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„Oh, Fürst A-rat, Herrscher über diese Stadt am Meer! Sil, der Sohn I-na-nuas, der Göttin alles Lebenden, ist im Tal Hadscha El Hibla, feuerspeiend und mit gewaltiger Stimme grollend, aus den Wolken herabgefahren und hat sich mir zu erkennen gegeben. Er hat mir einen köstlichen Trank gespendet, mich in sein fliegendes Haus geführt und mir, dem Boten En-mer-kars aus E-rech, Geschenke überreicht.“

Ia-du-lin machte eine Atempause, um die Wirkung seiner folgenden Worte zu steigern: „Oh, A-rat, die Götter des Bat als wohnen nicht mehr in deinen Tempeln. Sie haben dich verlassen und zürnen dir, denn du schickst I-na-nua keine Lapislazuli und keine Karneole, um ihren Tempel in E-rech zu schmücken. Das Feuer, das vom Himmel fiel, wird deine Stadt verwüsten, wenn du dich auch weiter weigerst, unserer Göttin zu dienen.“

Von dieser Botschaft war A-rat tief betroffen. Nach allem, was ihm seine Späher bisher über die Ereignisse im Hochtal berichteten, hatten sich die Götter dort wirklich gezeigt.

Ratsuchend schweifte A-rats Blick durch den Saal. Längs der Wände waren die Figuren seiner sieben gewaltigsten Götter aufgestellt. Fragend ruhten A-rats Augen auf dem Abbild Ba- als, des Hauptgottes seines Volkes. Was war zu tun? Sollte er sich En-mer-kars Forderung unterwerfen und ihm die Schmucksteine ausliefern? Sein Blick senkte sich bei diesen Überlegungen und ruhte auf einer Schale zu Füßen des Gottes.

Sie war voller Weizenkörner, eine Opfergabe der Priester. Da kam A-rat ein Gedanke.

Der Fürst hob die Hand: „Höre, Bote! Sage deinem Herrn En- mer-kar, daß ich seinen Tempel für I-na-nua mit bunten Steinen, mit Lapislazuli und Karneolen, schmücken werde.

Aber er möge meinem Volk dafür Tragtiere mit Getreidelasten schicken. Soviel Tragtiere hier bei mir eintreffen, soviel Lasten voll Schmucksteinen werde ich ihm zurücksenden. Unsere Götter des Ba-als und auch eure Göttin I-na-nua werden gerecht sein. Sie wissen, daß wir als Handelsleute und Seefahrer reichlich Lapislazuli und Karneole besitzen. Sie wissen aber auch, daß ihr als Ackerbauern Korn in Überfluß habt. So möge denn jeder von dem geben, wovon er genug hat. Die Götter haben es gehört und werden mir nicht mehr zürnen.“

Damit war Ia-du-lin entlassen. Noch am selben Tage verließ er die Stadt und zog abermals durch den Paß, hinauf ins Tal der Götter.

Die Landung der Heloiden

Seitdem der Weiße Pfeil von der Plattform der „Kua“ gestartet war, hatten Gohati, Tivia, Azul, Sinio, Aerona und Kalaeno die Steuerzentrale nicht mehr verlassen. Sie beobachteten den Flug der Erkundungsrakete mit den Kontrollgeräten. Noch war sie außerhalb der Atmosphäre des Planeten.

Nach dem ersten Funkgespräch hatten das Raumschiff und die Erkundungsrakete mehrmals Verbindung miteinander gehabt. Alles nahm seinen planmäßigen Verlauf.

Doch Tivia spürte Unruhe, konnte man doch dem Flug des Weißen Pfeils nur zeitweilig folgen. In gleich langen Perioden schob sich immer wieder der Planet dazwischen. Das Beobachtungssystem müßte vervollkommnet werden, dachte Tivia. Sie trat an Gohati heran und sagte: „Wir sollten die Funk- und Fernsehsatelliten aufsteigen lassen.“

Waren die Satelliten schon jetzt von Nutzen? Gohati überlegte. Geplant war, sie erst später einzusetzen, wenn feststand, daß die Expedition wirklich auf dem bläulichen Planeten landete. Man würde dadurch ständig miteinander Verbindung haben, gleichviel, auf welchem Punkt seiner Oberfläche sich die einzelnen Landegruppen befanden. Doch Sil war jetzt auf dem Erkundungsflug. Die kritischsten Momente standen ihm noch bevor. Eine ständige Verbindung mit dem Weißen Pfeil war sehr notwendig. Er, Gohati, hätte es von vornherein besser planen sollen.

Der Kommandant bedeutete Tivia, daß sie recht habe. Schnell verständigte er sich mit den anderen.

Gohati wandte sich dann an Kalaeno, der am Regiepult saß und das Zusammensetzen des Atomicers, der großen Landungsrakete, auf der Plattform draußen kontrollierte. „Wie weit ist die Montage vorangeschritten?“ erkundigte er sich.

