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Die Raumfahrer kletterten in die Kabine des Ringflüglers. Sie stiegen auf und flogen das Tal ab, um gemäß der Weisung Gohatis zu prüfen, ob es sich als Landeplatz für die „Kua“ eignete.

„Wie Dämme liegen die beiden Gebirge neben dem Tal“, stellte Sil fest. „Kaum ein Durchlaß ist zu finden. Radioaktive Staubmassen werden lange zwischen den Bergen schweben, abklingen und erst allmählich durch die wenigen Seitentäler und Pässe zum Meere oder zum dürren, braunen Land hin durchsickern, ohne dann noch Schaden anrichten zu können.“

Tivia hielt noch immer eine Flutbahn als Landemöglichkeit für geeigneter. Sie führte den Ringflügler zurück und setzte ihn wieder in der Nähe des Weißen Pfeils auf den Boden.

Die drei Heloiden nahmen Verbindung mit Gohati auf. „Wir haben das Tal untersucht. Es ist für die Landung der ›Kua‹ geeignet“, berichtete Sil. „Wir wollen einen Starttisch aus großen Felsblöcken fügen. Eine solch schwere und massive Startplatte würde verhindern, daß zuviel radioaktive Schwebeteilchen vom Boden losgerissen werden. Insgesamt müssen wir fünfundvierzig solcher Blöcke aus dem Gebirge schneiden, zu Triolithen zusammenfügen und nebeneinanderlegen. Sie bilden dann ein großes Quadrat, das die ›Kua‹ beim Niedergehen nicht verfehlen wird. Mit all diesen Arbeiten könnten wir drei in sechs Planetenrotationen fertig sein.“

Gohati verstand, daß auf diese Weise den Planetenbewohnern Schutz geboten werden konnte, und willigte ein. Den Rest des Tages verbrachten die Heloiden mit Vorbereitungen für die Landung der „Kua“. Azul und Tivia flogen zurück über das Meer in die gelbe Wüste, um den Atomicer, der die Ausrüstungsgegenstände an Bord hatte, zu holen.

Abends, nach der Ankunft des Atomicers, fanden sich die drei wieder in der kleinen Kabine des Ringflüglers zusammen. Sil schilderte seinen Erkundungsflug, berichtete vom Dilatationsflimmern und vom Sturz. Vor allem aber sprach er von der Begegnung mit Ia-du-lin. Währenddessen neigte sich die Scheibe des gelben Sterns zu den Gipfeln herab und versank hinter ihnen. Die Schatten der Nacht breiteten sich aus und wurden dichter und dichter.

Als die Sterne über dem Kanzeldach zu flimmern begannen, flammte in der Kabine das Licht auf. Es ergoß sich auf der einen Seite bis zum Weißen Pfeil und auf der anderen bis zum einsamen Felsen. Die flachgewölbte Kuppel des gläsernen Daches funkelte von innen wie ein Kristall, in dem farbige Tupfen einen Reigen tanzten.

Die Heloiden berieten, wie sie ihre Landebasis am besten herrichten könnten. Sie beugten sich über Karten, Tabellen, lichtschriftliche Aufzeichnungen und Myonenrechner. Erst tief in der Nacht erlosch im Tal der bunte Stern mit seinem vulkanroten, sterngelben und violetten Lichtspiel.

Am nächsten Tag stieg Tivia allein mit dem Ringflügler auf.

Sie sollte feststellen, wie das lange Tal in seiner südlichen Richtung beschaffen war. Niedrig überflog sie jene Stelle, aus deren felsigem Boden die Quadern für den Starttisch geschnitten werden sollten. Die Umrisse des ersten Blockes konnte sie schon erkennen. Azul war bereits bei der Arbeit. Der Ring schraubte sich empor. Sie beobachtete, wie Azul einen Strahlenwerfer bediente. Der feine Energiestrahl fraß sich rasch in den Fels. Er zerstach den harten Grund und drang tief in das Silikate Gefüge des Granits ein. Azul, im Skaphander, stand hinter einem Schild, das ihn gegen Strahlung schützte.

Der stetig steigende Ringflügler hatte Höhe gewonnen. Tivia blickte sich um. Das Tal wies kaum eine Krümmung auf. Es war nahezu gerade. Schon bald bemerkte die Heloidin tief unter sich einen Wasserlauf, der zusehends breiter wurde. Der Boden senkte sich mehr und mehr. Die Bergketten zu beiden Seiten wurden niedriger. Der Fluß schlängelte sich immer öfter hin und her und bildete große Bögen mit zahlreichen engen Schleifen. Die noch zeitweilig vorherrschenden grünen Vegetationsflecken wurden seltener und wichen schließlich ganz einem eintönigen Braun.

