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Trevenen strahlte über die unerwartete Ehre, als Adjutant des Admi-rals fungieren zu dürfen; im Gegensatz dazu blickte Evans sich gehetzt um, die Augen dunkel und leer.

«Das gefällt mir nicht, Sir«, sagte Allday leise.

«Vom Reden wird's nicht besser.»

Allday seufzte. Inzwischen kannte er die Gefahrenzeichen.»Stoßt ab vorn! Rudert an — zugleich!»

Bolitho warf einen schnellen Blick achteraus und sah sein Schiff zurückgleiten, die Gesichter an der Pforte verschwimmen und ihre Identität verlieren.

Da wandte er sich seinen Begleitern zu. Der rangniedrigste Offizier der Besatzung und ein dreizehnjähriger Kadett waren bestimmt nicht die Eskorte, die der Gouverneur erwartete. Aber genau wie bei seinem alten Säbel wollte er nichts riskieren. Wenn die Lage kritisch wurde, brauchte Keen jeden erfahrenen Offizier und Mann, den er bekommen konnte.

Als die Barkasse durch die Brandung stampfte, hörte Bolitho Metall klappern und bemerkte, daß unter jeder Ducht und in bequemer Reichweite Entermesser und Pistolen verstaut waren.

Er blickte in Alldays Pokergesicht, und ihre Augen trafen sich.

Hier bedurfte es keiner langen Erklärungen; Allday hatte schon eigene Pläne in die Wege geleitet.

Nervös meldete sich der Leutnant zu Wort.»Da liegt die andere Insel, Sir.»

Bolitho beschattete die Augen und studierte den Felsbuckel. Er war baumlos, doch umgab reichlich Gebüsch das aus Stein erbaute Missionshaus mit seinen Nebengebäuden. Auf einem kleinen hellen Strand lagen mehrere Boote, hoch über die Brandungslinie gezogen. Selbst Mönche und Priester mußten fischen, dachte Bolitho, und neben dem Beten auch ihr Land bestellen.

Dann konzentrierte er sich auf die Sperre. Mitten im Fahrwasser lagen Leichter und alte Hulks verankert und verwehrten Achates oder jedem anderen Schiff ihres Tiefgangs die Einfahrt. Bolitho hob den Blick zum Fort, das größer war als erwartet. Seewärts fiel das Gelände darunter steil ab und widersetzte sich jedem Sturmangriff; wie auch die Mauern unverwundbar wirkten, jedenfalls für seine Vierundzwan-zigpfünder.

Auf der anderen Seite des Hafens sah er helle Häuserwürfel und lächelte grimmig. Das war Georgetown, Rivers' kleines Königreich. Im Hafen selbst ankerten verschiedene Schiffe, meist Frachtsegler und Fischerboote.

Allday sagte durch die Zähne:»Da sind Bewaffnete auf der Sperre,

Sir.»

Bolitho nickte.»Halte nach Steuerbord.««Kurz wandte er sich um nach seinem Schiff, aber es wurde schon vom Vorland verdeckt. Nur die Masttoppen und Bramrahen ragten über den Kamm, als seien sie dort eingepflanzt.

Bolitho spürte Evans auf der Ducht herumrutschen und sah ihn die Faust um den Griff seines Dolchs krampfen. Konnte man mit einer Nadel einen angreifenden Bullen bremsen? dachte Bolitho. Laut sagte er:»Ich habe Sie für den Fall mitgenommen, daß Sie etwas wiedererkennen.»

Der Junge sah zu ihm auf.»Ich weiß, Sir«, sagte er leise. Sein Blick wanderte über die Sperre zum Hafen, aber er schwieg.

Bolitho erriet, daß Evans wieder die Sparrowhawk vor sich sah, wie sie hier unter den Kanonen des Forts geankert hatte. Sein erstes Kriegsschiff, eine Heimat auf Zeit und die erste Sprosse auf seiner Karriereleiter, aber auch mit Freunden an Bord wie jenem Midship-man, den er hatte sterben sehen. Trotzdem — irgendeine Kleinigkeit konnte bei ihm eine wichtige Erinnerung auslösen. Sie mußten nach jedem Strohhalm greifen.

Allday erstarrte beim scharfen Knall einer Muskete, und Bolitho sah die Kugel querab eine Gischtspur aufwerfen, ehe sie versank.

Er sagte:»Pullt weiter. Nicht aus dem Takt kommen.»

Seine ruhige Stimme gab den Bootsgasten neuen Mut, die mit dem Rücken zur Sperre saßen und damit rechnen mußten, daß die nächste Kugel sie traf.

Bolitho straffte sich. Sein Zweispitz und die Goldepauletten mußten für jeden Scharfschützen ein gutes Ziel abgeben.

