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Crocker wandte den Kopf, musterte den kleinen Kadetten perplex und keuchte:»Ein richtiger kleiner Feuerfresser, wie?»

Blicklos starrte Evans zum Niedergang, wo jemand die Leiter herabgepoltert kam. Sein Verstand konnte das Geschehen nicht verarbeiten, ihm war nur bewußt, daß er immer noch lebte.

Adam Bolitho wischte sich die vor Rauch tränenden Augen und blickte sich um. Hier unten konnte man ja kaum atmen, geschweige denn erkennen, was vor sich ging.

«Wo ist der Vierte Offizier?«Er musterte den langen Ladestock, den Crocker immer noch umklammert hielt, das blutige Entermesser in der Hand des zweiten Matrosen.

Leutnant Hallowes taumelte mit gezücktem Säbel durch den Rauch.»Verdammt, wer will was von mir?«Da erkannte er Adam und grinste.»Ach so, unser flotter Flaggleutnant!»

«Wie kommen Sie hier unten zurecht?«fragte Adam drängend.

Lässig schwenkte Hallowes seinen Säbel in der Runde.»Ich habe meine Leute an die Steuerbordpforten gestellt, wie Sie sehen. «Und mit einer wütenden Geste: «Simms! Hau ihn nieder, den Franzmann!»

Die Szene erinnerte an ein makabres Ballett. Ein französischer Matrose stürzte aus den Rauchschwaden, beide Hände wie schützend über dem Kopf. Er mußte in der Erwartung, das Batteriedeck voller Kameraden vorzufinden, durch eine Stückpforte gesprungen sein. Nun sank er auf die Knie, und das Weiße seiner Augäpfel schimmerte grell durch Qualm und Zwielicht.

Der Wachtposten am Niedergang stieß mit seinem Bajonett zu; so viel Gewalt saß in dem Stoß, daß der unglückliche Franzose auf die Decksplanken gespießt wurde.

Adam wandte den Blick ab.»Ich habe eine Idee«, sagte er zu Hallowes.»Wir gehen durch die Messe nach achtern. «Ob der Mann ihn verstand? Er machte einen fast irren Eindruck. »Argonaute hat eine breite Heckgalerie.»

«Und entern sie?«rief Hallowes. Sein Blick zuckte nach oben, als ein schwerer Schlag die Decksbalken erschütterte.»Wie steht's an

Deck?»

Adam dachte an das ungeschützte Achterdeck, an den Splitterhagel und das Gebrüll, mit dem an Deck um die Kontrolle über das Schiff gekämpft wurde.

«Schlecht«, sagte er.»Aber viele französische Enterer kamen aus dem Zwischendeck.»

Er duckte sich vor einer Kugel, die durch eine Stückpforte pfiff und von einer Backbordkanone abprallte.

Dann sah er Crocker an.»Könnten Sie Ihren Großmast sprengen?»

Erst starrte Crocker ihn nur an, aber dann bejahte er heiser.»Klar, Sir. Ich bin dabei. «Er wandte sich um, brüllte ein paar Namen, und schon hasteten Leute von den Kanonen herbei.

Nur Hallowes war noch nicht überzeugt, ließ sich von der tollkühnen Idee nicht mitreißen.

«Warum? Was soll das nützen? Wir kommen doch niemals lebend hinüber.»

Adam stieß seinen Säbel in die Scheide, mit einer Bewegung, die er Bolitho abgeschaut hatte, und zuckte die Schultern. Wie sollte er Hallowes das erklären, auch wenn er gewollt hätte? Im Geiste sah er Bo-litho auf dem von Trümmern übersäten Achterdeck stehen, das bevorzugte Ziel aller Feinde. Wenn er ausfiel, mußte jeder Widerstand zusammenbrechen, jetzt, da Keen verwundet und Quantock gefallen war. Schon in den nächsten Sekunden konnte es zu spät sein.

So sagte er nur:»Ich verdanke ihm alles. Alles, verstehen Sie?«Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und rannte nach achtern.»Also, komm mit, Junge, wenn du willst«, rief er.

Hallowes fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und lachte hysterisch auf.

«Sagen Sie bloß nicht >Junge< zu mir, Mister Bolitho!»

Damit rannte er ihm nach, gefolgt von anderen, die von irgendwoher geladene Pistolen aufhoben und sich anschlossen, ohne zu wissen, wohin es ging.

Verwirrt starrte Evans nach achtern zur Messe. Dann fiel sein Blick auf einen Offizier, der sitzend an einer Lafette lehnte; er erkannte in ihm Foord. Der Fünfte Offizier hatte gerade noch versucht, ihm Mut zuzusprechen.