„Die Roboter haben erst begonnen“, kam die Antwort. „Bis jetzt sind nur einige Teile des Mittelrumpfes zusammengesetzt.“

„Wir müssen nämlich die Arbeiten auf der Plattform dreimal für Augenblicke unterbrechen. Die Funksatelliten sollen auf ihre Kreisbahn gebracht werden“, erklärte Gohati seine Frage.

„Achtung, Katapultstart!“ signalisierte das Lichtband bald darauf. Die Vorbereitungen für den Start des ersten Funksatelliten waren abgeschlossen.

Ein dumpfer Gongschlag durchhallte das Raumschiff. Er rührte von dem starken Stoß her, mit dem das Katapult eine Fernlenkrakete mit einer Relaiskapsel in den Kosmos hinausgeschleudert hatte. Sie durchflog die Sicherheitszone der „Kua“, und dann erst zündete ihr Triebwerk, das den Satelliten auf seine Bahn brachte.

Schnell entfernte sich die Rakete. Ein Kybernet steuerte sie auf die vorausberechnete Position.

Der erste Satellit konnte sofort in Betrieb genommen werden. Gohati atmete ein wenig auf. Die anderen beiden würden bald folgen. Sie sollten in großer Höhe in gleichmäßigen Abständen um die Mittelzone dieses Planeten verteilt werden.

Weitere Zeit verging. Azul begab sich wieder an seine Geräte, um den Weißen Pfeil zu suchen. Gleich mußte der helle Reflexionspunkt des Raumgleiters am Planetenrand erscheinen. Azul freute sich jedesmal aufs neue, wenn es ihm gelang, das Raketenflugzeug schnell zu finden. Auch diesmal entdeckte er es gleich, obwohl Sil schon mehrmals den Kurs gewechselt hatte.

Entsetzt klammerte sich Azul an seinen Sessel. Der Radarreflex bewegte sich senkrecht auf die Oberfläche des Planeten zu! „Er stürzt!“ schrie Azul.

Die Heloiden sprangen auf. Gohati drückte die Sprechfunk- und Bildtaste zugleich. Der Bildschirm blieb jedoch leer, obwohl der Funksatellit arbeitete und auch der Planet nicht zwischen ihnen stand. Was mochte geschehen sein?

Tivia lauschte angespannt. Nicht einmal Sils Atemzüge waren aus dem Funkempfänger zu hören. Die Zeit tropfte unendlich langsam für sie. Der Weiße Pfeil stürzte weiter. Mechanisch stieß sie Codeworte aus und drückte nichtvorhandene Steuertasten, so als säße sie selbst als Pilotin im Weißen Pfeil.

Furchtbare Angst brannte in ihr. In wenigen Augenblicken mußte er am Boden zerschellen. Da — endlich! Der Sturzflug hörte auf. Die Rakete flog wieder waagerecht. Tivia hatte das nicht mehr zu hoffen gewagt.

„Weißer Pfeil, bitte melden! Weißer Pfeil, bitte melden!“ rief Gohati jetzt. Die Antwort blieb aus. Der Kommandant wiederholte seinen Anruf. „Sil, wir hören dich nicht. Hier ›Kua‹! Bitte kommen!“

Gohati überlegte kurz. Dann sagte er schnelclass="underline" „Die Montage des Atomicers muß beschleunigt werden. Er soll so bald wie möglich starten. Sil braucht Hilfe. Azul und Tivia, ihr beide werdet fliegen!“

„Ja, wir müssen ihm schnell helfen“, flüsterte Tivia, und sie wünschte sich, Sil doch wenigstens im Bildschirm sehen zu können.

Die Heloiden legten die schweren Raumanzüge an. Dann hasteten sie durch die Gänge und ließen sich zur Plattform ausschleusen. Während die Roboter den Atomicer noch zusammensetzten, beluden sie ihn schon mit Ausrüstungen.

Nur Azul blieb im Steuerraum. Er folgte dem Flug der Erkundungsrakete mit den Beobachtungsgeräten. In kurzen Abständen berichtete er zur Plattform: „Die Geschwindigkeit vermindert sich. — Der Weiße Pfeil ist jetzt über einer Kontinentalscholle — er kreist.“

„Sil hat also wieder volle Steuergewalt?“ fragte Gohati erleichtert zurück.

„Ja, er hält Kurs auf eine Wasserfläche“, sagte Azul, seine Geräte ablesend. Er versuchte noch einmal, die Funkverbindung mit der Erkundungsrakete herzustellen, und ließ das Rufzeichen der „Kua“ ausstrahlen, aber Sil meldete sich noch immer nicht. Dann schob sich der Planet erneut dazwischen und unterbrach die Beobachtung des Flugweges.