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So wie jetzt.

Frane blieb reglos stehen, bis der Schwindelanfall vorüber war, dann trat er mit einem entschlossenen Schritt aus dem Schatten heraus und begann den Platz zu überqueren. Niemand nahm Notiz von ihm - warum sollten sie auch? -, und er erreichte das Haus der Borden unbehelligt.

Als er die Tür öffnen wollte, trat ihm McGillycaddy entgegen. Der hochgewachsene, schwarzbärtige Schotte hatte im Schatten gewartet, so daß Frane ihn nicht hatte sehen können, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war alles andere als freundlich.

»Wo bist du gewesen?« fuhr er Frane an, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. »Loyd und du hatten Befehl, auf die Borden aufzupassen.«

»Ich weiß«, erwiderte Frane trotzig - und mit aller Kraft darum bemüht, sich seinen Schrecken nicht zu deutlich anmerken zu lassen. »Dieser Craven ist gekommen, und...«

»Das weiß ich selber«, schnauzte McGillycaddy.

»Habt ihr... habt ihr die Borden wieder eingefangen?« fragte Frane stockend.

McGillycaddy nickte. »Das war nicht nötig. Aber ich habe dich gefragt, wo du gewesen bist.«

Etwas im Klang seiner Worte ließ Frane aufhorchen. McGillycaddys Stimme klang lauernd. Auf eine boshafte warnende Art lauernd. Franes Gedanken überschlugen sich. Wenn sie die Borden wieder eingefangen hatten, mußte er damit rechnen, daß McGillycaddy alles wußte. Er mußte vorsichtig sein.

»Craven hat mich gezwungen, ihm den Weg zum See zu zeigen«, sagte er. »Aber ich konnte ihm entkommen.«

»Wo ist er jetzt?« schnappte McGillycaddy. »Im Gut?«

Frane schüttelte den Kopf. »Im See«, antwortete er. »Er ist hinuntergetaucht, mit so 'nem komischen Apparat. Er sagte, daß er damit unter Wasser atmen kann.«

Ein häßliches Lächeln huschte über McGillycaddys Gesicht. »In den See, so?« wiederholte er. »Nun, dann wird man sich um ihn kümmern. Dieser Narr nimmt uns sogar die Arbeit ab, ihn zu erledigen. Gut.« Er überlegte einen Moment. »Warte hier«, sagte er dann. »Es wird Zeit, daß wir zur Küste kommen, aber vorher habe ich noch eine Aufgabe für dich.«

Er drehte sich herum und verschwand im Haus, und Frane blieb allein zurück. Seine Hände zitterten, und eine lautlose Stimme in seinen Gedanken flüsterte ihm zu, daß er sich umdrehen und verschwinden sollte, solange er das noch konnte.

Aber er blieb. Schließlich war da noch Cravens Befehl, die Borden in Sicherheit zu bringen.

Seine Geduld wurde nicht lange strapaziert. Nach wenigen Augenblicken schon kam McGillycaddy zurück, von zweien seiner Anhänger begleitet - und Several Borden, die mit steinernem Gesicht zwischen den beiden Männern einherging.

Auf einen Wink McGillycaddys hin überquerten sie den Platz, blieben aber dicht neben dem Scheiterhaufen noch einmal stehen. McGillycaddy blickte sich suchend um, schüttelte den Kopf und begann mit leiser Stimme zu einem seiner beiden Begleiter zu sprechen.

Langsam und mit Bewegungen, die wie zufällig aussehen sollten, näherte sich Frane Several Borden. Die Frau blickte ihn an, aber in ihren Augen stand nicht das geringste Erkennen. Der Schock, abermals in die Hände der fanatischen Dagon-Anbeter gefallen zu sein, mußte sie betäubt haben.

Frane blieb stehen, drehte sich so, daß McGillycaddy sein Gesicht nicht sehen konnte, und berührte Several Borden an der Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

»Lassen Sie sich nichts anmerken«, wisperte er. »Aber ich bin auf Ihrer Seite. Craven schickt mich. Ich bringe Sie hier weg. Wir hauen ab, sobald keiner hersieht. Haben Sie das verstanden?«

Several Borden drehte ganz langsam den Kopf. Auf ihrem Gesicht erschien ein verwunderter Ausdruck. »Aber warum sollte ich das?« fragte sie laut.

Frane fuhr zusammen wie unter einem Hieb. »Sind Sie verrückt?« keuchte er.

