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Adam nickte verwirrt; doch die scheinbare Stichhaltigkeit dieser grausam simplen Überlegungen ekelte ihn an.

Chase fuhr fort:»Aber nichts ist so einfach, wie es scheint. Die Spanier dachten schnell, raffiniert und skrupellos, doch sie machten die Rechnung ohne Ihren dickköpfigen Onkel. Trotzdem ist er zu bedauern. Er steht als einziger zwischen den Spaniern und ihrer Gier nach San Felipe. Wie ich annehme, war all dies schon in England bekannt, bevor man ihn ausschickte. Es ist nicht als Beleidigung gedacht, wenn ich sage, daß die Briten bei ihren Verhandlungen ziemlich hinterhältig vorgehen können. Für manche Leute zählt Selbstachtung eben nicht, wenn es um Dinge geht, die sich auf der anderen Seite der Welt abspielen. Habe ich recht?»

«Ich kann es nicht glauben, Sir. Mein Onkel wird ihnen die Stirn bieten.»

Chase wirkte plötzlich besorgt.»Gewiß, davon bin ich überzeugt. Aber was kann er erreichen, wenn die Bevölkerung der Insel nicht hinter ihm steht? Auf verlorenem Posten kämpfen?»

Adam ballte die Fäuste so fest, daß sich die Nägel schmerzhaft in sein Fleisch gruben.»Genau das!»

Chase wandte den Blick ab, als könne er Adams Verzweiflung nicht mitansehen.»Dann helfe ihm Gott.»

In diesem Augenblick schwang die Tür auf, und Adam hörte Robinas aufgeregte Stimme fragen:»Wo hast du ihn versteckt, Onkel? Und was soll das ganze Gerede über einen Verkauf der Vivid? Sie ist doch eines deiner Lieblingsschiffe!»

Sie fuhr herum, erkannte Adam neben dem Fenster und schrie in freudiger Überraschung leise auf.

«Da bist du ja!«Sie lief auf ihn zu und küßte ihn leicht auf die Wange.»Jetzt wird alles gut!»

Adam wagte nicht, sie zu berühren oder zu umarmen, denn er sah über ihrer Schulter Chases umwölkte Miene.

Ernst sagte ihr Onkeclass="underline" «Vivid war schon immer etwas zu klein für meine Zwecke. Tyrrell hat sie mehr als verdient.»

Er ließ Adam nicht aus den Augen und versäumte es, den von Bo-litho entrichteten Kaufpreis zu erwähnen. Langsam schritt er zur Tür, den Blick immer noch auf das junge Paar am Fenster gerichtet.

Er sah keine Möglichkeit, es ihnen schonend beizubringen; deshalb war sein Ton fast grob, als er fortfuhr: «Vivid muß noch vor Anbruch der Nacht den Anker lichten. Unser Leutnant hier hat seinem Onkel wichtige Nachrichten zu überbringen. Ist's nicht so?»

Langsam nickte Adam; er verabscheute Chase und bewunderte ihn doch.

Wie lange sie so dastanden, konnte er später nicht sagen. Er preßte Robina an sich, murmelte Unverständliches in ihr Haar, während sie seine Schultern umklammert hielt, als wehre sie sich mit Gewalt gegen das Unbegreifliche.

Schließlich lehnte sie sich in seinen Armen zurück und starrte zu ihm auf.»Warum?«fragte sie.»Was ist daran denn so wichtig? Wir sind endlich wieder zusammen, mehr wollten wir doch nicht. Also warum mußt du schon wieder fort?»

Adam wischte eine blonde Haarsträhne aus ihren Augen und sah seine Hoffnung, sein Glück, verrinnen wie Sand im Stundenglas.

«Ich muß zurück nach San Felipe, Robina«, sagte er.»Dein Onkel kennt den Grund. Er kann es dir besser erklären als ich.»

In ihren Augen blitzte plötzlich Zorn auf.»Was geht das alles dich an? Du bist doch bloß Leutnant, weshalb sollte er dich mit hineinziehen?«Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber Adam hielt sie fest.

«Es hat schwere Kämpfe gegeben. Mein Schiff hat den Gegner versenkt, wurde dabei aber selbst stark beschädigt. «Er spürte, wie alle Kraft sie verließ, als sie die Bedeutung seiner Worte erfaßte.»Mein Onkel hat herausgefunden, welche Gefahr der Insel drohte und wer sie heraufbeschwor. Er hat mich mit Depeschen zu deinem Onkel nach Boston gesandt, damit diese Informationen umgehend an euren Präsidenten weitergeleitet werden.»

Ihre Augen hingen an seinem Gesicht.»Aber weshalb wird mein Onkel da mit hineingezogen, meine Familie?»

