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»Warum haben Sie ihn erschossen, Sie Idiot?« fauchte ich. »Hätte ich vielleicht warten sollen, bis er Ihnen einen neuen Scheitel gezogen hätte?« fragte McGillycaddy trotzig.

Ich fegte seine Worte mit einer ärgerlichen Handbewegung zur Seite. »Eine Kugel in die Schulter hätte genügt, McGillycaddy. Aber es macht Ihnen Spaß, zu töten, nicht?« McGillycaddy schob trotzig die Unterlippe vor. »Der Kerl wollte Sie umbringen, Craven«, sagte er. »Was ist das überhaupt für einer? Wo kommt er her?«

»Warum fragen Sie ihn nicht?« sagte ich wütend.

Ein betroffener Ausdruck erschien auf McGillycaddys Gesicht. Aber er fing sich sofort wieder, hob sein Gewehr und versetzte mir einen unsanften Stupser in die Rippen. Als Revanche trat ich ihm auf die Zehen, als ich an ihm vorbeiging und die Kabine verließ, und McGillycaddy verpaßte mir einen weiteren Stoß in den Rücken. Ich war klug genug, das Spielchen nicht fortzuführen.

Das Chaos im Mannschaftsraum hatte sich ein wenig gelegt, als ich zusammen mit McGillycaddy zurückkam. Die Dagon schwankte noch immer wie ein winziges Ruderboot, aber zumindest hatten die furchtbaren Schläge aufgehört; das Schiff schien seinen eigenen Rhythmus im Sturm gefunden zu haben. Die Katastrophe war nicht ganz so schlimm, wie es zuerst ausgesehen hatte. Zahlreiche Männer und Frauen waren verletzt, und es schien einige gebrochene Arme und Beine gegeben zu haben. Aber niemand war tot oder lebensgefährlich verwundet.

»Was geht dort oben vor?« fragte McGillycaddy mit einer Kopfbewegung nach oben zur Treppe und dem Oberdeck. »Werden wir angegriffen?«

»Warum schauen Sie nicht nach?« fragte ich patzig. McGillycaddy schürzte die Lippen, warf sein Gewehr auf den Tisch und funkelte mich an. »Okay, Craven«, sagte er wütend. »Es geht auch ohne Sie. Ich wollte Ihnen eine Chance geben. Stanley ist auf dem Weg nach oben und sieht nach. Wenn er zurückkommt, wissen wir ohnehin Bescheid. Wo ist Dagon?«

»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß ich es nicht weiß«, fauchte ich. »Jennifer und er sind verschwunden. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wir müssen das Schiff verlassen!« McGillycaddy starrte mich an, als zweifle er ernsthaft an meinem Verstand. Wahrscheinlich tat er es. »Was haben Sie gesagt?« fragte er blöde. »Kennen Sie sich hier aus?« fragte ich. »Wissen Sie, ob es Rettungsboote gibt?«

»Sind Sie übergeschnappt?« murmelte McGillycaddy. »Warum sollten wir die Dagon verlassen - nur wegen ein bißchen Seegang? Sie...«

»Zum Teufel, es ist mehr als ein bißchen Seegang!« unterbrach ich ihn aufgebracht. »Die Dagon wird untergehen!«

McGillycaddy keuchte. »Das meinen Sie nicht ernst, Craven«, sagte er. »Dagon würde uns nicht im Stich lassen. Keine Macht der Welt kann diesem Schiff gefährlich werden.«

»Warum gehen Sie nicht nach oben und sehen nach?« schlug ich vor.

Eine endlose Sekunde lang starrte McGillycaddy mich an, dann fuhr er herum, riß mit einer wütenden Bewegung sein Gewehr vom Tisch und deutete zum Ausgang. »Genau das werden wir tun, Craven. Und Sie kommen mit.« Er fuhr herum. »Phers, Hunter - ihr kommt mit uns. Die anderen bleiben hier.« Die beiden Angesprochenen traten gehorsam an unsere Seite, als wir den Raum abermals durchquerten und zur Treppe gingen. Phers stieß die Tür auf, trat gebückt hindurch - und blieb mitten im Schritt stehen, erstarrt wie eine lebensgroße, steinerne Puppe.

»Was ist los?« fauchte McGillycaddy ungeduldig. »Warum gehst du nicht weiter, Kerl?« Unwillig packt er Phers bei der Schulter und riß ihn herum. Im nächsten Moment brach ein erstickter Laut über seine Lippen.

Das Gesicht seines Gefolgsmannes hatte sich in eine blutige Maske verwandelt. Seine Augen waren weit geöffnet, aber er war bereits tot.