»McGillycaddy wird Sie hören!«

Several blinzelte verwirrt, dann drehte sie sich herum, deutete auf Frane und sagte laut: »Dieser Mann ist in Cravens Auftrag hier, McGillycaddy. Er will, daß ich mit ihm fliehe.«

Frane schrie vor Schrecken auf, wirbelte herum - und erstarrte, als ihm einer von McGillycaddys Männern den Weg vertrat. Dann ergriffen starke Hände seine Arme und drehten sie auf den Rücken. Eine Hand krallte sich in sein Haar und riß seinen Kopf in den Nacken.

»So?« sagte McGillycaddy lächelnd. Er kam näher, blieb in zwei Schritten Entfernung stehen und grinste hämisch. »Du bist also in Cravens Auftrag hier, wie? Hast du dich entschlossen, die Seiten zu wechseln, oder hast du mittlerweile auch noch den letzten Rest deines bißchen Verstandes versoffen?«

»Bittet« keuchte Frane. »Craven hat... hat mich gezwungen. Ich hatte keine Wahl!«

McGillycaddy lachte häßlich. »Das ist dein Pech, Frane«, sagte er »Du hättest eben aufpassen müssen. Jedenfalls war es dein letzter Fehler.« Das Lächeln auf seinen Zügen erlosch übergangslos. Plötzlich hob er den Arm und deutete auf die beiden Männer, die Frane hielten.

»Werft ihn ins Feuer«, sagte er.

Frane schrie auf. Wie von Sinnen begann er um sich zu treten und gegen den Griff der beiden Männer anzukämpfen. Aber sie waren stark.

Viel zu stark für Frane.

Ich ging nicht in Nemos Kabine zurück, wie er wohl erwartete, sondern stürmte geradewegs hinunter zum Heck der NAUTILUS. Hinter meiner Stirn schienen die Gedanken wild durcheinanderzuwirbeln; ich hatte Mühe, mich überhaupt auf den Weg zu konzentrieren, und noch viel mehr Mühe, mir darüber klarzuwerden, was ich eigentlich wollte.

Nun, so genau wußte ich das selbst nicht in diesem Moment. Das einzige, was ich wußte, war, daß ich den Teufel tun und in meine Kabine gehen und warten würde, was geschah. Vielleicht würde ich sterben, wenn ich hinausging. Es machte keinen großen Unterschied. Ob ich in einer Minute oder ein paar Stunden tot war, konnte mir im Grunde egal sein. Hauptsache, ich unternahm etwas.

Ich erreichte die Tauchkammer, bückte mich unter der niedrigen Tür hindurch und atmete erleichtert auf, als ich den kuppelförmigen Raum menschenleer fand. Wasser war durch die Luke eingedrungen und hatte die Kammer mehr als zur Hälfte geflutet. Rasch verriegelte ich das Schott hinter mir, watete durch das eiskalte Wasser zur gegenüberliegenden Wand und begann einen der schweren Unterwasseranzüge aus seiner Halterung zu lösen. Meinen Stockdegen hatte ich in Nemos Kabine zurückgelassen, aber ich verwarf den Gedanken, zurückzugehen und ihn zu holen. Howard kannte mich mindestens ebensogut wie ich ihn. Ich konnte von Glück sagen, wenn er aus mei nem dramatischen Abgang nicht bereits die richtigen Schlüsse gezogen hatte und sich auf dem Weg hier herunter befand, um mich von meinem Tun abzuhalten.

Mühsam legte ich den klobigen Unterwasseranzug an, überzeugte mich davon, daß das Atemgerät auf seinem Rücken mit frischen Oxygenpatronen gefüllt war, und schraubte den Helm auf. Es war ein sonderbares Gefühl, im Inneren dieser zweiten, zähen Haut zu stecken.

Tausend Gründe, aus denen mein Vorhaben gar nicht gut gehen konnte, schössen mir durch den Kopf, während ich Stück für Stück meine Ausrüstung vervollständigte. Ich verwarf sie alle. Ich hatte das sichere Gefühl, daß unser aller Leben ohnehin keinen Penny mehr wert war, wenn wir Dagon nicht aufhielten. Als ich fertig war, war ich in Schweiß gebadet, denn im Inneren des Anzuges herrschte eine geradezu mörderische Hitze, und hinter meiner Stirn war noch immer ein unangenehmes, wenn auch nicht mehr heftiges Schwindelgefühl. Meine Knie zitterten, als ich zur Mitte der Kammer ging und mich in den runden Schacht fallen ließ, der nach draußen führte.

Die Schwärze schien zugenommen zu haben. Um mich herum war vollkommene Dunkelheit. Ich merkte nicht einmal, daß ich die NAUTILUS verließ, bis unter meinen Füßen plötzlich der feine Sand des Seebodens war.

Ich zögerte einen Moment, versuchte mich zu erinnern, in welche Richtung ich gehen mußte, und tastete mich blind durch das tintenschwarze Wasser.