Resigniert hob Adam die Schultern.»Weil er schon damit befaßt war. Er kannte seit langem die Absichten Spaniens, das hat er gerade indirekt zugegeben. San Felipe unter französischer oder britischer Flagge zu wissen, würde deinem Land offenbar wenig behagen. Aber da mein Onkel all diese widerstreitenden Interessen jetzt ans Licht gebracht hat, wird sich keine der Parteien in seinen Konflikt mit den Spaniern einmischen. «Adam konnte seine Verbitterung nicht unterdrücken.»Also steht mein Onkel ganz allein da, wenn er seine Pflicht tut.»

Sie machte einen Schritt von ihm weg und sagte, ohne ihn anzusehen:»Dann planst du also nicht mehr, dir hier bei uns ein neues Leben aufzubauen?»

«Aber so ist es doch nicht! Ich liebe dich von ganzem Herzen.«»Und trotzdem schlägst du mir das ab?»

Adam trat auf sie zu, doch sie wich zwei Schritte vor ihm zurück.»Es ist meine Pflicht…»

Da hob sie den Blick zu ihm, in ihren Augen funkelten Tränen.»Pflicht! Was kümmert mich das! Wir sind beide jung, so jung wie dieses Land, weshalb willst du uns also unglücklich machen — für etwas ganz Sinnloses?»

Adam hörte Schritte im Korridor, die schweren von Chase und die leichteren einer Frau: Robinas Mutter.

Als die beiden durch die Tür traten, war Chases Gesicht streng und verschlossen, das der Frau bleich vor Sorge.

Ohne Umschweife fragte Chase:»Also, haben Sie's ihr gesagt?»

Adam begegnete seinem Blick offen.»Das meiste, Sir.»

«Aha. «Chase schien erleichtert zu sein.»Ihr Mr. Tyrrell hat es eilig mit dem Auslaufen. Der Wind krimpt. «Er ließ den Satz unvollendet.

«Ja, gleich. «Adam wandte sich noch einmal dem Mädchen zu, die beiden anderen Menschen im Raum sofort vergessend.»Jedes Wort eben war mein voller Ernst, Robina. Eines Tages komme ich zurück, und dann.»

Sie blickte zu Boden.»Dann wird es zu spät sein.»

Chase nahm Adams Arm und bugsierte ihn durch die geschmackvoll getäfelte Halle. Ein schwarzer Lakai öffnete die Haustür, und Adam sah vor sich den kalten blauen Streifen der See und den Himmel darüber, der ihn zu verspotten schien.

Leise sagte Chase:»Bitte, glauben Sie mir, daß ich das sehr bedau-re. Aber es ist besser so, das werden Sie eines Tages begreifen.»

Geistesabwesend schritt Adam die Treppe hinunter und sah Tyrrell schon am Tor warten. Dieser studierte aufmerksam das Gesicht des Näherkommenden und fiel dann mit seinem Holzstumpf neben ihm in

Schritt.

«Also haben Sie sich entschieden?»

«Man hat für mich entschieden. «Adam sah kaum, wohin er den Fuß setzte, so beschäftigt war er mit seinem Schmerz, seiner Verzweiflung,

«Da wäre ich mir nicht so sicher, Leutnant. «Tyrrell warf ihm einen Seitenblick zu.»Aber ich weiß, wie Ihnen zumute ist.»

Adam wurde zornig.»Woher plötzlich dieses Mitgefühl? Auf dem Weg hierher haben Sie doch kaum das Wort an mich gerichtet!»

Tyrrell grinste.»Da wußte ich noch nicht, woran ich mit Ihnen war. Sie hätten sich ja auch hier ins warme Nest setzen können.»

Als die verankerte Brigantine vor ihnen auftauchte, beschleunigte er den Schritt.»Aber Ihre Treue war nicht käuflich, Leutnant. Da ging's Ihnen nicht anders als mir.»

Nebeneinander warteten sie an der Pier auf das Boot, das sie zur Vi-vid übersetzen sollte. Dabei glitt Tyrrells Blick immer wieder von Adam zu seinem neuen Schiff hinüber. Er kannte sich aus mit gebrochenen Herzen, hatte das selbst mehr als einmal erlebt. Aber ein eigenes Schiff war etwas ganz anderes.

Mit rauher Freundlichkeit schlug er dem Leutnant auf die Schulter.»Also los, junger Freund, ausnahmsweise stehen Wind und Tide endlich einmal günstig für uns.»

Adam zögerte noch; er blickte sich um, aber das Haus war schon von anderen Gebäuden verdeckt. Ihm kam wieder in den Sinn, was er Robina erst vor wenigen Minuten gesagt hatte:»Ich liebe dich von ganzem Herzen.»

Daß er die Worte laut ausgesprochen hatte, wurde ihm erst klar, als er Tyrrells mitfühlende Stimme sagen hörte:»Das geht vorbei. Nur seine Träume vergißt man nie.»