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CHARITY

von Wolfgang Hohlbein im Bechtermünz Verlagsprogramm:

Charity 01 - Die beste Frau der Space Force

Charity 02 - Dunkel ist die Zukunft

Charity 03 - Die Königin der Rebellen.

Charity 04 - In den Ruinen von Paris

Charity 05 - Die schlafende Armee

Charity 06 - Hölle aus Feuer und Eis

Charity 07 - Die schwarze Festung

Charity 08 - Der Spinnenkrieg

Charity 09 - Das Sterneninferno

Charity 10 - Die dunkle Seite des Mondes

Charity 11 - Überfall auf Skytown

Charity 12 - Der dritte Mond

Charity und ihre Freunde finden keine Ruhe. Erneut greifen die schwarzen Riesen‹ an. Ihr Interesse gilt vor allem dem - rätselhaften Gurk und dem gestohlenen Rochenschiff.

Auch diesmal können die Fremden abgewehrt werden. Doch Gurk hat das Mißtrauen des Hohen Rates von Skytown geweckt. Und auch Charity hat ein eigenartiges Gefühclass="underline" Wieso kommen ihr die Fremden so vertraut vor? Bei einer Untersuchung des fremden Rochenschiffes entdeckt sie roten Sand - Sand vom Mars.

Als man Teleskope auf den Planeten richtet, macht man eine phantastische Entdeckung... Für Charity und ihre Freunde beginnt ein neues Abenteuer.

Ein brandneuer Roman aus Wolfgang Hohlbeins actionbetonter SF-Reihe.

Wolfgang Hohlbein

Der dritte Mond

Roman

BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH

Band 23 213

Erste Auflage: Juni 1999

© Copyright 1999 by Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co..

Lektorat: Wolfgang Neuhaus / Stefan Bauer

Titelbild: Luis Royo / Norma Agency, Barcelona

Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg

Printed in France

ISBN 3-404-23213-5

1

Rechts und links von Charity kochte der Boden. Die Lasersalven hatten dem gepanzerten Rumpf des Rochenschiffes nichts anhaben können und nur schwarze Rußspuren auf dem kupferfarbenen Metall hinterlassen, doch allein schon die reflektierte Energie hatte den Betonbelag des Platzes wie Butter geschmolzen.

Die Hitze strich wie eine unsichtbare glühende Hand über Charitys Rücken, und wie um das Maß voll zu machen, strampelte die zwergenhafte Gestalt unter ihr ununterbrochen mit den Beinen und trat ihr dabei so heftig in den Leib, daß ihr die Luft wegblieb. Sie schrie Gurk zu, daß er damit aufhören sollte, aber wahrscheinlich verstand er ihre Worte gar nicht. Das Heulen der Sirenen, die Schreie, das Getöse der heranrasenden Jäger und das Donnern ununterbrochener Explosionen verschluckten jeden anderen Laut.

Es war die Hölle.

Und sie hatte gedacht, es wäre vorbei!

Charity hob den Kopf, schaute prompt in den grellgrünen Laserblitz einer weiteren Salve, die den Rumpf des Rochenschiffes über ihr schwärzte, und erkannte instinktiv die Gefahr, in der sie schwebte.

Blitzschnell griff sie zu, krallte die Hände in Gurks dürre Schultern und warf sich zur Seite, wobei sie Gurk mit sich riß. Aneinandergeklammert rollten sie über das geriffelte Metall der Rampe, fielen über deren Rand und stürzten gut anderthalb Meter in die Tiefe, während eine Flut allesverzehrender wabernder Hitze dort entlangstrich, wo sie gerade noch gelegen hatten.

Der Aufprall war dermaßen hart, daß Charity um ein Haar das Bewußtsein verloren hätte. Gurk wog zwar kaum mehr als ein zehnjähriges Kind, landete aber prompt auf ihrer gebrochenen Rippe, die sich wie ein glühender Dolch noch ein Stück tiefer in Charitys Brustkorb bohrte. Und wenngleich sie der Lasersalve entgangen waren, war die Hitze noch immer grauenhaft.

Gurks Kleid begann zu schwelen, und für zwei oder drei Sekunden tobte und kreischte der zwergenwüchsige Außerirdische wie irrsinnig in Charitys Griff. Sie ließ trotzdem nicht los, packte ihn im Gegenteil sogar noch fester und versuchte gleichzeitig, ungeschickt auf die Füße zu kommen.