Aus seiner Stirn ragte ein fünfzackiger Metallstern...

»Hier entlang!« Dagon deutete ungeduldig auf einen niedrigen, halb hinter aufgerollten Tauen und Segeltuch verborgenen Durchgang. »Schafft Platz! Rasch!«

Die beiden menschengroßen Froschkreaturen, denen der Befehl galt, machten sich eifrig daran, das Hindernis beiseite zu schaffen, während Dagon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat und immer wieder in den dunklen Gang zurückblickte, aus dem sie gekommen waren.

Fast ein Dutzend seiner Diener - alle, die ihn an Bord dieses Schiffes begleitet hatten und noch lebten - waren zurückgeblieben, um seine Flucht zu decken. Trotzdem wußte er nicht, ob die Zeit reichen würde.

»Beeilt euch!« drängte er ungeduldig. Aus dem Gang hinter ihm erscholl ein furchtbarer röchelnder Laut, gefolgt von einem widerlichen Reißen, als schnitte Stahl durch Seide. Dagon schauderte. Er wußte, wie stark und schnell seine Diener waren - schließlich hatte er sie zu dem einzigen Zweck erschaffen, zu kämpfen -, aber gegen die unheimlichen Männer in den schwarzen Kleidern waren sie hilflos wie Kinder. Ein einziger von ihnen hatte vor seinen Augen ein halbes Dutzend seiner Diener getötet.

»Was bedeutet das, Dagon?« wimmerte Jennifer neben ihm. »Warum bleibst du nicht zurück und findest es heraus?« schnappte Dagon wütend. »Niemand zwingt dich, mit mir zu kommen!«

»Aber wieso fliehen wir?« fragte Jennifer. Ihre Augen waren weit vor Schrecken. Sie zitterte. »Du kannst sie nicht alle zurücklassen! Du mußt kämpfen, Dagon - du... du mußt sie beschützen!«

Ungeduldig wandte Dagon den Blick. Die beiden krötenähnlichen Wesen hatten das Hindernis fast beiseite geräumt, und hinter dem niedrigen Durchgang war ein weiterer, allerdings völlig leerer Raum zum Vorschein gekommen. Vor seiner Rückwand war ein fünfzackiger Stern auf den Boden gemalt worden. Seine Linien schienen zu flimmern, als wären sie nicht real, sondern nur Illusionen aus Licht.

»Bitte, Dagon! Du bist ein Gott. Du kannst nicht alle im Stich lassen, die dir vertraut habenl«

Widerwillig blickte Dagon auf das schwarzhaarige Mädchen hinunter. »Es gibt nichts, was ich für sie tun könnte«, sagte er. »Es tut mir leid, Jennifer. Ich kann mein Leben retten und deines, wenn du willst, aber das ist alles.«

Das war nicht die Wahrheit, und sie wußten es beide. Es waren nicht die Drachenkrieger, vor denen er floh. Nicht einmal sie hätten ihm wirklich gefährlich werden können, hätte er sie mit seiner ganzen dämonischen Macht angegriffen. Es war das, was mit ihnen gekommen war, vor dem er davonlief. Das Chaos, das nach der Dagon griff und sie vernichten würde. Sie und alles, was an Bord war.

»Wir müssen fliehen, Jennifer«, sagte er noch einmal, und sehr viel sanfter jetzt. »Es tut mir leid, aber das ist der einzige Weg. Wir... wir haben zu lange gewartet. Der Feind ist auf uns aufmerksam geworden. Die Dagon wird untergehen.«

Jennifer erbleichte. »Und... die anderen?« fragte sie stockend. »Meine Mutter und... und alle, die dir vertraut haben? Du kannst sie nicht im Stich lassen.«

»Ich kann nichts für sie tun!« sagte Dagon wütend. »Sie sterben so oder so - willst du mit ihnen sterben? Oder mir folgen und leben?«

Jennifer starrte ihn aus brennenden Augen an, drehte sich herum und blickte auf das sanft leuchtende Pentagramm in der angrenzenden Kammer. »Das ist... eines der Tore, von denen du mir erzählt hast, nicht wahr?« fragte sie. Dagon nickte. »Warum... warum können die anderen es nicht benutzen? Du kannst sie retten, DagonI« Der letzte Satz klang wie ein Schrei. Statt einer Antwort deutete Dagon stumm auf den Gang, aus dem sie gekommen waren. Der Kampflärm war nähergerückt. Er konnte spüren, wie seine Diener starben, während sie versuchten, die unheimlichen Angreifer aufzuhalten. »Geh und hole sie«, sagte er.