Aber es fielen keine Schüsse mehr. Als die Barkasse das Steuerbordende der Sperre rundete, sah Bolitho ganze Trupps neugieriger Bewaffneter zu ihnen herüberspähen. Einer schüttelte drohend seine Muskete in der erhobenen Faust.

Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jeder Fluchtweg war ihnen versperrt.

Auf dem Kai unterhalb des Forts sah Bolitho eine Gruppe Männer beisammenstehen. Plötzlich schien ihm Sir Hayward Sheaffes stilles Dienstzimmer in der Admiralität, wo all dies begonnen hatte, unendlich weit entfernt.

Bolitho hatte sich keine genaue Vorstellung vom Gouverneur der Insel San Felipe gemacht, aber dennoch überraschte ihn Sir Humphrey Rivers' Erscheinung. Er war hochgewachsen und beleibt, fast aufgeschwemmt, mit einem vom heißen Klima und vom Trunk geröteten Gesicht. Aber er begrüßte Bolitho mit jovialem Lächeln und geleitete ihn zuvorkommend sofort in den kühleren Schatten der Festungsmauern.

Als sie eine eisenbeschlagene Tür durchschritten und einen mit Fellen und Gemälden dekorierten Korridor, sprach Rivers ununterbrochen.»Später werden Sie mir hoffentlich in meinem Haus die Ehre geben«, sagte er über die Schulter.»Aber jetzt, schätze ich, möchten Sie wohl zuerst Ihren Auftrag hinter sich bringen.»

Vor Bolitho öffnete sich eine zweite Tür, ein schwarzer Lakai mit Perücke verbeugte sich tief, als sie an ihm vorbeigingen.

Rivers wischte sich das Gesicht mit einem Seidentuch, dann musterte er Leutnant Trevenen und den kleinen Kadetten mit unverhohlener Belustigung.

«Bei Gott, Bolitho, haben Sie wirklich nur diese Kindereskorte, um den Wünschen der Admiralität Nachdruck zu verleihen?»

Auf sein Fingerschnippen trat ein zweiter Lakai lautlos mit einem Tablett voller Weingläser heran.

Rivers lächelte mit schmalen Lippen.»Vielleicht möchten sich Ihre jungen Begleiter jetzt zurückziehen?»

«Einverstanden. «Es hatte keinen Sinn, die beiden noch mehr zu gefährden.

Anschließend fragte Bolitho:»Sie kennen den Grund meiner Anwesenheit, Sir Humphrey?»

Rivers rückte seine Massen auf einem Stuhl zurecht und musterte kritisch sein Weinglas.

«Natürlich. Den kennt jeder. Und genauso wissen auch Sie, was ich davon halte?«Kichernd nahm er einen tiefen Schluck.»Ich entschuldige mich für diese lästige Sperre, aber sie war leider notwendig. «Dann erst schien ihm aufzufallen, daß Masters nicht mit Bolitho zurückgekehrt war, und er fragte abrupt:»Wo ist mein Milizhauptmann?»

«An Bord der Achates, Sir Humphrey.»

«Aha. «Er ließ sich Wein nachschenken.»Alles spricht dafür, daß der Wind auffrischen wird. Sie wissen aus eigener Erfahrung mit unseren Gewässern, daß es hier selbst zu dieser Jahreszeit ziemlich rauh werden kann. Wir wollen doch nicht, daß Ihrem — äh — Flaggschiff so dicht unter Land etwas zustößt?»

Bolitho versuchte den Wein und wunderte sich, daß er angesichts der Umstände so ruhig bleiben konnte. Rivers hatte offensichtlich an alles gedacht, auch daran, wie ein Schiff sich bei Sperrung des Hafens verhalten mußte.

Rivers beobachtete ihn aufmerksam.»Wir sollten den Tatsachen ins

Gesicht sehen. Ihr Schiff kann da draußen nicht unbegrenzt ankern, Sie werden bald wieder Segel setzen müssen. Danach können Sie das Trinkwasser rationieren, bis Ihre Besatzung kurz vor der Meuterei steht, oder Sie können auf Unterstützung warten, die vielleicht niemals eintrifft. Oder Sie kommen jetzt und hier mit mir zu einer neuen Vereinbarung. Ich bleibe als Gouverneur im Amt, mit alleiniger Verantwortung für das Gedeihen und die Verteidigung der Insel. «Und für den Profit, dachte Bolitho.

Rivers erhob sich ächzend und schritt zu einem Fenster hinüber.

«Die Insel ist unangreifbar, das werden Sie einsehen. Und die Amerikaner werden mir im Notfall helfen. Ich lasse es nicht zu, daß die Musjös hier ihre Trikolore hissen. Genau das habe ich auch Ihrem impertinenten Fregattenkapitän gesagt.»

«Die Sparrowhawk wurde kurz nach dem Verlassen dieses Hafens versenkt, Sir Humphrey.»