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Die Farbe des Bodens ringsum war weithin überwiegend braun. Einige grüne Flächen mit ganz niedriger, dichter Bogenvegetation bildeten einen belebenden Gegensatz zu den grauroten Hängen der beiden Gebirge, in deren Schluchten sich trotz des hellen Tageslichtes noch tiefviolette Schatten hielten.

Weiter entfernt verloren die Gebirgskämme zu beiden Seiten des Tales ihren wildgezackten Charakter. Die Berge zeigten kaum noch eine Staffelung. Die Abhänge fielen überallhin gleichmäßig sanft ab und verbargen so die Mächtigkeit der zweitausend Meter hohen Bergrücken.

Sil suchte den Einschnitt, den er in der Nacht mit dem Tuler entdeckt hatte. Es war schwierig, die Kerbe der Querfalte des Gebirges bei Tageslicht zu finden. Endlich sah er jene zwei Punkte, die ihm in der Nacht aufgefallen waren. Hastig richtete er den Erider, das Tagbildgerät, auf die geheimnisvolle Erscheinung.

Die dunklen Punkte erschienen groß und deutlich auf der Bildfläche. Sil mußte sie lange betrachten, ehe er die ihm unbekannten Formen dieser beiden Erscheinungen erfaßte.

Das sind doch Lebewesen! Er erkannte es plötzlich.

Sil beobachtete gebannt das größere der beiden. Es hatte einen Rumpf, der sich langsam und gemächlich auf vier dünnen Gliedern hin und her bewegte. Dieser Rumpf verlängerte sich zu einem nach allen Seiten biegsamen Körperteil. Meistens beugte das Wesen die Rumpfverlängerung zu Boden, um dort einige grüne und gelbbraune Stiele mit ruckenden Bewegungen abzureißen. Den in einiger Entfernung stehenden Raumgleiter beachtete es nicht. Offenbar besaß dieses Lebewesen keine weitreichenden Sinnesorgane.

Gespannt konzentrierte Sil seine Beobachtungen auf das zweite Wesen. Es lag immer noch unbeweglich am Boden.

Hatte es keine Glieder? Da, unerwartet, richtete es sich auf, verharrte einige Augenblicke und bewegte sich dann, auf zwei Beinen, gefolgt von dem Vierbein, auf den Raumgleiter zu.

Im ersten Moment war Sil überrascht. Nachdenklich betrachtete er die herannahenden Wesen. Was würden sie tun?

Plötzlich beugte er sich gebannt vor. Er sah, daß die längliche Gestalt eine künstliche Hülle trug. Das Wesen ist verstandbegabt, erkannte er erstaunt!

Das Licht des Tages nahm schnell weiter zu. Es wurde so grell, daß ihm die Augen schmerzten. Oder strengte ihn die Beobachtung der beiden Wesen so stark an? Schnell regulierte er den Strahlenfilter in der Kopfglocke seines Skaphanders.

Das längliche Wesen hatte inzwischen ungefähr die Hälfte des Tales durchquert. Sil konnte seine Umrisse schon recht gut auch ohne den Erider erkennen. Es kam geradewegs auf den Landeplatz zu.

Sil beschloß, die Sinne des Geschöpfes zu erproben. Er schaltete den Scheinwerfer ein. An der Spitze des Weißen Pfeils brach, trotz des hellen Tageslichtes gut sichtbar, aus einer ovalen Verglasung ein starkes Bündel roten Lichtes hervor.

Das Wesen blieb stehen.

Sil drückte eine Taste. Die Stützen, auf denen die Rakete ruhte, schwenkten sie auf und nieder.

Das Lebewesen krümmte sich und fiel zu Boden.

Sil ließ die Rakete in die waagerechte Ruhelage schwenken.

Der Scheinwerfer erlosch. Das längliche Geschöpf aber verharrte in seiner gekrümmten Haltung.

Gespannt wartete Sil auf weitere Bewegungen.

Erst nach einer Weile erhob sich das Wesen wieder und kam langsam näher. Dann aber schwankte die Gestalt und stürzte.

Sil kam eine böse Ahnung. Sollte das verhüllte Geschöpf durch die radioaktiven Ausstrahlungen, die der Boden ringsum durch das Triebwerk angenommen hatte, Schaden erlitten haben? Seit der Landung war zwar schon viel Zeit vergangen, die gefährlichste Strahlung war abgeklungen. Nur die langen Halbwertzeiten wirkten noch, aber sie reichten aus, um ein Lebewesen ohne Schutzanzug in der Nähe der Rakete zu gefährden.

