sich unter einer mindestens einen Meter dicken Dreckschicht vor der heranziehenden Strahlung schützen.

Während er die Wände des abschüssigen Tunnels bearbeitete, rechnete Dan schon damit, dass der körnige Schmutz ins Loch hinabrieseln würde. Das wäre jedenfalls auf der Erde und sogar auf dem Mond passiert. Doch war die Schwerkraft von Zuflucht so gering, dass die Tunnelwände nicht einstürzten, so stark er sie auch bearbeitete.

In kurzer Zeit hatten er und Pancho sich in einer gemeinschaftlichen Anstrengung bis auf Hüfthöhe eingegraben. Dan wusste aber, dass das nicht ausreichte. Es reichte auch nicht nur annähernd aus.

»Wie liegen wir… in der Zeit?«, fragte er Pancho keuchend.

Sie richtete sich auf. »Mal schau'n«, sagte sie und tippte auf die Tastatur am linken Unterarm. Dan sah ein buntes Display in ihrem Kugelhelm aufleuchten.

»Der Strahlungslevel liegt noch kaum über der natürlichen Strahlung«, sagte sie.

»Wann?«, fragte Dan ungeduldig.

Die Lichter an der Innenseite ihres Helms flackerten und änderten die Farbe. »Anderthalb Stunden, vielleicht etwas weniger.«

Dan nahm die Grabungen wieder auf und blinzelte den Schweiß weg, der ihm in die Augen lief. Er wünschte sich, er könnte sich das Gesicht abwischen oder sich wenigstens an der Nase kratzen. Aber das war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit im Anzug. Ich hätte ein Schweißband anlegen sollen, sagte er sich. Das habe ich doch sonst immer getan, wenn ich nach draußen gegangen bin. Meine letzte EVA-Arbeit ist aber schon so lang her, dass ich gar nicht mehr daran gedacht habe. Hinterher ist man immer schlauer.

»Du weißt, dass wir uns mindestens einen Meter tief eingraben müssen«, sagte Pancho.

»Ja.«

»Und nachdem die Wolke abgezogen ist, müssen wir uns wieder ausgraben.«

»Ja«, wiederholte Dan. Mehr brachte er nicht über die Lippen, ohne die Arbeit einzustellen. Die Muskeln schmerzten von der ungewohnten Anstrengung.

Nach einer Zeit, die ihm wie Stunden erschien, hörte er Panchos Stimme im Helmlautsprecher. »Wie kommt ihr zurecht, Mandy?«

»Sehr gut. Wir haben eine hübsche Höhle gefunden und sie fast schon zugeschaufelt.«

»Sobald ihr euch eingegraben habt, wird die Funkverbindung sich verschlechtern«, sagte Pancho.

»Ja, das ist anzunehmen.«

»Habt ihr die Sauerstoffflaschen dabei?«

»Ja, natürlich.«

Dan sah, dass ihre Sauerstoffflaschen noch immer auf der Oberfläche lagen. Sie waren mehr als eine Armlänge entfernt.

»In Ordnung, die Funkgeräte bleiben eingeschaltet. Falls die Verbindung abbricht, bleibt ihr für vierzehn Stunden im Loch. Verstanden?«

»Vierzehn Stunden, Check.«

»Die Zeit läuft ab — jetzt.«

»Vierzehn Stunden ab jetzt«, bestätigte Amanda.

»Ich wünsche euch einen schönen Tag.«

»Wir sehen uns in vierzehn Stunden«, sagte Fuchs.

»Stimmt«, sagte Dan. Tot oder lebendig, fügte er stumm hinzu.

»Ich hole lieber die Sauerstoffflaschen rein«, sagte er zu Pancho. Bevor sie zu widersprechen vermochte, schob er sich aus dem Loch und erhob sich über den dunklen unebenen Boden. Dan ließ den Blick umherschweifen, vermochte den Unterstand, den Amanda und Fuchs ausgehoben hatten, aber nicht zu sehen. Sie haben gute Arbeit geleistet, sagte er sich und betätigte die Schubdüsen, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Die Zylinder hatten fast kein Gewicht, aber er passte trotzdem auf, als er sie ins Loch hineinbugsierte. Dan wusste nämlich, dass Masse und Trägheitsmoment noch immer vorhanden waren. Wenn ich eins von den Dingern auf Pancho fallen lasse, bekommt vielleicht ihr Helm einen Sprung oder die Anzugsgelenke werden ausgerenkt.

Als Dan sich wieder neben sie in die Grube zwängte, war er in kalten Schweiß gebadet und atmete schwer.

»Körperliche Arbeit bist du nicht gewohnt, nicht wahr, Boss?«, frozzelte Pancho.

Dan schüttelte den Kopf. »Sobald wir wieder in Selene sind, werde ich mich einer Verjüngungstherapie unterziehen.«

»Ich auch.«

»Du? In deinem Alter?«

»Lieber früher als später, heißt es.«

»Lieber spät als nie«, sagte Dan.

»Der Strahlungslevel steigt an«, sagte Pancho und schickte sich an, die Grube zuzuschaufeln. »Wir sollten uns lieber eingraben oder keiner von uns wird jünger.«

»Oder älter«, murmelte Dan.

Lebendig begraben. Das erinnert mich an eine Geschichte von Edgar Allen Poe, sagte Dan sich. Er wusste, dass Pancho und die Sauerstoffflaschen nur wenige Zentimeter von ihm entfernt waren. Aber er vermochte nichts zu sehen. Sie waren unter fast einem Meter Geröll begraben und hatten sich in Fötalstellung zusammengekauert. Sie sahen nichts, hörten nichts und vermochten nichts zu tun außer zu warten.

»…wie geht's euch?« Er hörte Amandas kratzige und schwache Stimme im Helmlautsprecher.