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«Sprechen Sie nicht von Wahnsinn, junger Mann. Ich flehe

Sie an, gehen Sie. Was Sie mir gesagt haben, gibt mir den Mut, vor den allmächtigen Gott zu treten. Und wenn ein Tod je gerechtfertigt war, dann war das der ihre von meiner Hand. Ich werde Christus in die Augen sehen und es schwören.«

«Dann haben Sie sich abgeschrieben«, sagte Jason und bemerkte zum erstenmal die Waffe, die die Jackettasche des alten Mannes ausbeulte.

«Ich werde nicht vor Gericht stehen, wenn Sie das meinen.«

«Oh, das ist perfekt, General! Carlos selbst hätte es nicht besser arrangieren können. Er braucht nicht einmal die eigene Waffe einzusetzen. Aber diejenigen, auf die es ankommt, werden wissen, daß er es getan hat; daß er dahinterstand.«

«Diejenigen, auf die es ankommt, werden nichts wissen. Es ist eine persönliche Angelegenheit. Was Mörder und Diebe sagen, trifft mich nicht.«

«Und wenn ich die Wahrheit sagte? Sagte, weshalb Sie sie getötet haben?«

«Wer würde auf Sie hören? Selbst wenn Sie lange genug lebten, um sprechen zu können. Ich bin kein Narr, Monsieur Borowski. Sie fliehen vor mehr als nur Carlos. Sie werden von vielen gejagt, nicht nur von einem. Das haben Sie mir ja praktisch gesagt. Sie waren nicht bereit, mir Ihren Namen zu nennen… um meiner eigenen Sicherheit willen, behaupteten Sie. Falls das hier je vorbei sein sollte, sagten Sie, wäre ich es, der vielleicht keinen Wert darauf legen würde, mit Ihnen gesehen zu werden. Das sind nicht die Worte eines Mannes, auf den man großes Vertrauen setzt.«

«Sie haben mir vertraut.«

«Ich habe Ihnen gesagt, weshalb«, sagte Villiers und wandte den Blick ab, starrte seine tote Frau an.»Es stand in Ihren Augen.«

«Die Wahrheit?«

«Die Wahrheit.«

«Dann sehen Sie mich jetzt an. Da ist immer noch die Wahrheit. Auf jener Straße nach Nanterre sagten Sie, Sie würden sich anhören, was ich zu sagen habe, weil ich Ihnen Ihr Leben gegeben habe. Ich versuche, es Ihnen wieder zu geben. Sie können als freier Mann weggehen, ohne daß jemand Sie antasten kann, können sich weiterhin für die Dinge einsetzen, von denen Sie sagen, daß sie für Sie wichtig sind, Ihrem Sohn wichtig waren. Sie können gewinnen!.. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich versuche hier nicht edel zu sein.

Wenn Sie am Leben bleiben und das tun, worum ich Sie bitte, so ist das die einzige Möglichkeit für mich, am Leben zu bleiben. Die einzige Möglichkeit, je frei zu werden.«

Der alte Soldat blickte auf.»Warum?«

«Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Carlos haben will, weil man mir etwas weggenommen hat — etwas, das für mein Leben sehr notwendig ist, für mein Wohlbefinden — und daß er dahinterstand. Das ist die Wahrheit — ich glaube, daß es die Wahrheit ist —, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es sind auch andere Leute betroffen, einige davon anständig, einige nicht, und meine Vereinbarung mit diesen Leuten war es, daß ich Carlos in eine Falle locken würde, ihn erledigen. Diese Leute wollen dasselbe, was Sie wollen, aber dann geschah etwas, das ich nicht erklären kann — ich will gar nicht versuchen, es zu erklären. Jene Leute denken, daß ich sie verraten hätte. Sie glauben, ich hätte einen Pakt mit Carlos geschlossen, ihnen Millionen gestohlen und andere getötet, die meine Verbindung zu ihnen darstellten. Sie haben überall Männer, und diese Männer haben Befehl, mich zu töten, sobald sie mich zu Gesicht bekommen. Sie hatten recht: ich fliehe vor mehr als nur vor Carlos. Ich werde von Männern gejagt, die ich nicht kenne, nicht sehen kann. Aus dem falschen Grund. Ich habe das, was man mir vorwirft, nicht getan, aber keiner will auf mich hören. Ich habe keinen Pakt mit Carlos — Sie wissen, daß es so ist.«

«Ich glaube Ihnen. Es gibt nichts, das mich daran hindert, für Sie anzurufen. Das bin ich Ihnen schuldig.«

«Wie denn? Was werden Sie sagen? >Der Mann, den ich als Jason Borowski kenne, hat keinen Pakt mit Carlos geschlossen. Das weiß ich, weil er mir klargemacht hat, daß Carlos' Geliebte meine Frau war, die Frau, die ich erwürgt habe, um keine Unehre über meinen Namen zu bringen. Ich bin im Begriff, die Sürete anzurufen und mein Verbrechen zu gestehen — aber ich werde denen natürlich nicht sagen, weshalb ich sie getötet habe. Auch nicht, weshalb ich mich selbst töten werde.<… Ist es das, General? Ist es das, was Sie sagen werden?«

