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Ein Ruck ging durch den Brander, er versprühte einen Regen brennender Wrackteile, der zischend aufs Wasser schlug.

«Nachladen! Ruhig Blut, Leute!«Das war Mountsteven von der unteren Batterie.

Keen rief:»Mr. Rooke, lassen Sie Männer aufentern und die Segel begießen. Und stellen Sie andere mit Pützen auf die Seitendecks.»

Der Bootsmann nickte und eilte davon, den Befehl auszuführen, obwohl er wußte, daß die wenigen Eimer voll Wasser, die sie in der kurzen Zeit zu den Rahen hinaufziehen oder über die Bordwand gießen konnten, so gut wie nichts bewirken würden: als wolle man einen Waldbrand mit Spucke löschen. Aber es gab ihnen wenigstens etwas zu tun und ließ ihnen keine Zeit, den Kopf zu verlieren und über Bord zu springen — jedenfalls nicht bis zum letzten Augenblick, und dann würde es diszipliniert geschehen.

«Feuer!»

Abermals sah Keen die volle Breitseite in den Brander schlagen, diesmal ins Vorschiff; es machte ihn fast krank vor Verzweiflung, daß die Eisenkugeln nur Löcher rissen, durch die sofort noch größere Flammenbündel ins Freie loderten.

Heiser flüsterte der Master neben ihm:»So können wir ihn nicht aufhalten, Sir.»

Keen sah ihn nicht an. Knocker war ein bedachtsamer Mann und hatte wahrscheinlich schon seinen Chronometer ausgebaut, damit er nicht mit Achates unterging. Aber es stimmte, er konnte sein Schiff nicht mehr retten, das tapfere alte Käthchen, das schon so viel gesehen und erlebt hatte.

Wieder hob Quantock sein Sprachrohr:»Feuer!»

Tuson, der Schiffsarzt, erschien am Fuß der Leiter, und Keen fragte ihn:»Wollen Sie Ihre Verwundeten an Deck schaffen?»

Diese Maßnahme konnte die mühsam bewahrte Disziplin in ein Chaos verwandeln. Wenn die Stampede erst begann, ließ sie sich nicht mehr aufhalten, denn von Dewars Seesoldaten war kein einziger an Bord. Doch als Keen Tusons dankbares Gesicht sah, wußte er, daß er das Richtige getan hatte.

Steuermannsmaat Goddard schrie:»Seht mal dort, Leute!»

Der Indienfahrer hatte ein zweites Fahrzeug gerammt und in Brand gesetzt; aus seiner Ladung schoß ein Funkenregen empor und mehrte die Schrecken noch.

Aber nicht darauf richtete sich Goddards Augenmerk.

Keen hielt so angestrengt Ausschau, daß seine Augen schmerzten, als die kleine Brigantine Vivid ihren Bugspriet durch Rauch und fallende Wrackteile schob; mit vierkant gebraßten Rahen überholte sie den treibenden Brander.

Quantock stöhnte heiser.»Allmächtiger! Sie muß ihm dichtauf in den Hafen gefolgt sein. Gleich fängt sie Feuer!»

Keen riß einem Midshipman das Fernrohr aus der Hand und richtete es auf die näherkommende Flammenwand. In der Vergrößerung wirkte sie noch schrecklicher, und Keen schnürte es nur vom Hinsehen die Kehle zu.

Tyrrells mächtige Gestalt stand am Ruder und steuerte seine Vivid dichter an die Steuerbordseite des Branders heran; im Wirbel der Rauchwolken und Rußfetzen wirkte er unerschütterlich wie ein Fels. Und jetzt schwangen die Spieren herum, die Segel killten und füllten sich wieder; Gott mochte wissen, woher Tyrrells Männer die Kraft nahmen, bei dieser Hitze noch an Schoten und Winschen zu arbeiten.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Keen, daß die ersten Verwundeten an Deck gebracht wurden, aber er konnte sich von der fürchterlichen Szene im Hafen nicht abwenden. Schon glaubte er, die Hitzewelle zu spüren, und war sich klar, daß er bald den Befehl zum Verlassen des Schiffes geben mußte.

«Sichern Sie die Kanonen, Mr. Quantock.»

Er erwartete empörtes Geschrei, aber niemand protestierte gegen den anscheinend sinnlosen Befehl; statt dessen hörte er das Knirschen der Lafetten und Knarren der Handspaken, als die Achtzehnpfünder hinter ihren Stückpforten gesichert wurden, damit sie nicht quer übers Deck rutschten.

Ein vielstimmiges Aufstöhnen lief reihum, als Vivids Toppstander in einem Rauchwölkchen verpuffte. Nur noch wenige Sekunden, dann konnte auch das vorsichtigste Manöver sie nicht mehr vor dem Feuer bewahren.