Als er sich neben ihn kniete, sah er, daß Weste und Kniehose des Leutnants blutgetränkt waren. Vor seinen Augen sickerte das Leben aus dem Körper, der nicht einmal zusammenzuckte, als wieder eine Kanonenkugel in die Bordwand schlug und das ganze Schiff erbebte, als sei es auf ein Riff gelaufen.

Foord erkannte den kleinen Kadetten und versuchte zu sprechen.

Ratlos hielt Evans seine Hand.

«Sag dem Kommandanten…«Foords Augen verdrehten sich im Todeskampf.»Sag ihm…»

Die Finger in Evans Hand erstarrten wie im Krampf und erschlafften dann. Vage kam dem Jungen zu Bewußtsein, daß seine Angst verflogen war. Vorsichtig löste er den Säbel aus Foords anderer Faust und spürte den leeren Blick des Toten zwischen seinen Schulterblättern, als er sich aufrichtete und steif nach achtern zur Messe ging.

«Alles klar, Leute?«Adam musterte noch einmal die gespannten Gesichter in der Runde.

Crocker warf sich den Ledersack über die Schulter und studierte das reich geschmückte Heck des Franzosen, das dicht neben ihnen stampfte. Die Galerie lag etwas höher als die Messe, aber damit bot sich ihnen Deckung beim Entern.

Crocker nickte.»Sagen Sie nur, wann.»

Adam zog sich durch eines der zerschossenen Heckfenster, zögerte kurz und sprang dann zum Heck des anderen Schiffes hinüber. Einen Moment fürchtete er schon, den Halt zu verlieren und ins Wasser zu stürzen. Unten zwischen den beiden Hecksteven trieben schon mehrere Leichen, tanzten in den Wellen auf und ab, ohne sich noch um den mörderischen Kampf da oben zu scheren.

Adam rechnete jeden Augenblick damit, ein Gesicht über dem ve r-goldeten Geländer auftauchen zu sehen oder den Hieb eines Säbels, den Einschlag einer Kugel zu spüren.

Er umklammerte eine lebensgroße Holzfigur, eine vergoldete Seejungfrau, die das Ende der Galerie schmückte. Ihr Gegenstück auf der anderen Seite war offenbar von einer Kugel geköpft worden.

Vorsichtig schob er sich um die Seejungfrau herum, wobei er sich überdeutlich ihres starren Blicks, des goldenen Busens unter seiner Hand bewußt war. Urplötzlich stieg hysterisches Gelächter in ihm auf wie vorhin in Hallowes. Der blanke Irrwitz seines Vorhabens wollte ihm selbst nicht mehr in den Kopf.

Sein Blick fiel auf das Gesicht der Seejungfrau, und unwillkürlich mußte er an Robina denken. Ein eitler Traum. Er hätte das damals gleich begreifen sollen.

Hinter ihm schrie Hallowes:»Mach Platz, Junge, für einen Offizier des Königs!»

Beide lachten wie die Irren, dann schwang sich Adam über das Geländer auf die Galerie. Seine Füße rutschten auf zersplittertem Glas, aber dann zertrat er ein Fenster und hechtete in die große Achterkajüte. Wie Achates war auch dieses Schiff fürs Gefecht völlig ausgeweidet worden. Bis auf einige Tote und stöhnende Verwundete war die Kajüte leer, nur aus den Stückpforten beugten sich einige Gestalten, die mit Achates' Leuten auf dem unteren Batteriedeck die Klingen kreuzten.

Ein am Arm verwundeter französischer Unteroffizier sah die beiden Engländer aus dem Rauch auftauchen und öffnete den Mund zu einem warnenden Schrei.

Hallowes spaltete sein Gesicht mit einem Säbelhieb und rannte weiter, auf die gewaltige Säule des Großmastes zu. Das Holz fühlte sich ganz glatt an, spürte Adam, der sich um Luft ringend dagegenlehnte; es zitterte unter der Last der Stengen, Rahen und Segel wie etwas Lebendiges.

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, bückte sich Crocker und laschte Pulversäckchen um den Mastfuß, bis er aussah wie mit einem Kollier geschmückt.

Gestalten schwankten durch den Rauch; wie eine Stahlfaust schlug eine Kugel in die Brust eines britischen Seemanns. Er fiel, ohne einen Laut von sich zu geben.

Crockers gesundes Auge blickte sich suchend um.»Ein Streichholz, Kumpel!»

Damit entzündete er die kurze Lunte und wich zurück.

Hallowes hob die Pistole und feuerte auf die Gruppe schattenhafter Gestalten, die ihm am nächsten war.»Wir halten sie in Schach! Sonst schneiden die Strolche noch die Lunte durch!»