Schnell handelte Sil. Entschlossen drückte er eine Taste des Pilotrons. Surrend begannen Pumpen, die kostbare heloidische Atemluft aus der Kabine abzusaugen. Sil überprüfte schnell seinen Skaphander. Dann war er zum Ausstieg bereit. Einen Augenblick zögerte er noch. Wenn jetzt die Stickluft des Planeten in die Kabine einströmte, so drangen gleichzeitig auch möglicherweise vorhandene gefahrbringende Mikroorganismen ein. Das bedeutete, daß er den Skaphander erst wieder ablegen durfte, wenn er zur „Kua“ zurückkehrte. Doch schon schien ihm diese Unbequemlichkeit bedeutungslos gegenüber der Not und der Schutzlosigkeit des Wesens da draußen, das er vielleicht noch retten und vor großem Unheil bewahren konnte.

Sil nannte das Codewort zum Öffnen der Luke. Sofort sprang sie auf. Pfeifend und zischend strömte die sauerstoffarme Stickluft des blauen Planeten in die Kabine.

Schnell ergriff Sil eine Tube entaktivierender Paste und einen strahlendämpfenden Umhang. Dann sprang er hinaus.

Schwankend berührte er den Boden des fremden Planeten.

Federnd glich der glockenförmige, kegelähnliche Skaphander mit seiner dicken Antigravitationsplatte die geringere Anziehungskraft dieses Planeten aus. Ohne diesen ersehnten Augenblick zu beachten, eilte Sil in weiten, flachen Bogensprüngen zu dem regungslos daliegenden Geschöpf.

Wenige Schritte vor ihm blieb der Kosmonaut stehen und beobachtete es aufmerksam.

Der Körper endete in einem rundlichen Stumpf, der unverhüllt, aber dafür fast überall dicht mit langen, dünnen Fäden bedeckt war. Paarweise angeordnete Einbuchtungen und Hervorhebungen der Haut deuteten auf Sinnesorgane, also auf ein Nervenzentrum des Wesens hin.

Die Haut des Geschöpfes schien sehr dünn zu sein. Die Haut der Heloiden dagegen war dicker und weicher; denn auf Heloid war es kühler als hier auf diesem Planeten.

Die Haut des Lebewesens war nahe der Sinnesorgane aufgeplatzt. Ein dicker, dunkelroter, klebriger Streifen zog sich quer über den rundlichen Stumpf. Sil beugte sich herab. Risse in der Haut waren bei den Heloiden gefährliche Verletzungen.

Giftstoffe und Krankheitskeime konnten dort eindringen. Das war hier bestimmt kaum anders.

Offenbar hatte bereits die Tätigkeit der Sinnesorgane bei diesem Wesen ausgesetzt. Schnelle Hilfe schien geboten zu sein. Einen Augenblick war Sil unentschlossen, wußte er doch nicht, wie im einzelnen die Lebensprozesse in diesem Körper abliefen und wie seine innere Struktur war. Er entschloß sich, zunächst die Wunde zu säubern und zu verbinden, damit nicht weitere Giftstoffe eindringen konnten. Die Wiedererlangung des Bewußtseins und die Heilung mußte der Körper aus eigener Kraft bewirken, wozu er gewiß der Ruhe und des Schutzes vor den heißen Strahlen des gelben Sternes bedurfte.

Sil hob das Wesen vorsichtig an, um es in den Schatten eines nahen Felsblockes inmitten des Tales zu bringen.

Es war ein eigenartiges Gefühl, ein solch fremdes Lebewesen zu tragen, das offensichtlich schon mit Vernunft und Anlagen zur Intelligenz begabt, war.

Dennoch durfte er nicht außer acht lassen, daß dieses Geschöpf beim Erwachen erschrecken, in ihm etwas Bedrohliches sehen könnte und mit allen Mitteln um seine Freiheit, um sein Leben kämpfen würde. Sil trug nichts bei sich, um einer solchen Möglichkeit begegnen zu können. Er schalt sich unvorsichtig und sorglos.

Indessen war Sil am schattenspendenden Felsen angelangt.

Hohe trockene Stiele standen hier. Sie bildeten ein weiches Polster. Sil breitete den strahlendämpfenden Umhang aus, legte das Geschöpf darauf und hüllte es in den Umhang ein. Schnell eilte der Pilot zum Weißen Pfeil. In kurzer Zeit war er mit Verbandstoff zurück. Das Wesen war immer noch bewußtlos.

Mit sicheren Griffen reinigte Sil die Wunde am Sinneszentrum. Scharf achtete er darauf, ob vielleicht seine Medikamente eine schädigende oder aufreizende Wirkung auf die fremde Haut ausübten. Sil konnte aber keine Anzeichen dafür feststellen.

Schnell legte er den Verband an.

Ein Lebewesen braucht auch Nahrung, überlegte Sil. Er mußte so schnell wie möglich herausfinden, welche Substanzen in den Stoffwechselprozeß dieses Wesens mit einbezogen waren. An der Unfallstelle hätte er einen Beutel bemerkt, der vermutlich die Nahrung dieses Geschöpfes enthielt. Er eilte dorthin, ihn zu holen. In wenigen Augenblicken war er zurück.