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Adam stürzte vor, um mit einem französischen Offizier die Klinge zu kreuzen. Er fühlte seinen Atem im Gesicht, als sie gegen eine Kanone taumelten, merkte, daß der Haß seines Gegners sich in Entsetzen verwandelte, als er ihn mit dem Handschutz von sich abstieß, ausholte und die Schneide in seine Schulter hieb.

Hallowes machte einen Satz nach vorn, warf einem Franzosen seine leergeschossene Pistole ins Gesicht und hackte ihn, als er taumelte, mit zwei schnellen Streichen gegen Arm und Hals zu Boden.

Aber immer mehr Franzosen kamen über den Niedergang nach unten geklettert; ihre weißen Hosen leuchteten grell durch den Rauch und hoben sich klar vom dunklen Holzpaneel ab. Einer von Hallowes Matrosen stach mit einer Pike durch die Leiter und ließ einen der Herabkletternden schreiend über seine Kameraden purzeln, doch eine Pistolenkugel fällte ihn, ehe er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.

Angestrengt spähte Adam durch den beißenden Rauch, konnte aber keinen Kameraden entdecken. Crocker war wahrscheinlich nach achtern gerannt, ehe seine Sprengladung explodieren konnte, und von Hallowes war nichts zu sehen.

Zwei Franzosen lauerten hinter einer aufgegebenen Kanone. Einer hob seine Pistole, aber Adam schlug den Lauf nach oben, so daß die Kugel in die Deckenbalken fuhr. Der zweite warf sich meterweit durch die Luft und krachte mit seinem ganzen Gewicht gegen Adams Rücken. Der Gelenkriemen seines Säbels zerriß, und er hörte die Waffe klappernd davonschlittern.

Der Franzose war ein Riese und besaß gewaltige Kräfte. Wie Stahlklauen hielten seine teerbeschmutzten Finger Adams Handgelenke umklammert, während er ihn wie einen Gekreuzigten gegen den Boden preßte.

Adam schrie auf vor Schmerz, als das Knie des Riesen ihn voll in den Unterleib traf. Er versuchte, die Qual zu beherrschen, aber dann stieß das Knie ein zweitesmal zu, und vor Adams Augen explodierten weißglühende Blitze.

Plötzlich tauchte ein schmächtiger Schatten über den Schultern des Riesen auf, und der Schmerz ließ nach. Der Riese rollte seitlich von Adam herunter.

Midshipman Evans starrte ihn fassungslos an. Dann, als Adam mühsam auf die Füße kam, ließ er den Säbel sinken, mit dem er den riesigen Franzosen niedergestreckt hatte, und sagte drängend:»Hier entlang, Sir. Ich habe…»

Der Rest des Satzes wurde von einem gewaltigen Krachen übertönt.

Gekrümmt stand Adam da, denn der Schmerz wühlte immer noch wie ein heißes Eisen in seinen Lenden. Staub und Rauch machten ihn blind, und sein Gehör hatte er schon lange verloren. So tastete er nur nach Evans' Schulter und ließ sich durch den Qualm führen, ohne recht zu begreifen, was um ihn vorging.

Evans zupfte an seinem zerrissenen Uniformrock und protestierte, als Adam das Gleichgewicht verlor und kopfüber zwischen zwei Kanonen fiel. Trotz seiner Benommenheit begriff er, daß er hier Sonnenschein sah, wo keiner sein sollte.

Dann kroch Evans neben ihn, und beide stellten fest, daß eine große, gesplitterte Spiere beide Decks, das zu ihren Füßen und das über ihren Köpfen, durchschlagen hatte: einen Meter von der Stelle entfernt, wo sie eben noch gestanden hatten.

Die dumpfe Lautlosigkeit machte alles nur noch schlimmer. Adam sah, daß Hallowes durch den Staub stolperte und kurz stehenblieb, um an dem scheinbar endlosen Mast entlang nach oben zu starren, der mit dem ganzen Gewirr seines Riggs wie ein Rammbock durch das Deck gebrochen war.

Dann fiel Hallowes' Blick auf die beiden Kameraden; sein Gesicht verzerrte sich in einem irren Grinsen, und er brüllte etwas Unverständliches, während er mit dem Säbel auf Crockers Werk deutete.

Adam zog sich hoch und stützte sich wieder auf Evans' Schulter. Langsam kehrte sein Gehör zurück, und er merkte, daß der infernalische Lärm wenn möglich noch lauter geworden war.

Hallowes brüllte immer noch.»Das wird sie ganz schön ins Grübeln bringen«, schloß er. Offenbar hatte er mit dem Leben abgeschlossen und alle Angst verloren.