Da tauchte in der Ferne eine Wasserfläche auf. Tivia flog darauf zu. Auch der Fluß strebte dorthin. Ein kleines Binnenmeer dehnte sich unten aus. Gewohnheitsgemäß las Tivia die Meßwerte von den Instrumenten ab. Sie stutzte. Das kleine Meer lag vierhundert Meter unter dem Niveau der Ozeane. Das war wie ein Wunder. Tivias Interesse wurde wach. Sie führte den Ring herab. Dicht übler dem Wasser verharrte er. Nachdenklich blickte Tivia auf die spiegelglatte Fläche. War das überhaupt Wasser? Es verhielt sich so merkwürdig. Obwohl die rotierenden Ringflügel einen erheblichen Luftstrom erzeugten, wellte es sich nicht.

Die Heloidin steuerte zum Ufer hinüber und setzte die Kabine, auf den glatten Uferstreifen auf. Prüfend sah sie umher. Trostlos kahl war die Landschaft. Weit und breit konnte sie nicht die geringste Spur einer Vegetation entdecken. Grell und sengend hing die Scheibe des gelben Sterns über dem mächtigen Talkessel, dessen Grund zum größten Teil von diesen merkwürdig starren Wassern bedeckt war. Weiße Schichten von Ablagerungen verkrusteter Salze ließen den Strand und die Felswände darüber in den Sonnenstrahlen schmerzhaft grell glitzern und funkeln. In der hitzeflimmernden Luft über dem starren Meer und über dem Strand standen unbeweglich dunstige Schichten irgendwelcher Gase. Schillernde Flecken und schwarze Fladen trieben auf der Seenfläche. Es schien, als sei dies die Landschaft eines unbelebten und verwüsteten Planeten. Selbst der Himmel mit seinem so sanften und zarten Blau und auch die goldenen Strahlen der Sonne vermochten es nicht, dieser unfreundlichen Landschaft Leben einzuhauchen.

Tivia öffnete die Bodenluke und stieg aus. Vorsichtig berührte sie die weiße Salzschicht auf dem Strand. Der Wind der kreisenden Flügel riß an ihr. Sie schlüpfte unter ihnen hindurch und glitt in der Nähe auf eine Salzkuppel. Ihr Blick ging nach Süden zum anderen Ufer des kleinen Meeres. Die Szenerie der Bergwelt wirkte dort noch öder und wilder.

Zerrissene Steilwände fielen senkrecht ins Wasser ab. Auch dort umgrenzte ein breiter Streifen kristallenen Weißes das weite Becken. Wo am äußersten Ende die schweren, trägen Wasser endeten, brach die bedrückende Felskulisse zu beiden Seiten jäh ab. Sie öffnete sich wie ein schmales, hohes Tor zu einem flachen Salzsumpf. In der Ferne lag rötlicher Boden, von zahlreichen Rinnen durchfurcht.

Die Pilotin sprang von ihrem hohen Standpunkt zurück auf den salzigen Strand. Sie glitt bis dicht ans Wasser. Keine Muscheln und kein Tang waren ausgeworfen. Unter seiner Oberfläche und in seinen Tiefen bewegte sich keinerlei Leben.

Das Wasser war wie tot.

Tivia brach ein großes, schweres Stück aus der harten Salzkruste des Strandes und warf es auf die unbewegte Wasserfläche hinaus. Zu ihrer Verwunderung blieb der Brocken aufklatschend liegen. Er versank nicht. Die wenigen ringförmigen Wellungen, die der Aufschlag hervorrief, liefen nur träge und widerwillig ein kurzes Stück weiter.

Zähes Wasser! erkannte Tivia plötzlich. Das war es, wonach sie trachtete.

Dieses schmale und lange Wasser war eine Flutbahn.

So wie für Sil der Planetenbewohner die große Entdeckung blieb, war es für sie dieses Meer des zähen Wassers.

Tivia stürzte zum Ringflügler und verband sich über Funk gleichzeitig mit der „Kua“ auf der Kreisbahn sowie mit Sil und Azul im langen Tal.

„Hier Ring! Hier Ring!“ rief sie. „Ich habe eine Flutbahn entdeckt! Ich habe zähes Wasser gefunden! Ein Meer der toten Wasser! Es liegt südlich des Weißen Pfeils an der tiefsten Stelle des langen Tals!“

„Macht eine Landeprobe mit dem Weißen Pfeil“, riet Gohati.

„Bist du dir auch sicher, daß dein Meer der toten Wasser als Flutbahn benutzt werden kann?“ fragte Azul besorgt. „Sollten wir vielleicht nicht doch lieber bei unserem jetzigen Projekt bleiben? Drei große Blöcke sind bereits ausgeschnitten und liegen zum Abtransport durch deinen Ringflügler bereit.“