»Laß mich los, verdammt noch mal!« kreischte Gurk. »Du bringst mich ja um!«

Er versuchte weiter, sich aus ihrem Griff zu befreien, doch seine Kraft reichte nicht einmal annähernd. Aber seine wild strampelnden Füße hämmerten schmerzhaft gegen Charitys Knie, so daß sie beinahe schon wieder gestürzt wäre, als sie losrannte.

Über ihnen schien für einen Moment der gesamte Himmel in Flammen aufzugehen, als das Rochenschiff, das soeben auf sie geschossen hatte, ins Kreuzfeuer der Flugabwehr geriet und explodierte.

Schon der erste Angriff der Fremden hatte die Verteidigungscomputer zerstört, so daß die Männer an den Geschützen manuell zielen mußten, aber sie schossen sich allmählich ein. Charity hatte nicht mitgezählt, schätzte aber, daß die Angreifer mindestens ein Dutzend Schiffe verloren hatten, seit der Überfall begonnen hatte.

Trotzdem gaben sie nicht auf. Die tödlichen Rochenschiffe schienen ganz im Gegenteil in immer rascherer Folge am Himmel über der Basis aufzutauchen, nur um ins Feuer der Flugabwehr zu geraten oder von den Vipern abgeschossen zu werden, die in rascher Folge aus den unterirdischen Hangars aufstiegen.

Ganz abgesehen davon, daß dieser neuerliche Überfall militärisch nicht den geringsten Sinn machte, war es der reine Selbstmord.

Was allerdings nichts daran änderte, daß er eine tödliche Gefahr darstellte. Charity zog den Kopf ein, als rings um sie herum die Trümmer des explodierten Rochenschiffes niederregneten. Aus ihrem Spurt wurde ein groteskes, hakenschlagendes Hüpfen, das keiner bestimmten Richtung folgte. Das Feuer am Himmel erlosch, aber praktisch im gleichen Sekundenbruchteil tauchte bereits ein neues Rochenschiff am Himmel auf.

Charity hatte das verrückte Gefühl, daß es buchstäblich aus dem Nichts materialisierte. Der Pilot visierte das Schiff an, mit dem Gurk gekommen war, aber die Laser feuerten nicht. Statt dessen zwang der Pilot seine Maschine in eine enge, wahnsinnig schnelle Kehre - und hielt genau auf sie zu!

Charity wußte zwar, daß es vollkommen unmöglich war, doch für eine oder zwei Sekunden war sie felsenfest davon überzeugt, daß dieser selbstmörderische Angriff einzig und allein ihr galt.

In der dritten Sekunde wußte sie, daß es so war.

Die Laserkanonen des Rochenschiffes schleuderten zwei grellgrüne, leuchtende Blitze in ihre Richtung, die Gurk und Charity nur um Haaresbreite verfehlten und den Beton hinter ihnen in glutflüssige, brodelnde Lava verwandelten.

Dann raste das Rochenschiff über sie hinweg, kippte über die linke Tragfläche ab und begann ein kompliziertes Dreh- und Wendemanöver, um zu einem neuerlichen Angriff anzusetzen.

Auf dem Scheitelpunkt seiner Bahn wurde das Schiff von einer Lanze aus weißem Licht getroffen und regelrecht aufgespießt. Die linke Tragfläche explodierte in einem grellen Blitz. Der Rest des Schiffes begann sich wie ein gigantischer Kreisel zu drehen, wobei er Flammen, brennenden Treibstoff und weißglühende Trümmerstücke in alle Richtungen schleuderte; dann schlug es in zwei- oder dreihundert Metern Entfernung auf.

Charity erwachte endlich aus ihrer Erstarrung und rannte weiter. Sie mußte ein Gebäude erreichen, irgendein Gebäude. Natürlich war ihr Gedanke von vorhin unsinnig - dieser Angriff galt ganz bestimmt nicht ihr persönlich.

Aber auch ein Laserstrahl oder eine Rakete, die nicht persönlich gemeint waren, würden sie umbringen - ebenso wie ein brennendes Trümmerstück oder ein abstürzender Jäger, und von allem gab es ringsum mehr als genug.