Evans schob Adam den Säbel des Fünften Offiziers in die Hand, und dann starrten sie einander an, so verwirrt wie zwei Fremde, die sich zufällig begegnet waren.

Doch mit Adams Hörvermögen war auch sein Gedächtnis zurückgekehrt und drängte ihn nun zu handeln.

«Also los, bringen wir es hinter uns!«hörte er sich selbst sagen. Der scharfe Ton seiner Worte erinnerte ihn an seinen Onkel, und das wiederum brachte ihn auf eine Idee.

«Ich kann sie nicht mehr aufhalten!«schrie Tyrrell gellend.

Er hieb seinen Belegnagel in den Schädel eines Franzosen, der sich über die zerfetzten Hängemattsnetze rollen wollte, und holte mit seinem Entermesser nach einem anderen aus.

Bolitho vergeudete keine Zeit mit Antworten; Feuer wühlte in seinen Lungen, und sein Schwertarm schien ihm so schwer wie Blei, als er abermals einen Enterer durchbohrte und über die Besanrüsten außenbords fallen sah.

Es war hoffnungslos. War von Anfang an hoffnungslos gewesen. Das ganze obere Batteriedeck schien von Feinden zu wimmeln, während sich die Besatzung von Achates auf Achterdeck und Hütte zusammendrängte und verzweifelten Widerstand leistete.

Bolitho sah, daß Allday sein Entermesser hob, weil ein Franzose zwischen den Streben der Querreling aufs Achterdeck kletterte; das

Entsetzen in seinem Gesicht wich triumphierender Schadenfreude, als der Mann begriff, daß der englische Bootsführer sich aus unerfindlichen Gründen nicht bewegen konnte.

Bolitho sprang über den Körper eines verwundeten Seesoldaten und stach mit dem Säbel blindlings durch die Reling. Er fühlte die Spitze der Klinge vom Schulterblatt des Franzosen tiefer in seinen Körper gleiten und riß sie zurück, als der Mann schreiend nach unten außer Sicht fiel.

Bolitho legte einen Arm um Allday und zog ihn von der Reling zurück.

«Langsam, Mann!«Er wartete, bis Midshipman Ferrier ihm zu Hilfe kam, und setzte dann hinzu:»Du hast genug getan!»

Allday wandte den Kopf und starrte ihn mit blutunterlaufenen Augen unglücklich an.»Es ist mein Recht, zu.»

Ein Streifschuß zerriß Bolithos Uniformrock; aus dem Augenwinkel sah er verschwommen, daß Langtry, der Schiffsprofoß, den Scharfschützen mit einem Enterbeil umhackte.

Sie starben alle. Und wozu?

Eine neue, überraschend heftige Explosion stieß beide Rümpfe knirschend gegeneinander. Einen Moment lang glaubte Bolitho, daß ein Pulvermagazin in die Luft geflogen sei und nun beide Schiffe in einem einzigen gräßlichen Fanal eingeäschert würden.

Aber dann verhielten Säbel und Entermesser untätig mitten in der Bewegung, die Marineinfanteristen vergaßen ihr verzweifeltes Bemühen, so schnell wie möglich nachzuladen, und starrten hinüber, wo der turmhohe Großmast des Franzosen zu wanken begann. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, so daß selbst einige Verwundete sich aufrichteten und zusahen oder Freunde durch Rufe auf das Schauspiel aufmerksam machten.

Bolitho ließ den Arm sinken, dessen Muskeln wie von tausend Nadelstichen schmerzten.

Heiser rief Knocker:»Bei Gott, da geht er hin!»

Erst langsam, dann immer schneller, begann der hohe Mast zu kippen. Mars- und Bramstenge, Rahen und aufgegeite Segel brachen und zerplatzten, stehendes und laufendes Gut riß wie dünne Bindfäden, konnte das ungeheure Gewicht weder halten noch bremsen. Die Marsgräting mit ihren Drehbassen und Brustwehren barst entzwei und ließ die Besatzung hinunterfallen; die Toppsgasten folgten, gezogen vom Rigg der Stenge, die sich krachend durch das Deck bohrte.

Selbst auf Achates spürte Bolitho die Erschütterung und das Gewicht des gebrochenen Mastes; das Deck neigte sich unter seinen Füßen in einem steileren Winkel.

Aus cen ziehenden Rauchschwaden erklang ein Trompetensignal, und die Enterer zogen sich zurück, bis sie auf dem Vorschiff ein dichtes Knäuel bildeten. Sie handelten dem uralten Instinkt des Seemannes gemäß, dem die Rettung des eigenen Schiffes über alles geht.

Bolitho räusperte sich mit kratzender Kehle und rief:»Zu mir, Leute von Achates!»