Der alte Mann starrte Borowski schweigend an, erkannte den fundamentalen Widerspruch.»Dann kann ich Ihnen nicht helfen.«

«Gut. Schön. Dann ist eben Carlos der Gewinner. Sie ist die Gewinnerin. Und Sie verlieren. Ihr Sohn verliert. Nur zu — rufen Sie die Polizei und dann stecken Sie sich die Pistole in den verdammten Mund und blasen sich den verdammten Kopf weg! Nur zu! Das wollen Sie doch! Treten Sie ab, legen Sie sich hin und sterben Sie! Zu etwas anderem taugen Sie ja nicht mehr. Sie sind ein alter Mann voll Selbstmitleid! Sie sind, weiß Gott, Carlos nicht gewachsen. Dem Mann nicht gewachsen, der Ihren Sohn in der Rue du Bac mit fünf Stäben Dynamit getötet, hat.«

Villiers' Hände zitterten; ein Zittern, das bis zu seinem Kopf reichte.»Tun Sie das nicht. Ich sage Ihnen, tun Sie das nicht.«

«Sie sagen mir das? Sie erteilen mir Befehle? Ich lasse mir von Männern wie Ihnen nichts befehlen! Sie sind doch ein Schwindler! Sie sind schlimmer als all die Leute, die Sie angreifen; denn die haben wenigstens den Mumm, das zu tun, was sie sich vornehmen! Und den haben Sie nicht. Sie bestehen nur aus Luftschlössern und leeren Worten. Legen Sie sich ruhig hin und sterben Sie, alter Mann! Aber geben Sie mir keine Befehle!«

Villiers' löste die Hände voneinander und sprang aus dem Sessel auf. Er zitterte jetzt am ganzen Leibe.»Aufhören, habe ich gesagt!«

«Was Sie mir sagen, interessiert mich nicht. Ich hatte von Anfang an recht, als ich Sie sah. Sie gehören Carlos. Sie waren im Leben sein Lakai und werden auch im Tode sein Lakai sein.«

Das Gesicht des alten Mannes verzog sich vor Schmerz. Er zog die Waffe aus der Tasche, eine pathetische Geste, von der aber eine durchaus reale Drohung ausging.»Ich habe zu meiner Zeit viele Männer getötet. In meinem Beruf war das unvermeidbar, wenn es mich auch oft schmerzte. Ich will Sie jetzt nicht töten. Aber ich werde es tun, wenn Sie meine Wünsche mißachten. Gehen Sie. Verlassen Sie dieses Haus.«

«Großartig. Anscheinend stehen Sie mit Carlos in telepathischer Verbindung. Wenn Sie mich töten, erweisen Sie ihm einen großen Dienst!«Jason trat einen Schritt vor. Er sah, wie Villiers' Augen sich weiteten; die Pistole zitterte, und man konnte ihren Schatten riesenhaft an der Wand sehen. Ein paar Gramm Druck, und der Hammer würde nach vorne klappen und die Kugel ihr Ziel finden. Denn so wahnsinnig auch der Augenblick war, die Hand, die jene Waffe hielt, hatte ein Leben lang damit verbracht, Waffen zu halten; sie würde ganz ruhig sein, wenn jener Augenblick kam. Sofern er kam. Das war das Risiko, das Borowski eingehen mußte. Ohne Villiers ging es nicht; das mußte der alte Mann begreifen. Jason schrie plötzlich:»Nur zul Feuer. Töten Sie mich. Lassen Sie sich von Carlos befehlen! Sie sind ein Soldat. Sie haben Ihre Befehle. Führen Sie sie aus.«

Das Zittern in Villiers' Hand nahm zu. Die Knöchel traten weiß hervor, als die Waffe sich auf Borowskis Kopf richtete. Und dann hörte Jason das Flüstern aus der Kehle eines alten Mannes.

«>Sie sind ein Soldat… hören Sie auf… hören Sie auf.<«

«Was?«

«Ich bin ein Soldat. Jemand hat das neulich zu mir gesagt. Jemand, der Ihnen sehr teuer ist. «Villiers sprach mit leiser Stimme.»Sie hat einen alten Krieger beschämt und ihn dazu gebracht, sich an das zu erinnern, was er war… was er einmal gewesen war. >Man sagt, Sie seien ein großer Mann. Ich glaube es.< Sie war so liebenswürdig, so anständig, auch das zu mir zu sagen. Allmächtiger Gott, Sie hatte unrecht — aber ich werde es versuchen. «Andre Villiers ließ die Waffe sinken; in seiner Unterwerfung lag Würde. Die Würde eines Soldaten.»Was wollen Sie, das ich tue?«