Vor Keens Augen stießen beide Schiffe mit dem Bug zusammen; die unter Vollzeug segelnde Vivid hatte dabei genug Schwung, um den Brander etwas nach Backbord abzudrängen.

Gepreßt sagte Leutnant Trevenen: «Vivid hat Feuer gefangen, Sir.»

Wie triumphierende Teufel sprangen die Flammen von Rigg zu Rigg über, vermehrten sich blitzschnell und breiteten sich aus, bis die Breitfock sich in Asche auflöste.

Aber immer noch schob Vivid den anderen, schwereren Bug aus dem Kurs. Jetzt würden an der Stelle, wo beide Schiffe ineinander verhakt waren, einige Gestalten sichtbar. Im nächsten Augenblick sah Keen das Wasser aufspritzen: einer der beiden Buganker des Indienfahrers war gefallen. Jemand hatte ihn vom Kranbalken gelöst. Zwar würde die Ankertrosse den Flammen nicht lange standhalten, aber noch grub er sich in den Grund, so daß die Trosse steifkam und der Brander noch weiter nach Backbord schwojte.

Seine eingeäscherte Takelage fiel krachend in sich zusammen und über Bord. Atemlos sagte Knocker:»Bei Gott, er ist auf Grund gelaufen!»

Keen nickte wortlos, er konnte nicht sprechen. Tyrrell, der die Häfen hier wie seine Jackentaschen kannte, hatte sein Rettungsmanöver auf die Sekunde genau berechnet, so daß der brennende Indienfahrer sich immer höher aufs Flach schob.

Keen fand seine Stimme wieder.»Setzen Sie jedes verfügbare Boot aus, Mr. Quantock.»

Vivid brannte jetzt lichterloh. Kaum konnte man das eine Schiff vom anderen unterscheiden, sie waren ein einziges Flammenmeer. Immer noch war Achates nicht ganz außer Gefahr, denn der Brander konnte wieder flottkommen, auch mochte ein brennendes Wrackteil herübertreiben.

Keen wandte sich ab und ließ den Blick über sein Schiff schweifen. Aber was auch noch geschah, sie waren nicht gewichen. Ohne zu wanken hatten sie zusammengehalten, so wie Bolitho es von ihnen erwartete.

Vom Batteriedeck starrten Männer zu Keen herauf; die Gesichter rauchgeschwärzt, erinnerten sie eher an einen Piratenhaufen als an reguläre britische Matrosen. Nun begannen sie zu jubeln, schüttelten die Fäuste und beglückwünschten sich, als hätten sie eine Schlacht gewonnen. Aber Keen entging auch nicht Quantocks bitterer Blick. Endlich hatte die Mannschaft ihren verstorbenen Kommandanten vergessen und Keen akzeptiert.

Keen grinste zu ihnen hinunter, obwohl ihm eher nach Weinen zumute war. Dann faßte er einen Entschluß.

«Lassen Sie meine Gig aussetzen, ich hole Tyrrell selbst.»

Sie fanden Tyrrell und den Rest seiner kleinen Crew im Wasser, wo sie sich an eine Stenge und das Wrack eines gekenterten Bootes klammerten.

Unter ihnen war auch Adam Bolitho, halb nackt und mit einer großen roten Brandwunde an der Schulter.

Tyrrell ließ sich in die Gig helfen und sackte im Heck zusammen, den Blick immer noch auf die Überreste seiner Brigantine gerichtet. Inzwischen war sie bis zur Wasserlinie niedergebrannt, ein unkenntliches Wrack.

Keen sagte:»Ich bedaure, daß dies geschehen ist und auch, daß ich Sie schlecht behandelt habe. Sie kamen in letzter Minute. Nun haben Sie Ihr Schiff verloren, aber meines gerettet.»

Tyrrell schien ihn nicht zu hören. Er legte Adam die Hand auf die unverletzte Schulter und murmelte heiser:»Mir scheint, wir haben beide einiges verloren, wie?»

Als die Gig bei Achates längsseits ging, rannten die Seeleute auf die Seitendecks oder kletterten in die Wanten, um Tyrrell mit Hochrufen zu empfangen.

«Sie sind Ihnen dankbar«, sagte Keen.

«Haben auch Grund dazu.»

Tyrrell musterte sein Holzbein; sogar das war angekohlt. Weshalb sollte er sich wiederholen? Wenn Achates bei dem spanischen Überfall nicht hier gewesen wäre, hätte das alles nicht geschehen müssen. Er blickte hinüber zu der Stelle, wo seine geliebte Vivid jetzt zerbrach und mit einer Dampfwolke versank. Und er hätte immer noch ein